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Jesus von Nazaret - Spuren und Konturen
Anton Vögtle (17.12.1910 - 17.3.1996) in memoriam
Ludger Schenke, Ingo Broer, Rudolf Hoppe, Peter Fiedler, Dieter Zeller, Johannes Nützel, Lorenz Oberlinner, Hildegard Gollinger, Hans Otto Zimmermann
Kohlhammer
EAN: 9783170169784 (ISBN: 3-17-016978-5)
384 Seiten, paperback, 16 x 23cm, 2004
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Ludger Schenke u.a.
Jesus von Nazaret -Spuren und Konturen
Die Autorinnen dieses Bandes unternehmen den Versuch, Botschaft und Wirken Jesu zu rekonstruieren, wobei sie sich primär auf die Überlieferung seiner Worte stützen. Bei Logien und Gleichnissen besteht die berechtigte Vermutung, Jesus selbst zu hören. Dagegen tritt die Überlieferung der Taten und Handlungen Jesu eher in den Hintergrund, da sie von einer zurückschauenden Perspektive und vom nachösterlichen Christusglauben geprägt ist.
Ein „objektives" Jesusbild kann es nicht geben. Zu unsicher ist die Quellenlage, zu vielschichtig sind die historische Wirklichkeit und die geschichtliche Wirkung Jesu. Gleichwohlist die Unerbittlichkeit der Frage nach dem irdischen Jesus auszuhalten, gerade um der historischen Wahrheit des Jesus von Nazaret willen.
Die Autorinnen:
Prof. Dr. Ingo Broer (Siegen), Prof. Dr. Peter Fiedler (Freiburg im Breisgau), Prof. em. Dr. Hildegard Gollinger (Heidelberg), Prof. Dr. Rudolf Hoppe (Bonn), Prof. Dr. Johannes Nützel (Bamberg), Prof. Dr. Lorenz Oberlinner (Freiburg im Breisgau), Prof. Dr. Ludger Schenke (Mainz), Prof. Dr. Dieter Zeller (Mainz), Stud.Dir. Dr. Hans Otto Zimmermann (Ettenheim).
Rezension
Die Frage nach dem „Historischen Jesus“ wird seit einiger Zeit neu gestellt (sog. third quest), nachdem sie auf Grund der schwierigen Quellenlage zwischenzeitlich als unbeantwortbar galt. Schon Albert Schweitzer hatte um 1900 die Leben-Jesu-Forschung für gescheitert erklärt. Obwohl es ein „objektives“ Jesusbild niemals wird geben können, hat die neuere Forschung doch strenge Kriterien entwickelt, welche Worte (und Taten) auf den historischen Jesus zurück gehen könnten. Zugleich hat sich die Quellenlage durch kritische Einbeziehung außerkanonischer Quellen (z.B. Thomasevangelium) ein wenig verbessert. – Die Autoren dieses Bandes stellen unerbittlich die historisch-kritisch verantwortete Rückfrage nach dem historischen Jesus - und das Gesamtbild lässt doch die Botschaft der historischen Person, des irdischen Jesus von Nazareth zumindest in Umrissen vor Augen treten. Wer sich vorschnell über die historisch-kritische Methodik entrüstet, möge die Akribie, das Bemühen um Kriteriologie und die wissenschaftliche Ernsthaftigkeit zumindest wahrnehmen … - Für Lehrer/innen, die Jesus im Unterricht thematisieren, eine unverzichtbare sachanalytische Voraussetzung allen didaktischen Bemühens.
Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7
Literaturhauptverzeichnis 15
Kapitel 1
Die Bedeutung der historischen Rückfrage nach Jesus
und die Frage nach deren Methodik (Ingo Broer) 19
1. Der Wandel der Frage nach Jesus in der Neuzeit 19
1.1 Der Beginn der Frage nach dem historischen Jesus in der Neuzeit mit Reimarus 19
1.2. David Friedrich Strauß und die mythische Interpretation der Evangelien 22
1.3 Die liberale Leben-Jesu-Forschung im 19. Jahrhundert 23
1.4 Die Wende am Anfang des 20. Jahrhunderts 23
1.5 Die Jesusfrage bei Bultmann 24
1.6 Die „Neue Frage" nach dem historischen Jesus 25
1.7 Die „Dritte Frage" nach dem historischen Jesus 26
2. Zurück zu Jesus - aber wie? 28
2.1 Die Notwendigkeit von Kriterien für die Rückfrage nach Jesus 28
2.2 Die Kriterien der Jesusforschung 30
2.3 Jesus in nichtchristlichen Quellenzeugnissen der Antike 38
3. Der Vorwurf der Beliebigkeit an die Jesusforschung 40
4. Weitgehend anerkannte Ergebnisse der Jesusforschung 41
Kapitel 2
Galiläa - Geschichte, Kultur, Religion (Rudolf Hoppe) 42
1. Das Land 43
2. Zur Geschichte Galiläas 44
3. Stadt und Land in Untergaliläa 49
4. Galiläische Städte 51
4.1 Sepphoris 51
4.2 Tiberias 53
4.3 Betsaida 54
4.4 Kafarnaum 55
5. Der Wirkungskreis Jesu - über Galiläa hinaus? 57
6. Konsequenzen 58
Kapitel 3
Die jüdischen Religionsparteien
und ihre Bedeutung für die Verkündigung Jesu (Rudolf Hoppe) 59
1. Sadokiden und Sadduzäer 61
1.1 Zur Quellenlage 61
1.2 Zur Geschichte 62
2. Inhaltliche Positionen 64
2. l Anthropologie und Theologie 64
2.2 Das Toraverständnis 65
3. Die Pharisäer 66
3.1 Zum Begriff 66
3.2 Das Problem der Quellenlage 67
3.3 Historische Rückfrage 69
3.4 Zum neutestamentlichen Pharisäerbild 73
3.5 Folgerungen 74
3.6 Jesus und die Pharisäer 76
4. Die Essener 78
4. l Die Quellenfrage 79
4.2 Zum Verhältnis der Essener zur Qumran-Gemeinschaft 81
4.3 Der „Lehrer der Gerechtigkeit" 82
5. Ein Fazit 83
Kapitel 4
Jesus und Johannes der Täufer (Ludger Schenke) 84
1. Im Banne des Täufers 84
2. Jesu Verhältnis zum Täufer 94
2.1 Jesus als Täuferjünger 94
2.2 Anknüpfungen an den Täufer 96
2.3 Unterschiede zwischen Jesus und dem Täufer 101
Kapitel 5
Die Botschaft vom kommenden „Reich Gottes" (Ludger Schenke) 106
1. Vorbemerkungen zum Sprachgebrauch 106
2. Was wussten Jesu Hörer über „Gottes Reich"? 110
2. l Gottes ewiges Königtum 110
2.2 Die eschatologische Erwartung von „Gottes Reich" 111
2.3 Die apokalyptische Erwartung des transzendenten „Reiches Gottes" 112
2.4 Ausblick 115
3. Die Zukünftigkeit des „Reiches Gottes" 116
4. Jesu Zuversicht in Gottes Zukunft 123
5. Nähe und Gegenwärtigkeit der Basileia 128
5.1 Naherwartung als Problem? 128
5.2 Der Bezug der Basileia zur Gegenwart 129
6. Entschlossenheit für das „Reich Gottes" 138
7. Das Gericht als Kehrseite der Basileia 142
Kapitel 6
Jesus als Wundertäter (Ludger Schenke) 148
1. Die Wortüberlieferung 149
2. Die Erzählüberlieferung vom Wundertäter Jesus 151
2. l Das historische Problem 151
2.2 Das Erzählinteresse der Wunderüberlieferung 152
2.3 Kurzer Überblick über die Erzählüberlieferung 155
2.4 Methodische Folgerungen 159
