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Das verlorene Symbol  Thriller
Das verlorene Symbol


Thriller

Dan Brown

Bastei Lübbe
EAN: 9783785723883 (ISBN: 3-7857-2388-1)
765 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, Oktober, 2009

EUR 26,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Washington, D.C.: In der amerikanischen Hauptstadt liegt ein sorgsam gehütetes Geheimnis verborgen, und ein Mann ist bereit, dafür zu töten. Doch dazu benötigt er die Unterstützung eines Menschen, der ihm freiwillig niemals helfen würde: Robert Langdon, Harvard-Professor und Experte für die Entschlüsselung und Deutung mysteriöser Symbole. Nur ein finsterer Plan ermöglicht es, Robert Langdon in die Geschichte hineinzuziehen. Fortan jagt der Professor über die berühmten Schauplätze der Hauptstadt, doch die wahren Geheimnisse sind in dunklen Kammern, Tempeln und Tunneln verborgen. Orte, die vor ihm kaum jemand betreten hat. Und er jagt nicht nur – er wird selbst zum Gejagten. Denn das Rätsel, das nur er zu lösen vermag, ist für viele Kreise von größter Bedeutung – im Guten wie im Bösen. Zwölf Stunden bleiben Robert Langdon, um seine Aufgabe zu erfüllen. Danach wird die Welt, die wir kennen, eine andere sein.


Rezension
Zum Buch:
Endlich, nach langem Warten ist es soweit! Am 14. Oktober erschien der langersehnte dritte Band der mittlerweile sehr bekannten Buch-Serie von Dan Brown rund um den Wissenschaftler und Universitätsprofessor Robert Langdon.
Schon vor seinem Erscheinen warteten alle Fans von "Sakrileg" und "Illuminati" auf die Fortsetzung. Gerade erst wurde ja Illuminati erfolgreich verfilmt und man darf gespannt sein, ob der dritte Roman-Thriller sich ebenfalls in die Buch- und Filmerfolge seiner beiden Vorgänger einreiht.
Und die Werbung trügt einen nicht, man darf sich auf einen weiteren, hervorragenden Krimi freuen, bei dem man ins Grübeln gerät.

Das Äußere des Buches folgt ebenfalls der Tradition der beiden vorangegangenen Bänden - düsteres, geheimnisvolles schwarz als Hintergrundfarbe, blutiges rot für Titel und Titelbild. Das verlorene Symbol, dargestellt durch ein Siegelstempel. Das macht neugierig auf den Inhalt. Was versteckt sich hinter dem Symbol? Und dem Buchdeckel.

Was ist die Wahrheit, was Fiktion in diesem Buch?
Das dürfte die Frage sein, die sich der Leser auch am Ende noch stellt. Die Quintessenz des Buches, die Kernaussage auf die alles hinauszielt, welche ich an dieser Stelle verständlicherweise nicht verraten werde, denn sonst fehlt dem Buch etwas, ist äußerst plausibel und auch sehr einfach.
Die ultimative Erkenntnis.

Worum geht es?
Der mittlerweile durch die beiden - auch chronologisch vom Inhaltsgeschehen her - vorangehenden Bände bekannte amerikanische Universitäts-Professor Robert Langdon stolpert wieder einmal Hals über Kopf und vollkommen unbeabsichtigt in ein spannendes Abenteuer hinein. Doch dieses Mal bleibt ihm noch weniger Zeit, das Rätsel - oder genauer gesagt die unzähligen Rästel - zu lösen, er hat gerade mal einen Abend lang Zeit dazu. Und dabei wollte er eigentlich nur einen Vortrag halten.

