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Heidegger Die Biographie
Heidegger
Die Biographie




Guillaume Payen

Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783806244779 (ISBN: 3-8062-4477-4)
704 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, April, 2022, 40€ für Mitglieder

EUR 50,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Porträt aus Licht und Schatten

Guillaume Payen legt in dieser ebenso quellengesättigten wie gut lesbaren Biographie eine scharfsinnige Synthese der Vernetzungen zwischen Heideggers Leben und Werk vor. Kritisch, aber ohne Polemik versucht er, den Menschen und den Denker von innen heraus und in seiner Zeit zu verstehen, und zwar anhand aller verfügbaren Quellen: Vorlesungen, Briefe, Gelegenheitstexte ebenso wie die berüchtigten „Schwarzen Hefte“.

Heidegger war ein großer Philosoph und Lehrer, der Freundschaften und Liebesbeziehungen mit Juden und Jüdinnen pflegte, aber auch ein antisemitischer Nationalist, der die „Verjudung des deutschen Geisteslebens“ beklagte.

„Mit diesem Buch beginnt eine neue Ära der Beschäftigung mit Heideggers Leben und Werk. An ihm kommt niemand vorbei.“

Prof. Dr. Harald Seubert

Präsident der Internationalen Heidegger-Gesellschaft
Rezension
Martin Heidegger (1889-1973) zählt zu den international bekanntesten und wirkungsmächtigsten Philosophen des 20. Jahrhunderts, aber auch aufgrund seiner Verstrickungen im Nationalsozialismus zu den umstrittensten. Welchen Einfluss übte die katholische Sozialisation auf Heideggers Leben und Werk aus? Kann der antimoderne Philosoph zu den Vertretern der „konservativen Revolution“ gezählt werden? Vertrat er durchgängig eine politische Theologie? Welche Rolle spielten Hölderlin und Nietzsche für sein philosophisches Selbstverständnis? Warum wurde Heidegger überzeugter Nationalsozialist? Welchen Einfluss hatte seine Frau Elfriede Heidegger auf sein nationalsozialistisches Denken? Belegen die „Schwarzen Hefte“, dass Heidegger einen radikalen Antisemitismus vertrat? Warum verteidigte Hannah Arendt Heidegger gegenüber politischen Vorwürfen? Wie entwickelte sich die Affäre Heidegger nach seinem Tode? Welche Rezeption erfuhr und erfährt der Philosoph in Frankreich?
Fundierte Antworten auf diese Fragen - unter Berücksichtigung des aktuellen Forschungsstands - liefert die 2016 publizierte Biographie „Martin Heidegger: Catholicisme, Révolution, Nazisme“. Verfasst wurde sie von Guillaume Payen (*1977), Professor für Geschichte an der Sorbonne in Paris. Für seine Heidegger-Biographie, deren Erarbeitung durch die Fondation pour la Mémoire de la Shoah gefördert wurde, erhielt er den Maurice-Baumont-Preis der Akademie für Moral- und Politikwissenschaften. 2022 erschien Payens Werk in deutscher Übersetzung von Walther Fekl unter dem Titel „Heidegger. Die Biographie“ bei wbg Theiss, einem Imprint der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft.
