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Der heisere Anarchimedes  Gedichte
Der heisere Anarchimedes
Gedichte




Hans Thill

Poetenladen
EAN: 9783948305048 (ISBN: 3-948305-04-8)
112 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Februar, 2020

EUR 18,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
... Der private Oktober

kommt nackt mit einem Eimer Wasser

in die Stadt, ein paar Stunden



später ist Revolution. Zittert, ihr Zimmerbewohner,

jetzt werden die Boulevards mit Matratzen

gepflastert. Zittert ihr Zimmer,

ihr werdet aus einem Gedicht möbliert.
Rezension
Die Gedichte aus der Feder von Hans Thill erfreuen sich seit vielen Jahren eines wachsenden Leserkreises.
Auch im neuesten Band "Der heisere Anarchimedes" verbindet Thill Alltagsbeobachtungen mit tiefgründigen Überlegungen und erschafft so eine ganz eigene Gedichtatmosphäre. Ausgehend von der Titelgestalt des Anarchimedes sucht man in den Texten unweigerlich nach archimedischen und anarchischen Spuren, also nach Zahlen und naturwissenschaftlichem Gedankengut einerseits und politischen Elementen andererseits. In beiden Fällen wird man fündig: Zahlstrukturen scheinen in etlichen der Gedichte großen Raum einzunehmen, ebenso Naturbeobachtungen oder -vergleiche. Anklänge an Anarchisches kommen insbesondere im Abschnitt "Krapotkin im Hals" vor, aber auch in anderen Texten: Ist nicht "Die vierte Person Singular" (S.57) für gestandene Philologen bereits anarchisch?
Welche Verwendung wird man in der Schule finden?
Für gegenwartsbezogenen Lyrikstunden wird jede Deutschlehrkraft diesem Band wunderbare Beispiele für den Unterricht entnehmen können. Sprachphänomene wie die o.g. "vierte Person Singular" oder Bezugnahme auf die Siegfried-Sage (S.15-18) bieten gelungene Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Themenkreisen des Unterrichts.

Anarchimedes mag heiser sein - Hans Thill ist es keineswegs. Klar und deutlich sprechen seine Gedichte und vermitteln dabei eine zeitlose Botschaft. Eine gelungene Gedichtsammlung!

Johannes Groß, www.lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Verse sind Übersetzungen – in Worte und Klänge übersetzte Erlebnisse, Einfälle und Erinnerungen, die Hans Thill wieder und wieder dreht und wendet, kollagiert und miteinander kollidierend ins Glühen bringt. Dabei entstehen beflügelte Zeilen, schrieb der Perlentaucher.
In seinem neuen Gedichtband „Der heisere Anachimedes“ spielt Hans Thill so leicht wie genau, so geschichtsbewusst wie surreal mit Worten, Namen und Motiven. In Hintergrund schwingt die Weltpoesie mit. Seine Gedichte sind poetische Transformation: Personen, darunter Klassiker des Anarchismus wie Bakunin und Kropotkin, entstehen bei ihm gleichsam durch ihre Namen, so wie die Zeilen durch Sprache entstehen. Oft geben sich Hans Thills Gedichte, wie Michael Braun schrieb, heiter-launig, um dann plötzlich die Falltür ins existenziell Bodenlose zu öffnen.

Hans Thill, geboren 1954 in Baden-Baden, lebt in Heidelberg. Er veröffentlichte zahlreiche Lyrikbände und ist künstlerischer Leiter des Künstlerhauses Edenkoben. 2004 wurde er mit Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet. 2012 hielt er die Poetikvorlesung an der Humboldt-Universität Berlin und 2013 an der Universität Mainz.
Inhaltsverzeichnis
Theorie der Tische

Das erschrockene Wort

Mit Fäusten und Sandalen

Das Gras

Linguistikherbst

Krapotkin im Hals

Dörfer aus Mücken

Biographie