Das Geschehen ist so rasant und undurchsichtig gestrickt, dass dem Leser beim Lesen fast schon die Luft wegbleibt. So ist es einem fast unmöglich das Buch aus der Hand zu legen, denn man fiebert mit den Hauptdarstellern mit. Wie kann man mitten in den spannendsten Augenblicken das Buch einfach zur Seite legen? Unmöglich! Durch die fabelhafte Verwoben- und Verworrenheit bleibt das größte Rätsel auch dem schlauesten Leser bis zum Schluss verborgen. Und selbst nach dem großen Showdown hat der Autor noch eine weitere Überraschung parat, denn das Buch ist erstaunlicherweise immer noch nicht zu Ende, weitere Geheimnisse warten darauf gelöst zu werden.
Man könnte sagen, dass man als eifriger Leser sozusagen zeitlich parallel mit Robert Langdon alles erlebt, sozusagen alles in etwa dem Zeitraum geschieht, den man auch zum Lesen benötigt.
Eine neue Erfahrung.
Im Gegensatz zu den beiden vorangegangenen Bänden trieft das Buch nicht von Blut und Mordlust, wobei auch hier eine gewisse Perfidität auffällt. Das was sich die dunkle, zweite Hauptperson des Buches so alles einfallen lässt, ist streckenweise schon recht makaber.
Manchmal wundere ich mich ehrlich gesagt etwas über die Phantasie des Autors, der sich das ja alles ausgedacht hat.
Auch die Psychologie spielt wieder eine große Rolle innerhalb des Buches ebenso wie beim Lösen des Falles.
Und zum Schluss gibt einem Dan Brown wieder einiges zum Nachdenken und man muss ihm Recht geben. Womit genau, erfährt man dann beim Lesen, ich kann es nicht verraten ohne dem Buch etwas zu nehmen.

Mein Fazit:
Kurz und bündig: Ein weiterer packender Thriller aus der Feder Dan Browns den man uneingeschränkt weiter empfehlen kann.
Ich frage mich nur, wie viel Zeit Robert Langdon für das Lösen seines nächsten Falles bleibt ... eine Stunde?
Sicher bin ich mir allerdings, dass dies nicht der letzte Band gewesen ist und man sich schon jetzt auf weitere Fortsetzungen freuen darf.


Sylvia Schubert für Lbib.de



Zusatzinfo:

Auf der Verlagswebsite ist unter folgender URL eine Leseprobe einsehbar und als .pdf downloadbar:
http://www.luebbe.de/kunden/luebbe/vgl/produkte.nsf/0/3AF298DEE9C846F4C12575F90033695B/$file/9783785723883.pdf?open&cartid=null


Über den Autor:
Dan Brown unterrichtete Englisch, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Bedingt durch seine Herkunft (Vater Mathematikprofessor - Mutter Kirchenmusikerin) waren für ihn Wissenschaft und Religion keine Gegensätze und diese Kombination in seinen Veröffentlichungen machte ihn als Autor weltbekannt. Er lebt mit seiner Frau in Neuengland.




Verlagsinfo
Der Verlags-Website entnommen:

Dan Brown

Das verlorene Symbol


Washington, D.C.: In der amerikanischen Hauptstadt liegt ein sorgsam gehütetes Geheimnis verborgen, und ein Mann ist bereit, dafür zu töten. Doch dazu benötigt er die Unterstützung eines Menschen, der ihm freiwillig niemals helfen würde: Robert Langdon, Harvard-Professor und Experte für die Entschlüsselung und Deutung mysteriöser Symbole.

Nur ein finsterer Plan ermöglicht es, Robert Langdon in die Geschichte hineinzuziehen. Fortan jagt der Professor über die berühmten Schauplätze der Hauptstadt, doch die wahren Geheimnisse sind in dunklen Kammern, Tempeln und Tunneln verborgen. Orte, die vor ihm kaum jemand betreten hat. Und er jagt nicht nur – er wird selbst zum Gejagten. Denn das Rätsel, das nur er zu lösen vermag, ist für viele Kreise von größter Bedeutung – im Guten wie im Bösen.

Zwölf Stunden bleiben Robert Langdon, um seine Aufgabe zu erfüllen. Danach wird die Welt, die wir kennen, eine andere sein.