Der kurze Titel weist auf den Anspruch des Verlags hin, die umfangreiche Monographie als das biographische Referenzwerk zu Heidegger zu betrachten. Payens Arbeit zeichnet sich durch historische Objektivität aus, ihm gelingt das, was Tacitus von einem guten Historiker verlangt hat, nämlich „sine ira et studio“ seinen Gegenstand zu erforschen und darzustellen. Gegenüber orthodoxen Heideggerianern, die den Nationalsozialismus und Antisemitismus des Philosophen relativieren, widerlegt Payen aufgrund seiner quellengesättigten Forschungen historische Mythen: „Der Nationalsozialismus Heideggers ab 1933 kann nicht verschleiert werden, ohne sein Denken zu verfälschen“(S. 587). Heidegger war ein „nationalsozialistischer Philosoph“, dessen Haltung sich folgendermaßen ausdrückte: „verbal, in diskriminierenden Verwaltungsakten, in der zum Hitlergruß ausgestreckten Hand und nicht in Faustschlägen“(S. 602)
Für Payen hing Heidegger der Hybris, dem „Traum vom geistigen Führer“(S. 616) an, der das Abendland rettet. Der Nationalsozialismus sollte für ihn als Mittel dienen die das Denken beherrschende Metaphysik zu zerstören und eine geistige Revolution zu ermöglichen. Gegenüber Donatella Di Cesare, die dem Philosophen einen radikalen Antisemitismus unterstellt, begreift Payen Heideggers Antisemitismus als „eher diskret, […] vor allem passiv, reaktiv“(S. 603). Der Historiker deutet Heideggers Leben als geprägt durch drei „schicksalshafte Bestimmungen“: Katholizismus, Revolution und Nationalsozialismus. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik ermöglicht die Lektüre von Payens Werk, sich differenziert und problemorientiert mit Heideggers Leben und Werk auseinanderzusetzen.
Fazit: Guillaume Payen hat mit seiner gut verständlichen Biographie Martin Heideggers ein Standardwerk zur Heidegger-Forschung vorgelegt, das einen wichtigen Beitrag zur Philosophiegeschichte des 20. Jahrhunderts leistet.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Porträt aus Licht und Schatten: Heideggers Leben und Schaffen
Die Person Martin Heidegger nicht verurteilen oder entschuldigen, sondern seine Lebensgeschichte nachzeichnen und sein Denken von innen heraus und in seiner Zeit verstehen: Das ist das Ziel, das sich der französische Historiker und Philosoph Dr. Guillaume Payen für dieses Buch gesetzt hat. Seine umfassende Heidegger-Biografie ist das Ergebnis jahrzehntelanger Forschungsarbeit. Sie macht Schluss mit Tabus und eröffnet neue Perspektiven im Diskurs über einen der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts.
Heideggers Leben und Werk: eine quellensatte und gut lesbare Biografie
Vom angehenden Priester zu den »Schwarzen Heften«: Die vielen Seiten Heideggers
Todtnauberg: Eine schlichte Hütte als Rückzugs- und Schaffensort
Antisemitismus und jüdische Freunde: Heidegger und der Nationalsozialismus
Vorlesungen, Briefwechsel, philosophische Texte: Was die Quellen über ihn aussagen
Wechselhafte Schicksale: vom Katholizismus über die philosophische Revolution zum Nationalsozialismus
Was hatte der in einem starken katholischen Glauben verwurzelte Heranwachsende mit dem Professor zu tun, der im Nationalsozialismus die große Chance für Deutschland sah? Heideggers Leben und Werk vollzogen sich in mehreren Etappen, die durch folgenschwere Brüche gekennzeichnet waren. Guillaume Payen hat aus den umfangreichen Quellen ein Porträt des Philosophen Martin Heidegger zusammengestellt, das sein Leben in allen Details abbildet: von den Anfängen in der Kleinstadt bis zur späten Auseinandersetzung mit seiner NS-Vergangenheit. Eine Biografie, die das Lebenswerk Heideggers in die Geschichte des 20. Jahrhunderts einordnet!
Aus dem Franz. v. Walther Fekl. 2022. 704 S. mit Bibliogr. u. Reg., 15,5 x 23 cm, geb. mit SU. wbg Theiss, Darmstadt. Gefördert durch die Fondation pour la mémoire de la Shoah.
