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Die Macht der Atmosphären
Die Macht der Atmosphären




Barbara Wolf, Christian Julmi (Hrsg.)

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495491621 (ISBN: 3-495-49162-7)
480 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, November, 2020

EUR 49,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Personen können Macht über Atmosphären haben, wenn sie im Umgang mit anderen Menschen eine solche Macht ausstrahlen. Hierbei handelt es sich um eine sehr direktive und geradezu leibliche Wirksamkeit des Menschen in seiner Ausstrahlung, die ihm eine ganz enorme Macht über Gefühle gibt.“

Hermann Schmitz

„Atmosphären zeichnen sich gleichermaßen durch ihre Profanität und ihre Wirkmächtigkeit aus. Wo immer man hinsieht, sind Atmosphären ein bestimmendes, vielleicht sogar das wichtigste Element im menschlichen Leben. Wir suchen sie und wir meiden sie, und doch wissen wir kaum etwas über sie.“

Christian Julmi/Barbara Wolf
Rezension
Was bedeutet der Begriff „Atmosphäre“, philosophisch betrachtet? Sind Atmosphären objektive Gefühlsmächte? Ist die Leiblichkeit des Menschen zentral für ihr Verständnis? Welche Macht üben sie auf Personen aus? Zerstört die Digitalisierung die für ein gutes Leben wichtigen Atmosphären? Welche Typen kollektiver Atmosphären lassen sich im Sport identifizieren? Sind die Gefühlsmächte an bestimmte Räume gebunden? Wie lassen sich bestimmte Atmosphären architektonisch generieren? Welche Rolle spielt Atmosphäre in der Inklusionsdebatte, in der Psychiatrie, der Altenpflege oder im Kontext von Führung?
Diesen Fragen, die angesichts eines „boy turn“ innerhalb der Sozial- und Kulturwissenschaften Aktualität für sich reklamieren können, widmete sich das 26. Symposium der Gesellschaft für Neue Phänomenologie, das im April 2018 an der Universität Rostock zum Thema „Die Macht der Atmosphären“ stattfand. Seine Beiträge finden sich abgedruckt in dem gleichnamigen, voluminösen Sammelband, herausgegeben von Barbara Wolf (*1965), Professorin für Kindheitspädagogik, und von Christian Julmi (*1978), Habilitand der Betriebswirtschaftslehre. Das vorliegende Werk erscheint als Band 31 der Reihe „Neue Phänomenologie“ des Verlags Karl Alber.
Der Begründer dieser philosophischen Richtung, Hermann Schmitz (*1928), veröffentlichte schon 2014 das Buch „Atmosphären“(3. Aufl. 2020) mit Aufsätzen zu dieser in der Philosophie vernachlässigten Thematik. Von ihm stammt in dem neuen Sammelband der Beitrag „Atmosphären als Mächte über die Person“. Außerdem findet sich dort als Abschluss ein Gespräch mit dem emeritierten Kieler Philosophieprofessor, in dem er u.a. den Begriff „Plakatsituation“ bestimmt, sowie die Unterschiede zwischen unterkühlten englischen Detektivromanen und den atmosphärisch aufgeladenen Kriminalromanen eines Georges Simenon erläutert.
Des Weiteren enthält der Sammelband 21 Beiträge, welche die Bedeutung der Atmosphären kaleidoskopartig in verschiedenen Disziplinen und Praxisfeldern beleuchten. Es verwundert etwas, dass in „Macht der Atmosphären“ die erfolgreichen Bücher des Philosophen und Pädagogen Otto Friedrich Bollnow „Das Wesen der Stimmung“(1941, 8. Aufl. 1995) und „Die pädagogische Atmosphäre“(1964, 4. Aufl. 1970) nicht ausführlich gewürdigt werden. Jedenfalls wird der vorliegende Band der Intention der Neuen Phänomenologie vollauf gerecht, die Schmitz ausgab, nämlich „den Menschen ihr wirkliches Leben begreiflich zu machen“. Philosophie-Lehrkräfte, die in ihrem Unterricht mit Schüler*innen fundiert über Atmosphären und Gefühle reflektieren möchten, finden in dem Buch zahlreiche produktive Einsichten.
Fazit: Der Sammelband „Die Macht der Atmosphären“ unterstreicht die theoretische und praktische Fruchtbarkeit einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit den objektiven Gefühlsmächten, die jeder Mensch am eigenen Leib spürt.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wie Atmosphären von uns Besitz ergreifen