Inhaltsverzeichnis
-
Leseprobe
L E S E P R O B E:

Dan Brown
DAS VERLORENE SYMBOL
Leseprobe
Copyright © 2009 by Dan Brown
Copyright © 2009 der deutschen Übersetzung
by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG

Fakt:
Im Jahre 1991 wurde ein Dokument im Safe des CIA-Direktors verschlossen. Dieses Dokument befindet sich heute noch dort. Sein kryptischer Text enthält Hinweise auf ein altes Portal und einen uunbekannten Ort im Untergrund. Außerdem enthält das Schriftstück den Satz: „Es liegt irgendwo dort
draußen vergraben.“
Die Organisationen, die in diesem Roman eine Rolle spielen, existieren tatsächlich, einschließlich der Freimaurer, des Unsichtbaren Collegiums, des SMSC und des Instituts für Noetische Wissenschaften.
Sämtliche Rituale, die geschildert werden, sind authentisch, und die aufgeführten wissenschaftlichen Fakten entsprechen den Tatsachen.
Die im Roman genannten Kunstwerke und Monumente sind real.

PROLOG
Haus des Tempels
20.33 Uhr
Im Sterben liegt das Geheimnis.
So war es seit Anbeginn der Zeit.
Der vierunddreißigjährige Anwärter blickte auf den menschlichen Schädel, den er in Händen hielt. Der Totenkopf war hohl wie eine Schale und gefüllt mit blutrotem Wein.
Trink, sagte er sich. Du hast nichts zu befürchten.
Wie die Tradition es verlangte, hatte er seine Reise im rituellen Gewand eines mittelalterlichen Ketzers angetreten, der zum Galgen geführt wird, mit weit aufklaffendem Hemd, sodass die blasse Brust zu sehen war; das linke Hosenbein bis zum Knie aufgerollt, der rechte Ärmel bis zum Ellbogen. Um seinen Hals hatte eine schwere geknüpfte Schlinge gelegen – ein „Kabeltau“, wie die Brüder es nannten. Heute jedoch trug der Anwärter – ebenso wie die Bruderschaft, die das Geschehen bezeugte –, die Kleidung eines Meisters.
Die versammelten Brüder, die den Anwärter umstanden, waren in vollem Ornat angetan: Schurz, Schärpe und weiße Handschuhe. Um den Hals trugen sie Bijous, zeremonielle Schmuckabzeichen, die in dem gedämpften Licht wie geisterhafte Augen funkelten. Viele dieser Männer hatten außerhalb der Loge bedeutende Ämter und Machtpositionen inne, und doch wusste der Anwärter, dass ihr weltlicher Rang innerhalb dieser Mauern nichts bedeutete. Hier waren alle gleich – eine verschworene Gemeinschaft, vereint durch ein mystisches Band.
Als der Blick des Anwärters über die beeindruckende Versammlung schweifte, fragte er sich, wer in der Welt außerhalb des Tempels wohl glauben würde, dass eine solche Gruppe von Männern tatsächlich zusammenkam – zumal an einem Ort wie diesem, der wie ein antikes Heiligtum aus einer versunkenen Welt erschien.
Die Wahrheit jedoch war noch unglaublicher.
Ich bin nur ein paar Hundert Meter vom Weißen Haus entfernt.
Dieses machtvolle Gebäude an der Sechzehnten Straße NW, Nr. 1733, in Washington, D.C., war die Nachbildung eines vorchristlichen Heiligtums, des Tempels König Mausolos II., des ursprünglichen Mausoleums – ein Tempel der Toten. Vor dem Haupteingang bewachten zwei siebzehn Tonnen schwere Sphingen das bronzene Portal. Das Innere war ein reich verziertes Labyrinth von Ritualkammern, Sälen, verschlossenen Räumen und Bibliotheken; eine hohle Wand barg die Überreste zweier menschlicher Körper. Jede der Kammern und jeder der Säle in diesem Gebäude enthielte ein Geheimnis, hatte man dem Anwärter anvertraut.
Die größten Mysterien jedoch barg jener riesige Saal, in dem er nun kniete, den Totenschädel in den Händen.
Der Tempelsaal.
Dieser Saal war von quadratischem Grundriss – die vollkommene Form – und hatte gewaltige Ausmaße. Die Decke, gestützt von monolithischen Säulen aus grünem Granit, befand sich hundert Fuß über dem Boden. Eine mehrstufige Galerie mit dunklem Gestühl aus russischem Walnussholz und Schweinsleder, von Hand punziert, erstreckte sich an den Wänden. Ein dreiunddreißig Fuß hoher Thron beherrschte die
westliche Wand; auf der gegenüberliegenden Seite erhob sich eine verdeckte Orgel. Die Wände waren ein Kaleidoskop uralter Symbole – ägyptische und hebräische Zeichen, astronomische und alchemistische Symbole sowie Darstellungen noch unbekannter Natur.
Am heutigen Abend wurde der Tempelsaal von einer Reihe genau ausgerichteter Kerzen erhellt. Ihr matter Schein vermischte sich mit einem bleichen Lichtstrahl, der durch die polygonale Kuppel in der Mitte der Decke in den Tempelraum fiel und dessen eindrucksvollstes Element beleuchtete, einen mächtigen Altar aus poliertem schwarzem Marmor, der genau im Zentrum des Saales stand.
