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Sich selbst verstehen Ein Lesebuch Ausgewählt und eingeleitet von Michael Großheim und Steffen Kluck
Sich selbst verstehen
Ein Lesebuch


Ausgewählt und eingeleitet von Michael Großheim und Steffen Kluck

Hermann Schmitz

Verlag Karl Alber
EAN: 9783495492086 (ISBN: 3-495-49208-9)
312 Seiten, hardcover, 14 x 22cm, Juni, 2021

EUR 29,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Die zentrale Aufgabe der Phänomenologie ist die begriffliche und besinnliche Vertiefung in die vLebenserfahrung, die von den Menschenzwar beständig erlebt, erlitten und mehr oder weniger bewältigt wird, ihnen aber dennoch heute mehr als früher eigens erst nahe gebracht werden muß, weil sie den Zugang zu dem, was sie unwillkürlich erleben und vorbegrifflich kennen, unter dem Gewirr von abstraktionen, Methoden, Hypothesen und Konstruktionen, das heute ihr Verstehen überhaupt besetzt, nicht mehr ohne außerordentliche philosophische Anstrengung ihrer Selbstbesinnung zu finden vermögen.“
Rezension
Hermann Schmitz (1928-2021) gilt in der deutschsprachigen Philosophie als Solitär, verfasste er doch von 1964 bis 1980 ein zehnbändiges „System der Philosophie“. Die von ihm begründete Philosophierichtung bezeichnete er als „Neue Phänomenologie“. Mit dieser verfolgte der 1993 emeritierte Kieler Professor für Philosophie das Ziel, „den Menschen ihr wirkliches Leben begreiflich zu machen“. Dazu sei, so Schmitz, eine Analyse des Leibes notwendig. Durch seine Fokussierung leiblich situierter Subjektivität erhebt er den Anspruch, den klassischen Leib-Seele-Dualismus zu überwinden. Damit leistet Schmitz einen wichtigen Beitrag zur Rehabilitierung von Leib, Gefühlen und Atmosphären in der Philosophie. Rezipiert wird sein Œuvre, das allein 59 Monographien und über 50 Aufsätze umfasst, nicht nur in der Philosophie, sondern auch in der Medizin, Psychologie, Pädagogik, Humangeographie und der Architekturtheorie. Von der Rezeptionsbreite der Schmitz`schen Philosophie zeugt auch die im Verlag Karl Alber veröffentlichte Buchreihe „Neue Phänomenologie“ mit mittlerweile 30 Bänden. Dem Freiburger Verlag kommt auch das Verdienst zu, 2019 eine Neuausgabe des vollständigen „Systems der Philosophie“ von Schmitz publiziert zu haben.
Fast zwei Monate nach dem Tode des Philosophen erschien bei Karl Alber ein Lesebuch mit 20 Fachaufsätzen von Schmitz unter dem Titel „Sich selbst verstehen“. Gekonnt ausgewählt wurden die Texte, die aus allen vier Werkphasen des Denkers stammen, von Michael Großheim (*1962), Philosophie-Professor an der Universität Rostock, und von Steffen Kluck (*1988), wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie an der Universität Rostock. Das von ihnen zusammengestellte und mit einer Einleitung versehene Lesebuch gibt einen sehr guten Überblick über die thematische Bandbreite von Schmitz` Philosophie und seine Methodik des phänomenologischen Philosophierens. Bewusst haben die Wissenschaftler dabei auf längere Passagen von Schmitz zur Leiblichkeit verzichtet und zum Teil eher schwer zugängliche Aufsätze ausgewählt, welche die Aktualität der tiefsinnigen Reflexionen des Philosophen verdeutlichen. Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Ethik werden durch den Band motiviert, sich in ihrem Unterricht mit der Neuen Phänomenologie problemorientiert auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit Fragen des Mensch-Welt-Verhältnisses, der Wahrnehmung, des Leibes, des Verstehens, der Gesundheit, des Gedächtnisses oder der Atmosphären.
Fazit: Das Hermann Schmitz-Lesebuch „Sich selbst verstehen“ ist eine hervorragende Einführung in die Neue Phänomenologie und unterstreicht zugleich deren Produktivität für ein philosophisch vertieftes Weltverständnis.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Hermann Schmitz, Begründer der Neuen Phänomenologie und einer der produktivsten Philosophen unserer Zeit, kann mit über 90 Jahren auf ein umfangreiches Werk zurückblicken. Einige zentrale Themen wie die Leiblichkeit des Menschen und die Gefühle als Atmosphären erfreuen sich seit einigen Jahren einer wachsenden Aufmerksamkeit, die weit über die Grenzen der Philosophie hinausgeht. Andere, nicht weniger wichtige Aspekte sind über die Jahre in verstreuten Kontexten publiziert worden, die mittlerweile nur noch schwer greifbar sind. Der vorliegende Band möchte diese Arbeiten wieder zugänglich machen, indem er einschlägige Artikel zur Phänomenologie und ihrer Methode, zur Anthropologie, zur Wahrnehmungstheorie, zur Ontologie und zur Kulturphilosophie versammelt. Die Auswahl der Texte bringt alle Hauptmotive der Schmitz᾽schen Philosophie in ihrem Zusammenhang zur Sprache und bietet somit eine hilfreiche Einführung in die Neue Phänomenologie.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
»Philosophie als umfassende Besinnung. Eine Einführung in
die Lektüre von Hermann Schmitz« (Michael Großheim,
Steffen Kluck) 11
II. Selbstverortung
1. »Wozu Neue Phänomenologie?« 33
2. »Alte und Neue Phänomenologie« 45
3. »Die Absicht der Neuen Phänomenologie« 52
4. »Mein System der Philosophie - Absicht, Methode,
Grundgedanke« 66
III. Methodisches
5. »Was ist ein Phänomen?« 71
6. »Hase und Igel. Vom Pech des unbescheidenen
Analytikers« 83
7. »Konstruktive und explikative Vernunft« 90
8. »Phänomenologie und Konstruktivismus« 105
9. »Zur Rehabilitierung des Verstehens als
wissenschaftlicher Aufgabe« 118
IV. Anthropologisches
10. »Gesundheit« 129
11. »Der Nihilismus und die Verankerung des Lebenswillens
in der Gegenwart« 141
12. »Gedächtnis und Erinnerung in neophänomenologischer
Sicht« 151
13. »Heimisch sein« 179
14. »Fassung« 193
V. Wahrnehmung
15. »Situationen oder Sinnesdaten - Was wird
wahrgenommen?« 205
16. »Wahrnehmung als leibliche Kommunikation mit
vielsagenden Eindrücken« 228
VI. Mensch und Welt
17. »Situationen und Konstellationen« 243
18. »Die Weltspaltung und ihre Überwindung« 257
19. »Zusammenhang in der Geschichte« 271
20. »Kollektive Atmosphären« 286
VII. Bibliographischer Nachweis der Beiträge 299
VIII. Namensregister 301
IX. Sachregister 305