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Das Kreuz Eine Objektgeschichte des bekanntesten Symbols von der Spätantike bis zur Neuzeit
Das Kreuz
Eine Objektgeschichte des bekanntesten Symbols von der Spätantike bis zur Neuzeit




Kathrin Müller

Herder Verlag
EAN: 9783451387135 (ISBN: 3-451-38713-1)
302 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 15 x 23cm, November, 2022

EUR 35,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Das christliche Kreuz ist ein allgegenwärtiges und dabei schwer verständliches Symbol. Es ist aus den unterschiedlichsten Formen der Kunst nicht wegzudenken, begegnet uns in Bildern, Schnitzereien, Buchmalereien, Schmuckgegenständen und Reliquiaren. Seine Darstellung bildete von Beginn an einen wesentlichen Bestandteil der Kontroversen um den richtigen Glauben und das Verhältnis von Welt, Menschen und Gott und ist noch immer Gegenstand hitziger politischer Debatten.

In dieser einzigartigen Kunst- und Kulturgeschichte des Kreuzes erklärt Kathrin Müller, wie aus einem abseitigen Symbol einer randständigen Sekte das zentrale Zeichen abendländischer Kultur werden konnte und lässt uns anhand faszinierender Kunstobjekte die sich überlagernden Deutungen und Instrumentalisierungen des Kreuzes verstehen.

Kathrin Müller, geb. 1972, studierte Kunstgeschichte und Geschichte in Hamburg und New York. 2006 bis 2009 war sie wissenschaftliche Assistentin am Kunsthistorischen Institut in Florenz Max-Planck-Institut, von 2009 bis 2016 Akademische Rätin auf Zeit am Kunstgeschichtlichen Institut der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit September 2017 ist sie Professorin für Bildkulturen des Mittelalters an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Rezension
Das Kreuz ist zunächst einmal ein bestialisches Folter- und Tötungsinstrument der Römer, mit dem politische Aufrührer ("Terroristen") öffentlich zur Abschreckung qualvoll hingerichtet wurden. Niemand würde sich heute einen elektischen Stuhl als Symbol um den Hals hängen ... Und auch die Christen der ersten 300 Jahre war das Kreuz keineswegs ein Symbol ihres Glaubens; in den Katakomben Roms findet sich keine einzige Kreuzesdarstellung. Erst weit nach der sog. Konstantinischen Wende im 4. Jhdt. wird das Kreuz überhaupt im christlichen Kontext positiv als Symbol verwendet; eine der frühesten Kreuzesdarstellungen findet sich recht klein auf dem Portal-Türe von S. Sabina in Rom. Wie konnte aus solch einem abseitigen Symbol einer randständigen Sekte das zentrale Zeichen abendländischer Kultur werden? Das ist die zentrale Fragestellung, die dieses kunstgeschichtliche Buch beantwortet. Das christliche Kreuz wird dann ein allgegenwärtiges, dabei schwer verständliches Symbol. Das Todesinstrument steht für das ewige Leben, Todesqual bedeutet Erlösung. Es ist in etwa so, als würde man den elektrischen Stuhl zum Symbol der Auferweckung machen. Kunst- und Bildgeschichte beschäftigt sich nicht zuletzt mit der Funktion von Bildwerken in der Gesellschaft. Das Buch analysiert das Spektrum des Kreuzverständnisses und seiner Bildwerke von der Spätantike bis in die Neuzeit.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Einzigartige Kunst- und Kulturgeschichte des Kreuzes
Über die Deutungen und Instrumentalisierungen des Kreuzes

Inhaltsverzeichnis
Vorwort 9

Kapitel 1:
Hohn und Spott: Die Schmach des Kreuzes 13

Die Maskell-Elfenbeine 15
Die Kreuzigung Jesu 17
Die Form des Kreuzes 21
Die Verteidigung des Kreuzes 23
Typologie in Bildern 27
Das Bildprogramm eines frühen Prozessionskreuzes 33
Vom rechten Verständnis des paradoxen Kreuzes 37

