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Die Wanderhure  Roman
Die Wanderhure


Roman

Iny Lorentz

Verlagsgruppe Droemer Weltbild GmbH & Co. KG
EAN: 9783426629345 (ISBN: 3-426-62934-8)
624 Seiten, paperback, 13 x 19cm, April, 2005

EUR 8,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Iny Lorentz



Die Wanderhure



Die grausame Welt des Mittelalters und der Kampf einer Frau um ihr persönliches Glück.



Konstanz im Jahre 1410: Als Graf Ruppert um die Hand der schönen Bürgerstochter Marie anhält, kann ihr Vater sein Glück kaum fassen. Er ahnt nicht, dass es dem adligen Bewerber nur um das Vermögen seiner künftigen Frau geht und dass er dafür vor keinem Verbrechen zurückscheut. Marie und ihr Vater werden Opfer einer gemeinen Intrige, die das Mädchen zur Stadt hinaustreibt. Um zu überleben, muss sie ihren Körper verkaufen. Aber Marie gibt nicht auf ...



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Die Kastellanin



Marie lebt zufrieden mit ihrem Ehemann Michel Adler, den sie innig liebt. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie ein Kind erwartet. Doch dann muss Michel in den Kampf gegen die aufständischen Hussiten ziehen. Er beweist so viel Mut, dass er zum Ritter geschlagen wird - und verschwindet nach einem grausamen gemetzel spurlos. Nachdem Michel für tot erklärt wird, ist Marie ganz allein auf sich gestellt und sieht sich täglich neuen Demütigungen ausgesetzt. Schließlich bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie muss von ihrer Burg fliehen. Voller Hoffnung, dass ihr Mann noch leben könnte, schließt sie sich als Marketenderin einem neuen Herrzug an. Es beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Wird sie den geliebten Mann jemals wiederfinden?



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Das Vermächtnis der Wanderhure



Die grandiose Fortsetzung der Bestseller "Die Wanderhure" und "Die Kastellanin"!



Als Maries Todfeindin Hulda erfährt, dass ihre Rivalin wieder schwanger ist, schmiedet sie einen perfiden Plan: Marie soll entführt und für tot erklärt werden. Zunächst scheint der Plan auch zu gelingen: Die ehemalige Wanderhure Marie landet in den Händen eines Handelsherrn, der sie als Sklavin verkaufen lässt. Als er Marie endlich doch noch gelingt, unter Einsatz ihres Lebens de Weg in die Heimat zu finden, muss sie feststellen, dass ihr geliebter Michel nicht mehr frei ist ...



www.iny-lorentz.de




Rezension
Die heutige Rezension bezieht sich auf die Serie "Die Wanderhure", geschrieben von Iny Lorentz, erschienen in der Verlagsgruppe Dromer/Knaur. Erhältlich ist die Serie sowohl im gebundenen Format als auch im paperback-Format.
Die Protagonistin der aus drei Bänden ("Die Wanderhure", "Die Kastellanin", "Das Vermächtnis der Wanderhure") bestehenden Kurzserie ist Marie, einer jungen, gut bürgerlichen Frau aus dem Konstanz des 15. Jahrhunderts.
Der Titel des zweiten Bandes ist - meines Erachtens - etwas unglücklich gewählt, da er nicht direkt als wichtiger Mittelband der dreiteiligen Serie zu erkennen ist.
Liest man nur den ersten Band und daran anschließend der vermeintlichen Folgeband ist es schwierig, der Handlung zu folgen, da auf viele Geschehnisse des zweiten Bandes verwiesen bzw. zurück gegriffen wird.

Iny Lorentz - die zumeist zusammen mit ihrem Mann schreibt - gelingt es sehr gut, den Leser die damalige Zeit nachempfinden zu lassen. Man wird durchgängig von den Erlebnissen Maries fasziniert, so dass an keiner Stelle Langeweile aufkommt.
Ich kam mir oftmals gar nicht vor wie im 15. Jahrhundert, sondern eher wie im 21. Jahrhundert, denn vieles scheint sich seither nicht verändert zu haben.
Bewundernswert finde ich ebenfalls, dass das Ehepaar Lorentz sehr genau recherchiert hat.
Sehr genau werden die Zustände bzw. Missstände beschrieben, was die Figuren noch lebensechter wirken lässt. Man hat das Gefühl direkt dabei zu sein und an wirklichen Geschehnissen Anteil zu haben.


