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Grundriss Geschichte der Metaphysik Von den Vorsokratikern bis Sartre
Grundriss Geschichte der Metaphysik
Von den Vorsokratikern bis Sartre




Norbert Schneider

Meiner Hamburg
EAN: 9783787334315 (ISBN: 3-7873-3431-9)
554 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 17 x 25cm, 2018, mit Lesebändchen

EUR 78,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der "Grundriss der Geschichte der Metaphysik" bietet eine quellenbasierte, gleichwohl verständlich geschriebene Darstellung metaphysischen Denkens von den frühesten griechischen Philosophen bis ins 20. Jahrhundert. Um didaktische Klarheit bemüht, führt sie über die Lehren antiker, mittelalterlicher und Neuzeitlicher Philosophen paradigmatisch in alle maßgeblichen metaphysischen Positionen ein. Ein umfangreiches Glossar, das fast schon Lexikonqualität erreicht, erläutert die wichtigsten Begriffe, Kategorien, und Denkansätze der okzidentalen Metaphysik von ! wie "Absolutes" bis Z wie "Zufall". Das breit angelegte Literaturverzeichnis bietet Hinweise für weitere Orientierungen und einen Einstieg in die Forschungsarbeit.
Rezension
Eine der ältesten Teildisziplinen der Philosophie ist die Metaphysik. Ihr geht es darum Antworten zu finden in Fragen, die seit Menschengedenken gestellt werden: Warum gibt es etwas und nicht vielmehr nichts? Was ist der Grund von allem? Damit eng zusammen hängen die Frage nach der Existenz Gottes, das Problem der Theodizee sowie die Frage nach der Existenz der Seele. So schreibt Kant zur Metaphysik: "Die Metaphysik ist ohne Zweifel die schwerste unter allen menschlichen Einsichten; allein es ist noch niemals eine geschrieben worden." Norbert Schneider legt nun eine Philosophiegeschichte der Metaphysik vor, die umfangreich das metaphysische Denken von den Vorsokratikern bis hin zu Sartre darstellt.
Fünf große Abschnitte mit jeweils zahlreichen Unterkapiteln gliedern den Band: Antike Metaphysik, Mittelalterliche Metaphysik, Metaphysik der Frühen Neuzeit vom Renaissance-Humanismus bis Kant, Metaphysik der Klassischen Deutschen Philosophie sowie Metaphysik im 19. und 20. Jahrhundert. Den Band beschließen ein allgemein gehaltenes Literaturverzeichnis (spezielle Literaturangaben zu einzelnen Autoren bzw. Schulen finden sich in den Anmerkungen) sowie ein Glossar. Der "kleine Vorspann" ("Was heißt metaphysisches Denken?") sowie der "kleine Nachspann" ("Metaphysisches Denken heute") runden die Darstellung ab. Die einzelnen Artikel sind in sprachlich gewandter Form verfasst und orientieren sich insbesondere an den Primärtexten (zum besseren Verständnis werden einzelne Textstellen abgedruckt), die dann noch einmal vom Verfasser systematisch eingeordnet und kommentiert werden.
Stellvertretend für den gesamten Band soll kurz das Kapitel zur antiken Metaphysik vorgestellt werden: Dieses beginnt mit einer Einführung in die Herausbildung des metaphysischen Denkens, das in der Aufgabe des mythischen Denkens wurzelt. Wilhelm Nestlé beschrieb dies als den Weg vom "Mythos zum Logos". Die Darstellung beginnt bei den Vorsokratikern, die existentielle Fragen nicht mehr dem Wirken der Götter zuschrieben, sondern nach rationalen Erklärungen suchten. Im Anschluss folgt ein Kapitel zu Platon, wobei hier auch das metaphysische Denken des Sokrates am Rande gestreift wird. Der Schwerpunkt bei Platon liegt auf der Erläuterung der Ideenlehre. Es folgt ein umfangreiches Kapitel zu Aristoteles, dessen Schrift "Metaphysik" zunächst vorgestellt wird, bevor seine Kritik an der platonischen Ideenlehre behandelt wird. Weitere Themenbereiche im Aristoteles-Kapitel sind: Form und Materie, Potenzialität und Aktualität, die Theologie. Es folgen im weiteren Teil zur antiken Metaphysik ein kurzer Abriss zur Metaphysik der Stoiker sowie eine kurze Darstellung der Metaphysikkritik des Skeptizismus. Ferner werden Plotin (Neuplatonismus und Rückkehr zur Metaphysik), die Gnosis und das Frühe Christentum sowie der Manichäismus behandelt. Insgesamt ist die Darstellung dieses ersten Teiles sehr umfangreich und schlüssig aufgebaut, was sich auch in den weiteren Teilen des Bandes (s.o.) fortsetzt.
Die Anschaffung des Bandes empfiehlt sich mindestens aus zwei Gründen: Zunächst als allgemeine Einführung in das metaphysische Denken, dann aber auch als Nachschlagewerk. Besonders eignet sich der Band auch für Lehrerinnen und Lehrer: Schließlich werden auch im Schulunterricht metaphysische Themen nicht nur gestreift, sondern intensiv diskutiert, da metaphysische Fragen auch einen anthropologischen Gehalt haben. Fazit: Mit dem "Grundriss Geschichte der Metaphysik" liegt ein Band vor, der exzellent in die Geschichte der Metaphysik einführt und durchaus zurecht als 'Standardwerk' bezeichnet werden kann.

