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Historische Entwicklung und aktuelle Perspektiven des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie
Hans Werbik / Uwe Wolfradt / Andrea Lailach-Hennrich / Lars Allolio-Näcke
Reihe: Zum Verständnis von Philosophie und Psychologie
Königshausen & Neumann Verlag
EAN: 9783826071898 (ISBN: 3-8260-7189-1)
364 Seiten, kartoniert, 16 x 23cm, Januar, 2021
EUR 49,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Beziehung zwischen Philosophie und Psychologie kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Trotz zahlreicher inhaltlicher Gemeinsamkeiten war und ist das Verhältnis der beiden Fachdisziplinen nicht frei von Spannungen. Das liegt sowohl an den unterschiedlichen methodischen Zugängen zum Untersuchungsgegenstand – das empirische Vorgehen der Psychologie gegenüber der nicht-empirischen analytischen Methode der Philosophie – als auch an der Art der Fragestellungen. Die Autoren dieses Bandes eint die Frage, wie sich Philosophie und Psychologie in einen fruchtbaren Dialog bringen lassen. Mit den hier versammelten Aufsätzen wird die Möglichkeit einer reflektierten und emanzipierten Zusammenarbeit konkret ausgelotet. Die Autoren reflektieren zum einen auf die Geschichte des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie, außerdem geben sie einen Einblick in wichtige, durch dieses Verhältnis berührte Themenbereiche wie etwa das Leib-Seele Verhältnis oder die Beziehung von Wert und Logos. Auf diese Weise wird eine Vielzahl von Gründen präsentiert, die dafür sprechen, dass philosophisches Denken für die Psychologie unabdingbar und psychologisches Wissen für die Philosophie wertvoll ist.
Rezension
Wie kam es zur institutionellen Trennung von Psychologie und Philosophie? Kann Wilhelm Wundt als der Begründer empirischer Psychologie gelten? Worüber wurde in der Psychologismusdebatte gestritten? Was forderten 1913 Philosophieprofessoren in der von ihnen verfassten und unterzeichneten „Erklärung gegen die Besetzung von philosophischen Lehrstühlen mit Vertretern der experimentellen Psychologie“? Wie wurde das Verhältnis von Philosophie und Psychologie von den Neukantianern bestimmt? Warum haben Psycholog*innen den Begriff „Seele“ aus ihrem wissenschaftlichen Vokabular gestrichen?
Fachwissenschaftlich fundierte Antworten auf diese Fragen der Wissenschafts- und Ideengeschichte der Psychologie bietet das Buch „Historische Entwicklung und aktuelle Perspektiven des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie“, herausgegeben von Hans Werbik, Uwe Wolfradt, Andreas Lailach-Hennrich und Lars Allolio-Näcke. Dabei handelt es sich um den ersten Band des im Verlag Königshausen & Neumann publizierten Doppelbandes „Zum Verständnis von Philosophie und Psychologie“. Seine Beiträge basieren auf der Tagung „Die historische Entwicklung des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie“, die vom 25.9. bis 28.9.2018 in Erlangen stattfand. Schwerpunkt der vorliegenden Aufsätze bildet die Beleuchtung ideengeschichtlicher und wissenschaftstheoretischer Kontexte der Konstituierung und institutionellen Akademisierung der Psychologie als eigenständiger Wissenschaftsdisziplin. Aktuelle Perspektiven des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie werden – bis auf Methodenfragen philosophischer Psychologie - dagegen kaum entworfen. So fehlt beispielsweise eine Auseinandersetzung mit Themen einer empirischen Ethik, die sich auf Forschungsergebnisse der Moralpsychologie stützt. Psychologie-Lehrkräfte werden durch das Buch jedenfalls motiviert, in ihrem Unterricht auch wissenschaftsgeschichtliche und -philosophische Aspekte ihres Fachs zu berücksichtigen.
Fazit: Der interdisziplinäre Tagungsband „Historische Entwicklung und aktuelle Perspektiven des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Wissenschaftsgeschichte der Psychologie. Zugleich wird durch ihn an die Bedeutung philosophischer Fragestellungen für ein wissenschaftstheoretisch reflektiertes Selbstverständnis der Psychologie erinnert.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Beziehung zwischen Philosophie und Psychologie kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Trotz zahlreicher inhaltlicher Gemeinsamkeiten war und ist das Verhältnis der beiden Fachdisziplinen nicht frei von Spannungen. Das liegt sowohl an den unterschiedlichen methodischen Zugängen zum Untersuchungsgegenstand – das empirische Vorgehen der Psychologie gegenüber der nicht-empirischen analytischen Methode der Philosophie – als auch an der Art der Fragestellungen. Die Autoren dieses Bandes eint die Frage, wie sich Philosophie und Psychologie in einen fruchtbaren Dialog bringen lassen. Mit den hier versammelten Aufsätzen wird die Möglichkeit einer reflektierten und emanzipierten Zusammenarbeit konkret ausgelotet. Die Autoren reflektieren zum einen auf die Geschichte des Verhältnisses von Philosophie und Psychologie, außerdem geben sie einen Einblick in wichtige, durch dieses Verhältnis berührte Themenbereiche wie etwa das Leib-Seele Verhältnis oder die Beziehung von Wert und Logos. Auf diese Weise wird eine Vielzahl von Gründen präsentiert, die dafür sprechen, dass philosophisches Denken für die Psychologie unabdingbar und psychologisches Wissen für die Philosophie wertvoll ist.
