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Der Fürst
Der Fürst




Niccolo Machiavelli

Meiner Hamburg
EAN: 9783787336227 (ISBN: 3-7873-3622-2)
236 Seiten, hardcover, 13 x 19cm, September, 2019

EUR 26,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Machiavellis »Il Principe« - 1513 eigentlich als Empfehlungsschreiben des politisch kaltgestellten Autors an den designierten Fürsten von Florenz verfasst - zählt zu den bedeutendsten und berühmtesten Werke in der Geschichte des politischen Denkens - und zwar nicht allein in der Philosophie. Formal noch an die Tradition mittelalterlicher Fürstenspiegel anknüpfend, erörtert das Werk die Grundsätze politischer Herrschaft und diskutiert die erforderlichen Kompetenzen und Fertigkeiten eines idealen Regenten sowie eine Reihe von Techniken der Machtausübung, die darauf angelegt sind, drei Grundsätze miteinander zu vereinen: die Verpflichtung zur Stiftung eines dauerhaften Gemeinwohls (bene commune), die Notwendigkeit der Erhaltung des Staates (mantenere lo stato) und das Interesse des Regenten an Machterhalt. Dabei geht es Machiavelli zwar um die Begründung eines von externen Normen unabhängigen Politikbegriffs, aber keineswegs um die Verteidigung eines politischen Immoralismus.