Im Sterben liegt das Geheimnis, rief der Anwärter sich ins Gedächtnis.
„Es ist Zeit“, flüsterte eine Stimme.
Der Anwärter richtete den Blick auf die ehrwürdige, weiß gekleidete Gestalt, die vor ihm stand. Der oberste Meister vom Stuhl. Dieser Mann, Ende fünfzig und mit silbergrauem Haar, war eine amerikanische Ikone – beliebt, bodenständig und unermesslich reich. Auf seinen Gesichtszügen, die in
den Vereinigten Staaten jeder kannte, spiegelten sich ein Leben voller Macht und ein kraftvoller Geist.
„Sprechen Sie den Eid“, sagte der Meister vom Stuhl, und seine Stimme war weich und sanft wie Schnee, der zu Boden rieselt. „Vollenden Sie Ihre Reise.“
Die Reise des Anwärters hatte mit dem ersten Grad begonnen, wie alle derartigen Reisen. Damals, bei einem ähnlichen abendlichen Ritual wie diesem, hatte der Meister vom Stuhl ihm mit einer samtenen Binde die Augen verbunden, hatte ihm einen zeremoniellen Degen an die bloße Brust gehalten und ihm die Frage gestellt: „Erklären Sie aufrichtig bei Ihrer Ehre, unbeeinflusst von Gewinnstreben oder anderen unwürdigen Motiven, dass Sie aus freiem Entschluss und Willen Aufnahme in diese Bruderschaft begehren?“
„Ja“, hatte der Suchende gelogen.
„Dann möge dies ein Stich für Ihr Gewissen sein“, hatte der Meister ihn gewarnt, „und desgleichen sofortiger Tod, sollten Sie je die Geheimnisse verraten, die man Ihnen anvertrauen wird.“
Damals hatte er keine Furcht verspürt. Sie werden meine wahre Absicht nie erkennen.
Am heutigen Abend jedoch glaubte er eine düstere, bedrohliche Stimmung im Tempelsaal wahrzunehmen, einen ahnungsvollen Ernst. Schaudernd musste er an die grausamen Strafen denken, die ihm auf seiner bisherigen Reise angedroht worden waren für den Fall, dass er eines der uralten Geheimnisse verriet, die man ihm anvertraut hatte:
Der Hals durchschnitten von Ohr zu Ohr ...
die Zunge bei der Wurzel ausgerissen ...
die Eingeweide herausgerissen und verbrannt ...
in die vier Winde des Himmels zerstreut ...
das Herz aus der Brust gerissen und streunenden Tieren zum Fraß vorgeworfen ...
„Bruder“, sagte der grauäugige Meister und legte dem Anwärter die linke Hand auf die Schulter. „Sprechen Sie den letzten Eid.“
Der Anwärter wappnete sich für den abschließenden Schritt seiner Reise, straffte seine kräftige Gestalt und wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Totenkopf zu, den er noch immer in Händen hielt. Der rote Wein in der Schädelhöhle sah im matten Kerzenlicht fast schwarz aus. Tiefes Schweigen hatte sich über den Tempelsaal gesenkt. Der Anwärter spürte beinahe körperlich, wie die aufmerksamen
Blicke sämtlicher Zeugen auf ihm ruhten, wie sie darauf warteten, dass er den letzten Eid ablegte und sich ihren Reihen hinzugesellte, den Reihen der Auserwählten.
Heute Abend, ging es ihm durch den Kopf, wird in diesen Mauern etwas geschehen, was es in der Geschichte dieser Bruderschaft noch nie gegeben hat, nicht ein einziges Mal in all den Jahrhunderten ...
Er wusste, es würde der entscheidende Funke sein, und es würde ihm unermessliche Macht verleihen.
Mit neuem Mut holte er tief Atem und sprach laut dieselben Worte, die zahllose Männer vor ihm in allen Ländern der Erde gesprochen hatten:
„Möge dieser Wein, den ich nun trinke, mir ein tödliches Gift werden ... sollte ich je wissentlich oder willentlich meinen Eid verletzen.“
Seine Worte hallten von den hohen Wänden wider. Dann breitete sich tiefe Stille aus.
Mit ruhigen Händen hob der Anwärter den Schädel an den Mund und spürte, wie seine Lippen das trockene Gebein berührten. Er schloss die Augen, hob den Schädel an und trank in langen, tiefen Schlucken. Als der letzte Tropfen getrunken war, ließ er den Totenschädel sinken ...
... und bekam einen Augenblick lang keine Luft mehr, während sein Herz wild zu pochen begann und seine Hände zitterten. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen.
Mein Gott, sie wissen Bescheid!
Dann schwand das beängstigende Gefühl so schnell, wie es gekommen war.
Eine angenehme Wärme durchströmte den Körper des Anwärters. Er atmete aus und lächelte in sich hinein, als er zu dem grauäugigen Mann aufblickte, der so arglos gewesen war, ihn in die allergeheimsten Ränge der Bruderschaft aufzunehmen.
Bald wirst du alles verlieren, was dir lieb und wert ist.

