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Der gestische Ursprung der Sprache Die Entstehung der menschlichen Sprachfähigkeit und die Bedeutung gestisch-visueller Kommunikation
Der gestische Ursprung der Sprache
Die Entstehung der menschlichen Sprachfähigkeit und die Bedeutung gestisch-visueller Kommunikation




Ludwig Jaeger

Schwabe Basel
EAN: 9783796545245 (ISBN: 3-7965-4524-6)
52 Seiten, paperback, 12 x 20cm, Dezember, 2021

EUR 14,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In der Sprachursprungsforschung ist lange die Ansicht vertreten worden, es gebe eine vorrangige Verbindung zwischen Laut und Sprache. Im Lichte neuerer Befunde – etwa der Paläontologie, der Evolutionären Anthropologie sowie der Gesten- und Gebärdensprachforschung – spricht allerdings Einiges dafür, dass sich das lautsprachliche System der menschlichen Sprache erst am Ende einer langen evolutionären Beziehungsgeschichte gegen das gestisch-visuelle System durchsetzte: «Sprache entwickelte sich nicht aus der Stimmlichkeit, sondern von Handgesten und sie wechselte zur stimmlichen Modalität erst relativ spät in der Evolution der Hominiden» (Michael C. Corballis). Muss also nicht Stimmlichkeit, sondern sichtbares Gebärden als Basis für die Evolution der menschlichen Sprache angesehen werden? Diese Hypothese hat einige Plausibilität gewonnen, wie Ludwig Jäger einleuchtend zeigt.
Rezension
Zu den Jacob Burchhardt-Gesprächen auf Castelen werden ausgewählte Persönlichkeiten eingeladen, die dann meist zu einem philosophischen Thema sprechen. Vortragende waren u.a. bereits Kurt Flasch, Manfred Fuhrmann, Peter Bieri, Herfried Münkler, Theo Kobusch, Otfried Höffe, Ernst Osterkamp.
Zum 38. Jacob Burckhardt-Gespräch wurde der Sprachwissenschaftler Ludwig Jäger eingeladen, der sich in seinem Vortrag mit der menschlichen Sprachentwicklung befasste. In diesem versucht er darzustellen, dass die Sprachentwicklung einen gestischen Ursprung hat. Er geht zunächst auf die historische Debatte ein und stellt dann seinen eigenen Ansatz dar: "(D)ass in der gattungsgeschichtlichen Entwicklung der Sprache gestisch-visuelle den vokal-auditiven Kommunikationsformen vorausgegangen sein könnten" (16). Diesen Ansatz hat es in früheren Zeiten zwar schon einmal gegeben, wie Jäger referiert, aber es gebe Anhaltspunkte zu einer neuen Betrachtung dieser These. "Tatsächlich kann die These gut als begründet angesehen werden, dass die frühen Hominiden eher für eine sprachliche Kommunikation mit den Händen als für eine mit den Artikulationsorganen des Mundes ausgestattet waren", so Jäger (40).

Fazit: Man kann dieses Büchlein als "Geheimtipp" bezeichnen, da sowohl in die historische Debatte der Sprachentwicklung eingeführt wird, als auch der aktuelle Forschungsstand referiert wird. Gerade für Deutschlehrerinnen und -lehrer, die sich in der gymnasialen Oberstufe mit dem Thema Sprachentwicklung auseinandersetzen, eignet sich der Band sehr.

S. Düfel, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ludwig Jäger ist Professor für Sprachwissenschaft (i. R. seit 2011) an der RWTH Aachen. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Zeichen- und Medientheorie sowie Theorie- und Fachgeschichte der Sprachwissenschaft. Neuere Publikationen: Semantische Evidenz. Evidenzverfahren in der kulturellen Semantik (2015); Humboldts ‹Verschwinden›. Humboldt-Wahrnehmungen in der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts (2018); ‹Wort› und ‹Stein›. Hegels ‹ägyptisches Tableau› und das Problem des Zeichens (2021).
Inhaltsverzeichnis
1. Notiz zu Geschichte und Aktualität des Sprachursprungsproblems

2. "Sprachfähigkeit": Begriffliche Kontroversen

3. Hominisation und Sprachevolution

4. Die "gestural primacy hypothesis"

5. Resümee

Literatur
Weitere Titel aus der Reihe Jacob Burckhardt-Gespräche auf Castelen