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Doris Lessing - Erzählungen, Band 1: Der Mann, der auf und davon ging
Übersetzung: Adelheid Dormagen
Originaltitel: The Story of a Non-Marrying Man and Other Stories
2. Aufl.
Doris Lessing
Klett-Cotta
EAN: 9783608935264 (ISBN: 3-608-93526-6)
433 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 14 x 22cm, 1999
EUR 24,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Engländerin mit dem deutschen Klassikernamen - muß sie hierzulande noch immer vorgestellt werden? „Das goldene Notizbuch" sollte auch den zerstreutesten Literaturfreund aufmerksam gemacht haben. Im angelsächsischen Bereich (wo der Hamburger Dramaturg keine assoziationsspendende Rolle spielt) ist sie selber in die Nachbarschaft von Klassischem gerückt worden. John Waine bekannte: „Ich glaube nicht, daß es seit Jane Austen einen Autor gegeben hat, der an sie tippen könnte." Man hat von ihr gesagt, sie habe ebenso als das Gewissen wie als der Unterhaltungskünstler ihrer (unserer) Generation fungiert - worauf unmittelbar der Hinweis folgte: „Manche Leser fühlen sich verletzt durch die Intensität ihres Tones, aber viele andere haben das Empfinden, sie habe für sie gesprochen." Kraft, Nüchternheit, Ehrlichkeit - das sind die Charakteristika, die ihr am häufigsten zugeschrieben werden. Und eben diese „honesty" gilt als der Grund anhaltender Irritation und Faszination: Effekte, die sich mit der Vorstellung anerkannter Klassizität nicht ohne weiteres verbinden lassen. Dennoch - Jeanette Lander hat in der FAZ geschrieben: „Ich sage mit Bedacht, daß sie zu den Autoren allerersten Ranges gehört ..."
Der deutsche Leser kann sich davon überzeugen, wie der eigentümliche, stets auf eine Totalität der Wahrnehmung zielende Erfahrungsdurst der Autorin auch ihre thematisch und formal so vielfältigen kürzeren Erzähltexte bestimmt. Er wird zum Teilhaber ihrer einzigartigen Fähigkeit des unprogrammierten Blicks auf die Wirklichkeit. Als „wilde Wonnen des puritanischen Auges" hat man das Ergebnis solcher Sicht bezeichnet. Kein ausschweifender Moralismus war damit gemeint, sondern die Radikalität eines Wahrheitsverlangens, dem sämtliche Konventionen unseres Verhaltens, Denkens und Fühlens als unerträgliche, lebensgefährliche Beengung erscheinen, als rührend-widerliche, lächerlich-tragische Verleugnung dessen, was ist. In jeder ihrer Geschichten vollzieht sich der Schrift in eine andere Dimension der Erfahrung, der Einbruch einer unsichtbar gewesenen Realität. Daß dies nicht mit apokalyptischer Posaunenbegleitung geschieht, sondern als pure Wahrnehmung — die manchmal nur das Erlebnis des Lesenden ist, nicht der dargestellten Personen —, macht die Besonderheit des Erzählstils von Doris Lessing aus: eine Mischung von aufstörender Sachlichkeit und unaufgeregter Dringlichkeit, die Verbindung von Zartheit und Direktheit.
Doris Lessing wurde am 22. Oktober 1919 als Tochter eines britischen Offiziers in Persien geboren. Schon 1924 übersiedelte sie mit ihrer Familie nach Rhodesien, verließ mit 14 Jahren die Schule, begann zu schreiben, heiratete 1939, bekam zwei Kinder, wurde 1943 geschieden, heiratete zum zweiten Mal (einen emigrierten deutschen Kommunisten, Gottfried Lessing), wurde 1949 wieder geschieden und zog mit ihrem Sohn aus zweiter Ehe nach Großbritannien, wo 1950 ihr erstes Buch erschien, „The Grass Is Singing", ein Afrika-Roman, der zum Bestseller wurde.
Doris Lessing wurde 1919 in Kermanshah (heute Iran) geboren und wuchs in Rhodesien auf. Seit 1949 lebte sie in London. Die Autorin starb am 17. November 2013 in London.
Doris Lessing gehört zum Kanon der modernen Klassiker.
Mit dem »Goldenen Notizbuch« gelang ihr beim deutschen Publikum der Durchbruch, mit dem Romanzyklus »Kinder der Gewalt« schrieb sie ein wichtiges Werk über unser gewalttätiges Jahrhundert und die Folgen des Ersten Weltkriegs auch heute noch.
Erzählerische Kleinodien sind ihre Kurzgeschichten, aber ihr größtes Buch ist unbestritten ihr »Katzenbuch«.
Am 10. Dezember 2007 erhielt Doris Lessing den Literaturnobelpreis.
Rezension
Die britische Autorin und Literaturnobelpreisträgerin von 2007 Doris Lessing (1919 in Persien - 2013 in London) hat u.a. den Kolonialismus in ihren Afrikanischen Erzählungen thematisiert. Der erste Roman von Doris Lessing wurde mit dem Titel The Grass Is Singing (Afrikanische Tragödie) gedruckt und erschien im Jahr 1950 in London nach ihrer Übersiedlung aus Rhodesien. Mit diesem schwarz-weißen Schicksalsdrama schaffte sie den literarischen Durchbruch und begründete den literarischen Postkolonialismus in Großbritannien; in Deutschland erschien der Roman erst 30 Jahre später. Ihre Texte über das Leben in den britischen Kolonien Afrikas sind voller Mitgefühl mit dem inhaltsleeren Dasein der britischen Siedler wie auch mit der trostlosen Lage der einheimischen Bevölkerung. 2007 gab die Schwedische Akademie ihren Beschluss bekannt, „der Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen“ habe, den Nobelpreis für Literatur des Jahres 2007 zuzuerkennen.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Aus dem Brunnen 7
Ein nicht abgeschickter Liebesbrief 30
Ein Jahr im Regent's Park 43
Mrs. Fortescue 69
Nebenerträge eines ehrbaren Berufs 90
Eine alte Frau und ihre Katze 108
Löwen, Blätter, Rosen 130
Spione, die ich gekannt habe 138
Bericht über die bedrohte Stadt 163
Keine sehr hübsche Geschichte 206
Der andere Garten 236
Der Mann, der auf und davon ging 243
Eldorado 264
Die Versuchung des Jack Orkney 343
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