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Hospizarbeit in Deutschland Lebenswissen im Angesicht des Todes
Hospizarbeit in Deutschland
Lebenswissen im Angesicht des Todes




Uwe Gerstenkorn

Reihe: Diakoniewissenschaft


Kohlhammer
EAN: 9783170182226 (ISBN: 3-17-018222-6)
352 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, 2004

EUR 30,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Dieses Werk betritt wissenschaftliches Neuland. In intensiver Feldforschung hat der Autor narrative Interviews mit Mitarbeiterinnen in verschiedenen Hospizen geführt. Mit der Erforschung der Berufs- und Lebensgeschichten in der professionellen Sterbebegleitung erfasst er das innovative Potenzial der Hospizarbeit und gibt einen Überblick über die gegenwärtige Situation der Hospizarbeit in Deutschland.

Das Buch stellt eine Theoriebildung vor, die den Profes-sionalisierungsprozess in der Hospizarbeit mit Hilfe von vielfältigen theologischen und soziologischen Zugängen beschreibt. Dabei zeigt sich, dass die Begleitung sterbender Menschen wesentlich durch kommunikative, spirituelle und ethische Kompetenzen gekennzeichnet ist. Mit diesen Ergebnissen hat die Untersuchung eine hohe Praxisrelevanz für die Arbeit vor Ort.



Dr. Uwe Gerstenkorn ist Vikar der Evangelischen Kirche von Westfalen.
Rezension
Die Hospizarbeit hat sich mittlerweile auch in Deutschland flächendeckend etabliert. Diese Form der Begleitung sterbender Menschen stellt ein gelungene Alternative zur fragwürdigen Sterbehilfe-Praxis in Form der sog. Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) dar und zeigt eine alternative Umgangsweise zu allen Ansätzen einer utilitaristischen „Euthanasie“-Ethik z.B. eines Peter Singer auf. – In einer Unterrichtsreihe zum Thema „Tod und Sterben“ sollte der Hinweis auf die Hospizbewegung nicht fehlen. – Dieses Buch befasst sich erstmals in empirischen, narrativen Interviews von Hospiz-MitarbeiterInnen mit der Arbeit in Hospizen. Dabei wird deutlich, welche kommunikativen Kompetenzen und ethischen Grundsätze diese Arbeit prägen.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung

I. Der Gegenstand: Sterbebegleitung als Handlungsfeld in der modernen Gesellschaft 15

1 Sterben und Tod in der modernen Gesellschaft 16
2 Handlungsfelder der Sterbebegleitung in der Gegenwart 24
2.1 Analyse der gegenwärtigen Situation . 24
2.2 Aktuelle Diskursfelder 29
2.2.1 Dimensionen der Mitarbeit 30
2.2.2 Ausdifferenzierung und Vernetzung der Sterbebegleitung .... 31
2.2.3 Ethische Grundhaltungen 32
3 Sterbebegleitung als berufliche Tätigkeit 33

II. Das Vorgehen: Konzeption und Methodik 37

1 Konzeption der Beobachtungsperspektiven 40
1.1 Wahrnehmung des Sterbens 40
1.2 Generierung von Wissensbeständen 43
1.3 Entwicklung von Professionalisierungsprozessen 46
1.3.1 Professionstheoretische Positionierung 47
1.3.2 Professionalisierungsprozesse in der klassischen Kranken- und Altenpflege 48
1.3.3 Rahmenbedingungen der Professionalisierung in der Hospizpflege 53
1.4 Forschungspraktische Konzeptionalisierung 54
2 Methodik der Untersuchung 58
2.1 Datensammlung 58
2.1.1 Methodik der Interviewführung 59
2.1.2 Datenbasis 63
2.2 Auswertung der Daten 65
2.2.1 Transkription 66
2.2.2 Gegenstand der biografischen Einzelfallanalyse 66
2.2.3 Prinzipien der Analyse 67
2.2.4 Formale Textanalyse 68
2.2.5 Strukturelle Inhaltsanalyse 70
2.2.6 Analytische Abstraktion 71
2.2.7 Deutung der biografischen Gesamtkomposition 72
2.3 Einige Hinweise zur Darstellung 73

