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Interreligiöse Bildung Religiöse Vielfalt als religionspädagogische Herausforderung und Chance
Interreligiöse Bildung
Religiöse Vielfalt als religionspädagogische Herausforderung und Chance




Friedrich Schweitzer

Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579081854 (ISBN: 3-579-08185-3)
280 Seiten, paperback, 15 x 23cm, Juli, 2014

EUR 21,99
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Grundlegung interreligiösen Lernens in evangelischer Perspektive - analysestark, elementar, konkret.

Die Zeiten religiöser Homogenität sind vorbei. In einer religiös pluralen Gesellschaft sieht sich die Religionspädagogik vor allem in den Schulen ganz neuen Herausforderungen gegenüber. Wie kann in der religionspädagogischen Praxis mit der Vielfalt der Religionszugehörigkeit verantwortlich umgegangen werden? Wie kann es gelingen, die Chancen dieser Vielfalt zu identifizieren und zu nutzen, dabei die Probleme und Konflikte der Verschiedenheit aber nicht zu leugnen? Diesen Fragen stellt sich Friedrich Schweitzer in diesem Buch, das

- von den Wahrnehmungen und Erfahrungen von Kindern und Jugendlichen ausgeht,

- Interreligiosität von einem konsequent religionspädagogischen Zugang aus verfolgt,

- die Theologie und Selbstinterpretation der Religionen konstitutiv berücksichtigt und

- eine evangelische Perspektive im Dialog bietet.



Friedrich Schweitzer, Professor für Praktische Theologie/Religionspädagogik an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen, ist Autor immer wieder aufgelegter Veröffentlichungen zu Fragen der religiösen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
Rezension
Seit Langem schon ist die multireligiöse Gesellschaft in der Bundesrepublik Wirklichkeit geworden - und (nicht nur) in der schulischen Praxis stellt sich die Frage, wie religionspädagogisch verantwortungsvoll mit der Vielfalt von Religionszugehörigkeit von Kindern und Jugendlichen umgegangen werden soll. Friedrich Schweitzer legt dazu die erste umfangreiche Untersuchung aus dezidiert evangelischer Perspektive vor (was zumal in den Kapiteln 3 und 4 deutlich wird). Der Tübinger Religionspädagoge verwendet hierbei konsequent die Bezeichnung "Interreligiöse Bildung" für das, was gemeinhin mit "Interreligiösem Lernen" bezeichnet wird, womit Schweitzer eine Qualitätssteigerung in der Diskussion verknüpfen will (vgl. nur S. 33)

Nach einigen Vorüberlegungen im ersten Kapitel (S. 13-41) beleuchtet Schweitzer zunächst die religionspädagogische Diskussion um das "Interreligiöse Lernen" sozusagen von der Antike bis heute (S. 45-69), um anschließend theologische Verlautbarungen der EKD, der Systematischen Theologie, der katholischen Kirche u.v.a. vorzustellen (S. 70-109). Auch die Rolle der Religion in der Bildung und in der Gesellschaft kommen im Rahmen der theoretischen Hintergrundklärung zur Sprache (S. 110-125). Des Weiteren entfaltet der Autor so etwas wie eine Interreligionsdidaktik, wenn er interreligiöse Bildung definiert und Aufgaben sowie Kompetenzen interreligiösen Lernens aufzeigt (S. 129-160). Dabei hebt er hervor, dass sich interreligiöse Bildung nicht nur auf Schule beziehen kann und darf (S. 161-175). In einem verstärkt praxisorientierten Kapitel geht Schweitzer auf Fragen zur Elementarisierung der Inhalte interreligiöser Bildung ein (S. 179-219), bevor er abschließend Forderungen an eine dezidiert evangelische Religionspädagogik auf dem Hintergrund jüdischer und islamischer Religionspädagogik formuliert (S. 223-237).

Seine Stärken hat dieses Buch vor allem im (zweiten und) dritten Kapitel, wenn religionspädagogische und theologische Hintergründe des Interreligiösen Lernens bzw. der Interreligiösen Bildung beleuchtet werden. Schwächen zeigen sich im vierten Kapitel, das implizit nur den Islam resp. den Migrationshintergrund muslimisch geprägter Menschen in Deutschland in den Blick nimmt. In dem von Schweitzer mit "Bildungsprozesse gestalten" überschriebenen Teil hätte man sich mehr Konkretionen und Verdeutlichungen in Form von Beispielen gewünscht. Dennoch gelingt ein profunder und gut lesbarer Überblick über den Stand der Diskussion zur Interreligiösen Bildung.

