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Feuer der Freiheit
Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933-1943
Wolfram Eilenberger
Klett-Cotta
EAN: 9783608964608 (ISBN: 3-608-96460-6)
400 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, September, 2020
EUR 25,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wolfram Eilenberger
Feuer der Freiheit
Das abenteuerliche Leben vier außergewöhnlicher Frauen, die in finsterer Zeit für unsere Freiheit kämpften.
Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand: Mit großer Erzählkunst schildert Wolfram Eilenberger die dramatischen Lebenswege der einflussreichsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges legen sie als Flüchtlinge und Widerstandskämpferinnen, Verfemte und Erleuchtete das Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte Gesellschaft.
Rezension
An der Spitze der deutschsprachigen Bestseller-Liste in der Kategorie Sachbuch findet man seit mehr als einem Jahrzehnt nicht nur politische und historische Werke, sondern auch populärphilosophische. Als bekanntester Weltbestseller gilt das 2007 erschienene Werk von Richard David Precht „Wer bin ich und wenn ja, wie viele?“. Während dieser sich in seinen Büchern bestimmten philosophischen Fragestellungen widmet, geht Wolfram Eilenberger (*1972), ehemaliger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, einen anderen Weg. Er beleuchtet Biographien und ausgewählte Erkenntnisse bedeutsamer Philosophen im Kontext eines bestimmten Zeitabschnitts, so in seinem Bestseller „Zeit der Zauberer. Das große Jahrzehnt der Philosophie 1919-1929“(2018). Im Zentrum seines Buches stehen die vier Philosophen Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin, Ernst Cassirer und Martin Heidegger.
Auch in seinem neuen populärphilosophischen Sachbuch „Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933-1943“, das mittlerweile schon in zweiter Druckauflage bei Klett-Cotta erschienen ist, fokussiert Eilenberger wieder ein philosophisches „Viergestirn“, nämlich die vier Philosophinnen: Simone de Beauvoir, Simone Weil, Ayn Rand und Hannah Arendt. Als ihre gemeinsame philosophische Kategorie identifiziert er die Freiheit. Das Denken der Philosophinnen wurde von unterschiedlichen Freiheitsbegriffen und Sozialphilosophien bestimmt. Wer neue fachwissenschaftliche Erkenntnisse oder differenzierte Urteile zu den Philosophinnen erwartet, wird von dem Werk Eilenbergers enttäuscht sein. Das Ziel des Journalisten und Fernsehmoderators ist es vielmehr, den Philosophinnen eine Stimme zu geben und an ihren besonderen Einsatz als Aktivistinnen und Widerstandskämpferinnen für Freiheit(srechte) in der Zeit des Faschismus und des 2. Weltkriegs zu erinnern. Dazu bedient sich Eilenberger in seinem Buch einer geschmeidigen und zum Teil artifiziellen Sprache. Zu Recht erkennt der Journalist, dass gerade das Werk von Simone Weil eine Wiederentdeckung verdient. Philosophie- und Ethik-Lehrkräfte werden durch sein Buch jedenfalls angeregt, in ihrem Unterricht mit Schülerinnen und Schülern Schriften von Simone Weil, Hannah Arendt oder Simone de Beauvoir zu lesen und mit ihnen in ein philosophisches Gespräch einzutreten.
Fazit: Mit „Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten 1933-1943“ ist Wolfram Eilenberger ein kognitiv unterhaltsames Werk gelungen, das zum Entdecken und zur Auseinandersetzung mit den Biographien und den immer noch aktuellen Schriften von wirkungsmächtigen Freiheitsphilosophinnen des 20. Jahrhunderts einlädt.
Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Nach dem Weltbestseller »Zeit der Zauberer« – das neue Buch von Wolfram Eilenberger
Das abenteuerliche Leben vier außergewöhnlicher Frauen, die in finsterer Zeit für unsere Freiheit kämpften
Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand: Mit großer Erzählkunst schildert Wolfram Eilenberger die dramatischen Lebenswege der einflussreichsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts. Inmitten der Wirren des Zweiten Weltkrieges legen sie als Flüchtlinge und Widerstandskämpferinnen, Verfemte und Erleuchtete das Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte Gesellschaft.
