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Februar 33 Der Winter der Literatur
Februar 33
Der Winter der Literatur




Uwe Wittstock

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406776939 (ISBN: 3-406-77693-0)
288 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, August, 2021

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Es ging rasend schnell. Der Februar 1933 war der Monat, in dem sich auch für die Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Uwe Wittstock erzählt die Chronik eines angekündigten und doch nicht für möglich gehaltenen Todes. Von Tag zu Tag verfolgt er, wie das glanzvolle literarische Leben der Weimarer Zeit in wenigen Wochen einem langen Winter wich und sich das Netz für Thomas Mann und Bertolt Brecht, für Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin und viele andere immer fester zuzog.

„Ein Buch von atemberaubender Anschaulichkeit und Eindringlichkeit.“ Bernhard Schlink

„Ein großer Wurf.“ Hans Christoph Buch, FAZ

„Packend und beängstigend: die Verwandlung Deutschlands in eine Hölle aus Diktatur und Terror.“ Sten Nadolny

„Februar 33 ist bewegend, hochpolitisch, lebensprall und dann auch noch spannend wie ein Krimi.“

Dea Loher

„Eine große Erzählung des Niedergangs einer großen literarischen Epoche.“

Hilmar Klute, Süddeutsche Zeitung


Rezension
Bertolt Brecht, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, George Grosz, Harry Graf Kessler, Egon Erwin Kisch, Else Lasker-Schüler, Erika Mann, Heinrich Mann, Klaus Mann, Thomas Mann, Carl von Ossietzky, Joseph Roth, Anna Seghers, Manès Sperber, Gabriele Tergit, Ernst Toller, Kadidja Wedekind, Helene Weigel, Carl Zuckmayer und eine Vielzahl weiterer Schriftsteller:innen, Journalist:innen und Künstler:innen konnten schon kurz nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30.1.1933 nicht mehr ihrer Tätigkeit nachgehen. Ihre Bücher und Texte wurden nicht mehr in Deutschland veröffentlicht, ihre Werke wurden von den Bühnen verbannt, ihre öffentlichen Auftritte unterbunden und verboten. Die Künstler:innen, welche in der Weimarer Republik zentrale kulturelle Beiträge zum Experimentierfeld der Moderne geleistet hatten, wurden bedroht, verfolgt, angegriffen, angefeindet und festgenommen. Der überwiegende Teil von ihnen erkannte, dass sie unter der Herrschaft der Nationalsozialisten keine Zukunft mehr hatten und flüchtete schon vor der letzten Reichstagswahl am 5.3.1933 aus Deutschland.
Innerhalb von vier Wochen nach der Machtübernahme Hitlers bis zur „Reichtstagsbrandverordnung“ von Reichspräsident Paul von Hindenburg am 28.2.1933, durch welche zentrale Grundrechte der Weimarer Fassung außer Kraft gesetzt wurden, zerstörten die Nationalsozialisten die Demokratie und den Rechtsstaat der Weimarer Republik. Bereits am 4.2.1933 hatte sich von Hindenburg mit einer Notverordnung, welche de facto die Versammlungs- und Pressefreiheit für Oppositionelle der Regierung beseitigte, als Totengräber der Weimarer Republik betätigt. Schon direkt nach Hitlers Machtübernahme wurden Kommunisten, Sozialdemokraten und Juden von der SA, der paramilitärischen Kampforganisation der Nationalsozialisten, auch in so genannten „wilden“ - der öffentlichen Kontrolle entzogenen - Gefängnissen, gefoltert. Am 7. und 8.3.1933 verbrannten SA-Leute erstmals Bücher in Dresden.
Das schwierige Leben von Autor:innen in den ersten sechs Wochen nach Hitlers Machtübernahme bis zum 15.3.1933 schildert eindrücklich Uwe Wittstock in seinem Buch „Februar 33. Der Winter der Literatur“, erschienen bei C.H. Beck. Der Band des ehemaligen Focus-Literaturredakteurs und Verfassers mehrerer lesenswerter Bücher erreichte mittlerweile die sechste Auflage. Eine italienische und eine französische Ausgabe des Werks liegt mittlerweile auch vor, eine englische Übersetzung erscheint Anfang April. Wittstock beleuchtet in seinem Buch gekonnt einzelne Tage aus dem Leben der Künstler:innen unter besonderer Bezugnahme auf deren persönliche Tagebuchaufzeichnungen, Notizen und Briefe, ergänzt um eigene fiktive Darstellungen. Oftmals enden die Tagebucheinträge mit Pressemeldungen zu politisch motivierten Gewalttaten, genauer zu Tötungsdelikten, überwiegend begangen von den Nationalsozialisten. Nach Wittstocks Zählung wurden bis zur letzten Reichstagswahl 69 Menschen ermordet und Hunderte verletzt.