Atmosphären zeichnen sich gleichermaßen durch ihre Profanität und ihre Wirkmächtigkeit aus. Wo immer man hinsieht, sind Atmosphären ein bestimmendes, vielleicht sogar das wichtigste Element im menschlichen Leben. Das Ziel des Sammelbandes besteht darin, die Bedeutung der Atmosphären im Gefühlsraum theoretisch und praktisch zu verdeutlichen und das Phänomen der Atmosphären in seinen vielfältigen Facetten, etwa in der Architektur, Kunst, Medizin, Psychiatrie, in der Pädagogik, in der Altenpflege, in Beruf und Privatleben, zu beleuchten.
Inhaltsverzeichnis
Zu Beginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Barbara Wolf und Christian Julmi
Zur Philosophie der Atmosphäre
Atmosphären als Mächte über die Person . . . . . . . . 21
Hermann Schmitz
Geruch und Atmosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . 33
Gernot Böhme
Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und die Macht der
Atmosphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41
Guido Rappe
Eingestimmte Subjekte?
Das Kombinationsproblem des Panpsychismus
im Licht der Atmosphärenkonzeption der
Neuen Phänomenologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60
Uwe Voigt
Zum Begriff der Atmosphäre
Was kann eine Gefühlsatmosphäre tun? . . . . . . . . . 77
Atmosphären zwischen Immersion und Emersion
Tonino Griffero
Kollektive Atmosphären des Sports . . . . . . . . . . . . 97
Robert Gugutzer
Heiliger Raum im Wandel.
Zur atmosphärischen Macht von (profanierten) Kirchen . 117
Jürgen Hasse
Kollektive Trauer.
Formen der Vergemeinschaftung durch nahes und
fernes Leid . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142
Nina Trčka
Gemischte Gefühle.
Affektive Atmosphären von Hochschularchitektur . . . . 168
Christoph Michels und Dalal Elarji
Von der Macht der Atmosphären.
Eine korrespondenztheoretische Studie . . . . . . . . . 187
Reinhard Knodt
Zur Operationalisierung der Atmosphäre
Implizites Wissen über Atmosphären . . . . . . . . . . . 201
Clemens Albrecht
Zum Umgang mit Atmosphären.
Atmosphäre als Handlungsressource und sinnliche
Vermittlerin von Lebensmöglichkeiten . . . . . . . . . . 220
Rainer Kazig
Religion und Atmosphäre.
Überlegungen zum Potenzial sozial-räumlicher
Arrangements in religiösen Situationen . . . . . . . . . . 240
Martin Radermacher
Wirkmacht von Atmosphären.
Ästhetische Verortungskoordinaten . . . . . . . . . . . 260
Andreas Rauh
Wer macht die Atmosphären?
Eine kurze Einführung in das System der atmosphärischen
Führung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 281
Christian Julmi
Zur Praxis der Atmosphäre
Hörbare Pflege?
Der Beitrag der Akustik zur klinischen Atmosphäre . . . 305
Charlotte Uzarewicz
Atmosphären im medizinischen Umfeld . . . . . . . . . 327
Wolf Langewitz
Therapeutische Atmosphären.
Am Beispiel der Musiktherapie bei Demenzen . . . . . . 345
Jan Sonntag
Die Wirkung von Atmosphären.
Über den Umgang mit Attacken aus dem
Prädimensionalen Raum . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363
Gabriele Marx
Arbeit mit und unter der Macht von Atmosphären.
Fallbeispiele aus der Prosopiatrie von prenzlkomm . . . 376
Cornelia Diebow
Diversität schafft Atmosphären.
Machtvolle Momente inklusiver Pädagogik . . . . . . . . 396
Barbara Wolf
Wie kommt die Atmosphäre in die Atmosphäre?
Das neue dreiteilige Wahrnehmungsmodell –
Logos-Auge-Leib – als Leitfaden . . . . . . . . . . . . . . 418
Petra Seibert
Zum Abschluss
Hermann Schmitz im Gespräch mit Christian Julmi
über Atmosphären . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447
Autoreninfos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 464
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