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Der Erste Weltkrieg im Geschichtsunterricht Grenzen - Grenzüberschreitungen - Medialisierung von Grenzen
Der Erste Weltkrieg im Geschichtsunterricht
Grenzen - Grenzüberschreitungen - Medialisierung von Grenzen




Bärbel Kuhn, Astrid Windus (Hrsg.)

Röhrig Universitätsverlag
EAN: 9783861105589 (ISBN: 3-86110-558-6)
245 Seiten, paperback, 21 x 31cm, Dezember, 2014

EUR 24,80
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Der Erste Weltkrieg ist fester Bestandteil des Geschichtsunterrichts. Die dabei verfolgten Lernziele haben sich im Laufe der Zeit immer mehr von konkreten ereignis- und verlaufsorientierten Inhalten hin zu dem Anliegen entwickelt, das Erleben des Krieges und die Erfahrungen der Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Der vorliegende Band thematisiert Bedeutungen und Wahrnehmungen von »Grenzen« im Kontext des Ersten Weltkriegs und präsentiert dazu neue Fragestellungen, Zugänge, Methoden und Materialien für den Unterricht. Grenzen werden dabei nicht nur als geographische Demarkationslinien, sondern auch in einem weiteren Sinne als Kategorien der sozialen und kulturellen Ein- und Ausgrenzung verstanden. Sie bestimmten Identitäten, wurden aber auch immer wieder überschritten oder verschoben. Aufgrund der konkreten und symbolischen Funktionen von Grenzen im Zusammenhang mit Krieg finden sich auch zahlreiche Arten ihrer Repräsentation in historischen und aktuellen Medien. Diese reichen von der Wochenschau über Karten, Kinder- und Jugendliteratur bis hin zu Computerspielen und stellen einen reichhaltigen Fundus dar, um das Thema Erster Weltkrieg in neuartiger Weise für den Schulunterricht zugänglich zu machen.
Rezension
Das Gedenken an den Beginn des Ersten Weltkrieges hat nicht nur unzählige fach- und populärwissenschaftliche Veröffentlichungen zur Folge gehabt, sondern auch auf Seiten der Geschichtsdidaktik dazu geführt, den Ersten Weltkrieg wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken.

Ein Ergebnis dieser Bemühungen ist der vorliegende Band aus der Reihe „Historica et Didactica“, welcher im Zuge einer gleichnamigen Lehrerfortbildung entstanden ist. Wie bei dieser Reihe gewohnt unterteilt sich der Band in zwei größere Abschnitte: Zum einen die fachwissenschaftliche Darlegung verschiedener Zugänge, bei der auch „Quellen für den Unterricht“ vorgestellt und sachanalytisch erschlossen werden, zum anderen „Unterrichtsvorschläge und Beispiele für Unterrichtsreihen“. Letztere nehmen dabei Bezug auf die im ersten Teil vorgestellten fachwissenschaftlichen Erkenntnisse und Materialien. Einige dieser Beiträge eignen sich vor allem für den bilingualen Unterricht, da französische oder englische Quellen ohne Übersetzung abgedruckt wurden. Die Stärke des Bandes liegt vor allem darin, dass dieser mit außergewöhnlichen Zugängen neue Perspektiven eröffnet. So findet sich in dem Band nicht nur ein Beitrag, der die Kriegserfahrungen in der Südsee in den Blick nimmt, sondern auch interessante mediale Zugänge wie das Computerspiel „Valiant Hearts“ oder der Kinderbuchklassiker „Biene Maja“.

Weniger überzeugen können dagegen die konkreten praktischen Umsetzungsbeispiele. Denn die Vorschläge beruhen nahezu alle auf umfangreichem Vorwissen, so dass diese eigentlich fast nur in der Oberstufe umgesetzt werden können. Hinzu kommt, dass einzelne Beiträge durch ungenaue Angaben verwässert werden. So finden sich beispielsweise im Beitrag „Der Schützengraben als Grenze – Strategien der filmischen Inszenierung“ von Bernd Kleinhans keinerlei Hinweise auf geeignete Filmszenen. Auch ein Hinweis, dass abgedruckte Materialien wie die Postkarten und Steckbriefe von Figuren zum Computerspiel „Valiant Hearts“ erst noch „didaktisch durch die Lehrperson aufbereitet müssen“, wirft zumindest die Frage auf, wieso dies nicht bereits durch den Verfasser geschehen ist. Insgesamt fehlt auch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Zeitbedarf und Lernziel. Dadurch ist es nur schwierig möglich, die dargelegten Vorschläge in den normalen Unterricht zu integrieren. Für Projektgruppen eignen sich diese dagegen sicherlich. Schließlich sind vor allem die Abbildungen derart schlecht, dass sie schlicht und ergreifend nicht für den Unterricht zu gebrauchen sind. Symptomatisch für das Missverhältnis zwischen dem, was in den Bildquellen erkannt werden soll, und dem, was aus den Materialien zu entnehmen ist, steht eine Postkarte mit einer Elsässerin, die ihren Patriotismus durch Blumen in französischen Landesfarben ausdrückt. Im Grunde ein sehr prägnantes Bild, da sie diese Blumen einem französischen Soldaten überreicht. Das Problem ist jedoch schlichtweg, dass die Landesfarben auf der Schwarz-Weiß-Abbildung so nicht zu erkennen sind.