Zusatzinfos:
In den beiden ersten Bänden findet man jeweils eine Leseprobe zu "Das Vermächtnis der Wanderhure", dem dritten Band der Kurzserie.
Der historischer Hintergrund wird im Anhang des zweiten Bandes zusätzlich auf mehrerenb Seiten anschaulich erläutert.
Auch eine zeitgemäße Europakarte findet man, jedoch erst im dritten und damit letzten Band.


Mein Fazit:
Eine sehr spannende Lektüre, nicht nur für den Urlaub. Entspannend und doch nachdenklich machend.
Zunächst war ich - ehrlich gesagt - jedoch fast etwas schokiert darüber, wie detailliert von der Autorin beschrieben wurde, wie man damals mit Frauen umsprang - von der Willkürlichkeit dieser Handlungen einmal abgesehen sind viele Stellen doch schon ziemlich brutal. Trotzdem sind diese Stellen sehr wichtig und sollten keineswegs weggelassen werden.
Schon nach den ersten hundert Seiten wird dem Leser klar, wie stark die Protagonistin ist, was in der damaligen Zeit definitiv noch mehr innere Stärke bedarf als heute. Marie ist wirklich außergewöhnlich - selbst wenn man sie in die heutige Zeit transferieren würde - und sie macht ihren Weg trotz aller Widerlichkeiten und Stolpersteine.
Ich kann die Serie wirklich sehr empfehlen, allerdings sollte man ausreichend Zeit für das Lesen einplanen, da man nur ungerne unterbricht, denn immer wieder wird man neugierig was das Schicksal weiterhin für Marie bereit hält.
Eine Romanserie, die - nach erster Information über den Klappentext - hält was sie verspricht, nämlich ein spannendes Lesevergnügen mit einer gelungenen Mischung aus tragischen, lebensverändernden Ereignissen, Abenteuer und Liebe.
Trotz dass auf den ersten Blick ähnliche Probleme auf Marie warten, sind die Geschichten doch grundverschieden.



Sylvia Schubert für Lbib.de

Verlagsinfo
Informationen der Verlags-Website entnommen:

Die Wanderhure

Iny Lorentz "Die Wanderhure"

Eine Frau kämpft in der grausamen Welt des Mittelalters um ihr Glück

Konstanz im Jahre 1410: Als Graf Ruppert um die Hand der schönen Bürgerstochter Marie anhält, kann ihr Vater sein Glück kaum fassen. Er ahnt nicht, dass es dem adligen Bewerber nur um das Vermögen seiner künftigen Frau geht und dass er dafür vor keinem Verbrechen zurückscheut. Marie und ihr Vater werden Opfer einer gemeinen Intrige, die das Mädchen zur Stadt hinaustreibt. Um zu überleben, muss sie ihren Körper verkaufen. Aber Marie gibt nicht auf ...

Verlag: Knaur TB
Seitenzahl: 624
Format: 125X190 cm
ISBN: 3-426-62934-8
ISBN-13: 978-3-426-62934-5


Die Kastellanin

Verlag: » Knaur HC
Seitenzahl: 608
Format: 140X215 cm
EUR (D) 16,90
ISBN: 3-426-66113-6
ISBN-13: 978-3-426-66113-0

Iny Lorentz "Die Kastellanin"

Einst musste sie als Wanderhure durchs Land ziehen, nun führt Marie als Ehefrau des Burghauptmannes Michel Adler ein respektables Leben. Doch ihr Glück wird zerstört, als Michel zu den Waffen gerufen wird ...Marie lebt zufrieden mit ihrem Ehemann Michel Adler, den sie innig liebt. Ihr Glück scheint vollkommen, als sie ein Kind von ihm erwartet. Doch dann muss Michel im Auftrag seines Pfalzgrafen in den Kampf gegen die aufständischen Hussiten ziehen. Er beweist so viel Mut, dass er zum Ritter geschlagen wird - und verschwindet nach einem grausamen Gemetzel spurlos. Nachdem er für tot erklärt wird, ist Marie ganz allein auf sich gestellt und sieht sich täglich neuen Demütigungen und Beleidigungen ausgesetzt. Schließlich bleibt ihr nur ein Ausweg: Sie muss von ihrer Burg fliehen. Marie hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass Michel noch leben könnte, und schließt sich als Marketenderin einem neuen Heerzug an. Es beginnt das Abenteuer ihres Lebens. Wird sie den geliebten Mann jemals wiederfinden?



