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Schelling Biographie
Schelling
Biographie




Xavier Tilliette

Klett-Cotta
EAN: 9783608942255 (ISBN: 3-608-94225-4)
595 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, Juli, 2004

EUR 32,50
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Götterliebling, Proteus, Dämin der Philosophie, Mitbegründer und Vollender des Deutschen Idealismus, der erste Denker Deutschlands - mit einem Wort: Schelling



Das faszinierende Tableau der Lebensgeschichte von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) entwirft Xavier Tilliette, der Nestor der Schelling-Forschung und einer der bedeutendsten Kenner des Deutschen Idealismus.



In allen Facetten schildert der Autor Leben, Persönlichkeit, Werk und Wirkung des "Proteus der Philosophie". Schelling, nicht Hegel, ist der eigentliche Vollender des Deutschen Idealismus. Seine Bedeutung für das 21. Jahrhundert zu ermessen steht noch aus. Eine Grundlage dafür bildet diese Maßstäbe setzende Biographie.
Rezension
Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854) gehört neben Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Johann Gottlieb Fichte zur Trias des deutschen Idealismus. Alle drei Philosophen wurden auf den Philosophielehrstuhl an der Universität Jena berufen. Während Hegels Bedeutung für moderne Soziologie und Fichtes Stellenwert für die Bewusstseinsphilosophie über die akademische Philosophie hinaus anerkannt ist, beschränkt sich die Auseinandersetzung mit Schellings Idealismus auf die Fachphilosophie. Umso verdienstvoller ist, dass zum 150. Todestag des großen Denkers die 1999 in französischer Sprache erschienene Lebensbeschreibung von Xavier Tilliette im Verlag „Klett-Cotta“ erschien. Im Vorwort zur deutschen Ausgabe schreibt der Jesuitenpater und langjährige Professor für Philosophiegeschichte, dass er die gegenüber dem französischen Werk ergänzte deutsche Ausgabe als die „eigentliche“ Schelling-Biographie ansieht (S. 9).
Auf 500 Seiten gibt Tilliette, der Nestor der Schelling-Forschung, eine hervorragende Darstellung von Leben und Werk des deutschen Philosophen. Auch der mit Schellings Ouevre bisher kaum Vertraute versteht dessen Identitäts-, Natur- und Religionsphilosophie. Tilliette gliedert seine Darstellung klar nach den einzelnen Lebensstationen von Schelling und geht in einem „Epilog“ auf die Wirkungsgeschichte des Denkers ein. Das Leben des in Leonberg geborenen, in Tübinger aufgewachsenen Philosoph, der Lehrstühle in Jena, Würzburg, Erlangen, München und zuletzt in Berlin inne hatte, wird von Tilliette historisch detailliert unter Heranziehung vielfältiger Quellen beschrieben. Dem französischen Philosophiehistoriker gelingt es in seinem Buch sehr gut, die „zwei verschiedenen Welten“, die das Alltagslebens und die „Welt des Werks“ (S. 159), in denen Schelling lebte, für den Leser anschaulich werden zu lassen.
Ausführliche Zitationen aus dem Werk Schellings und aus zeitgenössischen Briefen sowie mehr als 1600 Anmerkungen, in denen auch die Forschungslage diskutiert wird, zeugen von einer höchsten wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werdenden Arbeitsweise. Gleichzeitig schreibt Tilliette auch für den philosophischen Laien - auf hohem stilistischen Niveau - verständlich. Hilfreich für den Leser sind die im Buch abgedruckte Zeittafel sowie die „Erläuterungen zu den Hauptpersonen“.
Besondere Erwähnung verdient auch der „Epilog“ von Tilliette, in dem die Rezeptionslinien des Schellingschen Werks gesondert nach einzelnen Ländern aufgezeigt werden. Dem Tübinger Philosophieprofessor Walter Schulz mit seinem Werk „Die Vollendung des Idealismus in der Spätphilosophie Schellings“ ist es zu verdanken, dass im deutschsprachigen Raum die philosophiehistorische Bedeutung Schellings erkannt wurde (S. 487f.). In dem rezeptionsgeschichtlichen Abschnitt hätte Tilliette m.E. noch näher auf die Dissertation „Das Absolute und die Geschichte im Denken Schellings“ von Jürgen Habermas eingehen können.
Fazit: Wer sich über Schellings „System des transcendentalen Idealismus“ und seine Leben wissenschaftlich fundiert informieren möchte, dem kann die bei „Klett-Cotta“ erschienene, exzellente Biographie von Xavier Tilliette, die zum Standardwerk der Schelling-Forschung avancieren wird, nur zur Lektüre empfohlen werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Zum 150. Todestag des Philosophen am 20.8.2004 stellt Xavier Tilliette, der bedeutendste Schelling-Biograph, die Summe seiner Forschungen zum Leben und Werk Schellings vor.

