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Das Tagebuch 1880-1937. Erster Band: 1880-1891
Das Tagebuch 1880-1937. Erster Band: 1880-1891




Harry Graf Kessler

Klett-Cotta
EAN: 9783768198110 (ISBN: 3-7681-9811-1)
879 Seiten, hardcover, 16 x 23cm, November, 2018

EUR 65,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Aus dem Inhalt

Internatsaufenthalt an der „St. Georg`s School“ in Ascot 1880-1882 - Oberstufe an der „Gelehrtenschule des Johanneums“ in Hamburg 1882 bis 1888 - Besuch bei Bismarck - Reise durch Italien 1886 - Reise nach Spanien und Nordafrika 1888 – Studium der Jurisprudenz, Kunstgeschichte und Völkerpsychologie in Bonn und Leipzig 1880 bis 1890 – Mitglied der Canitzer Gesellschaft – Reise durch Italien 1890
Rezension
Der Schriftsteller und Diplomat Harry Graf Kessler (1868-1937) gehörte zu den führenden Intellektuellen des Deutschen Kaiserreichs und der Weimarer Republik. Er war langjähriger Präsident der Deutschen Friedensgesellschaft, Verlagsgründer, Zeitschriftenherausgeber und Biograph. Bekanntheit erlangte er nach seinem Tode durch sein 57 Jahre umfassendes Tagebuch, das er als Zwölfjähriger 1880 begann und bis zum Lebensende führte. Zu Recht gilt das Werk als „Jahrhundertprotokoll“ (Karl Schlögel), zeigt sich doch Kessler in ihm als brillanter Chronist und Kommentar seiner Zeit. Außerdem dokumentiert es die Beziehungen des „roten Grafen“ zu anderen zeitgenössischen Intellektuellen, Künstlern und Politikern. Dem Klett-Cotta Verlag kommt das Verdienst, dieses kulturgeschichtliche Dokument ersten Ranges der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Finanzielle Unterstützung erfuhr der Verlag bei der Erstellung der neun Bände umfassenden Gesamtausgabe durch die DFG, BSCW-Stiftung, Wüstenrot Stiftung, Alfred Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Mit dem Erscheinen des Ersten Bands von Kesslers Tagebuch 2018, herausgegeben von Roland S. Kamzelak, ist die wissenschaftlich bearbeitete Edition nach 14 Jahren abgeschlossen, passend zum 150. Geburtstag des großen Chronisten.
Der Erste und letzte Band seiner Tagebücher, der die Aufzeichnungen der Jahre 1880-1891 enthält, unterscheidet sich von den anderen Bänden in mehrfacher Hinsicht. Bis zum 4.1.1891 schrieb der in Paris geborene Kessler, der die St. George`s School in Ascot besuchte und die Oberstufe mit Abitur am Hamburger Johanneum absolvierte, seine Tagebuchenträge auf Englisch. Band 1 der Tagebuchedition gibt einen sehr guten Einblick in die Erziehungs-, Bildungs- und Sozialisationsprozesse Kesslers von der Spätphase der Kindheit, über die Adoleszenz bis ins junge Erwachsenenalter. Kessler war ein Bibliomane, der täglich mindestens ein Buch las, literarische Klassiker wie Homer, Shakespeare, Goethe oder Balzac, Historiker und philosophische Werke beispielsweise den gesamten Platon. Die sehr persönlichen Aufzeichnungen Kesslers handeln primär von Selbstreflexionen, von den Familienverhältnissen, von Beziehungsgeschichten und von seinen Bildungsreisen, die ihn nach Italien, Spanien und Nordafrika führten. Für den Bildungsgang und die kulturelle Bildung Kesslers prägend waren auch sein Besuch von Debattierclubs, Theaterstücken, Musikaufführungen insbesondere Wagners, Museen oder Kirchen wie den Bamberger Dom oder den Hildesheimer Dom. Interessante Details erfährt der Leser der Aufzeichnungen auch über Kesslers Studium der Jurisprudenz und Kunstgeschichte an den Universitäten in Bonn und Leipzig. In der sächsischen Stadt besuchte Kessler auch Vorlesungen des Psychologen Wilhelm Wundt zur „Völkerpsychologie“. In seinem Eintrag vom 19.1.1890 kritisiert er Wundts Erklärung von Emotionen unter Rekurs auf die pragmatistische Emotionstheorie von William James. Außerdem berichtet Kessler in seinem Tagebuch von einem Besuch bei Bismarck und Treffen mit den Prinzen von Sachsen.
Fazit: Der Erste Band von Harry Graf Kesslers Tagebuch ist eine Fundgrube für alle kulturwissenschaftlich interessierten Lehrkräfte, welchen die Bildungsbiographie Kesslers und das Ende des 19. Jahrhunderts genauer kennen lernen möchten.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
»In diesen Tagebüchern können wir
nachvollziehen, wie in Deutschland die
Moderne Einzug hält. ... Besser, also kundiger
und spitzzüngiger, kriegen wir das nirgendwo
geboten.“ Tilman Krause, Die Welt

Der erste Band ist das persönlichste Tagebuch Kesslers. Seine Liebe zur Familie ist ebenso dokumentiert wie die Selbstreflexion, die in späteren Jahren ganz weicht. Studentische Besäufnisse, verwirrende Beziehungsgeschichten, die in einem Fall zum Mord der Geliebten führt, aber vorwiegend die Entwicklung von Freundschaften auf Spaziergängen, bei Theater- und Musikaufführungen (Gewandhaus) sowie in Gesellschaften prägen Band I.

Der digitale Text der gesamten Ausgabe wird 2019 vom Literaturarchiv Marbach online bereitgestellt.
Im Vorwort des ersten Bandes finden Sie die Hinweise dazu.

Mit zwölf Jahren, am 16. Juni 1880, beginnt Kessler sein Tagebuch in englischer Sprache, wohl um seinen Internatsaufenthalt in Ascot vorzubereiten. Die rasche Entwicklung seines Ausdrucks ist nur einer von vielen Entwicklungszweigen dieser Zeit bis 1892. Seiner Schulzeit in der St. George’s School, die auch Churchill besucht hatte, folgt die Oberstufe am berühmten Johanneum in Hamburg und damit erste Anfänge in Debattierclubs mit kulturellen und historischen Themen, die zunächst in Bonn, dann in Leipzig bei der Cannitzer Gesellschaft kultiviert werden. Vor allem als Student der Jurisprudenz, aber auch der Kunstgeschichte in Leipzig schmiedet Kessler Freundschaften, die ein Leben lang bedeutsam bleiben. So wird das Tagebuch auch zunehmend zum Behälter für Kesslers Gedanken zur Kunst, Kultur und zur Geschichte.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9
Einleitung 11
Dank 49
Tagebuch 1880-1891 51
Zu dieser Ausgabe 621
Abkürzungsliste 627
Register 639
Weitere Titel aus der Reihe Veröffentlichungen der deutschen Schillergesellschaft