Kapitel 1
In dem Otis-Aufzug, der an der Südseite des Eiffelturms hinauffuhr, drängten sich die Touristen. In der beengten Kabine blickte ein seriös gekleideter Herr auf den Jungen neben ihm hinunter. „Du siehst blass aus. Du hättest lieber unten bleiben sollen.“
„Ach, mir geht’s gut ...“, antwortete der Junge, bemüht, seine Angst in den Griff zu bekommen. „Ich steig auf der nächsten Etage aus.“
Der Mann beugte sich tiefer zu dem Jungen. „Ich dachte, du hättest deine Angst überwunden.“ Er strich dem Kind zärtlich über die Wange.
Der Junge schämte sich, weil er seinen Vater enttäuscht hatte, doch durch das Klingeln in seinen Ohren konnte er kaum etwas hören.
Ich krieg keine Luft. Ich muss hier raus!
Der Fahrstuhlführer sagte irgendetwas Beruhigendes über Pendelschaftkolben und Puddeleisenkonstruktion, doch der Junge blickte voller Furcht auf die Straßen von Paris, die sich tief unter ihnen in sämtliche Richtungen erstreckten.
Wir sind fast da, sagte er sich im Stillen, legte den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zur
Ausstiegsplattform. Halt durch!
Als die Kabine sich steil auf die obere Aussichtsplattform zu bewegte, verengte sich der Schacht.
Die massiven Stützen wuchsen zu einem engen, senkrecht in die Höhe führenden Tunnel zusammen.
„Dad, ich glaub nicht ...“
Plötzlich ein Knall. Noch einer. Und noch einer. Der Aufzug ruckte, neigte sich gefährlich zur Seite. Zerrissene Kabel peitschten um die Kabine, wild zuckend wie gereizte Schlangen. Der Junge griff Hilfe suchend nach der Hand seines Vaters.
„Dad!“
Ihre Blicke trafen sich eine Schrecksekunde lang.
Dann sackte der Fußboden unter ihren Füßen weg, und der Lift schoss in die Tiefe ...
Mit einem Ruck schreckte Robert Langdon in seinem weichen Ledersitz aus dem Halbdämmern seines Tagtraums. Er saß ganz allein im großzügig bemessenen Passagierraum eines Falcon-2000EX-Firmenjets, der soeben von Turbulenzen durchgeschüttelt wurde. Im Hintergrund summten im Gleichklang die zwei Pratt-&-Whitney-Triebwerke.
„Mr. Langdon?“ Der Lautsprecher in der Decke knisterte.
„Wir setzen jetzt zur Landung an.“
Langdon richtete sich auf und schob seine Vortragsnotizen zurück in die lederne Umhängetasche. Er war mit einer Rekapitulation freimaurerischer Symbolik beschäftigt gewesen, als seine Gedanken abgedriftet waren. Der Traum über seinen verstorbenen Vater war, so vermutete er, auf die unerwartete Einladung durch seinen langjährigen Mentor Peter Solomon zurückzuführen.
Der andere Mann, den ich niemals enttäuschen will.
Der achtundfünfzigjährige Philanthrop, Historiker und Wissenschaftler hatte Langdon vor nahezu dreißig Jahren unter seine Fittiche genommen und damit in mancher Hinsicht die Leere gefüllt, die nach dem Tod von Langdons Vater entstanden war. Wenngleich Solomon einer einflussreichen Familiendynastie angehörte und über immensen Reichtum verfügte, hatte Langdon in den sanften grauen Augen dieses Mannes Demut und Wärme gefunden.
