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Das Messie-Handbuch
Unordnung, Desorganisation, chaotisches Verhalten. Beschreibung und Ursachen
2. Aufl.
Eva S. Roth
klotz, eschborn
EAN: 9783880744714 (ISBN: 3-88074-471-8)
250 Seiten, paperback, 14 x 21cm, 2008
EUR 14,80 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Wie innen, so außen, stellte schon Paracelsus fest. Und das gilt auch für die Umgebung des Messies: Dutzende von Bananenkartons, gefüllt mit Sachen, die er irgendwann noch gebrauchen kann, verkrustetes Geschirr unterm Nachtschränkchen und in der Badewanne, Hunderte von Joghurtbechern, zu schade zum Wegwerfen, Stapel noch zu lesender Zeitschriften, die Zutaten von mehreren angefangenen Hobbys, verschwunden unter Haufen schmutziger Wäsche, sind nichts weiter als das sichtbar gewordene Chaos in der eigenen Seele. Sei es durch Schicksalsschläge wie Scheidung oder den Tod eines geliebten Menschen oder durch verdrängte Mangelzustände aus der Kindheit: Messies haben ihre Lebensorientierung verloren oder noch nie richtig gehabt. Doch wie soll man die Wohnung aufräumen, wenn in der eigenen Seele ein derartiges Durcheinander herrscht? Wie soll man sich ganz leicht von Dingen trennen, wenn man den Verlust eines Angehörigen oder des Lebenspartners noch nicht verarbeitet hat? Dieses Buch fordert die Messies auf, zu sich und ihrer Situation zu stehen und sich nicht länger dafür zu schämen.
Denn erst, wenn die verletzte Seele geheilt und gestärkt ist, verschwinden auch die Handlungsblockaden. Doch das braucht eben seine Zeit.
Und wenn der Messie schließlich sein Inneres geordnet hat und gelernt hat, zu sich zu stehen und selbstbewusst zu sagen: Das ist mein Weg, und dieses will ich und jenes nicht - dann muss er nicht mehr sagen: Ich kann nicht.
Rezension
Messies symbolisieren das sichtbar gewordene Chaos in der eigenen Seele. Sei es durch Schicksalsschläge wie Scheidung oder den Tod eines geliebten Menschen oder durch verdrängte Mangelzustände aus der Kindheit: Messies haben ihre Lebensorientierung verloren oder noch nie richtig gehabt. Immer war etwas anderes wichtiger als sie selbst – so haben sie es gelernt. Menschen mit Messie-Syndrom (von engl. mess = Unordnung, Dreck, Schwierigkeiten) haben ein Ordnungs-Problem, entweder tatsächlich oder vermeintlich, jedenfalls empfinden sie ihre Wohnung nicht als so, wie sie "aussehen sollte"; sie haben schwerwiegende Defizite in der Fähigkeit, die eigene Wohnung ordentlich zu halten. In der Fachwelt wird eher von einer Desorganisationsproblematik gesprochen, die eine psychische Störung darstellt: von „Chaotik“ und Unordentlichkeit mit irrationaler Sammelneigung einerseits bis hin zu schweren Formen eines Vermüllungssyndroms andererseits. Messies neigen zum Sammeln bzw. Horten von Sachen; Teilbereiche der Wohnung können kaum mehr betreten werden. Die Ursachen können im „Verlassen-Werden“ von angenehmen Dingen liegen, z.B. in menschlichen Verlusten und fehlgeleiteter Trauerarbeit. Dieses Buch zeigt: Es geht darum, sich selbst liebevoll anzunehmen, gut für sich zu sorgen und seinem Leben einen Sinn zu geben, ganz gleich, in welchem Stadium sich die Wohnung gerade wieder mal befindet.
Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Wer dieses Buch gelesen hat, weiß, wie ein Messie lebt, denkt, fühlt und leidet – und warum. Er weiß, dass Messies weder bösartige noch besonders schlampige oder faule Wesen sind – ganz im Gegenteil: Sie sind äußerst interessante und liebenswerte Geschöpfe: kreativ, einfühlsam, nachdenklich, hilfsbereit, umweltbewusst, wissbegierig und offen gegenüber allem Neuen. Aber die Wohnung regelmäßig von Staub und Spinnweben zu befreien und das Geschirr stets nach dem Essen abzuwaschen oder wenigstens in den Geschirrspüler zu stopfen: Für solch lästigen Firlefanz sind sie nun mal einfach zu genial!
