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Glaubensflüchtlinge Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa
Glaubensflüchtlinge
Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa




Joachim Bahlcke (Hrsg.)

Reihe: Religions- und Kulturgeschichte in Ostmittel- und Südosteuropa


LIT
EAN: 9783825866686 (ISBN: 3-8258-6668-8)
440 Seiten, hardcover, 17 x 24cm, 2008

EUR 59,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Glaubensvielfalt und Glaubensflüchtlinge gehören gleichermaßen zur Signatur eines Zeitalters, das die Praxis staatlichen Konfessionszwangs nur langsam überwandt und erst im Jahrhundert der Aufklärung zu neuen Formen religiöser Toleranz fand. In diesem Buch, das Forschungsergebnisse international renommierter Wissenschaftler versammelt, geht es um Einblicke in eine bedrückende, aber auch faszinierende Vergangenheit: um Flüchtlinge und Auswanderer, rechtliche Aspekte und mediale Inszenierungen der Wanderungsbewegungen und die Verarbeitung konfessioneller Migrationserfahrungen in Geschichtsschreibung und politischer Theorie.
Rezension
Flüchtlinge und Asylbewerber sind auch im 21. Jahrhundert noch immer ein bedrängendes Problem auf der Welt. Die Ursachen von Flucht und Vertreibung haben sich nur z.T. geändert; wirtschaftliche und weltanschauliche Gründe dominieren auch heute noch. Während Europa sich in diesen Tagen zunehmend abschottet, zeigt dieser informative Band sehr deutlich, welche Migrationsbewegungen es im 16.-18. Jhdt. in Europa allein aufgrund von konfessionellen Fragen gegeben hat und wie Glaubensfragen nicht selten mit ökonomischen Verhältnissen sich verknüpften. Der Band zeigt auch, welche häufig zu wenig beachteten Folgen die Reformation und die mit ihr verbundene Konfessionalisierung Europas mit sich gebracht hat, bis endlich das Zeitalter der Aufklärung die Religion zur Privatsache erklärt hat und religiöse Toleranz eingekehrt ist.

Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Religions- und Kulturgeschichte in Ostmittel- und Südosteuropa
Herausgegeben von Prof. Dr. Joachim Bahlcke, Prof. Dr. Rainer Bendel, Prof. Dr. Joachim Köhler, Prof. Dr. Thomas Wünsch

Die Hinwendung der Geschichtsschreibung zum Territorium und zu den Menschen, die in den Territorien lebten, hat die Aufmerksamkeit historischen Arbeitens für viele Details des Lebensvollzugs im Alltag geweckt; das ist eine Bereicherung der bisherigen Perspektiven, die vorrangig auf die Lehre und die Ideologie und die Institution, auf normiertes Verhalten und Disziplin zielten.

Religiöses und kulturelles Leben in den Regionen vom Baltikum bis nach Bulgarien erfährt derzeit vor Ort und bei deutschen Historikerinnen und Historikern wachsendes Interesse. Für viele Themenbereiche und Zeiträume fehlen noch Detailstudien grundlegender Natur, weil die politischen Verhältnisse in den betroffenen Ländern eine Aufarbeitung dieser Aspekte ihrer Geschichte in den letzten 50 Jahren behindert, bei deutschen Historikern oft eine deutlich nostalgische Prägung erhalten haben.

Es muß ein Dialog der verschiedensten Disziplinen, der Methoden, der Konfessionen und der Nationen gesucht werden. In diesem Sinne müssen die einzelnen Themenbereiche multiperspektivisch bearbeitet werden. Dafür soll die Reihe ein Forum bilden.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort V

Barbara Dölemeyer
Rechtliche Aspekte konfessioneller Migration im frühneuzeitlichen Europa am Beispiel der Hugenottenaufnahme 1

Norbert Kersken
Geschichtsschreibung im Exil. Historiker und ihre Texte im Kontext erzwungener Migration 27

Bernhart Jähnig
Flucht vor der Reformation. Zum Schicksal der 1525 nicht beim Deutschen Orden in Preußen verbliebenen Ordensbrüder 61

Stefan Samerski
„Die Stillen im Lande". Mennonitische Glaubensflüchtlinge in Danzig im 16. und 17. Jahrhundert 71

Jörg Deventer
Nicht in die Ferne - nicht in die Fremde? Konfessionsmigration im schlesisch-polnischen Grenzraum im 17. Jahrhundert 95

Hans-Jürgen Bömelburg
Konfession und Migration zwischen Brandenburg-Preußen und Polen-Litauen 1640-1772. Eine Neubewertung 119

Martina Thomsen
„Wider die Picarder". Diskriminierung und Vertreibung der Böhmischen Brüder im 16. und 17. Jahrhundert 145

Jiri Mikulec
Die staatlichen Behörden und das Problem der konfessionellen Emigration aus Böhmen nach dem Jahr 1620 165

Arno Strohmeyer
Konfessionsmigration und religionspolitische Handlungsspielräume: eine Initiative niederösterreichischer Glaubensflüchtlinge bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden 187

Thomas Winkelbauer
Die Vertreibung der Hutterer aus Mähren 1622: Massenexodus oder Abzug der letzten Standhaften? 207

Alexander Schunka
Pragmatisierung konfessioneller Autorität. Zuwanderer im Kursachsen des 17. Jahrhunderts im Spiegel des Supplikenwesens 235

Eva Kowalská
Exil als Zufluchtsort oder Vermittlungsstelle? Ungarische Exulanten im Alten Reich während des ausgehenden 17. Jahrhunderts 257

Rudolf Leeb
Die große Salzburger Emigration von 1731/32 und ihre Vorgeschichte (Ausweisung der Deferegger 1684) 277

Joachim Bahlcke
Der slowakische Prediger Matej Bahil und der preußisch-österreichische Antagonismus: Beobachtungen zur Europäisierung der ungarischen Religionsfrage im 18. Jahrhundert 307

Harald Roth
Von den Hutterern zu den Landlern in Siebenbürgen 335

Regina Partner
Migration und Herrschafts Verdichtung: Ökonomische Voraussetzungen konfessionell bedingter Untertanenmobilität in den Ländern der Habsburgermonarchie 1680-1780 345

Juliane Brandt
Verfolgung, Minderheitsposition und langfristige Formulierung konfessioneller Identität. Analyse und Auswirkungen dieser Entwicklung am Beispiel der ungarischen Protestanten im 19. Jahrhundert 373

Personenregister 403
Oltsregister 413
Verzeichnis der Mitarbeiter 423