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Erich Kästner lesen Lesewege und Lesezeichen zum literarischen Werk
Erich Kästner lesen
Lesewege und Lesezeichen zum literarischen Werk




Harald Vogel, Michael Gans

Schneider Verlag Hohengehren
EAN: 9783896761910 (ISBN: 3-89676-191-9)
222 Seiten, kartoniert, 16 x 24cm, Januar, 1999

EUR 16,00
alle Angaben ohne Gewähr

Rezension
Erich Kästner auf seine Kinder- und Jugendbücher beziehungsweise seine Gebrauchslyrik der 'Neuen Sachlichkeit' zu reduzieren, wird diesem nicht gerecht. Die Autoren des vorliegenden Bandes der Reihe 'Leseportraits' machen es sich zur Aufgabe, die Vielschichtigkeit in Kästners Werk aufzuzeigen und zu ergründen. Die Annäherung erfolgt über verschiedene Wege. Einerseits geben zahlreiche Primärtexte und -ausschnitte Einblick in des unmittelbare Schaffen des Künstlers. Weitere Dokumente erhellen die Begleitumstände des Entstehungsprozesses sowie deren Aufnahme in die literarische Welt. Deutlich kommen darin vielfältige Parallelen zwischen Biographie und Gesamtwerk zum Vorschein und beleuchten die Persönlichkeit des Autors auf ganz neue Weise. In verschiedenen thematischen Schwerpunkten werden dabei zentrale Aspekte gebündelt, die von den politischen Rahmenbedingungen bis hin zu privaten Bindungen und Kontakten des Autors dessen Lebenswelt umreißen und seine Texte darin einbetten. In sogenannten 'Lesezeichen' kommen die Herausgeber selbst zu Wort und fassen die getroffene Auswahl interpretatorisch zusammen. Das Buch gibt somit verschiedene Möglichkeiten und Lesewege, sich dem berühmten Satiriker und Moralisten des 20. Jahrhunderts zu nähern. In der Handbibliothek des Deutschlehrers, aber auch im Studium der Literatur leistet das Buch daher unverzichtbare Dienste.

Georg Pfahler, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Erich Kästner (1899-1974) gilt als:
-humorvoller Kinderbuchautor, der sich kompromißlos auf die Seite seiner jungen Leser schlägt und auch heute noch ihre Sprache spricht.
-sensibler Gebrauchslyriker für Persönliches, Gesellschaftliches und Politisches.
-genauer Beobachter des Alltags, der mit Augenzwinkern seinen Mitmenschen und sich selbst den Spiegel vorhält.
-zeitloser Satiriker, dessen geschliffene Bonmots sprichwörtlich geworden sind.
-kritischer Journalist und Essayist für verschiedene Tages- und Wochenzeitungen.
-aufklärerischer Idealist und Moralist, der mit seiner Konsequenz und seinem Anspruch oft Anlaß zu Mißverständnissen und Kritik gab und gibt.
-lebenskundiger Melancholiker und engagierter Nachkriegsautor.

„Ein Mensch, der Ideale hat, der hüte sich, sie zu erreichen!“

Für Kästner verbirgt sich hinter diesem Satz einautobiographisches Geheimnis: die uneheliche Vaterschaft des jüdischen Hausarztes Dr. Zimmermann, die Kästners Lesern erst ein Jahrzehnt nach seinem Tode eröffnet wird. Er muss als Kind schon erwachsen sein, um mit der Mutter diese Wahrheit zu verbergen und zu leben. Auch deshalb schlägt Kästner in der Zeit des Faschismus Exilangebote aus, bleibt als bücherverbrannter Autor in Nazideutschland zurück und muss als Zeitkritiker Selbstzensur üben. Eine weitere Hypothek wird die ersehnte Vaterschaft, die sich mit der Geburt seines unehelichen Sohnes Thomas erfüllt. Kindheit und Erwachsensein hinterlassen Lebensnarben: Exerzierpädagogik und `Krieg`-Spielen, Hordenwahn des Faschismus, geheuchelte Humanität in der Weimarer Republik und Wohlstandsideologie im Nachkriegsdeutschland, in dem er sich in München lebend in den letzten Jahren resignierend zurückzieht.