Die Ausgabe bietet den italienischen Text der ersten von zwei kritischen Editionen des Principe, die der italienische Machiavellispezialist Giorgio Inglese im Jahr 1994 veröffentlichte, versehen mit einer Übersetzung ins Deutsche, einer Einleitung und ausführlichen Anmerkungen.
Rezension
War Niccolò Machiavelli (1469-1527) ein Immoralist oder ein Humanist? Kann man ihm zufolge aus der Geschichte lernen? Existiert für den Philosophen politische Autonomie? Von welchen Faktoren ist der politische Akteur abhängig? Welche Tugenden sollten nach Machiavelli Herrscher beherrschen, sollten sie ihre Versprechen halten? Welches ist für den Renaissance-Philosophen die ideale Staatsform? Ist Machiavelli Platoniker oder Aristoteliker?
Antworten auf diese Fragen gibt das Hauptwerk des italienischen Philosophen, Politikers und Historikers „Il Principe“, „Der Fürst“. Machiavellis um 1513 im Gefängnis verfasstes Selbstempfehlungsschreiben zählt zu den wichtigen Büchern moderner politischer Philosophie und auch der Politikwissenschaft. Im Felix Meiner Verlag ist eine neue italienisch-deutsche Ausgabe des Werks erschienen, welche dem aktuellen Forschungsstand der Machiavelli-Forschung gerecht wird. Die neue deutsche Übersetzung des „Fürsten“ stammt von Enno Rudolph (*1945), der den philosophischen Klassiker mit einer sehr guten Einleitung sowie profunden Anmerkungen mit intensiver Bezugnahme auf Machiavellis „Discorsi sopra la prima deca Tito Livio“(1513-1519) versehen hat. Der emeritierte Luzerner Philosophieprofessor kann in seinen Ausführungen überzeugend darlegen, dass Machiavelli kein Machiavellist war, sondern als typischer Vertreter der philosophiegeschichtlichen Epoche des Humanismus anzusehen ist. In der politischen Praxis benötigen die Akteure nach dem Renaissance-Philosophen drei zentrale Tugenden, nämlich necessità, fortuna und virtù.
Dabei stellt Machiavelli die berufsethische Frage nach der Wahrhaftigkeit von Politikern „In welchem Maße sollen Fürsten Wort halten?“(Kapitel XVIII) und reflektiert geschichtsphilosophisch darüber „Wieviel das Schicksal in menschlichen Angelegenheiten vermag und auf welche Weise man ihm widersteht“ (Kapitel XXV). Diese Beispiele mögen belegen, dass Machiavellis Schrift Ideen und Argumentationen besitzt, die es verdienen im problemorientierten Philosophie-, Ethik- und Politikunterricht mit Schülerinnen und Schülern diskutiert zu werden. Angesichts der moralischen Skrupellosigkeit und der autoritären Machtdemonstrationen manches gegenwärtigen Regierungschefs haben die vor mehr als 500 Jahren formulierten Erkenntnisse des Philosophen nichts an Aktualität eingebüßt.
Fazit: Die neue bei Meiner publizierte Ausgabe von Niccolò Machiavellis Hauptwerk „Der Fürst“ empfiehlt sich zur Anschaffung für alle Studierende und Lehrkräfte der Fächer Philosophie und Politik, die sich mit einem Klassiker des politischen Denkens auseinandersetzen möchten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Machiavellis »Il Principe«, 1513 eigentlich als Empfehlungsschreiben des politisch kaltgestellten Autors an den designierten Fürsten von Florenz verfasst, zählt zur Weltliteratur und gilt als das erste Werk der modernen politischen Philosophie. Formal noch in der Tradition mittelalterlicher Fürstenspiegel stehend, erörtert es die Grundsätze politischer Herrschaft und diskutiert die moralischen Eigenschaften des Regenten sowie verschiedene Herrschaftstechniken im Hinblick auf eine möglichst effiziente Ordnung. Allerdings »war Machiavelli kein Machiavellist« (Ernst Cassirer): Die Rechtfertigung rücksichtsloser Rigorosität bei der Durchsetzung eigener Interessen, gar der Satz »Der Zweck heiligt die Mittel«, ist so nirgends bei Machiavelli zu finden. Er entstammt vielmehr den Reaktionen seiner einflussreichen Kritiker. Machiavelli geht es zwar um die Begründung eines autonomen und vor allem moralfreien Politikbegriffs, aber nicht um Immoralität im politischen Handeln. Sein Ethos des politischen Akteurs ist pragmatisch ausgerichtet: Der politisch Handelnde ist abhängig von der Kontingenz der historischen Situation, von der Erfüllbarkeit des Zwecks, dem sein Handeln dienen soll, und von den realen Möglichkeiten, sein Ethos politisch wirksam werden zu lassen. Necessità (Einsicht in die Notwendigkeit), Fortuna (Geschick auf der Grundlage historischen und praktischen Wissens) und Virtù (Fähigkeit zur Autonomie) sind die Basistugenden des souveränen Idealherrschers. Für die kommentierte Neuedition des wirkungsmächtigen Hauptwerks Machiavellis wurden die beiden ältesten noch vorhandenen Handschriften, aber auch die von Machiavelli verwendeten historischen Quellen wie Livius oder Thukydides in die kritische Sichtung miteinbezogen. Beigegeben ist der italienische Text nach der kritischen Ausgabe von Giorgio Inglese.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung. Von Enno Rudolph VII
Zu dieser Ausgabe XXVIII
Bibliographie XXXI
NICCOLÒ MACHIAVELLI: Il Principe / Der Fürst 1
Über die Fürstentümer 3
[I] Wie viele Arten von Fürstentümern es gibt und auf welche Weisen sie erworben werden 7
[II] Von den erblichen Fürstentümern 7
[III] Von den gemischten Fürstentümern 9
[IV] Warum das Reich des Darius, das Alexander erobert hatte, nach dessen Tod nicht gegen seine Nachfolger rebellierte 29
[V] Wie Städte und Herrschaftsgebiete, dievor der Eroberung nach eigenen Gesetzenlebten, zu regieren sind 35
[VI] Von neu entstandenen Fürstentümern, die durch eigene Waffen und durch virtù erworben werden 39
[VII] Von neuen Fürstentümern, die durch fremde Waffen und glücklichen Zufall erworben werden 47
[VIII] Von denen, die durch Verbrechen zum Fürstentum gelangt sind 65
[IX] Vom bürgerlichen Fürstentum 75
[X] Auf welche Weise die Kräfte aller Fürstentümer zu bemessen sind 83
[XI] Von den geistlichen Fürstentümern 87
[XII] Von den verschiedenen Truppenarten und von den Söldnerarmeen 93
[XIII] Von den Hilfs-, den gemischten und den eigenen Truppen 103
[XIV] Was ziemt sich für den Fürsten im Militärwesen? 111
[XV] Darüber, weswegen die Menschen,und insbesondere die Fürsten, gelobt oder getadelt werden 117
[XVI] Von Freigiebigkeit und Sparsamkeit 121
[XVII] Über die Grausamkeit und die Barmherzigkeit und ob es besser ist, geliebt als gefürchtet zu sein oder umgekehrt 127
[XVIII] In welchem Mass sollen Fürsten Wort halten? 133
[XIX] In welcher Weise Verachtung und Hass zu meiden sind 139
[XX] Ob die Festungsbauten und vieles andere, das täglich von Fürsten gemacht wird, nützlich oder unnütz sind 161
[XXI] Was dem Zweck dient, dass der Fürst geachtet wird 171
[XXII] Von denen, die von den Fürsten für geheime staatliche Dienste ernannt werden 179
[XXIII] Wie Schmeichler zu meiden sind 183
[XXIV] Warum die Fürsten Italiens ihre Herrschaft verloren haben 187
[XXV] Wieviel das Schicksal in menschlichen Angelegenheiten vermag und auf welcher Weise man ihm widersteht 191
[XXVI] Der Aufruf, Italien einzunehmen und es von den Barbaren zu befreien 197
Anmerkungen 207
Personenregister 235