lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Digitaler Humanismus Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz
Digitaler Humanismus
Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz




Julian Nida-Rümelin, Nathalie Weidenfeld

Piper Verlag GmbH
EAN: 9783492058377 (ISBN: 3-492-05837-X)
224 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, September, 2018

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
"Der digitale Humanismus ist nicht defensiv, er möchte den technischen Fortschritt im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz nicht bremsen, sondern fördern, er spricht sich für eine Beschleunigung des menschlichen Fortschritts unter Einsatz der digitalen Möglichkeiten aus, um unser Leben reichhaltiger, effizienter und nachhaltiger zu machen. Er träumt nicht von einer ganz neuen menschlichen Existenzform wie die Transhumanisten, er bleibt skeptisch gegenüber utopischen Erwartungen, ist aber optimistisch, was die menschliche Gestaltungskraft der digitalen Potenziale angeht."

Julian Nida-Rümelin und Nathalie Weidenfeld
Rezension
Trägt die digitale Revolution zur Humanisierung oder Dehumanisierung der Welt bei? Leisten Smartphones, Social Media, Big Data, autonome Autos, Pflegeroboter einen Beitrag zum guten Leben? Ist unsere Freiheit, genauer unsere Willensfreiheit, im Zeitalter Künstlicher Intelligenz bedroht? Worin besteht die Metaphysik der Digitalisierung? Gibt es überhaupt noch eine kategoriale Differenz zwischen Mensch und Computer oder können Softwaresysteme, so die Theorie der „starken Künstlichen Intelligenz“, eigene Entscheidungen treffen? Ist der Transhumanismus ein neuer Humanismus?
Der Beantwortung dieser ethischen Fragen widmen sich der Münchner Professor für Philosophie und politische Theorie und ehemalige deutsche Kulturstaatsminister, Julian Nida-Rümelin, u.a. bekannt durch seine Bücher „Über menschliche Freiheit“ (2005), „Verantwortung“ (2011), „Die Optimierungsfalle“, „Philosophie einer humaner Bildung“ (2013), und die Filmwissenschaftlerin und Schriftstellerin Nathalie Weidenfeld in ihrem Buch „Digitaler Humanismus. Eine Ethik für das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz“. Während Digitalisten des Silicon-Valley den Transhumanismus als Ersatzreligion begreifen und andere Denker die digitale Revolution als Untergang der Welt perhorreszieren, plädieren die Vertreter des „digitalen Humanismus“ für einen „mittleren Weg“, welcher die Nutzung digitaler Technologien an die Tradierung und Optimierung menschlicher Existenzbedingungen bindet. Zu Recht weisen Nida-Rümelin und Weidenfeld darauf hin, dass wir im digitalen Zeitalter noch nicht in einer Wissensgesellschaft leben, sondern erst in einer der Datenökonomie und dass es die Aufgabe von allen an Bildungsprozessen Beteiligten ist dieses zu ändern.
Zur differenzierten Auseinandersetzung mit der komplexen Thematik Digitalisierung wählen die Autoren nicht den Weg einer wissenschaftlichen Abhandlung, sondern einen didaktischen Zugang über Science-Fiction-Filme wie zum Beispiel „Blade Runner“, „Matrix“, „I, Robot“ oder „Ex Machina“. Ausgehend von den audiovisuellen Mythenmaschinen werden in den einzelnen Kapiteln philosophische Problemfragen aufgeworfen und philosophische Argumente zur ihrer Beantwortung entwickelt. Dabei rekurrieren von Nida-Rümelin und Weidenfeld zum Beispiel auf Margalits Menschenwürdekonzeption, Gödels Unvollständigkeitstheorem, die Willensfreiheitsdebatte oder das Mary-Gedankenexperiment. Es werden also Erkenntnisse verschiedener Teildisziplinen der Philosophie wie Politische Ethik, Wissenschaftstheorie oder Philosophie des Geistes berücksichtigt. Den Autoren gelingt es hervorragend, das Medium Film mit dem Philosophieren zu verknüpfen.
Einzelne Ausschnitte aus dem didaktisch angelegten Werk können produktiv im Philosophie- und Ethikunterricht eingesetzt werden. Jeder Lehrkraft der Fächer Philosophie und Ethik, die sich mit Schülerinnen und Schülern im Unterricht reflektiert mit der digitalen Revolution auseinandersetzen möchte, kann das Sachbuch „Digitaler Humanismus“, erschienen 2018 bei Piper, nur zur Anschaffung empfohlen werden. Das Werk richtet sich aber auch an Lehrerinnen und Lehrern anderer Fächer, denn in ihm wird notwendiges ethisches Reflexionswissen nicht nur gut verständlich, sondern auch auf unterhaltsame Weise zugänglich gemacht. Das Plädoyer von Nida-Rümelin und Weidenfeld für einen „erneuerten Humanismus“ im digitalen Zeitalter, für eine Abkehr von „starker KI“, verdient unbedingt gehört zu werden.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Digitaler Humanismus — Inhalt