III. Die Ergebnisse: Empirische Analyse des Praxisfeldes 75

1 Frau A.: Die Akzeptanz des Unbeeinflussbaren 76
1.1 Vorbemerkungen: Kurzportrait und Interviewsituation 76
1.2 Rekonstruktion der biografischen Gesamtkomposition 76
1.2.1 Weg zum Hospiz 77
1.2.2 Begegnung mit dem Tod 85
1.2.3 Nachtdienst 90
1.2.4 Auswirkungen der Hospizarbeit auf das Leben 95
1.2.5 Bedeutung der Intuition und Wahrnehmung 98
1.2.6 Entdeckung der eigenen Verletzlichkeit 100
1.2.7 Der ,Tod im Badezimmer' als Paradigma 101
1.2.8 Gestaltung der Kontaktaufnahme zu den Patienten . 103
1.2.9 Suche nach einer sinnvollen Arbeit 104
1.2.10 Gestaltung des Abschieds als Reaktion auf Verunsicherungen . . 106
1.2.11 Erste Begleitung bis zum letzten Atemzug . 108
1.2.12 Umgang mit unerklärlichen Ereignissen 113
1.2.13 Unsicherheit der eigenen Überzeugungen 115
1.3 Zusammenfassung der Ergebnisse und Gesamtinterpretation 120
2 Frau B.: Der Verlust von Normalität 125
2.1 Vorbemerkungen: Kurzportrait und Interviewsituation 125
2.2 Rekonstruktion der biografischen Gesamtkomposition 125
2.2.1 Verhältnis von Krankenpflege und Hospizarbeit 125
2.2.2 Legitimation des beruflichen Wechsels in die Hospizarbeit . . . . 130
2.2.3 Schutz vor Überforderungen 133
2.2.4 Veränderungen des beruflichen Selbstverständnisses 135
2.2.5 Differenzierung in normale und spezifische Hospizpatienten . . . 142
2.2.6 Sterbebegleitung als Anforderung im Arbeitsalltag 144
2.2.7 Relativierung der Werte 155
2.2.8 Hospizarbeit versus Alltagsleben 156
2.2.9 Ermutigung der Sterbenden und der Umgang mit den Verstorbenen 157
2.2.10 Notwendigkeit des Abschieds . 160
2.2.11 Kommunikation als Markenzeichen der Hospizarbeit 163
2.3 Zusammenfassung der Ergebnisse und Gesamtinterpretation 164
3 Frau C.: Die verlockende Zähmung 169
3.1 Vorbemerkungen: Kurzportrait und Interviewsituation 169
3.2 Rekonstruktion der biografischen Gesamtkomposition 169
3.2.1 Mitarbeit im Hospiz als beruflicher Wendepunkt . 169
3.2.2 Motive der Mitarbeit 170
3.2.3 Korrelation von Leben und Sterben 185
3.2.4 Eigenes Bild vom Tod 187
3.2.5 Hinwendung zu belastenden Erfahrungen 190
3.2.6 Arbeit als Nachtschwester 194
3.2.7 Ideal vom bewussten Sterben 196
3.2.8 Intensivierung der Sinneswahrnehmungen . 201
3.2.9 Verschweigen der eigenen Haltung zur aktiven Sterbehilfe .... 203
3.2.10 Einfluss auf den Zeitpunkt und Ort des Todes 207
3.2.11 Leitspruch 210
3.2.12 Präferenz eines individuellen Abschieds . 212
3.2.13 Strategien im Umgang mit Stresssituationen . 216
3.3 Zusammenfassung der Ergebnisse und Gesamtinterpretation 219
4 Kontrastiver Vergleich der Einzelfälle 224
4.1 Methodische Vorbemerkungen 224
4.1.1 Verfahren des kontrastiven Vergleichs 225
4.1.2 Bestimmung von Kategorien für den Vergleich 226
4.2 Inhaltlicher und struktureller Vergleich 228
4.2.1 Erleben und Handeln 228
4.2.2 Bezugsproblem und Bewältigungsstrategie 233
4.2.3 Verhältnis von Hospizarbeit und Gesamtbiografie 242
4.3 Zusammenfassung und Resümee 248

IV. Die Vertiefung: Professionalisierungsprozesse in der stationären Hospizpflege 251

1 Rekonstruktion der Grunderfahrungen im beruflichen Alltag 253
1.1 Sterbebegleitung als soziale Grenzerfahrung 254
1.1.1 Erfahrung der Diskrepanz 255
1.1.2 Intensität der Beziehungen 257
1.1.3 Erfahrung der Ereignishaftigkeit 258
1.2 Sterbebegleitung als existenzielle Grenzerfahrung 259
1.2.1 Fraglichkeit der eigenen Existenz 260
1.2.2 Erfahrung der Endlichkeit 261
1.2.3 Erfahrung des Numinosen 262
1.2.4 Exkurs zum Verzicht auf die Kategorie des Heiligen 265
2 Elementare Polaritäten 267
2.1 Aktivität - Passivität 267
2.2 Annäherung - Distanzierung 268
2.3 Selbstzuschreibung - Fremdzurechnung 270
3 Grundkompetenzen der Hospizarbeit 272
3.1 Kommunikative Kompetenz 272
3.2 Religiöse Kompetenz 277
3.2.1 Kategorialer Bezugsrahmen für die Erforschung der religiösen Kompetenz 279
3.2.2 Religiöses Orientierungswissen 281
3.2.3 Rituelle Gestaltungspraxis 287
3.2.4 Fazit 292
3.3 Ethische Kompetenz 293
3.3.1 Ethische Grundelemente 295
3.3.2 Funktion der ethischen Aussagen 302
3.3.3 Fazit 304
3.4 Überkomplexität des Handlungsfeldes 304

V. Der Ausblick: Implikationen der Forschungsarbeit 307

1 Ein Beitrag zur Qualitätssicherung der Hospizarbeit 309
1.1 Stärkung der reflektierten Mitarbeit 310
1.2 Intensivierung einer Vernetzung der Sterbebegleitung . 312
2 Die ungehörten Stimmen in der Debatte um aktive Sterbehilfe 312
2.1 Selbst bestimmtes Sterben in seinen Lebensbezügen 314
2.2 Aktiver Umgang mit der eigenen Ohnmacht 315
2.3 Unverantwortbarkeit einer Tötung 316
3 Professionalisierte Sterbebegleitung im Spannungsfeld von Diakonie und Kirche 318
3.1 Innovative Formen der Mitarbeit 319
3.2 Religiöse Kompetenz als Wesensmerkmal diakonischer Praxis 320
4 Hermeneutik der Endlichkeit 321
4.1 Helfendes Handeln aus theologischer Sicht . 322
4.2 Empirische Erforschung von Lebensende und Lebensanfang 326

Literatur 331
Transkriptionszeichen Umschlagseite 3