Holger Zeigan (lehrerbibliothek.de)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

Kapitel 1: Ausgangspunkte und Zielsetzungen
1. Zugänge
1.1 Wie begegnen Kinder und Jugendliche anderen Glaubensweisen?
1.2 Gesellschaftliche Erwartungen zwischen Anpassungsforderungen, Ausgrenzung und Anerkennung
1.3 Erwartungen der Kirchen und Religionsgemeinschaften
2. Zum Verständnis interreligiöser Bildung
3. Ziele der Darstellung

Teil I: Hintergründe - Voraussetzungen - Klärungen

Kapitel 2: Interreligiöses Lernen in der Religionspädagogik - Stand der Diskussion und Aufgaben der Weiterentwicklung
1. Nicht-christliche Religionen im christlichen Religionsunterricht
2. Lernen aus Begegnung und Dialog
3. Gelebte Religion als Thema interreligiöser Bildung
4. Was kann und soll gelernt werden? Ziele interreligiöser Bildung
5. Interreligiöse Bildung nur als Anliegen der christlichen Religion?
6. Wie können interreligiöse Lern- und Bildungsprozesse gestaltet werden?
7. Zusammenfassende Überlegungen - notwendige Weiterentwicklungen

Kapitel 3: Theologische Hintergründe und Perspektiven
1. Zur Bildungsbedeutung evangelisch-theologischer Sichtweisen für interreligiöse Bildung
2. Zum Stand der Diskussion in der evangelischen Kirche und Theologie
3. Kirchliche Stellungnahmen und ihre religionspädagogische Rezeption
4. Ausgewählte Positionen aus der Systematischen Theologie
5. Positionen der Katholischen Kirche: Zweites Vatikanisches Konzil
6. Jüdische Stellungnahmen
7. Islamische Stellungnahmen

Kapitel 4: Die Begegnung mit anderen Religionen im individuellen und gesellschaftlichen Zusammenhang: Bildungstheoretische Perspektiven
1. Selbstwerdung und religiöse Identitätsbildung unter multireligiösen Voraussetzungen
2. Gesellschaftliceh Herausforderungen
3. Aufgaben für Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik

Teil II: Bildungsprozesse gestalten

Kapitel 5: Von der religiösen Bildung zur Religionsdidaktik: didaktische Klärungen - Kompetenzmodelle - operative Bestimmungen
1. Interreligiöse Bildung und Pluralitätsfähigeit als Bildungsziel
2. Von der interreligiösen Bildung zur Didaktik interreligiöser Lehr-Lern-Prozesse
3. Von der interreligiösen Didaktik zur interreligiösen kompetenz?
4. Aufgaben und Möglichkeiten religionspädagogischer Praxis: operative Bestimmungen

Kapitel 6: Interreligiöse Bildung nicht nur im Religionsunterricht
1. Kindergarten: Erfahrungen mit Multireligiosität von Anfang an
2. Schule: Religionsunterricht und darüber hinaus
3. Arbeit mit Kindern und Jugendlichen: interreligiöse Fragen auch in der Gemeinde
4. Der interreligiöse Bildungsauftrag der Kirche

Teil III: Beispiele und didaktische Konkretionen

Kapitel 7: Interreligiöse Bildung und Elementarisierung
1. Elementarisierung als Weg zu erfahrungs- und subjektorientierter interreligiöser Bildung
2. Abraham - Vater von drei Religionen und Symbol religiöser Einheit?
3. Glauben Christen und Muslimen an denselben Gott?
4. Scheiden sich an Jesus Christus die Geister?
5. Als Christ und als Muslim in Deutschland aufwachsen
6. Jüdisches leben in Deutschland heute

Teil IV: Religionspädagogik als Wissenschaft im interreligiösen Horizont

Kapitel 8: Religionspädagogik im Plural - Aufgaben der evangelischen Religionspädagogik im Kontext jüdischer und islamischer Religionspädagogik
1. Die neue Situation: Jüdische und islamische Religionspädagogik in Deutschland
2. Möglichkeiten der wissenschaftlichen Kooperation und der vergleichenden Forschung
3. Veränderte Anforderungen an die evangelische Religionspädagogik als Wissenschaft
4. Die religion des interreligiösen Lernens
5. Ausblick

Anmerkungen

Literatur

Namenregister