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Das Komplott an der Macht
Das Komplott an der Macht




Donatella Di Cesare

Matthes & Seitz
EAN: 9783751803748 (ISBN: 3-7518-0374-2)
139 Seiten, hardcover, 13 x 21cm, Oktober, 2022

EUR 18,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Wer zieht die Fäden? Wer steckt dahinter? Wem nützt es? Immer mehr Menschen stellen sich angesichts der überbordenden Komplexität unserer globalen Gegenwart Fragen dieser Art. In einer zunehmend unlesbaren Welt scheint jede neue Krise sogleich Vermutung nach einem verborgenen Komplott auf den Plan zu rufen. Im Zuge ihrer brillanten Analyse dieses weltweiten Phänomens macht Donatella Di Cesare ein politisches Gegengift geltend: die Wiederbelebung der Demokratie.
Rezension
Wir leben in einem „Zeitalter des Komplottismus“, behauptet Donatella Di Cesare (*1956) in ihrem neuen Buch „Il comloptto al potere“, das 2021 veröffentlicht wurde. 2022 erschien der Essay der italienischen Philosophin übersetzt von Daniel Creutz bei Matthes & Seitz Berlin unter dem Titel „Das Komplott an der Macht“. Bekanntheit erlangte die Professorin für Sprachphilosophie an der Universität La Sapienza in Rom und Dozentin für Philosophische Hermeneutik an der Scuola Normale Superiore in Pisa durch ihre auf Deutsch übersetzten Bücher: „Gadamer. Ein philosophisches Porträt“(2009) und „Heidegger, die Juden, die Shoah“(2016). Die letzte Gadamer-Schülerin und ehemalige stellvertretende Vorsitzende der Martin-Heidegger-Gesellschaft zählt zu den wichtigsten Intellektuellen Italiens. Immer wieder schaltet sie sich in aktuelle politische Debatten ein, so zum Beispiel durch ihre Büchern: „Von der politischen Berufung der Philosophie“(2019), „Souveränes Virus? Die Atemnot des Kapitalismus“(2020), „Die Zeit der Revolte“(2021) oder „Philosophie der Migration“(2021).
In ihrem jüngsten Werk beleuchtet Di Cesare das postfaktische Zeitalter genauer. Sie diagnostiziert aufgrund der weltweiten Verbreitung und Akzeptanz von „Verschwörungstheorien“, welche ihrer Ansicht präziser als „Verschwörungserzählungen“ zu bezeichnen sind, die politische Macht des „Komplottismus“. Globale Transformationsprozesse und Krisen hätten zu einer „Unlesbarkeit der Welt“ geführt, welche Bedarfe an einfachen, entlastenden Welterklärungen hervorriefen. Die Philosophin differenziert sprachlich genauer zwischen „Verschwörung“, „Konspiration“ und „Komplott“. Im Unterschied zur Verschwörung, bei der Akteur:innen ausgemacht werden können, ist für Di Cesare das Komplott „ein Komplex ohne Gesicht“.
In ihrer tiefsinnigen Phänomenologie des Komplotts rekurriert sie u.a. auf Arbeiten der Philosophen Friedrich Nietzsche, Martin Heidegger, Theodor W. Adorno, der Soziologen Georg Simmel und Luc Boltanski, sowie des Mythenforscher Furio Jesi. Um dem Komplottismus angesichts eines omnipräsenten Kapitalismus wirksam begegnen zu können, tritt Di Cesare für eine Reaktualisierung der Demokratie ein. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch das vorliegende Buch motiviert, sich in ihrem Fachunterricht oder in einem fächerübergreifenden Projekt mit dem postfaktischen Zeitalter philosophisch auseinanderzusetzen.
Fazit: Donatella Di Cesare trägt mit ihrem neuen philosophischen Essay „Das Komplott an der Macht“ zur Aufklärung über den Einfluss global mächtiger antidemokratischer Bewegungen bei.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Ein hochaktuelles Buch über ein brisantes Thema: Verschwörungstheorien und wie wir ihnen entgegentreten können
Wer zieht die Fäden? Wer steckt dahinter? Wem nützt es? Immer mehr Menschen stellen sich angesichts der überbordenden Komplexität unserer globalen Gegenwart Fragen dieser Art. Die unlesbar gewordene Welt muss eine verborgene Seite, ein geheimes Reich des tiefen Staats im Staate und der Neuen Weltordnung besitzen, in dem Pläne geschmiedet, Informationen manipuliert und Gedanken kontrolliert werden. Dabei handelt es sich nicht länger nur um Verschwörungstheorien. Donatella Di Cesare diagnostiziert einen Komplottismus als Symptom einer demokratischen Gesellschaft, die in weiten Teilen entpolitisiert ist. Das Komplott ist die Form, in der sich die Bürgerinnen, die sich einer gesichtslosen, techno-ökonomischen Macht ausgeliefert fühlen, auf die Welt beziehen. Der Komplottismus, der die Leere der Demokratie freilegt, erweist sich so als gefährliches Instrument zur Manipulation in einer Welt, in der die gemeinsame Wahrheit in Scherben liegt. In ihrem luziden und originellen Essay sondiert die italienische Philosophin die neuartigen Aspekte eines weltweiten Phänomens vor seinen historischen Hintergründen. Dabei tut sie das Verschwörungsdenken nicht als bloßes Hirngespinst oder argumentativen Fehlschluss ab, sondern entwickelt eine neue Perspektive, in der das Komplott als Phantom der gesichtslosen Macht eine zersplitterte Gemeinschaft heimsucht.
Inhaltsverzeichnis
Wer zieht die Fäden? In den Untiefen der Intrige 7
Die Politik und ihr Schattenreich 13
Die Unlesbarkeit der Welt 17
Rätsel und Missverständnisse 21
Das Dispositiv des Komplotts 3 o
Demokratie und Macht 3 5
Die Ursache allen Übels 40
Mythenhungrig 46
Der Friedhof von Prag: Die Urszene des Komplotts 51
Die Wortführer der Täuschung 60
Souveränes Ressentiment 64
Die Neue Weltordnung 70
Der »Große Austausch« und
die Patrioten von QAnon 77
Der extreme Kitzel der Apokalypse.
Kosmische Feinde 84
Komplottismus und Populismus 93
Opferrolle und politische Ohnmacht 97
Komplottistische Häresie ? Eine Kritik an Eco 101
Transparenz und Geheimnis. Zur Presse 107
Lob des Verdachts 117
Jenseits des Antikomplottismus 122
Anmerkungen 129
Weitere Literatur 137