Dürfen Computer alles, was sie können?

Autonomer Individualverkehr und Pflege-Roboter, softwaregesteuerte Kundenkorrespondenz und Social Media, Big-Data-Ökonomie und Clever-Bots, Industrie 4.0: Die Digitalisierung hat gewaltige ökonomische, aber auch kulturelle und ethische Wirkungen. In Form eines Brückenschlags zwischen Philosophie und Science-Fiction entwickelt dieses Buch die philosophischen Grundlagen eines Digitalen Humanismus, für den die Unterscheidung zwischen menschlichem Denken, Empfinden und Handeln einerseits und softwaregesteuerten, algorithmischen Prozessen andererseits zentral ist. Eine Alternative zur Silicon-Valley-Ideologie, für die künstliche Intelligenz zum Religionsersatz zu werden droht.

€ 24,00 [D], € 24,70 [A]
Erschienen am 04.09.2018
224 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
EAN 978-3-492-05837-7
Inhaltsverzeichnis
Vorwort von Julian Nida-Rümelin 9
Vorwort von Nathalie Weidenfeld 12
1 Einführung 15
2 "Guten Morgen, wie kann ich behilflich sein?"
Roboter als neue (digitale) Sklaven 23
3 "Willst du mit mir zusammen sein?"
Digitale Simulationen von Gefühlen 32
4 "Alles beginnt mit einer Entscheidung"
Autonomie und Determination in der digitalen Welt 43
5 "Wir brauchen dich nicht"
Die Welt als das perfekte Maschinenuniversum 53
6 "Einige Menschen müssen geopfert werden"
Digitale Optimierung, Utilitarismus und KI 64
7 "Crew entbehrlich"
Ökonomische Rationalität als Softwarepogramm 71
8 "Willst Du mein Freund sein?"
Warum Roboter über keine moralische Urteilskraft besitzen 82
9 "Ich war die logische Wahrheit"
Ethische Nicht-Verrechenbarkeit 90
10 "Rette Calvin"
Warum KIs bei moralischen Dilemmeta versagen 102
11 "Das Gespräch hat keinen Zweck mehr"
Warum KIs nicht denken können 108
12 "Willkommen in der Wüste des Realen"
Digitale Virtualitäten und nüchterne Realitäten 120
13 "Please, I need your assistance"
Zur Ethik der Kommunikation im Internet 126
14 "I own a Tiguan. Her name is Akira"
Zur Ethik der Kommunikation zwischen Mensch und KI 134
15 "Sie können nun Ihren Status auf Facebook updaten!"
Kulturelle Aspekte der Digitalisierung 140
16 "Ich will mehr Informationen"
Digitale Bildung 150
17 "Was ist, wenn die Demokratie gar nicht mehr existiert?"
Die Utopie der Liquid Demoracy 164
18 "Alles, was Sie für Ihr Glück brauchen"
Die sozioökonomische Dimension 177
19 "Upgraden Sie ihren Körper!"
Die transhumanistische Versuchung 188
20 "C-Beams, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor"
Zur Metaphysik der Digitalisierung 198
Schluss 203
Anmerkungen 208