|
Demokratie ohne Mehrheit
Die Volksparteien von gestern und der Parlamentarismus von morgen
Michael Koss
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423282635 (ISBN: 3-423-28263-0)
272 Seiten, hardcover, 14 x 21cm, März, 2021
EUR 20,00 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Ein Beben geht durch das Koordinatensystem der Politik
"Die heutige Wahrnehmung einer Demokratie geht maßgeblich darauf zurück, dass hinter uns eine außergewöhnliche Phase der parteipolitischen Stabilität liegt, die auf der spezifischen Konstellation des Kalten Krieges beruhte.
Weil die großen Konflikte heute wieder ungebündelt ausgetragen werden, ist erneut eine Zeit des Übergangs angebrochen, in der die Parteien unbeständiger sind und die Demokratie stärker umkämpft ist.
Unsere Demokratie muss und kann mit diesen veränderten Voraussetzungen umgehen, wenn wir uns auf bekannte Akteure und neue Regeln einlassen."
Prof. Dr. Michael Koß
Rezension
Quo vadis Demokratie?
Bücher, über die Zukunft unseres demokratischen Systems erscheinen in jüngster Zeit in beachtlicher Zahl. Ein Zeichen dafür, dass es nicht gut steht um unsere Demokratie?
Der Lüneburger Politikwissenschaftler und Parteienforscher Michael Koß widmet sein neu erschienenes Buch unserem gesellschaftlichen System. Er nimmt es unter die Lupe mit einem Blick auf die Entwicklung der repräsentativen Demokratie in Deutschland und Österreich nach Ende des Zweiten Weltkriegs, einer Bestandsaufnahme heute und einem abschließenden Blick auf mögliche künftige Szenarien.
Koß ist ein Verfechter der repräsentativen Demokratie, in dem Parteien eine zentrale Rolle einnehmen. Nur sie, so beschreibt es der Autor, seien in der Lage breite politische Strömungen zu bündeln. Abgeordnete in den Parlamenten vertreten eben diese gesellschaftlichen Strömungen und spiegeln somit das Meinungsbild der Bevölkerung und sind in der Lage es zu vertreten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis Ende der 80er-/Anfang der 90er-Jahre, gelang es den Volksparteien CDU und SPD in Deutschland und in Österreich der ÖVP und der SPÖ, in der Summe stets 70 bis 90% der Wählerstimmen auf sich zu vereinen. Es bedurfte in der Regel lediglich eines kleinen Partners (meist FDP bzw. FPÖ) um eine Regierungsmehrheit zu formen, wenn nicht aus zwingenden Gründen eine große Koalition das Ruder übernahm.
Nach der Auflösung der bipolaren Welt (West unter der Führung der USA gegen Ost unter der Vorherrschaft der Sowjetunion) veränderte sich das Parteienspektrum und mit ihm der Zuspruch für die früheren Volksparteien. Zweiparteienkoalitionen sind heute eher selten möglich. Auch die politische Mitte verliert an Gewicht.
Aber was bedeutet das für den Fortgang demokratischer Entwicklungen, angesichts erstarkender politischer Ränder?
Der Autor nimmt diese Entwicklungen unter die Lupe, kritisch, aber sachlich nüchtern und er sieht die Demokratie nicht am Ende - wenn es gelingt, sich neuen Erfordernissen innerhalb des bestehenden Systems zu stellen. Acht Thesen am Schluss des Buches zeigen, wie es gelingen könnte.
Michael Koß setzt mit seinem neuen Buch ein Ausrufezeichen: Die Demokratie ist nicht am Ende!
Es gelingt ein Buch, das sachlich fundiert, gut recherchiert und für den Leser interessant und flüssig lesbar geschrieben ist. Auf einer soliden Datenbasis lässt sich eben gut arbeiten und argumentieren. Und eben dies tut der Autor. Unaufgeregt und mit einem positiven Blick in die Zukunft, abseits von Populismus und medialer Hysterie, wo all zu oft unserem bestehenden freiheitlich-demokratischen Gemeinwesen eine düstere Prognose gestellt wird.
Ein realistischer Blick, der Hoffnung macht - bitte unbedingt lesen!
Dietmar Langusch, Lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein Beben geht durch das Koordinatensystem der Politik
Die Dominanz der Volksparteien, die nach 1945 für Jahrzehnte Deutschland und Österreich geprägt hat, ist unwiderruflich vergangen. Nach dem Ende des Kalten Krieges durchkreuzen neue gesellschaftliche Konfliktlinien die bereits existierenden und damit auch die »alten« Parteien. Die Größenunterschiede zwischen »großen« und »kleinen« Parteien schrumpfen. Mehrheiten sind unter diesen Bedingungen schwerer zu organisieren.
Der anerkannte deutsche Parteienforscher Michael Koß sieht darin eine gewaltige Herausforderung, aber trotz vermehrtem Streit und Konflikten keine Katastrophe. Bürger und Politiker sind nun gezwungen, die Demokratie und deren Regeln anders zu verstehen und die Austragung von Konflikten neu einzuüben. Das kann ein Gewinn sein.
Prof. Dr. Michael Koß, geboren 1976, ist ein deutscher Politikwissenschaftler mit den Schwerpunkten Vergleichende Politikwissenschaft, Regierungssystem der Bundesrepublik Deutschland und Demokratieforschung. Zusammen mit Daniel Ziblatt zählt er „zu den profiliertesten Demokratieforschern der Gegenwart“ (Die Zeit). Seit Oktober 2019 ist Koß Professor für Politikwissenschaft an der Leuphana Universität Lüneburg.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung: Die Demokratie und die drei Facetten der Mehrheit ... 9
Teil 1 Gesellschaftliche Mehrheiten
2. Am Anfang waren die Konfliktlinien: Wie Mehrheiten entstehen – und vergehen 35
3. Willy wohnt hier nicht mehr (und Bruno auch nicht) oder: Die Renaissance der Renegaten 73
Teil 2 Politische Mehrheiten
4. Früher war nicht alles besser, früher war früher: Die Volksparteien in ihrer Zeit 117
5. Die Realität der komplexen Mehrheitsbildung 153
Teil 3 Mehrheitsbildende Maßnahmen
6. Was (nicht) zu tun ist 187
7. Ausblick: Es liegt an uns 223
Dank 233
Anmerkungen 235
Personenregister 245
Sachregister 249
Literaturverzeichnis 255
|
|
|