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Hasskrieger Der neue globale Rechtsextremismus
Hasskrieger
Der neue globale Rechtsextremismus




Karolin Schwarz

Herder Verlag
ISBN: 9783451367009
224 Seiten, paperback, 14 x 22cm, Februar, 2020

EUR 22,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Radikale und extreme Rechte vernetzen sich längst nicht mehr nur durch geheime Treffen. Sie sind ganz offen im Internet unterwegs, über alle nationalen Grenzen hinweg vernetzt. Viele radikalisieren sich, ein Teil von ihnen greift zur Gewalt, einige von ihnen töten.

Karolin Schwarz, gefragte Expertin zum Thema, beobachtet das Vorgehen rechter Akteure seit Jahren und zeigt Kontinuitäten rechter Hetze in digitalen Räumen auf. Sie beschäftigt sich mit Methoden und Werkzeugen der Rechtsradikalen und vergleicht die Strategiepapiere rechter Parteien sowie weiterer rechter Gruppierungen. Erstmals entsteht ein Überblick über den neuen globalen Rechtsextremismus und Terrorismus., der die Attentäter von Christchurch und Halle hervorbrachte.
Rezension
Noch während das jüngst erschienen Buch über die "Hasskrieger" der rechten Szene zur Rezension von mir gelesen wurde, überholt ein weiteres Mal die Realität die Theorie - leider! Das schreckliche Attentat von Hanau passt exakt zum Titel des vorliegenden Buches und sorgt ein weiteres Mal für blankes Entsetzen. Die Ermittlungen zu den Hintergründe und die Erkenntnisse über das Umfeld des Täters sowie über die Vorbereitung der Tat stehen noch am Anfang; dennoch wäre es durchaus nicht verwunderlich, würde der ein oder andere Tatbestand nicht auch den Erkenntnissen dieses aktuellen Buches entsprechen.

Karolin Schwarz, junge freie Journalistin und sachverständig im Bereich rechter Hetze im Internet, widmet sich im vorliegenden Werk insbesondere der Verbreitung von Gewaltverherrlichung und Hetze auf digitalem Wege. Im ersten Kapitel beschreibt sie das Werden der Kampagnen des Rechtsradikalismus in den frühen Zeiten des World-Wide-Webs, bevor sie im darauffolgenden Kapitel auf unterschiedliche Akteure eingeht.
Über die Strategien Angst, Hass und Untergangsszenarien wirkungsvoll aufzubereiten geht es in Kapitel drei und darauffolgend eine ausführliche Darstellung der Techniken (Social-Media Plattformen, Spiele- und Online-Gaming Plattformen, Dark und Dark Social, alternative Plattformen und Hintergründe zur Finanzierung der Aktivitäten).
Um die Formen der Radikalisierung, die Vorbereitung und Inszenierung geplanter Taten und schließlich den Reaktionen des rechten Spektrums dreht es sich im fünften Abschnitt. Schlußendlich werden Möglichkeiten in Betracht gezogen, mit Hilfe derer das menschenverachtende Treiben zumindest eingedämmt werden könnte.

Zweifelsfrei: ein brandaktuelles Buch, das die heute gängige Vorgehensweise von Extremisten kompakt und dennoch eindringlich und nachvollziehbar beschreibt; im übrigen auch für Nicht-Computer affine "Nerds". Wenngleich Karolin Schwarz sich bei ihren Ausführungen ausschließlich auf die rechtsextreme Szene beschränkt, darf davon ausgegangen werden, dass auch die Akteure anderen politischen oder religiösen Extremismus sich identischer oder vergleichbarer Handwerkszeuge bedienen. Nach der Lektüre ist der Leser auf einem aktuellen Stand und gut informiert über die Verbreitungswege extremer Haltungen im Internet.
Soweit so gut. Alle bisherigen Versuche, das Netz und insbesondere die sozialen Medien (z.B. Facebook, Twitter, Instagram o.ä.) für Hetze auf den jeweiligen Plattformen zu sensibilisieren, waren von begrenztem Erfolg. Somit sind auch die Ansätze der Autorin am Ende des Buches als Denkanstösse zu verstehen. Und klar wird auch: wir als "User" sind ebenfalls gefragt - auch wir brauchen und dürfen nicht alles schweigend zur Kenntnis nehmen!

Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Von Christchurch bis Halle: Wie sich der Rechtsterrorismus neu erfindet

Radikale und extreme Rechte vernetzen sich längst nicht mehr nur durch geheime Treffen. Sie sind ganz offen im Internet unterwegs, über alle nationalen Grenzen hinweg. Ihr Umgang mit der digitalen Infrastruktur ist versiert. Ihre Mittel: Strategiepapiere, Guerilla-Marketing und organisierte Hasskampagnen. An die Stelle straff organisierter Gruppen treten immer öfter lose Netzwerke. Viele radikalisieren sich, ein Teil von ihnen greift zur Gewalt, einige von ihnen töten. Karolin Schwarz, Journalistin und Expertin für rechte Propaganda im Internet, zeigt, wie sich Rechtsextremismus organisiert und eine neue Form des globalen Terrorismus entsteht, dessen Gewalt zum Ausbruch kommt. Parallel tragen rechtspopulistische Regierungen und totalitäre Regime Lüge und Hetze über das Netz nach Europa – eine unheilvolle Allianz. Schwarz macht deutlich: Gesellschaft, Justiz und Politik sind keineswegs wehrlos. Dafür müssen sie rechte Strategien und Technologien aber kennen und verstehen.

Karolin Schwarz
Karolin Schwarz, geboren 1985, ist freie Journalistin, Faktencheckerin und Trainerin. Ihre Arbeit erschien beim ARD-Politikmagazin Kontraste, dem Faktenfinder, Buzzfeed und Motherboard, außerdem hat sie die redaktionelle Verantwortung für das Videoformat about:blank. Sie hält weltweit Vorträge und Trainings. Zuvor arbeitete sie unter anderem als Faktencheckerin bei Correctiv.org und als Community-Bändigerin bei Jäger & Sammler (funk) und der Leipziger Volkszeitung. Bekannt geworden ist sie im Februar 2016 als Gründerin des Projekts Hoaxmap.org, über das Falschmeldungen über Geflüchtete und nicht-weiße Personen zusammen getragen werden. Das Projekt war für den Grimme Online Award (https://blog.grimme-online-award.de/tag/karolin-schwarz/), den alternativen Medienpreis sowie den Journalistenpreis „Der lange Atem“ nominiert. Karolin Schwarz lebt in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
VORWORT . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

I . GESCHICHTE DES RECHTSRADIKALISMUS IM INTERNET . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13
Mailbox und Usenet . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15
Rechtsradikale Websites . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19
Rechtsradikale Onlineshops und autonome Infrastruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Foren und frühe Social-Media-Plattformen . . . . . . . . . . . 26
Die Anfänge von YouTube, Facebook und Co . . . . . . . . . . . . 28

II .DIE AKTEURE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Rechtsaußen-Parteien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Rechtsradikale Vereine und Gruppierungen . . . . . . . . . . 35
Influencer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38

III . ANGST, HASS UND UNTERGANG NACH ANLEITUNG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Die Spielanleitungen der Rechten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Es geht nicht ohne Feindbilder und Opferstatus . . . . . . 65
Emotionalisieren und Umdeuten um jeden Preis . . . . . . . 83
Desinformation als Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 93
»Alternativmedien«: Das große Raunen . . . . . . . . . . . . . . . 103

IV .TECHNIK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113
Social-Media-Plattformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114
Spieleplattformen und Online-Games . . . . . . . . . . . . . . . . 127
Wie Rechtsradikale ihre Aktivitäten finanzieren . . . . . . 136
DarkSocial . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145
Alternative Plattformen und Alt-Tech . . . . . . . . . . . . . . . 155

V .TERROR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167
Wie sich rechte Terroristen im Netz radikalisieren . . . 171
Vorbereitung und Inszenierung der Tat . . . . . . . . . . . . . . 178
Reaktionen im rechten Spektrum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

VI .WAS TUN? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189
Politik und Justiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191
Internetkonzerne . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195
Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198
Zivilgesellschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201

DANK . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203
ANMERKUNGEN . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205
GLOSSAR . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219