|
|
|
|
Die doppelte Nacht - Eine Deutschlandreise im Jahr 1958
Die Originalausgabe erschien 1959 auf Italienisch unter dem Titel:
La doppia notte dei tigli
© 1959 und 2024 Giulio Einaudi editore s. p. a., Turin
Aus dem Italienischen von Martin Hallmannsecker
Mit einem Nachwort von Bernd Roeck
Carlo Levi
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406823695 (ISBN: 3-406-82369-6)
176 Seiten, hardcover, 13 x 20cm, Oktober, 2024
EUR 20,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Im Jahr 1958 reist der weltberühmte Autor von «Christus kam nur bis Eboli» nach Deutschland. Von Mussolinis Regierung war er verhaftet, verbannt und später ins Exil getrieben worden. Nun sieht er von München bis Berlin wundersam wiederaufgebaute Städte – und dahinter das Schweigen, die Verdrängungen und die Verwüstungen der Vergangenheit.
Levi lässt sich durch Münchner Nachtlokale treiben und spricht mit schlesischen Vertriebenen, die in den Baracken des KZ Dachau wohnen. Von Augsburg über Ulm bis Tübingen begegnet er der deutschen Geschichte seit dem Mittelalter und befragt sie im Spiegel der jüngsten Geschehnisse. Er streift durch die beiden Hälften des geteilten Berlin, die "mitleiderregenden Schwestern der inneren Unfreiheit". Im Pergamonmuseum wird er Zeuge der Rückkehr von Kunstwerken, die während des Kriegs nach Moskau verbracht wurden. Mit seinem ethnographischen Röntgenblick schaut Levi in die menschlichen Abgründe von Nachkriegsdeutschland und horcht in die „hohle Stille aus Fragen und Erschütterung“. Sein sprachmächtiger Reisebericht, der sich nie zur Anklage erhebt, besticht durch seinen feinen, warmherzigen Ton. Er ist ein eindrucksvolles Zeugnis von den Spuren einer gewalttätigen Geschichte in einem ganzen Land.
Carlo Levi (1902-1975) war Arzt, Schriftsteller und Maler. Er stammte aus einer großbürgerlichen Familie assimilierter Juden. Weil er eine antifaschistische Gruppe leitete, saß er 1934 zunächst im Gefängnis und wurde später in den unwirtlichen Süden Italiens in die Verbannung geschickt. Seine Erfahrungen mit der archaischen Welt dieser Region verdichtete er in seinem Buch «Christus kam nur bis Eboli», das in 37 Sprachen übersetzt wurde. Daneben verfasste er Gedichte, Essays und Reiseberichte.
Rezension
Hier ist ein interessanter Blick auf das Wirtschaftswunder-Deutschland der ausgehenden 1950er Jahre anzuzeigen, verfaßt vom weltberühmten Autor von "Christus kam nur bis Eboli", Carlo Levi (1902-1975), einem unter Mussolini verfolgten jüdischen Arzt und Schritsteller, der 1958 durch Deutschland reist und präzise Reisebeobachtungen verfasst über ein Deutschland, das wundersam wiederaufgebaute Städte hat und dahinter das Schweigen, die Verdrängungen und die Verwüstungen der Vergangenheit. Hier tritt ohne Anklage, aber mit präziser Beobachtung ein verdrängendes, innerlich noch immer verwüstetes und traumatisiertes Deutschland vor Augen, das sich durch das Wirtschaftswunder und all die anderen großen und kleinen Wunder (wie das Wunder von Bern, 1952) seine Wunden leckt und im gespaltenen Berlinden Stachel noch lage in sich tragen wird.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
1950er Jahre, 1958, Carlo Levi, Deutschland, Deutschlandreise, Gesellschaft, Reisebericht, Reiseliteratur
|
|
|