|
|
|
|
Der sterbliche Gott
Macht und Herrschaft im Zarenreich
Joerg Baberowski
Reihe: Edition der Carl Friedrich von Siemens Stiftung
Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406714207 (ISBN: 3-406-71420-X)
1370 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 22cm, September, 2024, mit 55 Abbildungen und 2 Karten
EUR 49,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
DIE ILLUSION DER STÄRKE - JÖRG BABEROWSKI ENTSCHLÜSSELT DAS ZARENREICH
Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Das zarische Vielvölkerimperium war ein fragiles Gebilde, das im Modus der Improvisation beherrscht wurde, seit Peter I. es nach Westen geöffnet hatte. Wie aber gelang es den Zaren und ihrer Bürokratie, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten? Jörg Baberowski erzählt Russlands Geschichte aus der Perspektive der Herrschaft und ihrer Zwänge.
Ansprüche und Möglichkeiten fanden in Russland nur selten zueinander. Der autokratische Staat operierte im Modus der Improvisation, weil es ihm an Instrumenten der Integration fehlte. Davon aber wussten auch diejenigen, die ihn herausforderten. Es war die Kritik, die sich mit den liberalen Reformen Alexanders II. (1855-1881) ausbreiten konnte, die die Staatskrise überhaupt erst auslöste. Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Er ruht auf Voraussetzungen, die er selbst garantieren muss. Davon ist in diesem Buch die Rede: Von Krisen und ihrer Bewältigung. Und insofern weist die Geschichte, die Jörg Baberowski in diesem Buch erzählt, auch über Russland hinaus: Weil sie nach den Grundlagen staatlicher und gesellschaftlicher Ordnungen fragt und zeigt, wie schnell sie sich auflösen können. Wer verstehen will, was Macht und Herrschaft sind und warum sie in Russland andere Formen annahmen als im Westen Europas, der findet Antworten in diesem glänzend geschriebenen Buch.
"Jörg Baberowski zeigt, dass auch Historiker des deutschsprachigen Raumes großartige Erzähler sein können." Burkhard Bischof, Die Presse
Große Geschichte, glänzend erzählt - Jörg Baberowskis neue Deutung des Zarenreiches Lebendig und anschaulich, weil direkt aus den Quellen geschrieben Warum Macht und Herrschaft in Russland anders funktionieren als im Westen Eine beeindruckende Studie zu den Grundlagen staatlicher Ordnung.
Jörg Baberowski ist Professor für die Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin und Autor zahlreicher Bücher und Aufsätze zur russischen und sowjetischen Geschichte. 2012 erhielt er für sein Werk "Verbrannte Erde. Stalins Herrschaft der Gewalt" den Preis der Leipziger Buchmesse.
Rezension
Das russische Zarenreich wird in diesem voluminösen Band mit seiner Illusion der Stärke entzaubert:
Seit jeher inszenierten sich Russlands Herrscher als allmächtige Autokraten, die ihr Land mit eiserner Faust regierten. In Wahrheit aber war diese Inszenierung nur eine Fassade, hinter der sich die Schwäche des Staates verbergen konnte. Mag an das Gegenwats-Rußland unter Putin denken wer will ... Der sterbliche Gott, wie Thomas Hobbes den Leviathan genannt hat, lebt von der Illusion der Stabilität und Unerschütterlichkeit. Doch der sterbliche Gott ist verwundbar. Dennoch gelang es den Zaren, ein multiethnisches, schwach integriertes Imperium über zwei Jahrhunderte erfolgreich zusammenzuhalten. Der Autor zeigt, wie und warum das funktionierte - und warum es irgendwann nicht mehr funktionierte, siehe Revolution von 1905 ... Herrschaft ist institutionaliserte Macht, sie ist nicht länger an die Person gebunden, die sie verkörpert, sie verbindet sich vielmehr mit Funktionen und Rollen. Herrschaft ist entpersonalisierte und formalisierte Macht. Staaten erweisen ihre Überlebensfähigkeit, indem sie Gewalt in Kraft, in produktive Machtverhältnisse verwandeln. Unter solchen Voraussetzungen können Systeme auch dann überdauern, wenn Machthaber sterben oder ihre Stellvertreter ausgewechselt werden.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Schlagwörter:
Autokratie, Herrschaft, Imperialismus, Macht, Monographie, Rußland, Zarenreich
Inhaltsverzeichnis
I. DER STERBLICHE GOTT 11
II. TYRANNEN UND REFORMER 27
1. Die Selbstherrschaft 27
2. Herren und Knechte 58
3. Die verhinderte Emanzipation 73
III. KRITIK UND KRISE 105
1. Tauwetter 105
2. Väter und Kinder 156
3. Propagandisten und Terroristen 184
4. Die Diktatur des Herzens 247
5. Die Ermordung Alexanders II. 275
6. Alexander III. und die Wiederherstellung der Selbstherrschaft 289
IV. KRISE UND KRITIK 347
1. Im Dickicht der Städte 347
2. Das Dorf in der Stadt 374
3. Imperium auf Schienen 403
4. Zentrum und Peripherie 419
5. Juden und Antisemiten 477
6. Herrschaft als Improvisation 518
V. RISSE IM FUNDAMENT 547
1. Die Hungersnot 547
2. Was tun? Gesellschaft in Bewegung 570
3. Das Volk und seine Interpreten 591
4. Agitatoren und Revolutionäre 603
5. Lenin oder der Wille zur Macht 615
6. Der fürsorgliche Staat 626
7. Schule der Revolution: Die Universitäten 643
8. Autokratie ohne Selbstherrscher 659
VI. RUSSLAND IM AUFRUHR 713
1. Augenblicke der Macht 713
2. Der russisch-japanische Krieg 725
3. Die Opposition erwacht 755
4. Erstes Blut: 9. Januar 1905 778
5. Die Ordnung zerfällt 812
6. Nikolai II. und die liberale Opposition 850
7. Das Wunder von Portsmouth 882
8. Das Oktobermanifest 897
9. Die Entfesselung der Gewalt 943
10. Reform oder Repression? 987
11. Improvisierter Terror: Die Staatsmacht schlägt zurück 1014
12. Die Selbstbeschränkung der Herrschaft 1048
13. Stolypin 1068
VII. EPILOG 1107
ANHANG 1129
Anmerkungen 1131
Literaturverzeichnis 1264
Bildnachweis 1340
Personenverzeichnis 1342
Personenregister 1357
|
|
|