„Kästner lesen“

Das Portrait berücksichtigt die Brisanz dieser Aspekte und bietet so eine neue Lesebrille für den Literaten und den Menschen Kästner an.
„Kästner lesen“ zeigt Lesewege auf, um die Vielfalt seines Werkes zu entdecken und die Authentizität seines engagierten Schreibens begreifen.
„Kästner lesen“ kommentiert mit Lesezeichen die Textauswahl und die Lesekontexte und bietet so Lesehilfen zum Verstehen und Anregungen zum Weiterlesen.
„Kästner lesen“ eignet sich als Lese- und Studienbuch mit aktuell recherchiertem Lebensabriß und einergegliederten Literaturübersicht zum literarischen Werk Erich Kästners und zur Sekundärliteratur.

Die Autoren
Prof. Dr. Harald Vogel, geb. 1942, ist Professor für Deutsche Sprache und Literatur und ihre Didaktik an dern Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, an der er das Forschungsprojekt "Werkstatt Lyrik" leitet. Er ist Begründer der "Lyrik-Bühne" Esslingen.
Michael Gans, geb. 1968, ist Realschullehrer und Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg im Fach Deutsch, an der er mit der Arbeit über Kästner sein Magisterstudium abschließt. Er beschäftigt sich mit em lyrischen Werk von Rose Ausländer.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort

"Kästner über Kästner"
"Jahrgang 1899" - Biographisches Mosaik aus autobiographischen Äußerungen
"Fabian" - autobiographische Spiegelung im literarischen Werk

"Die Zeit fährt Auto" - Eine biographische Reise anhand einer ausstellungsdidaktischen Führung

Literarische Milieus - Literarische Publizistik
Dresden
Leipzig
Berlin
München
Die Schweiz

Der 'unübertroffene' Beobachter - "Gedichte als Medikamente"
"Apropos, Einsamkeit!" - Seelenportrait
"Konferenz am Bett" - weiblicher Monolog - männlicher Monolog
"Zeitgenossen, haufenweise" - Gesellschaftsportraits
"Die Kinderkaserne" - Kästners Pazifismus
"Der Globus dreht sich" - Zeitbilder

"Ich ballte die Faust in der Tasche" - Das schriftstellerische Selbstverständnis im und nach dem Faschismus
"Der Zauberlehrling" - die 30er Jahre
"Notabene 45" - Die Frage der Emigration

"Das Haus Erinnerung" - Zeitspiegelungen nach 1945
"Die literarische Provinz" - Literarische Standortbestimmung
"Die Jugend hat das Wort" - Gesellschaftliche Standortbestimmung

Das Lied vom Kleinen Mann" - lyrische Kabarett-Texte / Chanson: szenische Dramaturgie, musikalisches Textarrangement

"Mann, wir drehen doch hier keinen Film!" - Kästner als Hörspiel- und Drehbuchautor
"Die dicke Berta schwingt Keulen" - Hörspielepik
"Emil und die Detektive" - Drehbuchprosa

Kästner und seine literarischen Freunde
Tucholsky (Satire, Intellektualität, Zeitgeist)
Ringelnatz (Groteske, Humor, Zartgefühl)
Mascha Kaléko (Leise Melancholie)


Der Zeichner und der Schriftsteller": die "Zwillinge" mit der spitzen Feder
Erich Ohser
Walter Trier
George Grosz

Ausgewählte Quellen der Literaturkritik
Walter Benjamin: "Linke Melancholie" (1931)
Hermann Kesten: "Erich Kästner" (1958)
Marcel Reich-Ranicki: "Der Dichter der kleinen Freiheit" (1974)

Biographische Zeitleiste

Bibliographie
Legende
Primärliteratur Erich Kästner
- Werkausgaben
- Einzelne Werke
Biographien und Portraits
Sonstige Primärliteratur und zitierte Quellen
Sekundärliteratur (Auswahl)

Nachweise