Die Herausgeber
Hans Werbik (geb. 1941), Promotion zum Dr. phil. 1963 an der Universität Wien, Habilitation 1969 für das Fach Psychologie, seit 1973 ordentlicher Professor für Psychologie an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, seit 2006 Emeritus. Forschungsgebiete: Arbeitszufriedenheit, Musikpsychologie, Theorie der Aggression, Wissenschaftstheorie, Handlungstheorie, philosophische Grundlagen der Psychologie.
Uwe Wolfradt (geb. 1961) ist außerplanmäßiger Professor am Institut für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er promovierte 1996 in Psychologie zum Dr. rer. nat und 2009 in Ethnologie zu Dr. phil. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Wertepsychologie sowie Erkenntnistheoretische und historische Grundlagen der Psychologie.
Andrea Lailach-Hennrich (geb. 1969) ist Philosophin und Dozentin für politische Theorie am Institut für Politik-und Verwaltungswissenschaften an der Universität Konstanz. Sie wurde 2009 in Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin promoviert. Sie ist Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Philosophie und Psychologie. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Philosophie der Imagination, der Philosophie des Subjekts, in der Geschichte der Philosophie sowie in der politischen Theorie.
Lars Allolio-Näcke (geb. 1975) ist Geschäftsführer des Zentralinstituts »Anthropologie der Religion(en)« an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er wurde 2005 in Soziologie promoviert und habilitierte sich 2015 in Religionspsychologie. Seine Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Religionspsychologie, Anthropologie und Subjektphilosophie.
Inhaltsverzeichnis
Einführung 11
Andrea Lailach-Hennrich, Uwe Wolfradt & Hans Werbik
Zum historischen Verhältnis von Philosophie und
Psychologie
„Handwerker, aber nicht gerade ... Handwerker der
nützlichsten Gattung“: Zur Trennungsgeschichte von
Philosophie und Psychologie 23
Gerhard Benetka (Wien)
Der Zeitbegriff im philosophischen Diskurs über
die Grundlagen der phänomenologischen Psychologie 41
Margret Kaiser-El-Safti (Köln)
Begriffliche Transformationen. Wilhelm Wundt und die
philosophischen Grundlagen der empirischen Psychologie 89
Andrea Lailach-Hennrich (Konstanz)
Psychologie und Neukantianismus
Philosophie und Psychologie im Neukantianismus -
Ein schwieriges Verhältnis 119
Kurt Walter Zeidler (Wien)
Wilhelm Windelband und sein Verhältnis zur Psychologie 127
Horst Gundlach (Heidelberg)
Nicolai Hartmann und die philosophische Psychologie
im historischen Kontext 141
Thomas Kessel (Wuppertal)
Psychologie und Phänomenologie
Auf dem Rückweg zu einer phänomenologischen
Psychologie 159
Alexander N. Wendt (Heidelberg)
Individuelle Erfahrungsperspektive und Phänomenologie
der Intersubjektivität 179
Jagna Brudzinska (Köln, Warschau)
Funktion und Seele
Zur schwierigen Ablösung der Vermögenspsychologie
durch eine empirische Psychologie am Beginn des 19. Jh. 203
Valentin Pluder (Siegen)
Funktionen der Seele 215
Wolfgang Mack (München)
Methodische Überlegungen
Zankapfel Ästhetik - Über die Rivalität zwischen
Psychologie und Philosophie am Beispiel der Diskussion
um den methodischen Zugang zur Ästhetik 251
Christian G. Allesch (Salzburg)
Zur Methode einer philosophischen Psychologie 265
Jörg Disse (Fulda)
Leib-Seele-Problem
Das Verhältnis von Leib und Seele als Problem für
Philosophie und Psychologie 283
Marcus Knaup (Hagen)
8Psychologie „mit Leib und Seele“: Ein Rahmenmodell
zur Fundierung und Gegenstandsbestimmung der
Psychologie 301
Mike Lüdmann (Essen-Duisburg)
Wert und Logos
Der Wertbegriff in Philosophie und Psychologie -
Erkenntnistheoretische und fachhistorische Perspektiven 327
Uwe Wolfradt (Halle/S.)
Der mythische Grund des Logos -
psychoanalytische Perspektiven 349
Michael Rasche (Eichstädt-Ingolstadt)
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