Kapitel 2:
Kosmos: Das Kreuz und die Beschaffenheit der Welt 41

Mittelalterliche Handschriften: Die Welt der Bücher 42
„Vom Lob des heiligen Kreuzes“ des Hrabanus Maurus 44
Die Welt als Makro- und Mikrokosmos 46
Das Kreuz als Makrokosmos 48
Das Kreuz im kosmologischen Diagramm 50
Das Kreuz aus Kreisen im Gittergedicht 52
Platons Weltseele wird zum christlichen Kreuz 54
Kosmisches Kreuz und irdische Macht 57
Das Kreuz im Mikrokosmos 62
Die kosmische Ordnungsmacht des Kreuzes 68

Kapitel 3:
Sieg: Der Triumphzug des Kreuzes 71

Bekenntniszeichen und Schutzschild 74
Das Kreuz als Siegel 76
Konstantins Triumph im Zeichen des Kreuzes 79
Das Kreuz als Standarte Konstantins 85
Das Siegeszeichen auf dem Sarkophag 87
Das Kreuz als sprechendes Bilddetail 90
Die Auferstehung Christi und das Kreuz als Waffe 93
Eine erstaunliche Erfolgsgeschichte 97

Kapitel 4:
Pracht: Das überirdische Kreuz 101

Konstantin und die Herrlichkeit des Kreuzes 103
Ein Goldkreuz auf Golgatha? 105
Irdisch und himmlisch zugleich: Das Kreuz im Apsismosaik von Santa Pudenziana 107
Das Kreuz und der „leere“ Thron Christi 113
Das Gemmenkreuz als kosmische Figur 115
Ornamentale Kreuze in der Buchmalerei 122
Das überwältigende Kreuz 128

Kapitel 5:
Golgatha: Der Ort des Kreuzes 131

Jerusalem, der Nabel der Welt 132
Verseuchte Erde: Konstantins Heldentat 134
Der Felsen Golgatha 137
Golgatha in der Ecke des Säulenhofes 138
Golgatha in der Wahrnehmung der Pilger 143
Die architektonische Neugestaltung des Felsens 145
Das Grab Adams 149
Golgatha, bis zur Unkenntlichkeit verbaut 154
Das Schicksal des Felsens Golgatha 156

Kapitel 6:
Echtes Holz: Kreuzreliquien 159

Splitter vom Kreuz und das Blut Christi 161
Helena entdeckt das wahre Kreuz 164
Glanz und Gloria: Reliquiar und Reliquie 168
Das Schicksal der Jerusalemer Kreuzreliquie 170
Die Kreuzreliquie im Schmuckstück 174
Die Inszenierung von Reliquie und Bild in einer Staurothek 175
Holz und Blut im Kristallflakon 180
Jerusalem – Konstantinopel – Halberstadt 182
Das kostbarste Holz der Welt und seine Behältnisse 186

Kapitel 7:
Gegen die Juden: Erniedrigungen durch das Kreuz 189

Das Cloisters Cross: Ein Bildwerk der Rechtfertigung 192
„Gegen die Juden“: Justins fiktiver Dialog 196
Ein antijüdisches Bildwerk? 199
Spuren ins mittelalterliche England 203
Die jüdische Missbilligung des Kreuzes 206
Die Legende vom Kreuz als Baum des Lebens 210
Ein zweiter Judas 213
Fixpunkt der antijüdischen Verdammung 217
Schattenseiten des Kreuzes 220

Kapitel 8:
Kreuztragung: Die Bürde des Kreuzes 223

Das Kreuzwort Jesu 224
Der Erste Kreuzzug als Nachfolge Christi 226
Pilgerwege als Kreuzparcours 229
Hans Tuchers Pilgerbericht 232
Von Jerusalem nach Nürnberg 234
Kreuzwege und Ablasskritik 242
GiandomenicoTiepolo und die Last der Sünde 245
Ablasseifer versus Verinnerlichung 255

Kapitel 9:
Das katholische Kreuz: Verehrung und Verherrlichung 257

Freskenprogramme zur Kreuzlegende in Rom 260
Protestanten versus Katholiken 263
Adam Elsheimers „Verherrlichung des Kreuzes Christi“ als gelehrtes Bild 265
Bedeutung über Bedeutung 270

Kapitel 10:
Außer Kontrolle: Heutige Debatten über das Kreuz 273

Behördenkreuze 275
Kuppelkreuz und Reichsapfel 278

Schlusswort 285

Anhang 287

Anmerkungen 287
Literaturempfehlungen 293
Namensregister 299
Bildnachweis 301
Über die Autorin 303