Das Vermächtnis der Wanderhure

Verlag: Knaur TB
Seitenzahl: 720
Taschenbuch
ISBN: 3-426-63505-4
ISBN-13: 978-3-426-63505-6


Iny Lorentz "Das Vermächtnis der Wanderhure"
Roman

Marie lebt ein glückliches Leben mit Mann und Kind. Doch ihre Feinde haben die ehemalige Wanderhure nicht vergessen …

Als Maries Todfeindin Hulda erfährt, dass ihre Rivalin wieder schwanger ist, schmiedet sie einen perfiden Plan: Marie soll entführt und für tot erklärt werden. Zunächst scheint der Plan zu gelingen, und Michel, Maries Mann, trauert tief um die Liebe seines Lebens. Bald bedrängen ihn Hulda und ihre Verbündeten, sich wieder zu verheiraten. Marie ist währenddessen als Sklavin verkauft und verschleppt worden. Nur unter großen Gefahren für sich und ihr Kind und unter Einsatz ihres Lebens gelingt es ihr, den Weg in die Heimat zurück zu finden. Dort muss sie entdecken, dass Michel nicht mehr frei ist.


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L E S E P R O B E

(aus "Die Wanderhure" von Iny Lorentz)

Auf Utz’ Aufforderung hin brachte der Schreiber eine Talglampe herbei und zündete sie an einer der vielen Kerzen an. Der Mann sah dabei so elend aus, als wäre es seine eigene Tochter, die beschuldigt wurde. »Wir sollten es hinter uns bringen«, sagte er wie zu sich selbst, sah sich aber nur hilflos um, als erwarte er eine Aufforderung.

Meister Jörg nahm ihm schließlich die Lampe ab und wies den anderen den Weg. Vor Maries Kammer blieb er stehen und pochte gegen die Tür. »Mach auf, Kind. Dein Vater will mit dir sprechen.«

Wenig später blickte Marie verschlafen heraus. »Was ist geschehen, Vater?«

»Marie, man hat schlimme Anklage gegen dich erhoben«, erklärte der Leinweber an Matthis’ Stelle.

Das Mädchen sah ihn verständnislos an. »Was wollt Ihr damit sagen, Meister Gero?«

»Hier sind Männer, die behaupten, du wärst keine reine Jungfrau mehr, sondern hättest dich dem Teufel der Wollust hingegeben.« Seine Stimme hallte durch das Haus, und sein Blick saugte sich an Maries Gestalt fest, deren Formen sich deutlich unter dem dünnen Nachthemd abzeichneten.

Marie verschränkte die Arme über der Brust, denn sie schämte sich, kaum bekleidet vor fremden Männern zu stehen. »Ich verstehe Euch nicht. Was soll ich getan haben?«

Magister Ruppertus schob den Leinweber beiseite und streifte Marie mit einem angewiderten Blick. »Hier sind Zeugen, ehrenwerte Männer, die bei Gott und allen Heiligen schwören, mit dir Hurerei getrieben zu haben.«

»Bei der Heiligen Jungfrau, das ist nicht wahr!«Marie sah ihren Vater Hilfe suchend an und streckte die Arme nach ihm aus, doch Meister Matthis beachtete sie noch nicht einmal. Keuchend lehnte er an der Wand und starrte zu Boden, als schäme er sich für seine Tochter.

»Vater, warum wendest du dich von mir ab? Glaubst du wirklich, ich hätte so etwas Schreckliches getan?«Marie wollte auf ihn zulaufen, doch der Magister vertrat ihr den Weg und stieß sie in die andere Ecke des Flurs. Dann zeigte er auf ihre Kammer. »Gleich werden wir den Beweis haben. Meister Jörg, Meister Gero, ihr seid weder Zeugen noch Beschuldigte. Deswegen bitte ich euch, den Raum zu durchsuchen.«

Marie war so geschockt, dass sie sich nicht zu rühren wagte, als die beiden Handwerksmeister den Raum betraten und ihr Bett, die Borde und ihre Truhe absuchten. Da die beiden Männer betrunken waren, warfen sie Kleidung und Aussteuer rücksichtslos zu Boden und trampelten darauf herum.

Plötzlich stieß Meister Jörg einen triumphierenden Ruf aus und hob die Hand. Ein weißer Perlmuttschmetterling glänzte zwischen seinen Fingern. »Da ist das Schmuckstück, von dem du gesprochen hast, Utz Käffli! Du hast die Wahrheit gesagt.«

Marie stolperte nach vorne und starrte den Schmetterling an. »Aber das Ding gehört mir nicht. Ich habe es noch nie gesehen.«

Ruppert riss sie zurück. »Leugnen hilft dir jetzt nichts mehr, du schmutzige Dirne. Du hast dieses Schmuckstück von Utz Käffli für die Gewährung deiner Gunst erhalten.«

»Ich soll eine Liebschaft mit dem Mann da gehabt haben? Aber das ist nicht wahr!« Marie sah dem Fuhrmann in die Augen. »Warum verleumdest du mich?«

»Warum sollte ich dich verleumden? Ich war doch nicht der Einzige, den du über dich gelassen hast.« Der Fuhrmann leckte sich dabei die Lippen, als schwelge er noch in der Erinnerung an ihr Beisammensein.