Inhaltsverzeichnis
Geleitwort 9
Vorwort 13
Einleitung 17
TEIL1
Ein katholisches Schicksal (1889-1918) 29
Kapitel 1: Eine katholische Kindheit in einer südwestdeutschen
Kleinstadt (1889-1903) 30
Die glückliche Kindheit eines Kleinbürgers vom Lande 30
Eine Kindheit zwischen Kirche und Schule 39
Der Schmelztiegel eines Jahrhunderts der Konflikte 49
Kapitel 2: Vom angehenden Priester zum antimodernistischen jungen
Philosophen (1903-1913) 58
Von Konstanz nach Freiburg oder sechs Jahre Gymnasium und
Knabenkonvikt 58
Irrungen und Wirrungen eines katholischen Lebens 76
Ein vielversprechender katholischer Philosoph (1912-1914) 94
Kapitel 3: Ein Philosoph im Weltkrieg (1914-1918) 106
Krieg oder Karriere? (1914-1917) 107
Vor dem Bruch mit dem Katholizismus (1914-1917) 114
Die innerliche Erfahrung des Kampfes (1918) 135
TEIL 2
Ein revolutionärer Philosoph (1919-1933) 157
Kapitel 4: Das Verblassen der Welt von Meßkirch (1919-1923) 158
Gleichgültigkeit gegenüber der Niederlage Deutschlands 158
Assistent und Revolutionär 163
Bruch mit dem Glauben seiner Herkunft und die Entdeckung
der Verwurzelung 180
Kapitel 5: Bodenständigkeit auf den Höhen von Todtnauberg? (1923-1933) 191
Vom Marburger Exil zum Vorposten von Freiburg? 191
Todtnauberg oder der Berg der Philosophie 214
Der Abschied von Meßkirch 226
Kapitel 6: Der Wind weht jetzt aus Richtung Berlin (1927-1933) 248
Berlin, aus der Sicht von Todtnauberg 248
Die Hauptstadt ruft 265
Berlin wird braun 277
TEIL 3
Der Nationalsozialismus - Deutschlands Schicksal? (1933-1945).. 309
Kapitel 7: Die Rektoratsrede oder: Selbstporträt des Philosophen als Führer 310
Führung, Führer und Gefolgschaft 312
Dem deutschen Volk „seine echte geistige Welt“ erschaffen 329
„Gott ist tot“ 345
Kapitel 8: Ein König der Lüfte versucht, im Gleichschritt zu marschieren 356
Als Rektor und Philosoph Vorhut des NS-Regimes 356
Der Nationalsozialismus an der Universität: eine Politik der Säuberung 369
Zunehmende persönliche Isolierung 399
Kapitel 9: Orakel im Sturm (1934-1945) 404
Vom Rücktritt zum Ende der Illusionen (1934-1936) 404
Affektive und philosophische Erneuerung (1934-1939) 417
Der nächste Weltkrieg als neue Probe (1939-1945) 433
TEIL 4
Ein zum Schweigen verurteilter Nazi? (1945-2017) 459
Kapitel 10: Die Not eines Landes in Ruinen (Deutschland 1945-1949) 460
Die Entnazifizierung des Martin Heidegger (1945-1947) 460
Die „Wiederherstellung“ eines Philosophen (1946-1949) 472
Wiederbegegnungen nach dem Völkermord 490
Kapitel 11: Letzte Wege (1950-1976) 498
Das wiedergefundene Glück? (1950-1969) 498
Ein Philosoph begegnet seiner NS-Vergangenheit (1950-1976) 512
Letztes Aufleuchten eines Denkers (1969-1976) 525
Kapitel 12: Die Affäre Heidegger in der Zeit nach Heidegger (1976-?) 531
Eine Medien-„Bombe“, eine „abschließende Studie“ und die
Fortsetzung des Leugnens 533
Neue Quellen, altes Leugnen (1989-2005) 548
Cyberspace, Globalisierung und Einführung des Nationalsozialismus in die
Philosophie 554
Von den Schwarzen Heften zum Ende der Affäre? 571
Schlussbetrachtung 589
ANHANG 619
Anmerkungen 621
Bibliographie 692
Die wichtigsten Quellen 692
Werke und Gelegenheitstexte 692
Die wichtigsten Briefwechsel 694
Zeitzeugnisse 695
Weitere wichtige Quellen 696
Studien und Biographien 696
Register 698