Die Jahre 1933 bis 1943 markieren das schwärzeste Kapitel der europäischen Moderne. Im Angesicht der Katastrophe entwickeln vier Philosophinnen, Simone de Beauvoir, Simone Weil, Ayn Rand und Hannah Arendt, ihre visionären Ideen: zum Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Mann und Frau, von Sex und Gender, von Freiheit und Totalitarismus, von Gott und Mensch. Ihr abenteuerlicher Weg führt sie von Stalins Leningrad bis nach Hollywood, von Hitlers Berlin und dem besetzten Paris bis nach New York; vor allem aber zu revolutionären Gedanken, ohne die unsere Gegenwart – und Zukunft – nicht dieselbe wäre. Ihre Existenzen – als Geflüchtete, Aktivistinnen, Widerstandskämpferinnen – erweisen sich dabei als gelebte Philosophie und legen eindrucksvoll Zeugnis von der befreienden Kraft des Denkens ab.
Ein grandioses Buch über vier globale Ikonen, die am Abgrund des 20. Jahrhunderts beispielhaft und mit bis heute weltweiter Wirkung verkörperten, was es heißt, ein wahrhaft freies Leben zu führen.
Wie vier Philosophinnen in einem dunklen Jahrzehnt eine neue Welt entwarfen
Simone de Beauvoir (1908–1986)
Die Existentielle
Mit ihrem Werk »Das andere Geschlecht« (1949) wurde die Schriftstellerin und Philosophin zur globalen Leitgestalt des Feminismus und Ikone eines wahrhaft emanzipierten Daseins. Gemeinsam mit ihrem lebenslangen Partner Jean-Paul Sartre ist Beauvoir ferner eine Gründungsfigur des französischen Existentialismus, dessen Freiheitsverständnis sie bereits in den 1930er Jahren maßgeblich prägte.
Ayn Rand (1905–1982)
Die Radikale
Als Alissa Rosenbaum in St. Petersburg geboren, zählt die 1926 in die USA emigrierte Philosophin und Schriftstellerin zu den einflussreichsten politischen Stimmen des 20. Jahrhunderts. Insbesondere mit ihren Romanen »The Fountainhead« (dt. »Die Quelle«) und »Atlas Shrugged« (dt. »Der Streik«) wurde sie ab den 1940er Jahren zu einer Kultgestalt, deren Werke allein in den USA eine Gesamtauflage von über zwanzig Millionen erreichten. Mit ihrem radikal freiheitsbetonten und elitär-individualistischen Ansatz gilt sie als eine der Gründungsfiguren der libertären Bewegung und Vordenkerin heutiger Silicon-Valley-Eliten.
Hannah Arendt (1906–1975)
Die Streitbare
Mit ihrem Werk zu den »Ursprüngen des Totalitarismus« erlangte die Philosophin in den 1950er Jahren Weltruhm. Aufgewachsen in Königsberg, studierte sie in den 1920er Jahren bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, floh als Jüdin 1933 von Berlin nach Paris und emigrierte 1941 schließlich nach New York. Von dort entfaltete Arendt ein publizistisches Wirken, das die politische Theorie wie Philosophie bis heute tief prägt.
Simone Weil (1909–1943)
Die Erleuchtete
In den Worten Albert Camus’ war die Philosophin Simone Weil »der einzig wirklich große Geist unserer Zeit«. Weil studierte gemeinsam mit Simone de Beauvoir und war in den 1930er Jahren vor allem als Publizistin und Gewerkschaftsaktivistin tätig. Ihr monumentales Werk zeichnet sich durch eine vehemente Kritik totalitärer Strukturen sowie durch große spirituelle Ernsthaftigkeit aus. Während des Zweiten Weltkriegs war Weil in der Flüchtlingshilfe und dem Widerstand des »Freien Frankreichs« unter Charles de Gaulle aktiv. Sie starb 1943 in England den Hungertod.
Es ist ein Jahrzehnt der politischen Extreme.
Die Weltwirtschaftskrise setzt die Demokratien des Westens unter Druck. Aus der Angst und Verarmung der Massen erwächst die Sehnsucht nach starken Führungsgestalten. In Deutschland ergreift Hitler die Macht und führt die Welt in einen weiteren Weltkrieg.
Der Sog des Totalitarismus bestimmt das Alltagsleben. Kein Individuum kann sich dem entziehen. Unterdrückung und Flucht sind die Folge. Zuerst stirbt die Freiheit, dann die Menschen. In dieser Zeit legten vier Philosophinnen, auf je eigene Weise, das gedankliche Fundament für eine wahrhaft freie, emanzipierte Gesellschaft. Bis heute steht ihr Wirken beispielhaft für die erneuernde Kraft des Denkens in finsterer Zeit.