Marie wich angeekelt vor ihm zurück. »Wie kannst du so etwas Schmutziges behaupten?«

Meister Gero stieß Linhard nach vorne, der sich bislang außerhalb des Lichtkegels in eine Ecke gedrückt hatte. »Hier, der Schreiber deines Vaters hat ebenfalls gestanden, mit dir Unzucht getrieben zu haben.«

Marie schlug die Hände vors Gesicht und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. »Aber das ist doch alles nicht wahr! Bei Jesus Christus und allen Heiligen, ich bin noch Jungfrau.«

»Leugnen nützt dir nichts mehr, Hure! Du hast meine Ehre beschmutzt, und ich bestehe auf einem Prozess, um die Schwere deiner Schuld zu ergründen.« Der Magister drehte Marie den Rücken zu, als könne er ihren Anblick nicht mehr ertragen, und deutete mit dem Zeigefinger auf Meister Matthis.

»Nach den Gesetzen der heiligen Kirche und des Kaisers ist es einem der Hurerei angeklagten Weib nicht gestattet, unter dem Dach eines ehrbaren Hauses zu verweilen. Daher wird Eure Tochter den Rest der Nacht im Kerker verbringen müssen. Meister Gero, seid so gut und ruft den Vogt und seine Büttel herbei, damit sie die Metze abführen.«

Die harten Worte des Magisters durchdrangen die Leere, die sich in Meister Matthis’ Kopf breit gemacht hatte, und er heulte auf wie ein verwundetes Tier. »Nein! Nein! Das ist mein Haus! Ich lasse nicht zu, dass meine Tochter daraus verschleppt wird.« Ein noch funktionierender Teil seines Verstandes sagte ihm, dass es wohl das Beste war, wenn er Konstanz nach diesem Abend so schnell wie möglich verließ, um seine Tochter aus Rupperts Nähe zu bringen. Als hätte der Magister seine Gedanken gelesen, stieß sein Zeigefinger wie ein Messer auf ihn zu.

»Wollt Ihr Euch gegen das Gesetz des Kaisers stellen?« Obwohl Rupperts Stimme nicht lauter wurde, zuckten die Umstehenden wie unter einem Peitschenhieb zusammen.

Mombert Flühi versuchte zu vermitteln. »Mäßigt Euren Zorn, Magister Ruppertus, und lasst uns erst einmal über die ganze Sache reden. Ich kenne Marie von Kindheit an und kann mir nicht vorstellen, dass sie unbemerkt von uns allen zur Dirne wurde. Nein, so ein Vergehen traue ich ihr nicht zu.«

Rupperts Gesicht blieb regungslos wie eine Maske. »Vergehen, sagt Ihr? Was dieses Weib getan hat, ist ein Verbrechen gegen die von Gott gewollte Ordnung und die Gesetze des Kaisers. Wenn eine vordem unbescholtene Jungfrau der Hurerei überführt wird, kann der Mann, dem sie anverlobt wird, sie töten, ohne eine Strafe befürchten zu müssen.«

Mombert fuhr entsetzt auf. »Das könnt Ihr doch nicht tun!«

»Ich bin ein Mann der Feder und nicht des Schwertes. Ich lasse das Gericht urteilen. Und nun schafft die Metze endlich weg.«

Mombert gab sich noch nicht geschlagen. »Aber wenn alles nicht stimmt, wenn Marie doch noch Jungfrau ist …«

»Das wird sich morgen früh erweisen. Ich lasse sie von einer ehrbaren Matrone untersuchen. Ist sie noch Jungfrau, werden der Fuhrmann und der Schreiber als Verleumder in den Kerker geworfen und angeklagt, während ich meine Hochzeit mit Marie prachtvoll feiern werde.«

»Dagegen kann man nichts sagen«, fand Meister Jörg. »Magister Ruppertus ist ein mit den Gesetzen vertrauter Mann und weiß, was zu tun ist.«

»Vater! Nein! Du darfst nicht zulassen, dass man mich wegbringt. Glaubst du wirklich, ich wäre so schlecht, wie diese Lügner da behaupten?« Maries Stimme klang wie die einer Ertrinkenden.

