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Im Untergrund Der Arsch von Franz Josef Strauß, die RAF, mein Vater und ich.
Im Untergrund
Der Arsch von Franz Josef Strauß, die RAF, mein Vater und ich.




Patrizia Schlosser

Hoffmann und Campe
EAN: 9783455006490 (ISBN: 3-455-00649-3)
255 Seiten, kartoniert, 14 x 21cm, September, 2019

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Auf der Suche nach den letzten RAF-Terroristen Wie Phantome tauchen die letzten drei aktiven Mitglieder der RAF immer wieder auf, um bewaffnet mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehren Supermärkte und Geldtransporter zu überfallen. Wer sind die drei? Wie überleben sie "im Untergrund"? Und gehören sie überhaupt wirklich zur RAF? Gemeinsam mit ihrem Vater, einem grantelnden bayerischen Polizisten in Rente, macht sich Patrizia Schlosser auf die Suche nach ihnen. Sie trifft Anwälte und Ermittler, ehemalige Weggefährten und RAF-Mitglieder und erhält so Einblick in eine verschwiegene Szene.
Rezension
Seit einigen Jahren beschäftigt der radikale Islamismus die Menschen in ganz Europa und auch in Deutschland. Mit der zunehmenden Anzahl an Flüchtlingen aus den Krisengebieten und der einsetzenden Flucht nach Europa war ein politischer Rechtsruck zu verzeichnen. Davor blieb auch Deutschland nicht verschont. Neben rechtspopulistischen Bewegungen gelangte auch der Rechtsextremismus in das Blickfeld Deutscher Innenpolitik. Der Linksextremismus fristet, von Ausnahmen abgesehen, im Jahre 2019 gewissermaßen ein Schattendasein. Dabei erschütterte der politische Linksextremismus in den 1970er und 80er die junge Bundesrepublik und stellte Bürger und Regierung vor extreme Herausforderungen.
Die junge Demokratie erwies sich indes als stark genug, dem Terror die Stirn zu bieten, nicht jedoch ohne Opfer. Politisch motivierte Morde erschütterten die Republik und im Zuge dessen eine Vielzahl weiterer aufsehenerregender Raubüberfälle und Straftaten. Die linksradikale "Rote Armee Fraktion" - kurz: RAF, wurde zum Inbegriff dieses Staatsterrors. Nach der Wende, in den 1990er-Jahren wurde es ruhig um die RAF. Dennoch scheint die Geschichte noch nicht völlig beendet.
Drei "Phantome" tauchen immer wieder auf und begehen Überfälle auf Supermärkte und Geldtransporter. Wer sind diese drei, wie und wo leben sie im Untergrund und: sind es wirklich die letzten eisernen Kämpfer der RAF?
Diesen Fragen geht die junge Journalistin Patrizia Schlosser in ihrem jüngst bei Hoffmann und Campe erschienenen Buch nach. In 46 kurzweilig geschriebenen Kapiteln erweckt sie gewissermaßen ein vergessenes Stück Deutscher Geschichte zum Leben.
Behütet aufgewachsen im ländlichen Bayern, beginnt sie sich im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit für die Geschichte linker Strömungen zu interessieren, konträr zu den aktuellen Entwicklungen des Landes. Eben ganz Querdenkerin und Querkopf. Und das eint sie mit ihrem Vater. Als staatstreuer ehemaliger Polizist blickt er politisch eher aus einem anderen Blickwinkel auf die Geschehnisse rund um die RAF. Dienstlich hatte er früh Kontakt zum extremistischen Terror. Er war während der Olympischen Spiele 1972 als junger Polizist involviert in die Aktionen im Rahmen des Terroranschlags auf die israelische Olympiamannschaft. Über diese Erlebnisse spricht er erstmalig mit seiner Tochter, als er sie bei ihren Recherchen bei der Suche nach den letzten verbliebenen RAF-Mitgliedern begleitet. Patrizia Schlosser begibt sich auf eine schwierige Suche. Ausflüge in die linke Szene, Gespräche mit (ehemaligen) Sympathisanten der RAF, ja auch Kontakte zu ehemaligen RAF-Mitgliedern führen nicht zum Erfolg. Zu verschwiegen ist letztendlich die linke Szene, zu ablehnend und skeptisch stehen sie dem Interesse der jungen Journalistin gegenüber und verweigern ihr in entscheidenden Momenten immer wieder zielführende Informationen.

Mein Fazit:
Auch wenn die Suche nach den letzten "Phantomen der RAF" im Nebel einer verschwiegenen Community versandet, Patrizia Schlosser hat ein lesenswertes Buch geschrieben. Es stellt eine spannend und locker geschriebene Geschichte einer nahezu in Vergessenheit geratenen extremen politischen Strömung dar. Interessante Einblicke in eine offensichtlich bis heute verschworene Gemeinschaft, die Einblicke von Außen meidet, wie der Teufel das Weihwasser.
Zugleich ist es auch ein Stück Familiengeschichte, die Patrizia Schlosser den Lesern offenbart. Auf ihrer Suche lässt sie ihren Vater erstmalig aus einem anderen Blickwinkel betrachten und lernt ihn so besser kennen. Auch diese Geschichte hängt mit dem Schwerpunktthema des Buches unmittelbar zusammen.
Das vorliegende Buch ist also weniger eine Enthüllungsstory mit politisch-wissenschaftlichem Hintergrund, denn eine abwechslungsreich geschriebene Geschichte einer investigativen Journalistin mit interessanten Einblicken in die nach wie vor existente linke Szene in Deutschland.
Verlagsinfo
Auf der Suche nach den letzten RAF-Terroristen Wie Phantome tauchen die letzten drei aktiven Mitglieder der RAF immer wieder auf, um bewaffnet mit Panzerfaust und Schnellfeuergewehren Supermärkte und Geldtransporter zu überfallen. Wer sind die drei? Wie überleben sie "im Untergrund"? Und gehören sie überhaupt wirklich zur RAF? Gemeinsam mit ihrem Vater, einem grantelnden bayerischen Polizisten in Rente, macht sich Patrizia Schlosser auf die Suche nach ihnen. Sie trifft Anwälte und Ermittler, ehemalige Weggefährten und RAF-Mitglieder und erhält so Einblick in eine verschwiegene Szene. Basierend auf einer Audible Original Podcast-Produktion.

atrizia Schlosser ist Podcasterin, Reporterin und Filmemacherin. Sie fing als Journalistin für den Bayerischen Rundfunk an und arbeitet heute u. a. für das investigative Reportage-Format Panorama - die Reporter im NDR-Fernsehen sowie für den auf jüngere Zuschauer ausgerichteten YouTube-Kanal Strg_F . Für ihren bei Audible veröffentlichten Podcast Im Untergrund erhielt sie den Deutschen Radiopreis 2018 in der Kategorie Beste Sendung. Sie lebt in Hamburg und München.
Inhaltsverzeichnis
Das Buch enthält 46 Kapitel