Stefan Düfel, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Unter den philosophischen Disziplinen ist die Metaphysik die älteste. Ihre Bedeutung war in vormoderner Zeit so groß, dass sie nachgerade mit der Philosophie überhaupt gleichgesetzt wurde. Nur wer Metaphysik betrieb, konnte nach älterem Verständnis den Anspruch erheben, als Philosoph ernst genommen zu werden. In zweitausend Jahren Philosophiegeschichte haben sich zahlreiche große philosophische Systeme herausgebildet, die wir als »metaphysisch« klassifizieren würden.
Ob der Ursprung des Terminus »Metaphysik« tatsächlich auf den Zufall zurückgeht, dass Andronikos von Rhodos (1. Jh. v. Chr.) beim Redigieren der Werke des Aristoteles vierzehn Bücher unter dem Titel meta ta physika (hinter den Büchern über die Physik) zusammenfasste, oder ob dies in den Bereich der Legende gehört – die beiden Grundpfeiler metaphysischen Denkens, Ontologie und natürliche Theologie, finden sich bereits in der aristotelischen Schrift gleichen Namens. Gleichzeitig ist die Geschichte der Metaphysik auch eine der Infragestellung ihrer Gewissheiten: bereits in der Antike durch den Skeptizismus, im 18. Jahrhundert durch den Bruch, der eine dogmatische Metaphysik fortan unmöglich machte, sowie durch die sich anschließende erkenntnistheoretische Wende. In einem materialreichen, gleichwohl von leichter Hand geschriebenen Durchgang durch die Philosophiegeschichte von den milesischen Naturphilosophen bis Heidegger und Sartre stellt der Autor in drei großen Kapiteln die klassische Metaphysik dar, wie sie im vormodernen, im mittelalterlichen Denken und in der Moderne seit der Frühen Neuzeit und dann seit der Aufklärung, insbesondere seit Kant, betrieben wurde. Eine Besonderheit des auch als Nachschlagewerk zu gebrauchenden Bandes ist sein ausführliches Glossar metaphysischer Grundbegriffe mit Erläuterungen und Literaturhinweisen.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt V
Kleiner Vorspann XI

ANTIKE METAPHYSIK 1

Vom Mythos zu den Anfängen einer Reflexion über den Kosmos 3
a) Die milesischen Naturphilosophen 5
b) Pythagoras und seine Anhänger 7
c) Xenophanes 9
d) Parmenides 11
e) Heraklit 13
f) Empedokles 16
g) Anaxagoras 17
h) Demokrit 19

Platon 22
a) Die sokratische Phase 22
b) Die entfaltete platonische Ideenlehre 24
Aristoteles 28
a) Die Metaphysik 28
b) Die aristotelische Kritik der Ideenlehre Platons 33
c) Form und Materie bei Aristoteles 34
d) Potenzialität und Aktualität 36
e) Die aristotelische „Theologie“ 37
Die Metaphysik der Stoiker 39
Metaphysikkritik des Skeptizismus 42
Plotin und der Neuplatonismus 45
a) Rückkehr zur Metaphysik 45
b) Plotins Lehre von dem „Einen“ 46
c) Die Stufenfolge des Seienden 48
Gnosis und Frühes Christentum 51
Der Manichäismus 58