Draußen war die Sonne bereits untergegangen, doch durch das Fenster konnte Langdon noch die schlanke Silhouette des größten Obelisken der Welt ausmachen, der wie der Zeiger einer riesigen Sonnenuhr am Horizont aufragte. Das 555 Fuß hohe Monument markierte das Herz der Nation. Um den
Obelisken herum erstreckten sich die geometrischen Kraftlinien der Straßen und Bauwerke der Stadt.
Selbst aus der Luft strahlte Washington, D.C., eine beinahe mystische Macht aus.
Langdon liebte diese Stadt. Als der Jet auf der Landebahn aufsetzte, spürte er eine wachsende Erregung bei dem Gedanken daran, was vor ihm lag. Die Maschine rollte zu einem privaten Terminal auf der weiten Fläche des Dulles International Airport und kam zum Stehen.
Langdon packte seine Sachen, dankte den Piloten und trat aus dem luxuriösen Innern des Falcon hinaus auf die Gangway. Die kalte Januarluft war eine Wohltat.
Tief durchatmen, Robert, sagte er sich, erleichtert über die Weite der Umgebung.
Eine weiße Nebeldecke wogte über dem Boden. Langdon hatte das Gefühl, sich einem Sumpf zu nähern, als er zum nebligen Asphalt hinunterstieg.
„Hallo!“, rief eine singende Stimme mit britischem Akzent. „Hallo! Professor Langdon?“
Langdon blickte auf und sah eine Frau mittleren Alters mit einem Abzeichen und einem Klemmbrett auf ihn zueilen, wobei sie freudig winkte. Lockiges blondes Haar lugte unter einer modischen Strickmütze hervor.
„Willkommen in Washington, Sir.“
Langdon lächelte. „Vielen Dank.“
„Mein Name ist Pam, Sir, vom Passagierservice!“ Die Frau sprach mit einem Überschwang, der fast schon auf die Nerven ging. „Wenn Sie bitte mit mir kommen wollen, Sir, Ihr Wagen steht bereit.“
Langdon folgte ihr über die Rollbahn zum Signature-Terminal, der von funkelnden Privatjets umgeben war. Ein Taxistand für die Reichen und Berühmten.
„Verzeihen Sie, wenn ich Ihnen lästig falle, Professor“, sagte die Frau, „aber sind Sie der Robert Langdon, der die Bücher über Symbole und Religion schreibt?“
Langdon zögerte und nickte dann.
„Hab ich’s mir doch gedacht!“, verkündete sie strahlend.
„Mein Lesekreis hat Ihr Buch über das göttlich Weibliche und die Kirche gelesen! Hat ja für einen schönen Skandal gesorgt! Es macht Ihnen wohl Spaß, den Fuchs im Hühnerstall zu spielen?“
Langdon lächelte. „Das war nie meine Absicht.“
Die Frau schien zu spüren, dass Langdon nicht in der Stimmung war, über sein Werk zu diskutieren. „Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht vollquatschen. Ich kann mir denken, dass Sie es leid sind, erkannt zu werden ... aber das ist ja Ihre eigene Schuld.“ Neckisch wies sie auf seine Kleidung. „Ihre Uniform hat Sie verraten.“
Meine Uniform? Langdon blickte an sich hinunter. Er trug seinen gewohnten anthrazitfarbenen Rollkragenpullover, ein Harris-Tweed-Jackett, eine Khakihose und Halbschuhe aus Korduanleder – seine übliche Kleidung für den Hörsaal, Vortragsreisen, Autorenfotos und gesellschaftliche Anlässe.