Es gibt auffällige Parallelen im Handeln, im Denken und vor allem in den Biographien fast aller Messies. Nicht selten braucht der Messie auch sein Chaos, um sich vor unliebsamen Kontakten und Besuchern zu schützen: Den (Schwieger-)Eltern, vermeintlichen Freunden, Nachbarn, Bekannten, Liebespartnern, Arbeitskollegen. Denn, so wie es bei ihm aussieht, kann er natürlich von vornherein niemanden reinlassen. Hätte der Messie jedoch eine ordentliche Wohnung, dann würde er es nicht schaffen, sich gegen Kontakte abzugrenzen, die er eigentlich nicht will: Die Nachbarin würde stundenlang auf seinem Sofa hocken und ihre Eheprobleme erzählen, dem entfernt befreundeten Musiker, zur Zeit obdachlos, würde er aus lauter Hilfsbereitschaft Langzeitunterkunft gewähren, und was soll er tun, wenn plötzlich der Liebste überraschend auftaucht, obwohl der/die Messie doch heute mal für sich allein sein wollte?
Das Nachschlagewerk, mit liebevollem Humor geschrieben, ist durchaus geeignet, sich selbst und seinem Inneren auf die Schliche zu kommen und die nötigen Konsequenzen zu ziehen. Und die müssen nicht unbedingt immer gleich im Aufräumen bestehen. Erst mal muss was anderes gelernt werden: Dafür zu sorgen, dass es einem gut geht und man sich nicht länger von erlernten, hartnäckigen Mustern aus der Kindheit drangsalieren lässt. Viele Messies haben darüber hinaus den roten Faden in ihrem Leben verloren oder noch nie richtig gehabt. Immer war etwas anderes wichtiger als sie selbst – so haben sie es gelernt.
Es geht darum, sich selbst liebevoll anzunehmen, gut für sich zu sorgen und seinem Leben einen Sinn zu geben, ganz gleich, in welchem Stadium sich die Wohnung gerade wieder mal befindet. Und sich nicht mehr – mangels Selbstbewusstsein – in slalomartigen Schlangelinien durch die Fußgängerzone zu bewegen, um entgegenkommenden Passanten auszuweichen. Oder, um es mit den Worten einer Selbsthilfegruppenteilnehmerin auszudrücken: „Ich nehme mir jetzt heraus, dass ich jemand bin!“
Ein Nachschlagewerk nicht nur für Betroffene, sondern auch für Angehörige, so wie Therapeuten, Journalisten und alle, die sich vorgenommen haben, dieses Gebiet zu erforschen.
Rezension
Heute habe ich das neue Buch von Eva S. Roth erhalten und als ich im Inhaltsverzeichnis einen Messietest gefunden habe, sank meine freudige Erwartung rapide. Ich hasse Messie-Tests!
Sie sind oberflächlich, wenig spezifisch und regen mich in der Regel auf. Auch die Fragen (Items) bei den wissenschaftlichen Untersuchungen zum Messie-Syndrom haben bei mir das Gefühl wachgerufen in bestimmten Situationen diese Items jeweils unterschiedlich beantworten zu müssen. Je nach Stimmungslage käme da etwas anderes heraus und eigentlich hätte ich auch die Items immer konkretisieren müssen, damit sie stimmig sind.
Doch siehe da, bei den ersten Testfragen spielte das Tatsächliche keine so große Rolle mehr weil ich genau wusste um was es dabei geht, also was gemeint ist und ich somit die für mich stimmige Antworten auf Seite 11-37 ankreuzen konnte. Ich habe 14 mal A angestrichen und 10 mal B und 2 mal C. Niemals hätte ich gedacht, dass so ein guter Messie-Test entwickelt werden könnte, alle Hochachtung!
Gleichzeitig ist mir wiederholt ein Buchtitel eingefallen "Die Leichtigkeit des Seins" oder so ähnlich; ich weiß nicht wer das Buch geschrieben hat und der Inhalt diese Buches ist damit auch gar nicht gemeint sondern nur der Titel schien mir zu passen. Ein sehr schöner Einstieg in ein ganz neuartiges "Ratgeberbuch" mit einer intensiven Reise zum Kern der Messiesymptomatik eines jeden Betroffenen.