MITTELALTERLICHE METAPHYSIK 61

Augustin 63
a) (Neu-)Platonisches bei Augustin 63
b) Zeitlichkeit, Seele, freier Wille 65
Die Mystische Theologie des Pseudo-Dionysius Areopagita 68
Der frühmittelalterliche Universalienstreit 72
a) Der frühe Begriffsrealismus 72
b) Roscelin von Compiègne 75
c) Die drei Positionen im Universalienstreit 77
d) Kleiner Exkurs: Avicenna 79

Anselm von Canterbury 81
Albertus Magnus 85
Thomas von Aquin 89
Duns Scotus 97
Wilhelm von Ockham 100
Nikolaus von Kues 103

METAPHYSIK DER FRÜHEN NEUZEIT VOM RENAISSANCE-HUMANISMUS BIS KANT109

Marsilio Ficino 111
a) Gemistos Plethon und der Einfluss des Neuplatonismus 111
b) Theologia Platonica 112

Giordano Bruno 117
a) Biographisches 117
b) Pantheismus und Naturmystik 118
c) Gott als die Monas 122

Francis Bacon 124
a) Der Empirismus als erste methodische Offensive gegen die scholastische Metaphysik 124
b) Das „Novum Organum“ 125
c) Bacons Idolenlehre 127

Thomas Hobbes 131
a) Ein weiterer Angriff auf die traditionelle Metaphysik: Hobbes’ mechanistischer Materialismus 131
b) Nominalismus 132
c) Lehre vom Körper und der Bewegung 135
d) Theorie des Willens 138
e) Atheist oder Theist? 139

René Descartes 141
a) Die Konstruktion einer rationalistischen Metaphysik 141
b) Biographisches 142
c) Der erkenntnistheoretische Unterbau der cartesianischen Metaphysik 145
d) Formulierung methodischer Regeln 148
e) Vom Cogito zur Gottesgewissheit 150
f) Descartes’ Ideen- und Substanzenlehre 150
g) Tiere als Maschinen 152
h) Der Okkasionalismus 155

Benedictus de Spinoza 157
a) Zu Spinozas Biographie 157
b) Aufbau einer Metaphysik aus dem Geist der Geometrie 160
c) Gott als einzige Substanz 162
d) Lehre von den Attributen und Modi 163
e) Determinismus 167

Gottfried Wilhelm Leibniz 170
a) Dynamik und Harmonie: Weiterentwicklung der Metaphysik 170
b) Rationalismus versus Empirismus 175
c) Die „Théodicée“ 178
d) Die Grundgedanken der „Monadologie“ 185

Metaphysik im Umkreis und in der Nachfolge von Leibniz 191
a) Ehrenfried Walther von Tschirnhaus 191
b) Christian Wolff 194
c) Alexander Gottlieb Baumgarten 198
d) Georg Friedrich Meier 200

John Locke 202
a) Erkenntnistheoretische Versuche einer Metaphysiküberwindung 202
b) Alle Ideen stammen aus der Erfahrung 205
c) Einfache und komplexe Ideen 206
d) Substanzen, Modi und Relationen 209

George Berkeley 211
a) Revision von Lockes These der „primären Qualitäten“ 211
b) Spiritualismus und Nominalismus 213

David Hume 216
a) Skeptizismus 216
b) Weiterentwicklung des Empirismus 218
c) Assoziationsgesetze 218
d) Kritik der Kausalitätslehren 221

Französischer Sensualismus und Materialismus 223
a) Die Rezeption der Locke’schen Thesen in Frankreich 223
b) Étienne Bonnot de Condillac 225
c) Julien Offray de La Mettrie 229

METAPHYSIK DER KLASSISCHEN DEUTSCHEN PHILOSOPHIE 233

Immanuel Kant. Kritizismus als Versuch einer Überwindung der vormodernen Metaphysik 235
a) Biographisches 235
b) Erste Beschäftigungen mit Problemen der Metaphysik 237
c) Prinzipien und Thesen des Kant’schen Kritizismus 243
d) Urteile und Kategorien 249
e) Kants Kritik von rationaler Psychologie, Kosmologie und Theologie 251
f) Postulate der reinen praktischen Vernunft: Unsterblichkeit, Freiheit und das Dasein Gottes 256

