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Der Krimi in Literatur, Film und Serie
Der Krimi in Literatur, Film und Serie




Stefan Neuhaus

UTB
EAN: 9783825255565 (ISBN: 3-8252-5556-5)
340 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Februar, 2021

EUR 22,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Ein Blick in die Programme von Verlagen, Fernsehsendern und Filmanbietern zeigt, dass es kein populäreres Genre gibt als den Krimi. Allein von Agatha Christies Romanen wurden über zwei Milliarden Exemplare verkauft. Die Figur Sherlock Holmes gehört zu den frühesten Film- und Serienhelden und am Anfang der modernen Krimiliteratur stehen Erzählungen nicht nur von Edgar Allan Poe, sondern auch von Friedrich Schiller und E.T.A. Hoffmann. Erstmals wird der Versuch gewagt, an exemplarischen Beispielen aus Literatur, Film und Serie in den ‚ganzen‘ Krimi einzuführen – in Merkmale, Geschichte und Entwicklung. Die englischsprachige Krimitradition wird in die Darstellung mit einbezogen. Bisher hat sich die Forschung selten mit dem als trivial geltenden Genre beschäftigt. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass der Krimi genauso anspruchsvolle Beispiele bereithält wie andere Genres.
Rezension
Was ist ein Krimi? Zeichnet er sich durch Metafiktionalität aus? Welche gesellschaftlichen Funktionen erfüllt die Kriminalliteratur? Wodurch unterscheidet sich die Kriminalerzählung von der Detektivgeschichte, wodurch vom Thriller? Kann Schillers Romanfragment „Der Geisterseher“ als Vorläufer des Thrillers angesehen werden? Wie wird das Subjekt im Krimi charakterisiert? Basiert Kriminalliteratur auf einer klaren Trennung zwischen Gut und Böse? Welche Typen von Detektiven lassen sich in der Weltliteratur nachweisen? Ist Agatha Christis Werk „The Murder of Roger Ackroyd“(1928) der beste Kriminalroman überhaupt? Welche Rolle spielen Fragen der Gerechtigkeit und der Schuld in der Kriminalliteratur? Warum ist Alfred Hitchcocks „Rebecca“(1940) ein Meisterwerk? Ist die James Bond Verfilmung von „Goldfinger“ besser als die Romanvorlage? Welche Krimiparodien gibt es im Serienformat? Leisten Krimis einen Beitrag zur Förderung von (moralischer) Reflexionsfähigkeit? Sind Kriminalromane und Kriminalfilme von philosophischer Relevanz?
Fundierte Antworten auf diese Fragen liefert das Buch „Der Krimi in Literatur, Film und Serie. Eine Einführung“ von Stefan Neuhaus (*1966), Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität Koblenz-Landau. Das bei utb/Narr Francke Attempto publizierte Werk bietet einen hervorragenden Überblick über den Krimi in unterschiedlichen Medien. Durch die Einbeziehung von Filmen und Serien wird von dem Literaturwissenschaftler das Krimigenre angemessen in seiner Vielfalt berücksichtigt. Literatur, Filme und Serien begreift er nämlich als Erzählungen.
Die von Neuhaus exemplarisch getroffene Auswahl von Kriminalerzählungen, Detektiverzählungen, Thrillern, Agenten- und Spionage-Erzählungen, Krimikomödien und -parodien überzeugt durch ihre gekonnte Kombination von Klassikern und neueren Werken. Zwar tauchen in Neuhaus` Einführung psychoanalytische Aspekte des Krimis im Kontext der Hitchcock-Filme „Rebecca“(1940) und „Spellbound“(1945) auf, es fehlt aber eine Berücksichtigung des Schriftstellers, welcher die Psychoanalyse in die Kriminalliteratur eingeführt hat, nämlich Ross MacDonald. Auch die Nicht-Erwähnung von Georges Simenon, dem produktivsten Krimiautor der Welt, verwundert. Lehrkräfte der Fächer Deutsch, Englisch, Philosophie, Ethik oder Psychologie werden durch die Einführung von Neuhaus jedenfalls motiviert, spannende Krimis zum Gegenstand eines problemorientierten Unterrichts zu machen.
Fazit: Der Band „Der Krimi in Literatur, Film und Serie“ ist ein Muss für alle Krimifans, lädt er doch dazu ein, das Krimigenre auf ungefährliche Art unter die Lupe zu nehmen.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Der Krimi in Literatur, Film und Serie
Eine Einführung
von Neuhaus, Stefan Fach: Literaturwissenschaft;
