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Die Religion der ersten Christen
Eine Theorie des Urchristentums
Gerd Theißen
Gütersloher Verlagshaus
EAN: 9783579026237 (ISBN: 3-579-02623-2)
455 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, 2003
EUR 39,95 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Die Dynamik des urchristlichen Glaubens ist in der Dynamik des Lebens verwurzelt.
Gerd Theißen zeigt, was die ersten Christen in ihrem Innersten bewegte. Mit dieser neuartigen Annäherung überschreitet er den nur innerkirchlichen Diskurs über die Theologie des Neuen Testamentes und macht urchristliches Leben und Denken auch denen zugänglich, die selbst der christlichen Weltdeutung fern stehen.
Gerd Theißens Werk ist eine religionswissenschaftliche Darstellung und Analyse des urchristlichen Glaubens. Es will weder rein deskriptiv die Theologie des Neuen Testaments beschreiben, noch konfessorisch den Glauben der frühen Christen durch Wiederholung beschwören, sondern die Kraft dieses Glaubens in Leben und Umwelt der Antike verständlich machen. Theißen verfolgt dabei zwei Ziele: Erstens untersucht er das Leben der Urchristen und erschließt ihre theologischen Aussagen in semiotischen, psychischen und historischen Zugängen. Auf diese Weise wird mit religionswissenschaftlichen Kategorien der Glaube, der Kult und das Ethos der frühen Kirche sichtbar. Zweitens zeigt er, wie sich das frühe Christentum vom Judentum fortentwickelte und eine autonome religiöse Zeichenwelt schuf, die eine ungewöhnliche gemeinschaftsbildende Kraft hatte und die gesamte Geschichte der damals bekannten Welt umgestaltete.
Gerd Theißen
geboren 1943, Dr. theol., ist Professor für Neues Testament an der Uni Heidelberg.
Rezension
Dieses Buch ist für alle diejenigen geeignet, die über die ersten Christen erfahren möchten, und zwar auf eine allgemeinverständliche Weise, die sowohl Laien als auch Theologen anspricht. Theißen geht mit bestechender argumentativer Klarheit dem Phänomen einer faszinierenden Entwicklung auf den Grund. So hat der Leser eine spannende, inspirierende Lektüre vor sich, wird sich aufgrund der profilierten Thesen zuweilen auch sein Widerspruch regen. Eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema wird so gefördert!
Michael Simonsen, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
§ 1 Einleitung:
Das Programm einer Theorie der urchristlichen Religion 17
1. Das „Wesen“ der Religion: Religion als kulturelles Zeichensystem 20
2. Die Funktion von Religion: Religion als Verheißung von Lebensgewinn 28
3. Grundprobleme einer Theorie der urchristlichen Religion 37
I. Teil: Mythos und Geschichte im Urchristentum
§ 2 Die Bedeutung des historischen Jesus für die Entstehung der urchristlichen Religion
Die Revitalisierung der jüdischen Religion durch Jesus 47
1. Der Mythos in der Verkündigung des historischen Jesus 49
2. Das Ethos des Judentums und die Verkündigung Jesu 55
3. Die jüdischen Riten und die Verkündigung Jesu 59
4. Die politische Lage des Judentums und der historische Jesus 63
5. Mythos und Selbstverständnis Jesu 67
§ 3 Wie kam es zur Vergöttlichung Jesu
Die Transformation der jüdischen Religion durch den nachösterlichen Christusglauben 71
1. Die Erhöhung Jesu als Dissonanzbewältigung 76
2. Die Erhöhung Jesu als Intensivierung der monotheistischen Grundüberzeugung 81
3. Die Erhöhung Jesu als Konkurrenzüberbietung 83
II. Teil: Das Ethos des Urchristentums
§ 4 Die beiden Grundwerte urchristlichen Ethos’:
Nächstenliebe und Statusverzicht 101
1. Die Nächstenliebe als erster urchristlicher Grundwert 103
2. Statusverzicht als zweiter urchristlicher Grundwert 112
§ 5 Der Umgang mit Macht und Besitz im Urchristentum:
Ethische Forderungen im Licht der beiden Grundwerte I 123
1. Wertwandel im Umgang mit Macht und Herrschaft 127
2. Wertwandel im Umgang mit Besitz und Reichtum 133
§ 6 Der Umgang mit Weisheit und Heiligkeit im Urchristentum:
Ethische Forderungen im Licht der beiden Grundwerte II 147
1. Wertwandel im Umgang mit der Weisheit 148
2. Wertwandel im Umgang mit Heiligkeit und Reinheit 156
III. Teil: Die rituelle Zeichensprache des Urchristentums
§ 7 Die Entstehung der urchristlichen Sakramente aus symbolischen Handlungen 171
1. Die rituelle Zeichensprache des Urchristentums als Ganzes 173
2. Symbolische Handlungen als Vorformen der Sakramente 178
3. Die Transformation prophetischer Symbolhandlungen in urchristliche Sakramente 181
§ 8 Die Opferdeutung des Todes Jesu und das Ende der Opfer 195
1. Die Ablösung der Opfer in urchristlicher Zeit 195
2. Die Opferbedeutung des Todes Jesu 200
3. Die Funktionen der traditionellen Opfer 211
4. Die urchristliche Zeichensprache als funktionales Äquivalent zu den traditionellen Opfern 217
IV. Teil: Die urchristliche Religion als autonome Zeichenwelt
§ 9 Der Weg der urchristlichen Religion zu einer autonomen Zeichenwelt:
Von Paulus zu den synoptischen Evangelien 225
1. Der Beginn der Entwicklung zur Autonomie der urchristlichen Religion: Das Apostelkonzil und Paulus 227
2. Der Weg zur Autonomie der urchristlichen Religion und die synoptischen Evangelien233
§ 10 Das Johannesevangelium: Das Bewusstwerden der inneren Autonomie der urchristlichen Zeichenwelt 255
1. Das Programm der johanneischen Stufenhermeneutik im Johannesprolog 257
2. Die Durchführung der johanneischen Stufenhermeneutik 261
3. Die Selbstorganisation des urchristlichen Zeichensystems im JohEv 273
V. Teil: Krisen und Konsolidierung des Urchristentums
§ 11 Die Krisen des Urchristentums 283
1. Die judaistische Krise im ersten Jahrhundert 286
2. Die gnostische Krise des zweiten Jahrhundert 314
3. Die prophetischen Krisen im ersten und zweiten Jahrhundert 326
§ 12 Pluralität und Einheit im Urchristentum und die Entstehung des Kanons 339
1. Die Pluralität im Urchristentum bis zur Kanonbildung 344
2. Kanonbildung als Bekenntnis zur Pluralität 356
3. Der innere Kanon im Kanon: Die Grammatik des urchristlichen Glaubens 368
§ 13 Schlussbetrachtung: Konstruktion und Plausibilität der urchristlichen Zeichenwelt 385
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