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Die letzte Invasion
Der Ukrainekrieg im Lichte von Kants Friedenstheorie
Max Haller
Transcript
EAN: 9783837675429 (ISBN: 3-8376-7542-4)
348 Seiten, paperback, 15 x 22cm, August, 2024
EUR 29,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat zu einem Wiederaufflammen des Kalten Krieges geführt. Sind Kriege unvermeidlich mit der Menschheitsgeschichte verbunden? Und können sie nur durch die Ordnungsmacht von Großstaaten kontrolliert werden? Max Haller geht von Kants Friedenstheorie aus und bezieht sie auf den Abwehrkampf der Ukraine, der inzwischen auch den Charakter eines unzumutbaren Stellvertreterkriegs angenommen hat. Anhand von historisch-soziologischen Vergleichen, der Auswertung von Umfragen, Medienberichten und persönlichen Interviews zeigt er, dass Kriege durch ungezügelte Interessen wirtschaftlicher, politischer oder militärischer Mächte entstehen, Demokratie, Völkerrecht und supranationale Institutionen aber reale Chancen auf Frieden eröffnen.
Max Haller, geb. 1947, forscht an der Österreichischen Akademie für Wissenschaften (Wien). Er war Soziologieprofessor in Graz und Gastprofessor an mehreren Universitäten in Europa, den USA sowie Afrika. Der Soziologe war Mitbegründer des 'International Social Survey Programme' und der 'European Sociological Association'.
Rezension
Der Krieg gegen die Ukraine ist eines der wichtigsten aktuellen weltpolitischen Probleme. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine stellt einen massiven Einbruch in die friedliche europäische Ordnung seit 1991 dar. Dieses Buch zeigt, dass der Krieg angesichts des militärischen Patts und des zunehmenden Charakters als Stellvertreterkrieg noch Jahre weiterlaufen kann, daher Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen das Gebot der Stunde sind. Die Frage des Autors lautet: Sollen sich die EU und ihre Mitgliedsstaaten noch enger mit der NATO verbünden und damit den neuen Kalten Krieg fördern, oder soll Europa sich als eigenständig agierende Friedensunion profilieren? Am Leitfaden der Kriegs- und Friedenstheorie von Immanuel Kant zeigt das Buch auch Perspektiven für eine friedliche Lösung auf, die die vitalen Interessen der Ukraine – vor allem ihre nationale Selbständigkeit und Unabhängigkeit – sicherstellen könnten.
Oliver Neumann, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagworte:
Krieg, Frieden, Kant, Ukraine, Geopolitik, Kalter Krieg, Militär, Russland, Europa, Demokratie, Nationalstaat, Völkerrecht, Friedenstheorie, Politik, Gewalt, Konfliktforschung, Europäische Politik, Politikwissenschaft
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einleitung 19
Kapitel 1: Die schwierige Geburt der ukrainischen Nation 29
Die geographische Offenheit und Verwundbarkeit des Landes 30
Historisch verzögerte Herausbildung eines Nationalbewusstseins 32
Tragödien im 20. Jahrhundert: Erster Weltkrieg, Holodomor, Zweiter Weltkrieg und Holocaust 36
Die politisch-nationale Entwicklung bis zum Zerfall der Sowjetunion 38
Der wirtschaftlich-soziale Absturz im Transformationsprozess 40
Schlussbemerkung 44
Kapitel 2: (Westliche) Erklärungen und Narrative zu Putins Überfall auf die Ukraine 47
Kampf der Systeme und Kulturen? 48
Der Aufstand in der Ostukraine als »neuer Krieg«? 51
Der These von der »Zeitenwende« 53
Die (neo-)realistische Theorie der internationalen Beziehungen 56
Eine pazifistische Illusion Europas? 59
Russland als persistentes evil empire mit einer autoritätshörigen Bevölkerung 63
Kapitel 3: Immanuel Kants Theorie von Krieg und Frieden 71
Der historische Kontext und die Rezeption der Theorie von Kant 72
Voraussetzungen und notwendige Bedingungen für den Frieden 74
Die Interessensthese 75
Die Demokratiethese 76
Sind Demokratien wirklich friedlicher? 78
Publizität und die moralische Fundierung der Politik 80
Persönlichkeiten als Herren über Krieg und Frieden 81