Am 20. August 1854 stirbt der letzte große Philosoph und eigentliche Vollender des Deutschen Idealismus, Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775 – 1854), in Bad Ragaz in der Schweiz. Schelling ist eine der erstaunlichsten Begabungen der Goethezeit: Alles fliegt ihm zu, immer und überall ist er der jüngste, der erste, der beste: Mit 15 wird er in das Tübinger Stift aufgenommen, teilt mit Hölderlin und Hegel die Stube, beginnt mit 19 Jahren erste selbständige philosophische Entwürfe niederzuschreiben und wird als Götterjüngling gefeiert. Schelling hebt den Deutschen Idealismus aus der Taufe und mitbegründet seinen einzigartigen Ruhm. Mit 23 Jahren, Professor in Jena, wird er zum Abgott der Romantiker. Seine Liebe zu Caroline Schlegel löst einen Gesellschaftsskandal aus. 1809 stirbt Caroline; ihren Tod hat Schelling nie verwunden.

Schellings Einfluß ist weitverzweigt: Schopenhauer, Kierkegaard, Engels, Burckhardt, Bakunin, Nietzsche, Freud, Jaspers, Heidegger, Bloch, Habermas u. a. haben sich mit Schelling auseinandergesetzt. Auf Psychologen, Existenzialisten bis hin zu Ökophilosophen wirkt Schelling bis heute weiter. Seine Lebensleistung, Mitbegründer und der eigentlich Vollender des Deutschen Idealismus zu sein, lotet die große Biographie Tilliettes aus und belegt, daß Schellings Denken »mehr Zukunft als Vergangenheit« hat.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur deutschen Ausgabe 7

Kapitel 1
"Wenn das Kupfer als Trompete erwacht ..." 11

Kapitel 2
Reise- und Lehrjahre 43

Kapitel 3
Jena und die Gilde der Romantiker 69

Kapitel 4
Bamberg, Bocklet und die Jahrhundertwende 101

Kapitel 5
Das schwäbische Intermezzo und Würzburg 133

Kapitel 6
Der Zenit der Identität 159

Kapitel 7
Eine Wahlheimat 189

Kapitel 8
Trauer und Einsamkeit 213

Kapitel 9
"Nel mezzo del cammin" 241

Kapitel 10
Die große Werkstatt der Weltalter 263

Kapitel 11
"Es scheint, mein Weg soll immer einsamer werden." 282

Kapitel 12
Erlangen 307

Kapitel 13
Die große Rückkehr 330

Kapitel 14
Eine Odyssee des Geistes 352

Kapitel 15
Die Glorie Bayerns 367

Kapitel 16
In der Höhle des Drachen 397

Kapitel 17
"Prolixitas mortis" - das Vorlaufen zum Tod 427

Epilog
Nachwelt. Weiterleben 463


Anhang
Anmerkungen 499

Bibliographische Auswahl 549

Zeittafel 560

Erläuterungen zu den Hauptpersonen 570

Personenregister 577

Bildnachweis 595