lehrerbibliothek.deDatenschutzerklärung
Desorganisationsprobleme: Das Messie-Phänomen
Desorganisationsprobleme: Das Messie-Phänomen




Gisela Steins

Pabst Science Publishers
EAN: 9783899670097 (ISBN: 3-89967-009-4)
132 Seiten, paperback, 15 x 21cm, 2003

EUR 12,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Messies, das ist die Selbstbezeichnung von Personen, die sich – objektiv und/oder subjektiv – nicht in der Lage fühlen, ihren Alltag zu organisieren.

Mittlerweile gibt es flächendeckend in vielen modernen Gesellschaften Selbsthilfegruppen von Messies. Eine offizielle klinische Diagnose oder eine befriedigend evaluierte Therapie gibt es bislang nicht.

In diesem Buch wird eine Annäherung an das Phänomen aus einer sozialpsychologischen und empirischen Perspektive versucht.

Die dargestellte Forschung zum Messie-Phänomen trägt zu einem besseren Verständnis von Messies bei und regt zur Generierung weiterer Annahmen und zur Entwicklung eines Interventionskonzeptes an.
Rezension
Menschen mit Messie-Syndrom (von engl. mess = Unordnung, Dreck, Schwierigkeiten) haben ein Ordnungs-Problem, entweder tatsächlich oder vermeintlich, jedenfalls empfinden sie ihre Wohnung nicht als so, wie sie "aussehen sollte"; sie haben schwerwiegende Defizite in der Fähigkeit, die eigene Wohnung ordentlich zu halten. In der Fachwelt wird eher von einer Desorganisationsproblematik gesprochen, die eine psychische Störung darstellt: von „Chaotik“ und Unordentlichkeit mit irrationaler Sammelneigung einerseits bis hin zu schweren Formen eines Vermüllungssyndroms andererseits. Messies neigen zum Sammeln bzw. Horten von Sachen; Teilbereiche der Wohnung können kaum mehr betreten werden. Die Ursachen können im „Verlassen-Werden“ von angenehmen Dingen liegen, z.B. in menschlichen Verlusten und fehlgeleiteter Trauerarbeit. Dieses Buch zielt auf die subjektive Realität von Messies: Welche psychologischen Prozesse bestimmen ihr Erleben?

Dieter Bach, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort und Danksagung 9

1. Einleitung 10

Ordnung: Was ist das? 11
Beispiele: Personen mit Desorganisationsproblemen 12
Offene Fragen 17
Aufbau des Buches 19
Empirische Grundlagen 20

2. Vermüllung, Desorganisation, Packrats, Zwang & Co.:
Wie kann man ein Desorganisationsproblem definieren? 24

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung 24
ADHD und Desorganisationsprobleme 27
Das Diogenessyndrom 28
Desorganisation als Zwangsstörung 29
Ein Modell zum Aufschubverhalten 32
Was ist Aufschieben? 32
Ursachen von Aufschubverhalten 35
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 40

3. Der Beginn und Verlauf von Desorganisationsproblemen 41

Ordnung im Kindesalter 41
Auslösende Ereignisse 46
Eine Verlustthematik in kritischen Lebensereignissen 48
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 49

4. Der Verlauf und die Gestalt von Desorganisationsproblemen 50

Zur Entwicklung der Problematik 50
Zur Ceneralisierung der Problematik 50
Die Tendenz zu Horten und zu Sammeln 53
Komorbidität: Das Auftreten weiterer psychischer Störungen54
Depression 55
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 57
Implikation: Desorganisationsprobleme oder chronische Depression? 57
Implikation: Desorganisationsprobleme oder Zwangsstörung? 58

5. Die Gestaltung sozialer Beziehungen 59

Beziehungsformen von Personen mit Desorganisationsproblemen59
Schuld, Scham und die Tendenz zur sozialen Isolation 60
Das Anwachsen sozialer Ängstlichkeit durch soziale Isolation 61
Die Bindungstheorie: Eine wissenschaftliche Annäherung an Beziehungen 62
Bindung 62
Folgen von Bindungsmodellen 63
Bindung und Desorganisationsprobleme 64
Wie kann man Bindungsstile messen? 65
Bindungsstile bei Personen mit Desorganisationsproblemen 67
Partnerschaftszufriedenheit bei Personen mit Desorganisationsproblemen 68
Können diese Ergebnisse wiederholt werden? 69
Vermeidung und Angst als Regulationsprinzipien in Partnerschaften von Personen mit Desorganisationsproblemen 71
Die Ebene des Paares: Welche Konstellationen von Bindungsstilen sind zu beobachten? 71
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 73
Zum Gültigkeitsbereich der Befunde 74
Implikationen für therapeutische Interventionen 75
Ist Horten eine Kompensation für eine fehlende sichere Bindung? 75

6. Das Selbstkonzept 77

Was bedeutetes, ein Messie zu sein? 77
Ursachenerklärungen aus Sicht Betroffener 80
Ursachen in der Kindheit 80
Fehlende Unterstützung 81
Müll als Schutzwall 82
Sind Menschen mit Desorganisationsproblemen kreativer als andere Menschen? 83
Wie kann man Kreativität messen? 85
Zu den Ergebnissen 86
Zusammenfassung der Ergebnisse zur Kreativität
von Personen mit Desorganisationsproblemen 91
Schlußfolgerungen aus den Ergebnissen 92
Externale Orientierung: Das Bedürfnis nach sozialer Anerkennung 93
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 98

7. Das Erleben von Ordnung und Unordnung 99

Die Bedeutung von Kontrolle 100
Geringe Frustrationstoleranz 100
Der Anspruch an Ordnung 102
Die Anwendung eines Modells auf das Empfinden von Ohnmacht gegenüber Ordnung/Unordnung 105
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 106

8. Kulturelle Aspekte 108

Kultur der Kontrolle 109
„ Schöner Wohnen" 111
Juristische Aspekte 113
Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 114

9. Implikationen für Therapie und Selbstheilung 116

Zurück zu den offenen Fragen 116
Die Bedeutung der Befunde für die Entwicklung einer Therapie 119
Empfehlungen für Betroffene 122
Abschließende Überlegungen 123

Nachwort 124
Literatur 125