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Gottes grausamer Spaß? Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe
Gottes grausamer Spaß?
Heinrich Heines Leben mit der Katastrophe




Karl-Josef Kuschel

Patmos
EAN: 9783491703506 (ISBN: 3-491-70350-6)
360 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 16 x 21cm, Februar, 2002

EUR 24,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die letzten Jahre seines Lebens



zwangen Heinrich Heine, den scharfsinnigen Kritiker der Religion, in seine »Matratzengruft« - gelähmt, fast blind, die



schmerzhaften Krämpfe mit Opium betäubend. Unter dem Eindruck der jüdischen Bibel kommt es bei Heine zu einer »Heimkehr zu



Gott«, im Wissen darum, daß er diesem bereits das Sterbeglöcklein geläutet und den Himmel »den Engeln und Spatzen« hatte



überlassen wollen.

Heines biographische und künstlerische Zeugnisse lassen seine »Rückkehr zum Gott unserer Väter« im



Zeichen innerer Freiheit nachvollziehen. Er beugte sich nicht, fand vielmehr zu einem Gesprich mit Gott, in dem Ironie, Spott



und geistreicher Witz nicht fehlen.



Angesichts seiner persönlichen Katastrophe findet Heine zu einer



Auseinandersetzung mit Gott, in der der Mensch seine Würde nicht verliert.



Klappentext:

Daß Heine diese »Rückkehr



zum Gott unserer Väter" in den letzten acht Jahren seines Sterbe-Lebens bewußt vollzieht, reflektiert und verteidigt, scheint



mir wichtig für eine Zeit wie die unsrige, in der nicht wenige Intellektuelle lebensgeschichtlich vor ähnlichen



Weichenstellungen stehen. jahrzehntelang hat man sich Religion ironisch auf Distanz gehalten. jahrzehntelang hat man die



Gottesfrage ideologiekritisch als "erledigt- abgetan. Zäsurerfahrungen im persönlichen oder politischen Leben erzwingen auch



heute nicht selten neue Entscheidungen. Sie führen möglicherweise zur Neubewertung des "Faktors" Religion und zu einer



Neupositionierung im Kontext von Gesellschaften, die man mit Jürgen Habermas' Friedenspreis-Rede 2001 1,postsäkulare" nennen



kann. Wie aber neu von Gott reden, ohne die berechtigten Einsichten der Religionskritik zu verwerfen? Ich fand, daß Heine



einen Weg für sich gefunden hatte, der beides zugleich möglich macht: Demut und Rebellion, Hinnahme des Unabänderlichen und



Widerstand dagegen, Ergebung und Anklage. Heine vollzieht eine "Rückkehr" zu Gott im Akt des Protestes, eine Umwandlung" in



Form des Widerstandes, eine "Wiedererweckung" des religiösen Gefühls als Rebellion gegen Gott vor Gott.
Verlagsinfo
Eine brillant geschriebene Darstellung des Lebensdramas Heines und seiner Auseinandersetzung

mit Gott.

Die Katastrophe im eigenen Leben, sei es unschuldig erlittenes Leid, sei es die Krankheit zum Tode – bringt

uns vor die Frage nach Gott. Wie lebt man mit Gott nach, in oder trotz der Katastrophe? Kann man gar als Religionskritiker zu

Gott zurückkehren?

Die letzten Jahre seines Lebens zwangen Heinrich Heine in seine »Matratzengruft« – gelähmt, fast

blind, die schmerzhaften Krämpfe mit Opium betäubend. Unter dem Eindruck der Jüdischen Bibel kommt es bei Heine zu einer

»Heimkehr zu Gott«, wohl wissend, dass er diesem bereits das Sterbeglöcklein geläutet hatte. Karl-Josef Kuschel zeichnet die

Dramatik des Suchprozesses nach, in den der Todkranke sich verwickelte. Heines Stil der Auseinandersetzung mit Gott kommt

exemplarische Bedeutung zu.
Inhaltsverzeichnis
Die

Leitfrage:
Wie leben mit Gott in der Katastrophe?


I. Zeit des Gotteswahnsinns

1.

Krankheitsdurchbruch und Todesdementi

Ein Fluch dem Gotte ... : "Die Weber"
Erotische Phantasien: Die Göttin

Diana
Katholische Groteske: Als"Kardinal" auf dem Index?
Das Sterben - etwas Schauderhaftes

2.