Friedensförderung als eigenständige Aufgabe 83
Kapitel 4: Putins Aufstieg, seine Netzwerke und der großrussische Nationalismus 87
Putin verstehen heißt nicht, sein Handeln zu rechtfertigen. Nicht ein Vergleich mit Hitler, sondern mit Stalin wäre angebracht 88
Die Karriere: mysteriöser Aufstieg, akklamierter Start, autoritärer Sinneswandel 93
Die Ausschaltung der Demokratie: Der Überfall auf die Ukraine als Präventivschlag 98
Wie Macht korrumpiert: Zwei politische Zwillinge und ein Vorbild von Putin 100
Der großrussische Nationalismus als Erbschaft des Sowjetimperiums? 103
Die Invasion der Ukraine als Reaktion auf die NATO-Osterweiterung 111
Kapitel 5: Wie der Westen eine welthistorische Chance für dauerhaften Frieden in Europa vergab 115
Eine einmalige Chance für die Schaffung eines friedlichen Europa vom Atlantik bis zum Ural 116
Wiedervereinigung sofort – koste es, was es wolle. Ein Elefant im Porzellanladen 118
Angst in Mittelosteuropa: Charismatische politische Persönlichkeiten werfen ihr Gewicht in die Waagschale 121
Politische Spaltungen und Grabenkämpfe in der Ukraine 123
Kapitel 6: Der Stellvertreterkrieg – eine unerhörte Zumutung an die Bevölkerung der Ukraine 129
Typen von Kriegen und Lehren aus der Forschung zu ihrer Dauer und Beendigung 130
Vom Abwehrkampf zum Abnützungs- und Stellungskrieg: Der Stellvertreterkrieg 135
Die verheerenden Folgen und das Scheitern der Stellvertreterkriege 141
Militärische Aufrüstung und Unterstützung der Ukraine als imperiales Interesse der USA 146
Das EU-Narrativ: Die Ukrainer als Verteidiger der europäischen Werte 151
Die reservierte Haltung der Staaten des globalen Südens 153
Die Player in der ukrainischen Elite: Oligarchen und ein unerschrockener, dominanter Meister der Kommunikation 155
Die Hauptopfer des Krieges: Land und Bevölkerung der Ukraine 158
Schlussbemerkungen 163
Kapitel 7: Der Krieg als gesellschaftlicher Katalysator
Einstellungen der ukrainischen Bevölkerung zu Krieg und Frieden und zur Zukunft des Landes 165
Krieg bis zum Sieg über die Russen! Die kompromisslose Haltung der Ukrainerinnen 166
Verhaltensindikatoren für die Einstellungen zum Krieg 173
Wie der Krieg Patriotismus, Demokratiebefürwortung und Zukunftsoptimismus stärkte 174
Die Haltung der Eliten 178
Gründe für die Unterstützung von Kriegen durch die Bevölkerung 179
Schlussbemerkungen 182
Kapitel 8: Verhandlungen als Wege aus der Sackgasse des militärischen Patts und der politischen Selbstlähmung 185
»Helft uns siegen!« – Warum es im Laufe des Ersten Weltkrieges keine ernsthaften Friedensbemühungen gab 187
Das Scheitern der Friedensverhandlungen in Minsk und seine Ursachen 194
Aktuelle Aufrufe zu Friedensverhandlungen und die Reaktionen darauf 196
Die Notwendigkeit von Verhandlungen angesichts des militärischen Patts 203
Waffenlieferungen oder die Ukraine im Stich lassen? Eine falsche Alternative 206
Sieben Bedingungen für nachhaltige Waffenstillstands- und Friedensverhandlungen 209
Kann Russland einem Waffenstillstand und Frieden zustimmen? 222
Schlussbemerkungen 225
Kapitel 9: Globaler Ausblick: Reformideen für eine friedlichere Welt von morgen 229
Strategien und Institutionen zur Durchsetzung und Sicherung des Friedens 231
Abschaffung stehender Heere, Rüstungskontrolle, Begrenzung des internationalen Waffenhandels 232
Selbstbestimmung, Unabhängigkeit und Sicherheit aller Nationen 239
Weiterentwicklung der repräsentativen Demokratie 243
Perspektiven für die Europäische Union: militärische Großmacht oder Zivil- und Friedensunion? 245
Reform und Stärkung der Vereinten Nationen 251
Weltweite Interventionen der Großmächte als größtes Sicherheitsrisiko. Plädoyer für eine globale Monroe-Doktrin 255
Eine internationale Sicherheitsordnung als realistische Perspektive für die nächste Zukunft 259
Abschließende Bemerkungen 265
Literatur 273
Anmerkungen 297
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