Leider wurde aufgrund der genannten Aspekte das Potential der grundsätzlich begrüßenswerten Ansätze nicht ausgeschöpft. Was Lehrkräfte allerdings erhalten ist vielfältige Materialsammlung mit fundierten fachwissenschaftlichen Hintergrundinformationen, die zumindest dazu einladen, konkretere und praxisnahere Umsetzungen zu erarbeiten.

Matthias Schmid, lbib.de
Inhaltsverzeichnis
BÄRBEL KUHN UND ASTRID WINDUS
Grenzen im Zweiten Weltkrieg. Zur Einführung 9

TEIL 1: KRIEG AN DER GRENZE – RAUM 11

ANNE KWASCHIK
Das Eigene und das Fremde. Elsass-Lothringen zwischen Deutschland und Frankreich 11

HERBERT RULAND
„Pardon wird nicht gegeben“. Die deutsche Invasion in Belgien 1914 27

MARGARETH LANZINGER
Fronten und neue Grenzen im Gebirge: (Süd-)Tirol nach dem Kriegseintritt Italiens 35

PASCAL TREES - Polen in der Kriegführung des Deutschen Reiches 1914-1918 oder Wo und wofür kämpfte eigentlich der Landwehrmann Stanislaus Katczinsky? 49

TEIL 2: GRENZÜBERSCHREITUNGEN. WIRTSCHAFT, GESCHLECHT, TRANSKULTURALITÄT 61

STEFANIE VAN DE KERKHOF
Grenzüberschreitungen als wirtschaftliche Chance? Expansionsstrategien der deutschen Schwerindustrie bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 61

REGINA SCHULTE
Grenzüberschreitungen. Krieg und Geschlecht 73

REINHARD WENDT
Die Internierung des Gustav Kronfeld in Neuseeland. German Pacific Islanders, Transkulturalität und Kategorien des Nationalen im Ersten Weltkrieg 83

TEIL 3: MEDIALISIERUNG VON GRENZEN 105

ANGELA SCHWARZ - Grenzenloser Krieg? Der Erste Weltkrieg in Computerspielen 105

UTE SCHNEIDER
Karten als Visualisierung und Fixierung von Grenzverläufen 117

ANJA MÜLLER
Der erste Weltkrieg aus der Sicht eines Pferdes. Michael Morpurgos Jugendroman „War Horse“ 129

JENS ASPELMEIER
„Biene Maja“. Ein Bestseller für Kinder und Soldaten 133

BÄRBEL KUHN
„Le tour de la France - et de l’Europe - par deux enfants“. Krieg für Kinder in schulischer Lektüre (1877 und 1916) 143

TEIL 4: UNTERRICHTSVORSCHLÄGE UND BEISPIELE FÜR UNTERRICHTSREIHEN 161

FRANZISKA FLUCKE
„Regards croisés“ im Geschichtsunterricht: die Region Elsass-Lothringen zwischen Frankreich und Deutschland 161

MICHAEL GUSE
Entgrenzung von Gewalt im Krieg: Das Beispiel der deutschen Invasion in Belgien 167

DANIEL GROTH
Ein „Gruppenbild des k. k. Menschentums“. Die Hinrichtung des Cesare Battisti und das „Schauspiel der Blicke“ 173

FRANK G. BECKER
Für wen und wofür kämpften Polen im Ersten Weltkrieg? 179

JELKO PETERS
Grenzen neu ziehen? Bürgerliche Perspektiven deutscher Kriegsziele 183

EBERHARD CRAILSHEIM
Geschlechter(Un)ordnungen und Frauenperspektiven im Ersten Weltkrieg 191

HENDRIK SNETHKAMP
Kriegserfahrung in der Südsee: der German Pacific Islander Gustav Kronfeld. Anregung für ein Projekt im bilingualen Geschichtsunterricht der gymnasialen Oberstufe 199

BERND KLEINHANS
Der Schützengraben als Grenze. Strategien der filmischen Inszenierung 201

STEFAN JEGUST - „Valiant Hearts“. Kriegserfahrung 2014 im Computerspiel 205

MATTHIAS WEIPERT - Westfront 1914: Eine todbringende Grenze!? 215

MARION MÜLLER
„War Horse“ von Michael Morpurgo im Geschichtsunterricht 223

JENS ASPELMEIER
„Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Erziehung zum Untertanen 231

FRANZISKA FLUCKE
„Le tour de la France par deux enfants“. Ein Erinnerungsort Frankreichs im bilingualen Geschichtsunterricht 235

KOLJA PILAREK
„Spurensuche 1914 im Museum“. Ein Ausstellungsprojekt von Schülerinnen und Schülern aus Belgien, Deutschland, Frankreich und Polen 241