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Erziehungspraktiken in der Grundschule Reflexionen und Beobachtungen zum Unterrichtsalltag
Erziehungspraktiken in der Grundschule
Reflexionen und Beobachtungen zum Unterrichtsalltag




Georg Breidenstein

Verlag Julius Klinkhardt
EAN: 9783825263058 (ISBN: 3-8252-6305-3)
293 Seiten, paperback, 15 x 22cm, Dezember, 2024

EUR 21,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Loben, Ermahnen, Disziplinieren sind unvermeidliche Bestandteile des Handelns von Lehrer:innen im Grundschulunterricht. Das Buch diskutiert diese Praktiken aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive.

Nach einem kritischen Blick auf den Diskurs des Classroom Management werden grundlegende theoretische Positionen zu der Notwendigkeit und den Grenzen schulischer „Erziehung“ aufgerufen. Vor diesem Hintergrund berichtet der Autor von seinen teilnehmenden Beobachtungen und Reflexionen an vier sehr unterschiedlichen Schulen.

Damit wird die Bandbreite der Erziehungspraxis an Grundschulen verdeutlicht und gezeigt, wie Erziehungspraktiken mit der spezifischen Organisation des Unterrichts zusammenhängen. Das Buch gibt Leser:innen Möglichkeiten an die Hand, pädagogisches Handeln in der Schule zu reflektieren.

Georg Breidenstein, Dr. phil., ist Professor für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Grundschulpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind ethnographische Unterrichtsforschung sowie Methoden qualitativer Sozialforschung.

georg.breidenstein@paedagogik.uni-halle.de
Rezension
Der Autor hat teilnehmende Beobachtungen an vier sehr unterschiedlichen Schulen (vgl. Inhaltsverzeichnis) gemacht und reflektiert kritisch von dieser Basis des Unterichtsalltags aus Erziehungspraktiken in der Grundschule. Dabei werden u.a. Fragen gestellt wie: Was leistet das Konzept des Classroom Management? Wie verhalten sich schulische Erziehung und Unterrichts-Organisation zueinander? Das Lehrer/innenhandeln beschränkt sich keineswegs auf die Vermittlung von Inhalten und fachlichen Kompetenzen, sondern ist von Praktiken der Organisation, der Ermahnung, des Lobens, der Gratifikation und der Sanktionierung einzelner oder mehrerer Kinder geprägt. Eine Gruppe von etwa 25 Kindern muss so organisiert, motiviert und diszipliniert werden, dass so etwas wie „Unterricht“ überhaupt möglich wird bzw. aufrechterhalten werden kann. Der Autor aber will Vermittlung und Erziehung klar unterscheiden und fragen, wie viel Erziehung Schule braucht: Unter „Erziehung“ ist de Versuch zu verstehen, auf die Person, auf ihr Verhalten oder ihre Einstellungen Einfluss zu nehmen, während „Vermittlung“ sich auf ein Drittes richtet, den Gegenstand des Unterrichts. Erziehung richtet sich auf Normen, an denen Schüler:innen sich orientieren sollen; Vermittlung richtet sich auf Wissen und Kompetenzen, die sich Schüler:innen aneignen sollen. Und dann ist nach dem Verhältnis dieser beiden Dimensionen des Lehrer/innenhandelns zu fragen.

Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7

1 Der „Erziehungsauftrag“ der Schule 15

1.1 Der Erziehungsauftrag der Grundschule in den Schulgesetzen der Länder 15
1.2 „Wozu ist die Schule da?“ – eine Positionierung gegen einen umfassenden Erziehungsauftrag von Schule 18
1.3 Gegenpositionen: Die schulische Aufgabe erstreckt sich auch auf Erziehung 20
1.4 „Erziehender Unterricht“ oder Erziehung für den Unterricht? 24

2 „Classroom Management“? 27

2.1 „Techniken der Klassenführung“ – die klassische Studie von Kounin (1970/1976) 30
2.2 Classroom Management als Dimension von „Unterrichtsqualität“ 32
2.3 Classroom Management als Prävention und Intervention bei „Unterrichtsstörungen“ 35
2.4 Classroom Management als „Verhaltensmodifikation“ 36
2.5 „Classroom Management – ganz praktisch!“: Die Instrumentierung des pädagogischen Handelns 43
2.6 Fazit: die Konturen des Classroom Management Diskurses 47

3 Schulische Erziehung – von ihren Grenzen aus gedacht 51

3.1 Ziele und Mittel der Erziehung (Friedrich Schleiermacher) 52
3.2 Pädagogische Verantwortung (Alfred Schäfer) und die Paradoxie pädagogischen Handelns (Michael Wimmer) 61
3.3 Die gesellschaftlichen Grenzen der Erziehung (Siegfried Bernfeld) 66
3.4 Das „Technologiedefizit“ pädagogischen Handelns (Niklas Luhmann und Karl Eberhard Schorr) 74
3.5 Zwischenfazit: Konzeptionelle Probleme und Grenzen schulischer Erziehung 80

4 Rekonstruktive Forschung zu Erziehung in der Schule 83

4.1 Der „Klassenrat“ und andere Arenen „sozialen Lernens“ 84
4.2 Regeln, „Strafen“ und Disziplinierung 87

5 Methodologische Überlegungen 93

5.1 Praxistheoretische Unterrichtsforschung 93
5.2 Praxistheorie und Erziehung 96
5.3 Teilnehmende Beobachtungen 99
5.4 Analysen 104

6 Eine Kleinstadt-Grundschule 107

6.1 Beobachtungen an der Kleinstadt-Grundschule 107
6.2 Die Erziehungspraxis an der Kleinstadt-Grundschule 135
6.3 „Clemens“: eine Fallstudie 137

7 Eine Alternativschule 147

7.1 Beobachtungen an der Alternativschule 148
7.2 Die Erziehungspraxis an der Alternativschule 174

8 Eine Dorfschule in Tirol 177

8.1 Beobachtungen an der Dorfschule 177
8.2 Das Interview mit dem Schulleiter 204
8.3 Die Erziehungspraxis an der Tiroler Dorfschule 209

9 Eine „Schule für Erziehungshilfe“ 211

9.1 Beobachtungen an der Schule für Erziehungshilfe 212
9.2 Die Erziehungspraxis an der Schule für Erziehungshilfe 252

10 Vergleichende und übergreifende Überlegungen 255

10.1 Versuch einer Typologisierung 256
10.2 Systematische Probleme schulischer Erziehung 258
10.2.1 Relationalität: Das Verhältnis schulischer Erziehung zu Unterrichtsorganisation und
Didaktik 258
10.2.2 Situativität: Unvorhersehbarkeit, Improvisation und Instrumentierung 264
10.2.3 Personalität: Die Referenz auf „Personen“ in den Erziehungspraktiken 268
10.3 Erziehungspraktiken und Lehrer:innenhandeln 273
10.3.1 Strukturtheorie des Lehrer:innenhandelns 274
10.3.2 Der Topos der Verantwortung 278
10.3.3 Die Reflexion der Praxis 281

Literaturverzeichnis 285