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Ermutigungen. Nicht Zensuren. Ein Plädoyer in Beispielen
Ermutigungen. Nicht Zensuren.
Ein Plädoyer in Beispielen




Heide Bambach

Libelle Verlag
EAN: 9783909081684 (ISBN: 3-909081-68-1)
260 Seiten, paperback, 12 x 20cm, 1994

EUR 14,80
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Kurz vor Schuljahresende steht jeder Lehrer vor dem Dilemma der Noten. Ein Thema, das durch alle Medien geht, denkt man nur daran, dass eine Lehrerin der Schule verwiesen wurde, nur weil sie zu gute Noten verteilte, denkt man daran, dass viele Lehrer-Eltern-Beziehungen gestört sind, nur weil der Lehrer nicht die erwartete Note vergab und daran, wie viele Schüler schon nach dem ersten Notenzeugnis demotiviert nach Hause kehren und nie wieder richtig für den Unterricht zu begeistern sind. Dabei wissen die meisten Schüler sehr wohl, was sie können und was nicht. Doch das Problem ist, dass eine einzige Note so wenig über den Schüler ausdrückt wie ein Pflasterstein etwas über die Leute sagt, die über ihn gelaufen sind.
Wer sagt, Schüler wollen Noten, stellt Heide Bambach in ihren Buch fest, der irrt. Schüler wollen gute Noten. Noten und Zensuren sind aber negativ belegt, schließlich erwartet unser Staat durch sie eine Auslese. Schließlich sind es die Zensuren, die entscheiden, welcher Schüler welchen Schulzweig besuchen darf, die entscheiden, wer später welchen Job bekommt - etwas überspitzt gesagt, zugegeben.
Da eine einzige Zahl unmöglich einen Schüler in all seinen Variablen erfassen kann, hat sich Heide Bambach mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf die Suche nach einem anderen Weg begeben. Es ist ein fruchtbarer Weg geworden, denn die Pflastersteine, die sie zurück ließen, erzählen eine Geschichte.

Wer das Buch liest, wird nichts am Notensystem ändern können, doch er wird über den eigenen Umgang mit Zensuren und Ermutigungen nachdenken.

Ina Lussnig, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Eine bewegende Erzählung aus einem Alltag, der schwierigen und heiteren, leistungsstarken und verzagten Kindern Zeit lässt für ihr eigenes Suchen und Fortkommen im Schul-Leben.

Das Buch in Stichworten


Zensuren sind ungerecht und wissenschaftlich umstritten. Heide Bambach bezieht Stellung in einer aktuellen Diskussion, die über verschärfte Leistungsmessung eine integrative Pädagogik verunmöglicht und kindliche Entwicklungsmöglichkeiten ausgrenzt: »Ich hingegen will die Kinder nicht auf Rangplätze verweisen müssen, ich will nicht sagen müssen, wo ein Kind steht. Denn während meiner ersten 20 Jahre als Lehrerin habe ich gelernt, zwei schlichte Tatsachen ernst zu nehmen:
Unterschiedliche Menschen brauchen unterschiedlich viel Zeit und Unterstützung, um sich zu entwickeln. Es ist nicht naturgegeben, wann ein heranwachsender Mensch bestimmte Fertigkeiten und Kenntnisse erwerben und bestimmte Fähigkeiten entwickeln muss, um in seinem späteren Leben zurechtzukommen.
Und was auch immer dran sein mag an der alten Rede vom Hans, der nimmermehr lernt, was er als Hänschen nicht lernte, wichtiger für die Haltung von uns Erwachsenen gegenüber den Heranwachsenden scheint mir die Weisheit von »Leo the late bloomer« zu sein, der rein gar nichts richtig machen konnte, bis er aufzublühen begann – one day in his own good time.


Dieses Buch erlaubt unter anderem auch solche Lesarten:
Es ist die bewegende Erzählung aus einem Alltag, der schwierigen, heiteren, leistungsstarken und verzagten Kindern Zeit für ihr eigenes Suchen und Fortkommen im Schul-Leben lässt.
Es ist ein geharnischtes Plädoyer gegen die Hardliner einer vorschnellen und ungerechten Vermessung kindlicher Leistungen durch Zensuren, die nur die Besten stützt.
Und es gibt mit den »Entwicklungsberichten« überzeugende Beispiele für Lehrerinnen und Lehrer, die in ihrer eigenen Achtsamkeit bei der Beurteilung von Kindern gestärkt werden wollen.

Die couragierte und zuwartende Pädagogin gibt die Erfahrungen ihrer ausdauernden Arbeit mit Kindern weiter; dass diese Lernabenteuer zugleich Liebensgeschichten sind, gehört zum Urtümlichen ihrer pädagogischen Überzeugung. Und macht über eine Spannung der stilleren Art ein Leseerlebnis möglich, das fortwirken kann: »in one's own good time«.


Die Autorin
Heide Bambach, Mutter von zwei (längst erwachsenen Söhnen), war seit 1972 Lehrerin – und Leiterin der Primarstufe – an der von Hartmut von Hentig gegründeten Laborschule in Bielefeld. Was es heisst, »die Schule neu zu denken« hat das Team um den Pädagogen von Hentig dort in eindrücklicher Weise vorgelebt.
Heide Bambach ist die erste Preisträgerin des 2007 erstmals vergebenen Erwin-Schwartz-Grundschulpreis.

Weitere Titel der Autorin: Erfundene Geschichten erzählen es richtig
Inhaltsverzeichnis
Einführung
1. Stichwort: Leistungsvergleich oder: Es ist gerecht, Unterschiede zu machen.
2. Stichwort: Selbstwertgefühl oder: Es ist normal, anders zu sein.
3. Stichwort: Bildung oder: Die Menschen stärken, die Sachen klären.
4. Stichwort: Zensurensprache oder: Gute Noten sind angenehm, aber nicht genug.
5. Stichwort: Beschönigungen oder: Manche Kinder brauchen es, dass einer sie schönredet.
6. Stichwort: Informtionswert oder: Wunder dauern etwas länger.
7. Stichwort: Die Kraft der Gruppe oder: Alle zusammen sind mehr als die Summe der Einzelnen.
Anhang: Unterrichtsbeschreibungen
Lektürehinweise, Dank & Schöne Umgebung