Ein Blick in die Programme von Verlagen, Fernsehsendern und Filmanbietern zeigt, dass es kein populäreres Genre gibt als den Krimi. Allein von Agatha Christies Romanen wurden über zwei Milliarden Exemplare verkauft. Die Figur Sherlock Holmes gehört zu den frühesten Film- und Serienhelden und am Anfang der modernen Krimiliteratur stehen Erzählungen nicht nur von Edgar Allan Poe, sondern auch von Friedrich Schiller und E.T.A. Hoffmann. Erstmals wird der Versuch gewagt, an exemplarischen Beispielen aus Literatur, Film und Serie in den ‚ganzen‘ Krimi einzuführen – in Merkmale, Geschichte und Entwicklung. Die englischsprachige Krimitradition wird in die Darstellung mit einbezogen. Bisher hat sich die Forschung selten mit dem als trivial geltenden Genre beschäftigt. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass der Krimi genauso anspruchsvolle Beispiele bereithält wie andere Genres.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Ein spannendes und vielfältiges Genre
1.2 Vorgehensweise
1.3 Gratifikationen für Krimi-Leser*innen
2. Merkmale
2.1 Was ist ein ‚Krimi‘?
2.2 Gängige Strukturen, Themen und Motive des Krimis
2.3 Konzeptionelle und kontextuelle Grundlagen
2.4 Diskurse von (poetischer) Gerechtigkeit
2.5 Rationalität und Emotionalität
2.6 Zuschreibungen von Gut und Böse
2.7 Zuschreibungen des Wertes: Unterhaltung, Kunsthandwerk und Kunst
3. Literatur- und filmgeschichtlicher Abriss
3.1 ‚Ursprungserzählung‘ und Genretraditionen
3.2 Vom Buch zum Film
4. Kriminalerzählungen
4.1 Ein Sammelbegriff
4.2 Der Anfang im 18. Jahrhundert mit der Frage nach dem Motiv der (Un-)Tat: Friedrich Schillers Der Verbrecher aus verlorener Ehre (1786)
4.3 Der Einbruch von Kontingenz: Theodor Fontanes Unterm Birnbaum (1891)
4.4 Die unbeantwortbare Frage nach der Schuld: Fritz Langs M (1931)
4.5 Die schwierige Abgrenzung von Kriminalerzählung, Detektiverzählung und Thriller: Nele Neuhaus’ Böser Wolf (2012)
5. Detektiverzählungen
5.1 Typen des Detektivs
5.2 Eine moderne Detektivfigur vor der Moderne: E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi (1819)
5.3 Das Muster des Genres: Edgar Allan Poes The Murders in The Rue Morgue (1841)
5.4 Das Muster der Detektivfigur: Sherlock Holmes in Sir Arthur Conan Doyles The Hound of the Baskervilles (1902)
5.5 Holmes im Film: The Hound of the Baskervilles (1939)
5.6 Muster der Variation: Hercule Poirot in Agatha Christies The Murder of Roger Ackroyd (1926)
5.7 Poirot im Film: The Murder of Roger Ackroyd (2000)
5.8 Das Muster des Kinder-Detektivs: Erich Kästners Emil und die Detektive (1929)
5.9 Emil im Film: Emil und die Detektive (1931)
5.10 Der bekannteste ‚hard-boiled detective‘: Philip Marlowe in Raymond Chandlers The Big Sleep (1939)
5.11 Marlowe im Film: The Big Sleep (1946)
5.12 Requiem für den Detektiv: Friedrich Dürrenmatts Das Versprechen (1958)
5.13 Matthäi im Film: Es geschah am hellichten Tag (1958)
5.14 Der Detektiv als Stehaufmännchen in der späten Postmoderne: Simon Brenner in Wolf Haas’ Das ewige Leben (2003)
5.15 Brenner im Film: Das ewige Leben (2015)
6. Thriller
6.1 Es geht um den Nervenkitzel
6.2 Der Vorläufer: Friedrich Schillers Der Geisterseher (1789) Liebe, Tod und Wahnsinn: Alfred Hitchcocks Rebecca (1940)
6.3 Der lange Schatten der Vergangenheit: John Schlesingers Marathon Man (1976)
6.4 Ein postmoderner Meta-Thriller: Kenneth Branaghs Dead Again (1992)
7. Erzählungen von Agenten und Spionen
7.1 Der Spion im Mittelpunkt
7.2 Britische Snoblesse: Ian Flemings Roman Goldfinger (1959)
7.3 Filmische Nonchalance: Albert R. Broccolis und Harry Saltzmans Goldfinger (1964)
8. Krimikomödien und Krimiparodien
8.1 Bunt ist alle Parodie
8.2 Adel vernichtet: Kind Hearts and Coronets (1949)
8.3 Very English: Die James-Bond-Parodie Johnny English Strikes Again (2018)
8.4 Ein Fünf-Sterne-Krimi-Komödie-Parodie-Satire-Cocktail: Fargo (2014 ff.)
9. Fazit: Ein mörderisch gutes Genre
10. Literaturverzeichnis
10.1 Primärwerke
10.2 Filme
10.3 Monographien, Sammelwerke und Aufsätze
10.4 Internet-Quellen
Abbildungsnachweis
Sachregister
Personenregister