So entsteht ein anschauliches und bedrückendes Bild von den eingeschränkten und kaum noch vorhandenen Betätigungsmöglichkeiten der nicht den neuen Machthabern „gemäßen“ Künstler:innen im nationalsozialistischen Deutschland. Wittstocks Buch verdeutlicht die Erkenntnis, dass ein diktatorisches Regime an der Unterdrückung von Künstler:innen, Intellektuellen und Wissenschaftler:innen erkennbar ist. Lehrkräfte der Fächer Deutsch und Geschichte werden durch den vorliegenden Band aufgefordert, sich im Unterricht mit dem Leben und Werk von Autor:innen und Künstler:innen der Weimarer Republik auseinanderzusetzen, die aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme ins Exil gehen mussten.
Fazit: Uwe Wittstock leistet mit seinem Buch „Februar 33“ einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur; zugleich ist es ein eindrückliches Plädoyer für die Meinungs-, Presse- und Kunstfreiheit.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wittstock, Uwe
Februar 33
Der Winter der Literatur
Es ging rasend schnell. Der Februar 1933 war der Monat, in dem sich auch für die Schriftsteller in Deutschland alles entschied. Uwe Wittstock erzählt die Chronik eines angekündigten und doch nicht für möglich gehaltenen Todes. Von Tag zu Tag verfolgt er, wie das glanzvolle literarische Leben der Weimarer Zeit in wenigen Wochen einem langen Winter wich und sich das Netz für Thomas Mann und Bertolt Brecht, für Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin und viele andere immer fester zuzog.
Montag, 30. Januar. Joseph Roth will die Nachrichten, die der Tag bringen wird, nicht mehr in Berlin abwarten. Schon früh morgens fährt er zum Bahnhof und nimmt den Zug nach Paris. Thomas Mann in München derweil kümmert sich die kommenden zehn Tage kaum um Politik, dafür umso mehr um seinen Vortrag über Richard Wagner. Immer ganz dicht an den Menschen, entfaltet Uwe Wittstock ein Mosaik der bedrohlichen Ereignisse unmittelbar nach Hitlers «Machtergreifung», die auch für die Literaten in Deutschland in die Katastrophe führten. Er vergegenwärtigt die Atmosphäre dieser Tage, die von Angst und Selbsttäuschung unter den Schriftstellern, von Passivität bei den einen und Entschlossenheit bei den anderen gezeichnet ist. Wer schmiegt sich den neuen Machthabern an, wer muss um sein Leben fürchten und fliehen? Auf der Grundlage von teils unveröffentlichtem Archivmaterial entsteht ein ungeheuer dichtes Bild einer ungeheuren Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Ein Schritt über die Klippe * Der Monat, in dem sich alles
entschied 7
Der letzte Tanz der Republik * Samstag, 28. Januar 11
Die Hölle regiert * Montag, 30. Januar 30
Äxte an der Tür * Dienstag, 31. Januar 54
Fremdblütige Machwerke * Donnerstag, 2. Februar 60
Die genähte Zunge * Freitag, 3. Februar 62
Weiß nicht, was tun * Samstag, 4. Februar 69
Beerdigung im Regen * Sonntag, 5. Februar 74
Sitzungsroutine * Montag, 6. Februar 79
Hässliche, kleine, gewaltsame Naturen * Freitag, 10. Februar 88
Schutzstaffel für Schriftsteller * Sonntag, 12. Februar 95
Männer in Schwarz * Montag, 13. Februar 101
Fieber und Flucht * Dienstag, 14. Februar 104
Die Tür zuschlagen * Mittwoch, 15. Februar 109
Die kleine Lehrerin * Donnerstag, 16. Februar 125
Ich gehe. Ich bleibe * Freitag, 17. Februar 129
Kein Schatz im Silbersee * Samstag, 18. Februar 137
Was soll das Schreiben noch? * Sonntag, 19. Februar 141
An die Kasse! * Montag, 20. Februar 149
Ziemlich gute Tarnung * Dienstag, 21. Februar 160
Die nächsten Wochen überleben * Mittwoch, 22. Februar 164
Minister zu Gast * Freitag, 24. Februar 168
Bürgerkriegsgericht und Polizeischutz * Samstag, 25. Februar 174
Reiseempfehlungen * Montag, 27. Februar 180
Die Diktatur ist da * Dienstag, 28. Februar 200
Aus der Welt gefallen * Mittwoch, 1. März 211
Die falsche Mutter * Freitag, 3. März 216
Nicht aufmachen! * Samstag, 4. März 218
Stimmabgabe * Sonntag, 5. März 222
Die Einsamkeit des Emigranten * Montag, 6. März 226
Mut, Angst und Feuer * Dienstag, 7. März 230
Lauter Abschiede * Mittwoch, 8. März 235
Unerwartete Attacken * Freitag, 10. März 237
Letzte Tage * Samstag, 11. März 244
Abfahrten * Montag, 13. März 247
Der Anblick dieser Hölle * Mittwoch, 15. März 256
Wie es weiterging * 33 Lebensabrisse 265
Nachwort 273
Dank 276
Benutzte Literatur 276
Personenregister 283
Bildnachweis 287