Die Frau lachte. „Ihr Rolli ist völlig aus der Mode.
Außerdem würde eine Krawatte Ihnen viel besser stehen!“
Nur über meine Leiche, dachte Langdon. Bloß kein Galgenstrick.
In der Phillips Exeter Academy, die er besucht hatte, waren Krawatten Pflicht gewesen, und trotz der romantischen Vorstellungen des Direktors, der Urspung dieser Halszierde ginge auf die seidenen fascalia zurück, die von römischen Rednern getragen wurden, um ihre Stimmbänder zu wärmen, wusste Langdon, dass das Wort Krawatte sich etymologisch von einer brutalen Bande „kroatischer“ Söldner herleitete, die sich Halstücher umgeknüpft hatten, bevor sie in die Schlacht gestürmt waren. Bis heute wurde diese alte Kriegstracht Tag für Tag von modernen Bürokriegern angelegt, um ihre Feinde beim Kampf an den Konferenztischen einzuschüchtern.
„Vielen Dank für den Hinweis“, sagte Langdon mit einem Glucksen. „Ich werde es mir für die Zukunft merken.“
Zum Glück stieg in diesem Augenblick ein elegant gekleideter Mann in dunklem Anzug aus einem funkelnden Lincoln Town Car, der nahe dem Terminal parkte, und hob den Finger. „Mr. Langdon? Ich bin Charles von Beltway Limousine.“ Er öffnete die hintere Beifahrertür. „Guten Abend, Sir. Willkommen in Washington.“
Langdon drückte Pam für ihre Freundlichkeit ein Trinkgeld in die Hand und stieg ins feudale Innere des Town Car. Der Fahrer zeigte ihm den Temperaturregler, die Mineralwasserflaschen und das Körbchen mit heißen Muffins.
Sekunden später rauschte Langdon auf einer privaten Zufahrtsstraße davon. Schön, mal wieder wie einer von den oberen Zehntausend zu leben.
Als der Fahrer den Wagen den Windsock Drive hinauf beschleunigte, konsultierte er seinen Auftragszettel und tätigte einen kurzen Anruf. „Hier Beltway Limousine“, sagte er in geschäftsmäßigem Tonfall. „Ich sollte bestätigen, dass mein Passagier gelandet ist ...“ Er machte eine Pause.
„Ja, Sir. Ihr Gast, Mr. Langdon, ist angekommen. Ich setze ihn um neunzehn Uhr am Capitol Building ab. Gern geschehen, Sir.“
Langdon konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
Nichts dem Zufall überlassen. Peter Solomons Aufmerksamkeit fürs Detail war eine seiner größten Stärken; nur sie machte es ihm möglich, seine nicht unwesentliche Macht mit scheinbarer Mühelosigkeit auszuüben. Ein paar Milliarden Dollar auf der Bank schaden dabei auch nicht.
Langdon ließ sich in den weichen Ledersitz sinken und schloss die Augen, als die Geräusche des Flughafens hinter ihm verklangen. Das U.S. Capitol war eine halbe Stunde entfernt, und er war froh, dass ihm ein wenig Zeit blieb, seine Gedanken zu ordnen. Alles war heute so schnell gegangen, dass er erst jetzt in Ruhe über den unglaublichen Abend nachdenken konnte, der vor ihm lag.
Ankunft unter dem Schleier der Geheimhaltung, ging es ihm durch den Kopf. Die Vorstellung erheiterte ihn.
Zehn Meilen vom Capitol Building entfernt traf eine einsame Gestalt ungeduldig die letzten Vorbereitungen für Robert Langdons Ankunft.