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Jena 1800 Die Republik der freien Geister
Jena 1800
Die Republik der freien Geister




Peter Neumann

Siedler-Verlag
EAN: 9783827501059 (ISBN: 3-8275-0105-9)
256 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, September, 2018

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Schlegel, Schelling & Co:

Eine Sternstunde des Geistes, meisterhaft zum Leben erweckt



Europa ist in Aufruhr, die alte Ordnung liegt in Trümmern. Und eine Gruppe von Dichtern und Philosophen beschließt, die Welt neu zu denken. Die führenden Köpfe - darunter die Brüder Schlegel mit ihren Frauen, der Philosoph Schelling und der Dichter Novalis - treffen sich im thüringischen Jena, um eine "Republik der freien Geister" zu errichten.

Was damals, um 1800, die Menschen bewegt hat, erscheint uns heute wieder merkwürdig vertraut: Wie können wir, in unruhigen Zeiten, unsere Freiheit und unsere Identität bewahren? Farbig und leidenschaftlich erzählt Peter Neumann von diesem geistigen Aufbruch in die Moderne. Eine Lesevergnügen - und ein großes Bildungserlebnis.
Rezension
Deutsche Klassik meets Deutscher Idealismus meets Romantik
Caroline Schlegel-Schelling, August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schlegel, Dorothea Schlegel, Friedrich W. J. Schelling, Novalis, Johann Gottlieb Fichte und Georg Wilhelm Friedrich Hegel wirkten um 1800 in Jena. Die thüringische Universitätsstadt – nicht Weimar – bildete zu der Zeit das geistige Zentrum „Deutschlands“, genauer des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Während die Französische Revolution 1789 den politischen Sturz des Absolutismus bewirkte, kam im es Reich ‚nur‘ zu einer „Geistesrevolution“. Einzige Ausnahme bildete die Mainzer Republik 1793, an der auch der Naturforscher und Revolutionär Georg Forster mitwirkte, mit dem Caroline Böhmer verkehrte. Die „Democratin“ wurde aufgrund ihrer Kontakte zu den Jakobinern in Festungshaft gesetzt, 1796 heiratete sie August Wilhelm Schlegel und zog mit ihm nach Jena. Welche Ideen und Denkfiguren wurden in der dortigen Gelehrtenrepublik entwickelt? Was verstanden ihre Denker unter Freiheit? An welchen kulturellen Veranstaltungen nahmen sie teil? Gab es persönliche Annäherungen zwischen den Mitgliedern der „Dichterkommune“?
Antworten auf diese Fragen liefert der Schriftsteller Peter Neumann in seinem historisch fundierten und unterhaltsamen Werk „Jena 1800. Die Republik der freien Geister“. Zentrale Gedankensplitter ihrer führenden Köpfe werden verständlich beleuchtet, wobei auch die Philosophie des in Königsberg weilenden in Jena aber präsenten Kant und die Aufführungen von Schillers Dramen unter Leitung von Goethe nicht zu kurz kommen. Dabei hätte auch Friedrich Schlegels Bildungstheorie eine genauere Würdigung erfahren können.
Neumann folgt in seinem Buch dem Spatial Turn in den Kulturwissenschaften, nach dem der Raum als eigenständige kulturelle Größe zu begreifen ist. Detailliert kann er räumliche Einflussfaktoren auf die Entwicklung des Gelehrtenzirkels nachweisen. Die in Jena vertretenen Positionen und Argumentationen werden zu Recht als zentraler Beitrag zum "geistigen Aufbruch in die Moderne“ charakterisiert; sie haben m.E. nichts an Aktualität eingebüßt. Neumanns gut lesbares Werk zur philosophischen Topographie lädt alle Philosophielehrkräfte dazu ein, dem im schulischen Unterricht vernachlässigten Deutschen Idealismus und seiner Philosophie des Geistes mehr Aufmerksamkeit zu schenken.
Fazit: Mit seinem schönen Buch „Jena 1800“, erschienen bei Siedler, hat Peter Neumann ein intellektuelles Lesevergnügen für alle an der deutschen Geistesgeschichte Interessierten vorgelegt und zugleich der einstigen Denkmetropole Jena ein literarisches Denkmal gesetzt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlegel, Schelling & Co.: die Geschichte eines philosophischen Aufbruchs

Jena 1800: Mit den Ideen der Französischen Revolution geraten nicht nur die politischen Verhältnisse in Europa ins Wanken. Eine ganze Generation von jungen Dichtern und Philosophen beschließt, die Welt neu zu denken. Die führenden Köpfe – darunter die Brüder Schlegel mit ihren Frauen, der Philosoph Schelling und der Dichter Novalis – treffen sich in der thüringischen Universitätsstadt an der Saale, um eine „Republik der freien Geister“ zu errichten. Sie stellen nicht nur gesellschaftliche Traditionen in Frage, sie revolutionieren mit ihrem Blick auf das Individuum und die Natur zugleich auch unser Verständnis von Freiheit und Wirklichkeit – bis heute. Farbig und leidenschaftlich erzählt Peter Neumann von dieser ungewöhnlichen Denkerkommune, die nicht weniger vorbereitete als den geistigen Aufbruch in die Moderne.
Inhaltsverzeichnis
Der Morgen danach 9

Erster Teil
Die unvollendete Revolution
Im Auge des Sturms: Eine Philosophie erfasst den Kontinent 13
Das Wagnis der Freiheit: Madame Böhmer probt den Aufstand 24
Mit besten Grüßen, Ihre Außenwelt: Fichte, Schelling und das Ich 37
Großes Theater: Die Zeit auf der Probe 47
Dresdner Kunstpause: In den Armen der Madonna 55

Zweiter Teil
Das geschenkte Jahr
Schönstes Chaos: Lucinde oder die Vermessenheit der Liebe 67
Das eingebildete Subjekt: Fichte vor dem Gesetz 76
Dienstbare Geister: Einmal zum Mond und zurück 90
Schlegeln und geschlegelt werden: Literarische Teufeleien 103
Der Alte vom Berg: Im Partadies mit Goethe 112
Intermezzo: Das vertagte Jahrhundert 120
Geschichte wird gemacht: Schiller und der Sturm auf die Salana 124
Ärger mit den Evangelisten: Novalis und die Religionen der Zukunft 131
Herrscher ohne Reich: Die Familie der herrlichen Verbannten 138

Dritter Teil
Der rastlose Weltgeist
Gemüsegärtner und Gelehrte: Spekulationen über dem Abgrund 147
Bleischwere Zeiten: Schelling unter Beschuss 160
Hegel und die Nussknacker: Philosophie ist kein Studentenfutter 169
Kant in fünfzehn Minuten: Germaine de Stael lässt bitten 184
Neuland bestellen: Im Bergwerk der Poesie 198

Am Vorabend 211

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Lebenswege: Was aus ihnen wurde 221
Zeittafel: Chronik der Ereignisse 228
Anmerkungen: Ausflüge in die Umgebung 232
Literatur: Grundlegendes, Abseitiges, Weiterführendes 247
Bildnachweis 252
Register 253