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Hochschwarzwald
European Essays on Nature and Landscape
Doris Feil
KJM
EAN: 9783961942350 (ISBN: 3-9619423-5-8)
144 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, März, 2024
EUR 22,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
LANDSCHAFT WIRD AUFGESUCHT
Eine Reise in den Hochschwarzwald. Von Freiburg geht es nach Todtnauberg, nach St. Blasien und ins Horbacher Moor. Auf die Höhen und in die Täler des Hochschwarzwaldes. Fichten, Weideflächen und wieder Fichten. Beeindruckende Perspektiven und Stimmungen. Quellen und Bäche. Und Moore.
Die zwei Reisenden sind ein Mann, der seine Familie im Holocaust verlor, und ein ehemaliger Nazi. Es sind der Dichter Paul Celan und der Philosoph Martin Heidegger. Sie fahren zu Heideggers Hütte, besuchen ein Café, speisen im „Adler“ – und gehen gemeinsam ins Moor. 1967 findet dieser Besuch im Hochschwarzwald statt.
Doris Feil ist im Hochschwarzwald aufgewachsen, für dieses Buch hat sie sich noch einmal dorthin begeben.
Mit vielen Hintergründen zu dieser Begegnung und der Landschaft, die aufgesucht wird.
Rezension
Bücher, die dem Genre Nature Writing zuzuordnen sind, erfreuen sich angesichts der ökologischen Krise großer Beliebtheit. In ihnen wird vielfach ein nicht-entfremdetes Mensch-Natur-Verhältnis beschrieben. Auch Essays des Nature Writing werden aufgrund ihres persönlichen Bezugs gerne gekauft, verschenkt und gelesen. Im KJM Buchverlag erscheint seit 2023 die Reihe „European Essays on Nature and Landscape“, herausgegeben vom Verleger Klaas Jarchow. Wie der Titel schon anzeigt, geht es in den Essays um die Wahrnehmung bestimmter Landschaften und das Verhältnis des Menschen zu diesen. Die bereits publizierten Bände tragen die vielsagenden Titel: „Heide“, Unter Bäumen“, „Strand“, „Tal Mäander“, „Unterm Himmel“, „Rand Meer“, „Hügelland“ und „Moor“. Die 144seitigen Bücher sind jeweils mit Farbfotografien und ästhetisch ansprechenden Tuschezeichnungen illustriert. Außerdem enthalten diese ein themenbezogenes Glossar, Informationen für attraktive Wanderrouten und Links zum Thema. Die Bücher besitzen einen festen Einband und ein Lesebändchen.
2024 erschien mit „Hochschwarzwald“ ein weiterer Band, der sich den Begegnungen und den Wanderungen von Martin Heidegger und Paul Celan widmet. Welchen Bezug besaßen der Philosoph des Seins und der jüdische Dichter zu der südwestdeutschen Landschaft? Bekanntheit erlangte Celan durch sein Gedicht „Die Todesfuge“, in er den Holocaust literarisch thematisierte. Der jüdische Lyriker musste selbst Zwangsarbeit im Arbeitslager leisten, seine Mutter wurde im Zwangsarbeitslager erschossen, sein Vater starb dort an Typhus. Heideggers berühmte Berghütte steht in Todtnauberg auf 1150m Höhe, in einem Hochtal des Südschwarzwaldes gelegen. Diese gilt als ikonischer Ort der Philosophie, die Heidegger seit ihrem Bau 1922 als Ort der Muße und des Schreibens diente. Hier verfasste er große Abschnitte seines philosophischen Hauptwerks „Sein und Zeit“(1927).
Celan suchte Heidegger in seiner Hütte im Juli 1967 auf und verfasste nach der ersten Begegnung mit ihm das Gedicht „Todtnauberg“. In das Hüttenbuch schrieb Celan die bekannten Zeilen „mit dem Blick auf den Brunnenstern, mit einer Hoffnung auf ein kommendes Wort im Herzen.“ Damit brachte er unmissverständlich die Forderung an Heidegger zum Ausdruck, Stellung zu nehmen zu seinen NS-Verstrickungen, zu seiner Freiburger Rektoratsrede, zum Fehlen einer Erklärung von seiner Seite zum Holocaust und indirekt auch zu seinem langjährigen Antisemitismus, der in seinen veröffentlichten „Schwarzen Heften“ unmissverständlich zum Ausdruck kommt. Auch nach der Wanderung des Philosophen und des Dichters ins Horbacher Moor gab es von Heidegger keinerlei Selbstkritik an seinen Verhalten im Nationalsozialismus.
Nach der Lektüre des Essays von Pfeil über diese Landschaft wird man den einzigartigen Hochschwarzwald mit anderen Augen sehen. Philosophielehrkräfte lädt das Buch von Feil insbesondere zu einer problemorientierten Auseinandersetzung mit ausgewählten Schriften Heideggers im Unterricht ein. Außerdem bietet es sich an, in einer außerschulischen Exkursion mit Schüler:innen das Martin-Heidegger-Museum in Schloss Meßkirch zu besuchen, gemeinsam Heideggers Schrift „Der Feldweg“(1949) auf dem längst betonierten Feldweg in Meßkich zu lesen und zu seiner Berghütte in Todtnauberg zu wandern.
Fazit: Der philosophiegeschichtlich und ästhetisch überaus gelungene Essay „Hochschwarzwald“ wird alle philosophisch Interessierten Freund:innen des Nature Writing begeistern. Das Buch kann gelesen werden als Einladung auf Heideggers und Celans Spuren zu wandern sowie als ein überzeugendes Plädoyer für die Erhaltung des einzigartigen Hochschwarzwalds.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine Reise in den Hochschwarzwald. Von Freiburg geht es nach Todtnauberg, nach St. Blasien und ins Horbacher Moor. Auf die Höhen und in die Täler des Hochschwarzwaldes. Fichten, Weideflächen und wieder Fichten. Beeindruckende Perspektiven und Stimmungen. Quellen und Bäche. Und Moore. Die zwei Reisenden sind ein Mann, der seine Familie im Holocaust verlor, und ein ehemaliger Nazi. Es sind der Dichter Paul Celan und der Philosoph Martin Heidegger. Sie fahren zu Heideggers Hütte, besuchen ein Café, speisen im „Adler“ – und gehen gemeinsam ins Moor. 1967 findet dieser Besuch im Hochschwarzwald statt. Doris Feil ist im Hochschwarzwald aufgewachsen, für dieses Buch hat sie sich noch einmal dorthin begeben. Mit vielen Hintergründen zu dieser Begegnung und der Landschaft, die aufgesucht wird.
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