Kants Transzendentalphilosophie in der Diskussion seiner Zeit 259
a) Karl Leonhard Reinhold 261
b) Jacob Sigismund Beck 262
c) Salomon Maimon 263
d) Gottlob Ernst Schulze (Aenesidemus) 264
e) Jacob Friedrich Fries 265
f) Friedrich Heinrich Jacobi 266

Johann Gottlieb Fichte 269
a) Biographisches 269
b) Die Wissenschaftslehre 273
c) Das triadische Modell der Dialektik 275
d) Die politische Dimension der Ich-Philosophie 279

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling 282
a) Abgrenzung von Fichte 282
b) Zur Biographie Schellings 284
c) Grundgedanken der Naturphilosophie Schellings 289
d) Schellings System des transzendentalen Idealismus 297
e) Die Rolle der Kunst im Rahmen der Transzendentalphilosophie 301

Georg Wilhelm Friedrich Hegel 305
a) Hegel und Schelling 305
b) Die „Phänomenologie des Geistes“ 307
c) Zu Hegels Biographie 316
d) Die „Wissenschaft der Logik“ 322
e) Zu Hegels Philosophie des Geistes 330
f) Abschließender Exkurs zu Hegels Naturphilosophie 334

METAPHYSIK IM 19. UND 20. JAHRHUNDERT 337

Arthur Schopenhauer 339
a) Aversion gegen Hegel 339
b) Zu Schopenhauers Biographie 341
c) Schopenhauers Metaphysik 345

Die Metaphysik Johann Friedrich Herbarts 356

Nachhegelianische Religionskritik und Ideologiekritik des metaphysischen Denkens 362
a) David Friedrich Strauss 363
b) Ludwig Feuerbach 366
c) Religions- und Metaphysikkritik bei Karl Marx und Friedrich Engels 371

Rudolf Hermann Lotze. Versuch einer „induktiven Metaphysik“ 376

Auguste Comte. Positivismus als Überwindung der Metaphysik 382
a) Comte und Saint-Simon 382
b) Das Dreistadiengesetz 385
c) Das theologische Stadium 387
d) Das metaphysische Stadium 389
e) Positivismus als neue Religion 391

Metaphysikkritik im Zeichen von „Vulgärmaterialismus“und Monismus 393
a) Carl Vogt 393
b) Jacob Moleschott 397
c) Ludwig Büchner 399
d) Ernst Haeckel 402

Neospiritualistische und panvitalistische Metaphysik in Frankreich 407
a) Émile Boutroux 407
b) Henri Bergson 409

Friedrich Nietzsche. Immoralismus und Kritik des metaphysischen Denkens 416
a) Zur Biographie Nietzsches 416
b) Zu Nietzsches Schriften 421
c) Hauptmomente von Nietzsches Metaphysikkritik 428
d) Metaphysik und Metaphysisches in der Sicht Nietzsches 433

Auferstehung der Metaphysik, Erneuerung der Ontologie 436
a) Peter Wust 436
b) Nicolai Hartmann 440

Martin Heidegger. Fundamentalontologie und Frage nach dem„Wesender Metaphysik“ 448
a) Die Grundfrage: Was ist Metaphysik? 448
b) Das nichtende Nichts 449
c) Sorge und Angst 450
d) Von der Phänomenologie zur Fundamentalontologie 451
e) Dasein als Seiendes, das je wir selbst sind 452
f) Verstehen 454
g) Stimmung und Befindlichkeit 455
h) Vorhandenes und Zuhandenes 458
i) Das Sein des Daseins als Sorge 458
j) Angst und Zeitlichkeit – Sein zum Tode 459
k) Eigentlichkeit versus ‚Das Man‘ 461
l) Denken und Wahrheit in Heideggers späteren Schriften 464

Jean-Paul Sartres phänomenologische Ontologie 467
a) Heidegger, Husserl und Hegel als Anreger 467
b) Pour-soi und En-soi 468
c) Nichts und Nichtung 469
d) Sartres Freiheitsbegriff 471

Kleiner Nachspann 473
Glossar 476
Allgemeine Literaturhinweise 545
Nachwort 552