3. Wie hat Jesus seine Machttaten verstanden? 160
Kapitel 7
Gottes Vergebungsbereitschaft und Heilswille (Peter Fiedler) 164
1. Taten und Worte Jesu im Licht von Ostern 164
2. „Freund von Zöllnern" 166
3. Gleichnisse 169
3.1 Vorgaben im biblisch-frühjüdischen Glauben 169
3.2 Die Suche des Verlorenen (Lk 15,4-7par. Mt 18,12-14 sowie Lk 15,8) 171
3.3 Ein Pharisäer und ein Zöllner im Tempel (Lk 18,10-13[.14a]) 173
3.4 Von der Antwort auf die Vergebungsbereitschaft Gottes (Lk 15,11 -32) 174
3.5 Von der Maßlosigkeit der Güte Gottes (Mt 20,1-15) 176
3.6 Vom unverhofften Glück zweier Schuldner (Lk 7,41.42a) 180
3.7 Von der Weitergabe empfangener Güte (Mt 18,23-30a[bzw.34?]) 182
4. Das Gebet Jesu 184
4.1 Die jesuanische Herkunft und der ursprüngliche Sinn des Gebets 185
4.2 Die Gebetsanrede 186
4.3 Die „Dein"-Bitten 187
4.4 Die „Uns"-Bitten 189
Kapitel 8
Jesu weisheitliche Ethik (Dieter Zeller) 193
1. Die weisheitliche Eigenart mancher Gleichnisse und Logien 193
2. Themenkreise der ethischen Unterweisung Jesu im Stil der Weisheit 198
2. l Der Mensch und seine Habe 198
2.2 Vertrauen in die schöpferische Macht und väterliche Güte Gottes 201
2.3 Umgang mit dem Nächsten in Konflikten des Alltags 205
3. Jesu radikalisierte Weisheit und ihr Hintergrund 212
Kapitel 9
Jesus und die Tora (Ingo Broer) 216
1. Das Gesetzesverständnis des Judentums in der christlichen Exegese 217
1.1 Das Verständnis des nachexilischen Judentums als Religion des Gesetzes 217
1.2 Die Einseitigkeit der Bewertung des Judentums durch Wellhausen 217
2. Das Gesetz zur Zeit Jesu - Versuch einer Annäherung 220
2.1 Das Verständnis des Gesetzes in den einzelnen jüdischen Gruppen 221
2.2 Die besondere Betonung des Gesetzes seit dem Exil 222
2.3 Der Zusammenhang des mündlichen Gesetzes mit der schriftlichen Tora 222
2.4 Die Präexistenz der Tora 223
2.5 Die Gabe der Tora als Privileg Israels und die Erfüllung um ihrer selbst willen 223
2.6 Die Unaufhebbarkeit der Tora und ihre Anpassung an neue Gegebenheiten 224
2.7 Die gleiche Bedeutung aller Gebote der Tora 225
2.8 Die große Bedeutung der kultischen Gebote 225
3. Jesus und das Gesetz 226
3.1 Grundsätzlicher Bruch mit dem Gesetz? 228
3.2 Die Verschärfung der Forderungen des Gesetzes in den Antithesen 229
(Mt 5,21-48)
3.3 Jesus und die Ehescheidung 233
3.4 Jesus und der Sabbat 238
3.5 Jesus und die jüdische Reinheitstora 245
3.6 Die Gültigkeit des Zehntgebotes 250
3.7 Das Gesetz in der Verkündigung Jesu 252
3.8 Die Gründe für Jesu kritischen Umgang mit dem Gesetz 253
Kapitel 10
Die Faszination des Wanderpredigers (Johannes Nützel) 255
1. Zur Quellenlage und der Tragweite ihrer Eigenart 255
2. Zeugnisse aus dem Umfeld des Jesusgeschehens 256
2.1 Das „Nachfolgen" im Sprachgebrauch alttestamentlicher Schriften 256
2.2 Lehrer und Schüler in der rabbinischen Unterweisung 257
2.3 Prophetenschüler 258
2.4 Die Qumran-Gemeinschaft 260
3. Der Eintritt in die Nachfolge 260
3.1 Der machtvolle Ruf Jesu (Berufungsgeschichten) 260
3.2 Das Verzögerungs-Motiv in der synoptischen Überlieferung 262
3.3 Beeindruckt von Jesu Vollmacht - Eintritt in die Nachfolge nach Lk 5,1-11 263
