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Die Religionspolitik Marc Aurels
Die Religionspolitik Marc Aurels




Cornelius Motschmann

Reihe: HERMES-Einzelschriften, Klassische Philologie


Franz Steiner Verlag
EAN: 9783515081665 (ISBN: 3-515-08166-6)
296 Seiten, paperback, 17 x 24cm, 2002

EUR 74,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Die Epoche des römischen Kaisers Marc Aurel (161-180 n. Chr.) ist die Zeit eines religiösen Umbruchs. Unter dem Eindruck innen- und außenpolitischer Krisen wenden sich weite Teile der Bevölkerung des Römischen Reiches den Mysterienreligionen oder dem Christentum zu. Doch die Christen müssen unter dem "Philosophenkaiser" mehrere schwere Pogrome erleiden.

Hat Marc Aurels Religionspolitik diese Entwicklung begünstigt oder im Gegenteil aufgehalten? Hat der Kaiser durch seinen philosophischen Glauben die römische Religionspraxis verändert oder doch eher am überkommenen Kult festgehalten? Diese Fragen erhellt Cornelius Motschmanns Monographie.
Rezension
Das 2. Jhdt. n. Chr. ist aus römischer Perspektive von etlichen Krisen und Verfallserscheinungen geprägt, aus christlicher Perspektive durch die schwierige Konsolidierung des Christentums inmitten einer feindlichen Umwelt. Insofern ist insbesondere die Religionspolitik der Kaiser von größter innenpolitischer Bedeutung. Für das Christentum kommt die Wende erst mit Konstantin im beginnenden 4. Jhdt. Insbesondere die Epoche des römischen Kaisers Marc Aurel (161-180), der uns durch das formbildende Reiterstandbildauf demCapitolsplatz in Rombekannt ist, ist dabei bedeutsam und exemplarisch, weil sie eine Zeit des religiösen Umbruchs ist. Unter dem Eindruck innen- und außenpolitischer Krisen wenden sich weite Teile der Bevölkerung orientalischen Mysterienreligionen oder dem Christentum zu, das ausgerechnet in der Regierungszeit des "Philosophenkaisers" mehreren schweren Pogromen ausgesetzt ist. In der Regierungszeit Marc Aurels kam es zu den härtesten Christenverfolgungen seit Nero. In den Jahren 166-168, – vermutlich im Zusammenhang mit der Pestepidemie – , waren Christen zunächst in dem durch die Partherkriege in Mitleidenschaft gezogenen Ostteil des Römischen Reiches Opfer örtlichen Volkszorns, nicht jedoch einer staatlich gelenkten Initiative. Mark Aurel hielt gegenüber den Christen an der Linie fest, die seit Trajan galt: Sie sollten nicht behördlich belangt werden, solange sie auf öffentliche Bekenntnisse zu ihrem Glauben verzichteten. Im Privatleben konnten sie ihr Christentum demnach in der Regel ungestört praktizieren. Unter krisenhaft veränderten äußeren und inneren Bedingungen gewährleistete diese Regelung jedoch nicht überall die persönliche Sicherheit. Die christlichen Texte des Polycarpmartyiums und der Märtyrer von Lugdunum (Lyon) zeugen davon. Wie reagierte Marc Aurel? Hat er mit seiner Religionspolitik diese Entwicklung begünstigt oder aufgehalten? Die vorliegende Monographie gibt auf der Grundlage sorgfältigen Quellenstudiums einen weitreichenden Überblick über die religionspolitischen Maßnahmen Marc Aurels in all ihren Facetten. Ihren besonderen Reiz gewinnt die Untersuchung durch die einfühlsamen Interpretationen der kaiserlichen Selbstbetrachtungen. Sie vermitteln einen Eindruck vom religiösen Denken und Fühlen des Kaisers, in dessen Person sich die konkurrierenden, geistigen Strömungen vereinen. Somit wird der Blick auch auf die Motive seines religiösen Handelns gerichtet, wie dies - bedingt durch die ungewöhnlich gute Quellenlage - bei kaum einem zweiten römischen Kaiser möglich ist.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
"… excellent balanced discussions of difficult issues." Gnomon

"(…) une belle synthèse, une mise au point de qualité que s´appuie sur des sources parfaitement maîtrisées." Latomus
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung 9

1. Einleitung 11

1.1. Die Religionspolitik Marc Aureis in historischer Perspektive 11
1.2. Eingrenzung des Themas 14
1.3. Ziel und Struktur der Untersuchung 15
1.4. Forschungsüberblick 17
1.5. Quellen und Quellenkritik 22