Karfreitagsvisionen

Getanzte Lebenslust: Faust als Ballett .
Die letzte Utopie: Die Menschen als Götter


Was die Götter Griechenlands nicht täten

3. Nachtgespenster - Nachtgespräche

Miserere: Was tote Nonnen

singen
Gebete zu Jehova
Abschied von Venus
Auflehnung gegen den Gotteswahnsinn

4. Die große Umwandlung



Gebete? Schämen Sie sich! .
Verzweckung Gottes? .
Vom "großen Heiden"

zum"todkranken Juden«
Glauben an Gott, Jenseits und Unsterblichkeit

5. Wider den dunklen Reiter Tod

Der

Tod der Revolution
Salomos Alpträume .
Gebet an die Engel


II. Selbstrechtfertigungen

und Gottesangriffe


1. Revolution in »religiösen Ansichten«

Moses gegen Hegel
Kein frommes Lämmlein


Schauerliche Gedanken, Blitze des Lichts
Gottes Witz, Gottes Druck, Gottes Quälerei? ....

2. Rekonstruktion

von Heimat

Man kann die Religion nicht wechseln
Die erste hebräische Melodie: "Prinzessin Sabbat"


Dichtergenie lobt Dichtergenie:"Jehuda ben Halevy"

3. Der Dichter als Gottgestrafter

.

Nervals "Christus am Ölberg"
Christus und der Tod Gottes
Wahrheit und Wahnsinn


III. Die letzte

Symphonie
.

1. Angewidert vom Gottesgezänk

Drama im Dunkeln:"Barmberziger Gott

Schadday"
Visionen, Seifenblasen und ein Lebewohl
Stinkende "Disputation" in Toledo
Warum Rabbi und Mönch

lächerlich sind

2. Rückkehr zum Gott der Hebräischen Bibel

Was die Öffentlichkeit erfährt
Trauma Taufe:

Rückblende I
Verachtung für Börne und Schelling: Rückblende II
Umwandlung, nicht Bekehrung - Heines Differenz



3. Ein Leben nach dem Tode?

Die frühe Utopie: jenseits im Diesseits
Glaube an Unsterblichkeit á la

Swedenborg
Ironie als Illusionsprophylaxe
Selbstverbrennungen? .

4. Die dritte Säule: "Romanzero"



Weltliterarisches Panorama
Die Macht der Poesie
Den Besiegten Gerechtigkeit
"Klagelieder" oder: Das

eigene Leid als Schöpfungsproblem

5. Ehe neue Sterbe-Kunst

Jenseits? Lyrische Resistenz
Wie feiern zum

Gedächtnis?
Alters- und Todeserotik
Lazarus' Fluch
Ästhetische Grenzüberschreitungen .

.
Krankheit, Schmerzen und die Literatur


IV. Abschied von den gottlosen Selbstgöttern

1. Die

Religion der Freude: Rückblende III

Die Göttlichkeit des Menschen
Rehabilitation des Fleisches
Das dritte

neue Testament
Jehova oder der Tod des alten Gottes .

2. Irrtum in der großen Gottesfrage

.

Was Feuerbach und Marx zu empfehlen ist
Lektion Belsazer.- Rückblende IV
Einsicht in die Grenzen des

Menschseins

3. Wechsel im Bibelverständnis

Bibellektüre I.- Bollwerk gegen die Welt
Bibellektüre II.-

Sonne und Brot

4. Narrenfahrt und Geistertreiben

Auf dem Narrenschiff nach Bimini
Ex-Gott im Exil über

Götter im Exil
Nächtlich tolles Geistertreiben
Die Scham, nicht tot zu sein . .




V. Geständnisse

1. Pariser Leben - Pariser Sterben

Zwischen Triumphpforte und

Lazarusklapper
Volksvergötzung - Selbstvergötzung: durchschaut
Auf den Knien neben Onkel Tom

2. Israel:

Muster der Völker, Prototyp der Menschheit

Moses: Künstler und Befreier
Bibellektüre III.- Erziehungsbuch der

Menschheit
Protestierender Protestant mit Papst-Phantasien

3. Hiob und das Auszweifeln vor Gott

Gottes

Lauge der Verhöhnung
Den Spaß Gottes der Kritik unterwerfen
Zukunft des Judentums?" Ludwig Marcus
Bibellektüre

IV.- Hausapotheke der Menschheit
Klageketten: Voltatre - Kant - Kierkegaard


VI. Im Zwielicht der

Gottesironie


1. Lazarus und die "Gedichte der Agonie"

Im Himmel besser, als man denkt?
Flennen und

Beten
Die rührendste Bitte an Gott
Die verdammten Fragen
Verweigerung von Theodizee
Blasphemisch-religiös?



2. Die Entzauberung der Welt-Götzen: Lutetia

Geld als Gott der Zeit
Menetekel an der Wand
Tanz auf

dem Vulkan
Weltrevolution als Weltgewitter


VII. Was bleibt? Heines Vermächtnis

1. Griechische

Lust und jüdischer Gott versöhnt?
2. Die Schöpfung - Gottes Alptraum?
3. Staunen über Gottes Inkonsequenz
4.

Christuskopf mit Mephistolächeln

Anmerkungen

Zitierweise der Quellen

Grundliteratur

Ein

persönliches Nachwort