3.4 Menschen gewinnen Menschen (Jüngergewinnungs-Geschichten) 265
3.5 Der Eintritt in die Nachfolge aus historischer Sicht 266
4. Nachfolge und Sendung Jesu 267
4.1 Die Überlieferung der Logienquelle (Lk 9,57-60; 10,2-16par.) 268
4.2 Die Aussendungsrede nach Markus (Mk 6,7-13) 269
4.3 Der Auftrag des Auferstandenen an die Jünger (Mt 28,16-20) 269
4.4 Nachösterliche Jüngerschaft und Gottesreich-Predigt in der Apostelgeschichte 270
4.5 Die Sonderrolle der „Zwölf 271
4.6 Die Sendung der Jünger aus historischer Sicht 271
5. Nachfolge und Lebens-Zeugnis der Jünger 272
6. Nachfolge als Teilnahme am Lebensweg Jesu 273
7. Fazit 274
Kapitel 11
Der Weg Jesu zum Leiden (Lorenz Oberlinner) 275
1. Geschichte oder Theologie? - Der Quellenwert der Passionsgeschichte 277
1.1Die Passionsgeschichte des Markusevangeliums in der Kritik 277
1.2 Wer ist verantwortlich für den Tod Jesu? 278
2. Jesu Tod als notwendige Konsequenz seines Wirkens? 280
3. Hat Jesus seinen Tod heilsmittlerisch verstanden und gedeutet? 281
3.1 Autoren, die die Frage positiv beantworten 281
3.2 Die Problematik einer auf Jesus zurückgeführten heilsmittlerischen Todes
deutung im Anschluss an Anton Vögtle 286
4. Aussagen und Situationen, die Jesu Todeserwartung bezeugen 291
4.1 Worte Jesu 291
Exkurs: Jesus und der Menschensohn 292
4.2 Ereignisse bzw. Verhaltensweisen Jesu, die für seine Todeserwartung
angeführt werden 3 01
Exkurs: Jesus „ Christus " 309
5. Fünf Thesen als Zusammenfassung 317
Kapitel 12
Frauen auf der Suche nach Jesus (Hildegard Gollinger) 319
1. Zur Problemgeschichte 320
2. Was ist feministische Theologie bzw. Exegese? 322
3. Schwerpunkte einer feministischen Sicht Jesu 325
3. l „Wahrer Gott und wahre Frau"? 325
3.2 Jesus - ein beziehungs-reicher Mensch 327
3.3 Der Kreuzestod Jesu - Heilsbotschaft mit Abschreckungseffekt? 330
3.4 Kyriake oder (Fmuen-JEkklesiat 332
4. Zurück zu Jesus von Nazaret 333
4.1 Markus: „Es waren aber auch Frauen..." (15,40f.) 334
4.2 Lukas: Das Zeugnis der Frauen - „leeres Geschwätz" (24,11) 338
4.3 Johannes: „Ich habe den Herrn gesehen" (20,18) 341
4.4 Jesus - „Freund und Anwalt der Frauen"? 344
5. Abschließende Reflexionen 346
Kapitel 13
Gleichnisse im Religionsunterricht (Hans Otto Zimmermann) 348
1. Religiosität Jugendlicher heute 348
1.1 Ergebnisse der Shellstudie 2001 348
1.2 Aufgabe des Religionsunterrichts 350
2. Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter in der Exegese 353
2.1 Die Gleichnisse Jesu 353
2.2 Anregungen aus der Geschichte der Gleichnisauslegung 354
2.3 Die Gleichnisse und der historische Jesus 357
2.4 Exegese von Lk 10,25-36 358
2.5 Die Intention der Beispielgeschichte 361
3. Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter im Religionsunterricht 364
3.1 Textverfremdung 364
3.2 Bildbeschreibung 365
3.3 Phantasiereise zum Gleichnis vom Barmherzigen Samariter als
Phantasiereise zur Persönlichkeitsentwicklung 368
3.4 Standbild - Der Barmherzige Samariter 369
3.5 Bibliodrama 370
3.6 Der Barmherzige Samariter und die Philosophie von E. Levinas 373
3.7 Zusammenfassung 376
Stellenregister 377
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