2. Römische Religiosität, philosophische Gottesverehrung - Ein Widersprach? 33

2.1. Marc Aurel und die römische Religionspraxis 34
2.1.1. Der Götterglaube der Domitia Lucilla 35
2.1.2. Die Votivreligion des Cornelius Fronto 37
2.1.3. Religion und Religionspolitik des Antoninus Pius42
2.1.4. Religiöse Ämter vor der Thronbesteigung 45
2.2. Die philosophische Gottes Verehrung Marc Aurels 53
2.2.1. Marc Aureis Monotheismus 54
2.2.2. „Hosiotes" und „Theosebeia" - Zwei Formeln frommen Verhaltens 60
2.2.3. Die Macht der eia,ccpaevrund die Kraft des Gebets bei Marc Aurel 64
2.3. Zusammenfassung 68

3. Religionspolitik und Herrschaftslegitimation 70

3.1. Die religiöse Alleinherrschaft Marc Aureis 71
3.2. Der Kaiserkult und der Kult der divi 78
3.2.1. Der Kaiserkult unter Marc Aurel 79
3.2.2. Der Kult der divi 83
3.2.3. Die Propagierung der Thronfolge des Commodus 97
3.3. Zusammenfassung 101

4. Religion als Instrument der Krisenbewältigung 103

4.1. Die Sühnriten des Jahres 167 104
4.1.1. Der Ablauf der Sühnriten des Jahres 167 107
4.1.2. Der Rückgriff auf die Tradition: Die Befragung der Sibyllinischen Bücher 107
4.1.3. Die zeitlich beschränkte Durchführung fremder Kulte 111
4.1.4. Zusammenfassung114
4.2. Marc Aurel und der Serapiskult 115
4.2.1. Die reichsweite Reinigung des Serapiskultes 117
4.2.2. Die Förderung des Kults eines All- und Heilgottes 121
4.2.3. Zusammenfassung 124
4.3. Das Regenwunder im Quadenland 125
4.3.1. Marc Aureis Brief an den Senat 127
4.3.2. Die offizielle Deutung des Regenwunders 135
4.3.3. Zusammenfassung 142
4.4. Marc Aureis Religionsgesetze in den Jahren 169-176 144
4.4.1. Gesetzgebung gegen superstitiosi" 144
4.4.1.1. Exkurs: Die Bedeutung von „superstitio" in Dig. XLVIII 19, 30 145
4.4.2. Die mandata de sacrilegis (Dig. XLVIII 13, 4, 2) 153
4.4.3. Das Verbot von Prophezeiungen de salute imperatoris 155
4.4.4. Bekämpfung religiöser Unruhe 160
4.4.5. Zusammenfassung 167
4.5. Marc Aurel und die Mysterien von Eleusis 168
4.5.1. Die Einweihung durch Herodes Atticus 169
4.5.2. Die Erfüllung eines Gelübdes 173
4.5.3. Marc Aureis Stiftung in Eleusis 181
4.5.4. Eleusis: Symbol für Gemeinschaft, Stabilität und Gerechtigkeit 188
4.5.5. Zusammenfassung 192
4.6. Marc Aurel und der „Gerechte Krieg" 193
4.6.1. Die Erneuerung eines alten Rituals 196
4.6.2. Das Fetialrecht und die Theorie vom „gerechten Krieg" 199
4.6.3. Zusammenfassung 203

5. Marc Aurel und die monotheistischen Religionen 205

5.1. Marc Aurel und die Juden: Im Spannungsfeld zwischen Krieg und Annäherung 205
5.1.1. Marc Aurel ein Judenfeind? 207
5.1.2. Die „Antoninus-Rabbi"-Legenden 214
5.1.3. Zusammenfassung 218
5.2. Marc Aurel und die Christen: Politik im Dienst der Staatsräson 220
5.2.1. Das Martyrium Polykarps von Smyrna 223
5.2.1.1. Die Datierung des Polykarpmartyriums auf das Jahr 166 224
5.2.1.2. Der Prozeßverlauf in juristischer Hinsicht 228
5.2.1.3. Heidnische Ressentiments im Zeitalter der Pest 230
5.2.2. Das Martyrium Justins und seiner Gefährten 232
5.2.2.1. Der Prozeßverlauf in juristischer Hinsicht 233
5.2.2.2. Denunziation durch den Kyniker Crescens? 236
5.2.2.3. Das „Opfergebot" des Jahres 167 238
5.2.3. Die Martyrien von Lugdunum 241
5.2.3.1. Der Prozeßverlauf in juristischer Hinsicht 243
5.2.3.2. Die „Neue Verordnungen" Marc Aureis 251
5.2.3.3. Abwehr eines „neuen, fremden Kultes" 260
5.2.4. Die Christen als Gegenbild des sterbenden Weisen 263
5.2.5. Zusammenfassung 269

6. Ergebnisse 272

Literaturverzeichnis 275
Quellenverzeichnis 285