"Was sind Messies und warum" (Seite 43-70) ist mitreißend lebendig geschrieben und natürlich fehlen nicht, wie im ersten Buch von Eva S. Roth, die humoristischen Passagen (bei denen man laut Auflachen muss) deren tiefergehende Wirkung die Ratgeberbücher alten Stils nie erreichen werden. Damit meine ich, dass in der Regel Ratgeberbücher mit Strategien aufwarten, die wenig Rücksicht auf individuelles Erlebten und Erlittenes nehmen, unter Berücksichtigung unterschiedlichster Persönlichkeitsstrukturen, sondern nur um eine (persönliche) Erfahrung herumgebaut sind. Quasi ein Patentrezept die allen Betroffenen einfach übergestülpt wird, ohne das der Mensch die Chance hat sich dahingehend entwickeln zu können. So wie es bei den Büchern von Sandra Felton der Fall ist, die die unseligen 3, 4 oder 5 Kisten als Hilfestrategie gegen die Messie-Störung empfiehlt. Eine Teilnehmerin aus unserer Selbsthilfegruppe in Horn - Bad Meinberg berichtete von einer großen Erleichterung als sie nämlich diese drei Kisten weggeworfen hatte. Diese Erfahrung führte zusätzlich zu einem Hörsturz einer Teilnehmerin in der Bielefelder Anonymen Messie SHG dazu, dass eine skeptischere Betrachtung der Tipps von Sandra Felton und deren Wirkungsweise auf betroffene Menschen begann.
Leider legen Verlage keinen besonderen Wert darauf, dass Menschen sich zum Besseren und zur Gesundung entwickeln müssen, damit diese Entwicklung stabil und nachhaltig ist. Doch auch die Medien lieben Patentrezepte (bis auf wenige Ausnahmen) und Simpelstrategien die oftmals Menschen von einer Störung zur anderen wandern lässt. Meiner Meinung nach ist es einfach nicht sinnvoll z.B. vom Messie zum Menschen mit einer Zwangserkrankung zu werden.
Zurück zu dem oben genannten Buch, das ein ideenreiches Messie-Alphabet hat und betroffene Menschen zum Lachen, zum Nachdenken und zum Bewusstmachen bringt. Genau so wie Eva S. Roths Resümee und Perspektiven das von einer bewundernswerten Klarheit und Einfachheit ist und doch weitab von jenem "Simpeldenken" das einige Experten in Sachen menschlichem Erlebens prägt.
Das Messie Handbuch ist ein äußerst lesenswertes und wichtiges Handbuch zum Verstehen dieser komplexen Störung der Handlungssteuerung und Selbstorganisation. Ich bin auch aus ganz eigensüchtigen Gründen froh darüber, das Eva alle wichtigen Mechanismen anspricht und verstanden hat, die zu diesem speziellen Verhalten eines "Messies" führen, weil ich mich somit auf die Verbesserung der Selbsthilfe konzentrieren kann. Liebe Eva, besonders hat mich die Passage fasziniert als Du Deinem PC beim Aufräumen zugeschaut hast.
Marianne Bönigk-Schulz, www.femmessies.de, 07.02.2005
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Was sind Messies?
Woran Sie einen Messie erkennen
Der Messietest
Die neuen Buhmänner
Wie sind Messies und warum?
Messies sammeln
Messies sind neugierig und kreativ
Messies fangen alles an
Extremfälle
Messies sitzen ihre Probleme aus
Messies verstecken ihr Leiden
Messie-Sein im Alter
Abneigung gegen Hausarbeit: Faulheit?
Schöner wohnen: Der Geist ist willig
Messietum - ein Frauenproblem?
Unser Leben ist kompliziert geworden
Chaosverhalten - genetisch bedingt?
Messies brauchen ihr Chaos
Das Messie-Alphabet
Abdeckplane - Auto
Badewanne - Burn-out
Chaos - Essen
Faulheit - grübeln
Haufenbildung - Kühlschrank
Lagerraum - Ordnungssysteme
Papier - Routine
Sachen - SMS
Sofakissen - Symptomverschiebung
Tagesplan - VW-Bus
Wäsche - Zwölf-Schritte-Programm
Resümee und Perspektiven
Zwei Messie-Fraktionen
Aufräumhilfen
Ich bin ein Messie - na und?
Befreien wir uns!
Spatzen
Literatur- und Quellenverzeichnis
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