Inhaltsverzeichnis
I. FUNKEN – 1943
Seite 13
Das Projekt · Beste Jahre · Die Situation · Todsünden · Die Moral · Die Mission · Inspiriert · In Trance · Geistesschwach · Unverschämt · Kampfbereit · Nur logisch · Die Fremde · Ohne Geländer ·
Der Riss · Gegenwärtig
II. EXILE – 1933/1934
Seite 43
Raster · Rahels Fall · Aufgeklärt · Vielstimmig · Deutsche Wesen · Hintertür · Rasend · Revolutionär · Sorge · Dritte Wege · Heilsarmee · Testament · Bedroht · Die Andere · Eingekapselt · Zaubertrank · Mauern · Schreib-Maschine · Luftdicht · Ideale · Nietzsche und ich · Sokratische Spannung
III. EXPERIMENTE – 1934 /1935
Seite 87
Angeklagt · Vor dem Urteil · Selbstisch · Second Hand · Filmreif · Sitten der Provinz · Das Prinzip Olga · Zauberer · Rollenverständnis · Blüten der Spiritualität · Ganz unten · Am Fließband · Erkenntnis und Interesse · Grenzen des Wachstums · Verkehrte Welt · Modern Times · Auslöschung · Vor dem Gesetz · Heimstätten · Widersprüche · Gestalt gewordene Frage · Neuland · Ausschlüsse
IV. NÄCHSTE – 1936/1937
Seite 135
Wir, die Lebenden · Rückeroberung des Ich · Howard Roark · Sinnliche Egozentrik · Ehe in Connecticut · Frontal · Dunkle Prozesse · Stamm und Stups · Totale Nächstenliebe · Arendts Kehre · Paris is for lovers · Zweifel am Pakt · Freies Lieben · Wahlverwandtschaften · Melancholia · Kopfzerbrechen · Moralisches Hinterland · Spirale der Entmenschlichung · Leere Machtworte · Scheinoppositionen · Prophetisch
V. EREIGNISSE – 1938/1939
Seite 185
In der Sackgasse · Gnadentöne · Das Reich Gottes · Unzurechnungsfähig · Das blinde Licht · Zurück zu den Quellen · Blockiert · Hymne · Arbeit am Mythos · Wolkenkratzer · Zündende Idee · Ecce Homo · Gift der Anerkennung · Morgenröte · Einbahnstraße · Elementarste Lügen · Gerettetes Vermögen · Stammes- Ethik · Anormale Abhängigkeit · Ohne Zukunft · Angriffslustig · Ebenbilder · Krieg der Welten · Die neue Situation · Im Angesicht
der Angst
VI. GEWALT – 1939/1940
Seite 233
Unablässig vor Augen · Erkenne dich selbst! · Geometrie des Zufalls · Tod und Zeit · Einzigartige Empfindsamkeit · Fallschirmspringer · Exodus · Grenzsituation · Nichts als Freiheit · Auf dem Vormarsch · Heimkehr · Projekt Hegel · Die Entschlossene · Abschaum der Erde · Lebendige Leichname · Transit · Engel der Geschichte · Fehlschläge · Das Prinzip Toohey · Falsche Gleichheit · Manhattan Transfer · Rands Verfassungspatriotismus · I want you!
VII. FREIHEIT – 1941/1942
Seite 279
Wie befreit · Endlich emanzipiert · Positiv besetzt · Erntedank · Gespannte Erwartung · Ohne Ich · Ohne Wir · Ohne Opium · Ethik der Annahme · Höhere Gleichgültigkeit · Überfahrt · This means you! · Neues Entsetzen · Falsche Einheit · Weltbürgerliche Absichten · Kleine Kreise · Nietzsches Fluch · American Sprengmeister · Social Distancing · Roarks Verteidigung · Das Verdikt
VIII. FEUER – 1943
Seite 333
Im Streik · Keine Fiktion · Deal! · Neuer Zug · Schöpferische Überschreitung · Offene Zukunft · Flaschenpost · Am Abgrund · Elemente und Ursprünge · Kein Schicksal · Verrückte Früchte · Unlösbar · Demission · Erdung
SCHNEISEN Seite 357
Dank
Seite 364
Werkregister
Seite 365
Auswahlbibliographie
Seite 369
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