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Hör auf zu helfen Ohnmacht als Tor zum göttlichen Geheimnis
Hör auf zu helfen
Ohnmacht als Tor zum göttlichen Geheimnis




Lukas Fries-Schmid

Echter
EAN: 9783429057527 (ISBN: 3-429-05752-3)
192 Seiten, kartoniert, 14 x 23cm, März, 2022

EUR 16,90
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Der Theologe und erfahrene Begleiter Lukas Fries-Schmid beleuchtet in diesem Taschenbuch aus dem Echter-Verlag das Phänomen der Ohnmacht. Er geht dabei sowohl von seinen Erfahrungen auf dem "Sonnenhügel" aus, einer Einrichtung in der Schweiz, in der Menschen in Krisensituationen begleitet werden, als auch von theologischen Impulsen, die er in seiner Ausbildung erhalten hat.
Dem Gefühl der Ohnmacht und damit den existenziell hilfesuchenden Menschen begegneten wir, so Fries-Schmid, häufig mit Machtausübung, und genau das sei häufig kein zielführender Ansatz, um die betäubende Ohnmacht zu besiegen. Er plädiert vielmehr für das Zulassen und Hinnehmen der Ohnmacht, ja am Ende sogar für ein Üben der Ohnmacht, also ein bewusstes Herbeiführen und Zulassen derselben. Hilfesuchen und Hilfeannehmen sind für Fries-Schmid zwei Pole, zwischen denen sich heilsame Spannung entfalten kann. Einige Schlagworte mögen Themenkreise des Buches skizzieren: Es geht um Verzicht, Hingabe, den wichtigen Begriff der Umkehr und häufig auch um das schlichte Aushalten bedrückender Situationen. Genau mit dem letzten Punkt hat die Gemeinschaft auf dem Sonnenhügel offenbar große Erfahrungen. Durch Mitleben und Mitarbeiten kann ein Heilungsgefühl entstehen, das in gewöhnlichen Therapien, die face-to-face-Situationen sind, so nicht erreicht wird.
Viele kleine Überlegungen, auch sprachlicher Art, machen das Buch sehr lesens- und bedenkenswert. Auch die Auslegung einiger Bibelstellen kann die Augen für kleine wertvolle Beobachtungen öffnen (z.B. zum Gleichnis vom barmherzigen Samariter, S.43-46).
Wie ein roter Faden ziehen sich kleine Gedichte durch den gesamten Band: Meist jeweils zu Beginn eines Kapitels stehen Texte von Rainer Maria Rilke, Andreas Knapp, Franz von Sales, dem Autor selbst oder anderen Dichtern. Auch ohne dass Fries-Schmid diese poetischen Texte direkt in seine Überlegungen miteinfließen lässt, schweben sie gleichsam im Hintergrund und geben in der Rückschau oft noch einmal einen ganz anderen Blick auf die Gedanken.
Es handelt sich um ein zutiefst spirituelles und von seelsorglerischer Erfahrung getränktes Buch, viele Gedanken stehen zum Beispiel dem Geist der Gemeinschaft von Taizé oder der Meditationspraxis des Jesuiten Franz Jalics nahe. An einigen Stellen stellt der Autor interessante Bezüge zu den Arbeitergeschwistern oder den Ordensgründern Franz und Klara von Assisi her.
Wenn im schulischen Religionsunterricht über gelebte Spiritualität gesprochen wird, erhalten Schulklassen mit diesen Texten gute Einblicke in eine profunde und geerdete Lebenshaltung.

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ohnmacht ist kein gutes Gefühl. Aber sie gehört zu unserem Leben. Und sie kann ein Tor sein zur Gegenwart Gottes. Trotzdem antworten wir auf Ohnmacht oft mit Macht – und lassen so Gott außen vor.
Auch Helfen kann eine Form von Machtausübung sein. Zumindest aus spiritueller Sicht ist dies jedoch keine gute Antwort. Wie aber sollen wir dann mit der Erfahrung von Ohnmacht umgehen, wenn wir anderen helfen?
Aus seiner jahrelangen Erfahrung in der Begleitung von Menschen in Krisensituationen macht Lukas Fries-Schmid in Theorie und Praxis deutlich: Notwendig ist eine andere Art zu helfen und ein neuer Blick auf Ohnmacht. Ohnmacht in unser Leben einzubeziehen, sie auszuhalten und nicht vorschnell eine Lösung herbeiführen zu wollen ist ein höchst aktives Tun. Etwas, das uns öffnen kann für Überraschungen, für neue, ungeahnte Lösungen, für die Gegenwart Gottes.
Inhaltsverzeichnis
Erster Teil: Helfen ist Macht

Zweiter Teil: Macht hilft nicht

Dritter Teil: Ohnmacht macht nichts

Vierter Teil: Ohnmacht üben