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Freie Verse
99 Gedichte
Mit 19 bislang unveröffentlichten Gedichten
Jubiläumsausgabe zum 85. Geb. Sarah Kirsch am 16.04.2020
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Moritz Kirsch
Moritz Kirsch (Hrsg.), Sarah Kirsch
Random House
, Manesse Verlag
EAN: 9783717525066 (ISBN: 3-7175-2506-9)
128 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 13 x 21cm, 2020, mit zwei Lesebändchen
EUR 20,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Ein bibliophiler Lyrikband mit 19 bislang unveröffentlichten Gedichten
Man kennt Sarah Kirsch als Dichterin der Pappeln und Gräser, des Sommerwindes und der Rauchschwalben, als Naturdichterin im emphatischen Sinne, die ihre Leser in freien Versen neu sehen und staunen lehrt. Neu sehen lernen und staunen sollte nun auch, wer Sarah Kirsch für eine apolitische Dichterin gehalten hat. Denn das war sie keineswegs. Das zeigt ein Glücksfund von neunzehn bislang völlig unbekannten Gedichten, entstanden noch in der DDR. Sie zeigen die Büchner-Preisträgerin als eine eminent politische Stimme, frei von Reim- und Denkzwängen, frei von politischer Bevormundung.
Der von Moritz Kirsch, dem Sohn der Dichterin, herausgegebene Auswahlband «Freie Verse» enthält neunundneunzig Gedichte, in denen die Idylle fern ist, aber das Zeitgeschichtliche nah und in jeder noch so harmlos scheinenden Gedichtzeile präsent. Die poetische Beschwörung Sarah Kirschs gilt in diesem Band nicht nur der Natur, sondern auch der menschlichen Umwelt, dem gesellschaftlichen System, das uns prägt und - ob wir es wollen oder nicht - bis in den hintersten Weltwinkel verfolgt. Von besonderem Wert sind in diesem Zusammenhang neunzehn erst kürzlich auf dem Dachboden wiederentdeckte Gedichte. Ausschlaggebend, dass Sarah Kirsch sie seinerzeit zurückhielt, waren offensichtlich politische und nicht literarische Gründe. Im Lichte des unveröffentlichten lassen sich auch dem bereits veröffentlichten Werk nun noch einmal ganz neue Facetten abgewinnen. Weit entfernt vom aufrührerischen, agitatorischen Ton eines Wolf Biermann oder vom zupackenden Gestus eines Volker Braun findet die Dichterin eine ganz eigene Form- und Bildsprache in der Auseinandersetzung mit ihrer Gegenwart, mit dem jeweiligen System und den Herrschenden.
Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme, Schleswig-Holstein, lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.
Rezension
Die deutsche Lyrikerin Sarah Kirsch (*1935 in Limlingerode, Kreis Nordhausen; †2013 in Heide, Holstein) wird häufig primär als Naturdichterin wahrgenommen, als Dichterin der Pappeln und Gräser, des Sommerwindes und der Rauchschwalben. Dieser Lyrikband mit 19 bislang unveröffentlichten und wohl aus üpolitischen Gründen zurückgehaltenen Gedichten, herausgegeben von ihrem Sohn Moritz Kirsch, zeigt, dass Sarah Kirsch keineswegs eine apolitische Dichterin war. Sarah Kirsch war in den 1960er- und 1970er- Jahren eine vielbeachtete Lyrikerin in der DDR. Als Erstunterzeichnerin der Protesterklärung gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns wurde sie 1976 aus der SED und dem Vorstand des Schriftstellerverband der DDR ausgeschlossen. 1977 erhielt Sarah Kirsch die Erlaubnis, mit ihrem Sohn nach West-Berlin überzusiedeln. Kirschs Nachlass liegt im Deutschen Literaturarchiv Marbach, in Teilen im Literaturmuseum der Moderne in Marbach in der Dauerausstellung zu sehen. Charakteristisch für ihre Metaphorik sind Bilder, die in Alltags-, Natur- oder Landschaftsbetrachtung ihren Ausgangspunkt nehmen, aber verfremdet werden oder eine überraschende Wendung erfahren. Sarah Kirsch kontrastiert dabei oft präzise Naturbeobachtung mit dem Gefühlsleben des lyrischen Ichs oder politischer Reflexion.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Die Entdeckung der politischen Dichterin Sarah Kirsch – mit neunzehn bislang unveröffentlichten Gedichten, einem Glücksfund ihres Sohns Moritz Kirsch. Der von ihm herausgegebene bibliophile Band versammelt insgesamt neunundneunzig Gedichte, in denen die Idylle fern ist, aber das Zeitgeschichtliche nah und in jeder noch so harmlos scheinenden Gedichtzeile präsent. Die poetische Beschwörung der Büchner-Preisträgerin gilt in «Freie Verse» nicht nur der Natur, sondern auch der menschlichen Umwelt, dem gesellschaftlichen System, das uns prägt und – ob wir es wollen oder nicht – bis in den hintersten Weltwinkel verfolgt.
Von besonderem Wert sind in diesem Zusammenhang neunzehn erst kürzlich auf dem Dachboden wiederentdeckte Gedichte. Ausschlaggebend, dass Sarah Kirsch sie seinerzeit zurückhielt, waren offensichtlich politische und nicht literarische Gründe. Im Lichte des unveröffentlichten lassen sich auch dem bereits veröffentlichten Werk nun noch einmal ganz neue Facetten abgewinnen.
«In den Gedichten Sarah Kirschs mischen sich Politisches und Privates fortwährend. ‹Naturlyrik› an sich als unpolitisch zu betrachten, erscheint heute im Zeitalter von Klimakatastrophe und Artensterben sowieso als verfehlt. In der hier vorliegenden Gedichtsammlung wird das Politische deutlich – für die neunzehn Erstveröffentlichungen gilt dies ganz besonders.» Moritz Kirsch
Pressestimmen:
»Die Auswahl von Texten lässt die Dichterin Sarah Kirsch als eine politische Stimme hervortreten, die sich weder in der Sache noch in der Sprache bevormunden ließ.«
WDR 5, Bücher, Dirk Hohnsträter (16. April 2020)
»Es muss kein vor Propaganda strotzendes Kampflied sein, um das Anliegen des Dichters zu offenbaren. Es reicht eine Andeutung wie in dem Gedicht ›Großer Stern‹. Das kleine Meisterstück hat Sarah Kirsch in zwölf Zeilen verpackt.«
Thüringer Allgemeine/Thüringische Landeszeitung, Karsten Jauch (14. März 2020)
»Diese Fundsache ist ein Gedicht.«
Bücheratlas, Martin Oehlen (06. März 2020)
»Aus den 99 Gedichten spricht eine politische Sarah Kirsch, die sich in der DDR durch Soldaten und Stasispitzel ausspioniert und eingesperrt fühlte.«
Dithmarscher Landeszeitung, Frank Trende (16. April 2020)
»In den eigensinnigen Versen und abrupten Zeilensprüngen zeigte sie sich experimentierfreudig und frei von Reimzwängen.«
kulturtipp (CH), Babina Cathomen (04. Juni 2020)
»In diesem Band fehlen leider fast durchgängig Hinweise auf die Entstehungszeit. Aber andererseits erhöht das Undatierte auf seltsame Weise die Zeitlosigkeit vieler Verse in dieser neuen und gelungenen Auswahl.«
dasgedichtblog.de, Nicola Bardola (20. April 2020) |
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