Sie begriff die Wendung nicht, die ihr Schicksal genommen hatte, und suchte verzweifelt nach einem Halt. Ihr Vater schien ihre Not nicht zu kümmern, denn er starrte immer noch zu Boden und murmelte unverständliche Worte vor sich hin. Magister Ruppertus aber stand wie ein strafender Engel vor ihr oder vielmehr wie ein böser Geist, dem es Freude zu machen schien, sie zu verdammen. Marie fragte sich verzweifelt, warum er den Aussagen der beiden Männer mehr Glauben schenkte als ihr.

Sie sah ihren beiden Verleumdern ins Gesicht, um festzustellen, ob sie sich nicht für ihre Lügen schämten. Linhard drehte sofort seinen Kopf weg, Utz aber grinste und ließ seine Zunge zwischen den schadhaften Zähnen spielen. Schnell wandte Marie sich ab, der Mann machte ihr Angst.

Meister Gero kehrte, kaum dass er weggegangen war, mit einem der Stadtbüttel zurück. »Ich habe Hunold unten in der Gasse getroffen. Es wird wohl reichen, wenn er die Sünderin in den Kerker bringt.«

Hunold überragte die Männer um ihn herum um mehr als einen Kopf. Seine Arme waren dicker als die Oberschenkel normal gewachsener Männer, und die Muskeln auf seinem Brustkorb glichen armdicken Tauen. Er grinste breit, als erheitere ihn die Situation, und verbeugte sich vor Magister Ruppertus.

»Immer zu Diensten, edler Herr.«

»Schaff die Hure da in den Kerker. Ich werde dafür sorgen, dass sie morgen abgeurteilt wird.«

Hunold streifte Marie mit einem begehrlichen Blick und schüttelte den Kopf.

»Im Stadtkerker und in der bischöflichen Pfalz sitzen üble Burschen ein. So ein leckeres Vögelchen würde ich denen nicht zum Fraß vorwerfen.«

Der Magister quittierte den Einwand mit einer ärgerlichen Geste. »Dann sperr sie irgendwo ein, wo sie sicher verwahrt ist.«

»Zu den Mönchen ins Inselkloster kann ich sie auch nicht bringen. Da bleibt nur noch der Ziegelturm übrig, dessen Keller derzeit leer steht.«

»Dann schaff sie dorthin.« Der Magister klang gereizt.

Hunold zog einen Strick aus dem Gürtel, band Maries Arme auf den Rücken und stieß sie Richtung Treppe.



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Ü b e r d i e A u t o r i n:

Iny Lorentz

Hinter dem Namen Iny Lorentz verbirgt sich ein Münchner Autorenpaar, dessen erster historischer Roman "Die Kastratin" die Leser auf Anhieb begeisterte. Seither folgt Bestseller auf Bestseller. Bei Knaur bisher erschienen: „Die Goldhändlerin“, "Die Wanderhure", "Die Kastellanin", "Das Vermächtnis der Wanderhure", "Die Pilgerin", "Die Tatarin" , "Die Löwin" sowie "Die Feuerbraut".

Inhaltsverzeichnis
Die Wanderhure

Erster Teil: Der Prozess S. 5 - 93

Zweiter Teil: Ausgestoßen S. 94 - 172

Dritter Teil: Burg Arnstein S. 173 - 280

Vierter Teil: Gefährliche Wanderschaft S. 281 - 393

Fünfter Teil: Das Konzil S. 394 - 524

Sechster Teil: Der Aufstand der Hübschlerinnen S. 525 - 607



Die Kastellanin

Erster Teil: Verraten S. 5 - 104

Zweiter Teil: die Witwe S. 105 - 197

Dritter Teil: Aufbruch ins Ungewisse S. 198 - 291

Vierter Teil: Nach Böhmen S. 292 - 388

Fünfter Teil: Gefangen S. 389 - 488

Sechster Teil: Die Schlacht um Falkenstein S. 489 - 585



Das Vermächtnis der Wanderhure

Erster Teil: Die Entführung S. 9 - 86

Zweiter Teil: Ein infamer Plan S. 87 - 172

Dritter Teil: Verschleppt S. 173 - 269

Vierter Teil: In Russland S. 270 - 350

Fünfter Teil: Verschlungene Pfade S. 351 - 429

Sechster Teil: Die Rebellion S. 430 - 522

Siebter Teil: Die Schatten der Vergangenheit S. 523 - 612

Achter Teil: Die Vergeltung S. 613 - 715