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Das Ende des Individuums Reise eines Philosophen in die Welt der Künstlichen Intelligenz Gaspard Kœnig
Das Ende des Individuums
Reise eines Philosophen in die Welt der Künstlichen Intelligenz


Gaspard Kœnig
Galiani-Berlin
EAN: 9783869712338 (ISBN: 3-86971-233-3)
400 Seiten, hardcover, 15 x 22cm, September, 2021

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
„Ein Philosoph ruft auf zum ‚epochalen Kampf‘.“

FAZ

Die philosophische Antwort auf die Herausforderung der Künstlichen Intelligenz

Es geht um nichts Geringeres als die Rettung der Autonomie des Individuums in Zeiten der Künstlichen Intelligenz. Der französische Philosoph Gaspard Kœnig reiste einmal um den Globus und spürte in unzähligen Gesprächen den absehbaren Auswirkungen der Künstlichen Intelligenz nach. Sie betreffen fundamentale Werte und fast alle Facetten unserer Gesellschaft. Es wird dringend Zeit für eine Weichenstellung im Sinne westlicher Werte.
Rezension
Künstliche Intelligenz, Big Data, Algorithmen, Predictive Policing, Mathematisierung, Metrifizierung, Transparenz, Sozial-Kreditsystem und Überwachungskapitalismus sind u.a. Stichworte, die mit dem digitalen Zeitalter in Verbindung gebracht werden. Droht ein neuer Feudalismus, eine digitale Leibeigenschaft? Wird das zentrale philosophische Konzept menschlicher Willensfreiheit durch das verhaltensökonomische Modell des Nudging ersetzt? Bewirken Algorithmen eine Entindividualisierung des Menschen? Leben wir im Zeitalter des digitalen Imperialismus?
Alle diese Fragen beantwortete Gaspard Kœnig (*1982) in seinem 2019 publizierten Buch „La fin de l`individu. Voyage d`un philosophie au pays de l`intelligence“ mit einem klaren „Ja“. Seine fulminante Kritik am universellen Einsatz Künstlicher Intelligenz erschien 2021 in deutscher Übersetzung von Tobias Roth (*1985) unter dem Titel „Das Ende des Individuums. Reise eines Philosophen in die Welt der Künstlichen Intelligenz“ im Verlag Galiani Berlin. Wie der Untertitel schon sagt, hat sich der französische Philosoph und Essayist auf eine weltweite Reise begeben, um 125 Akteur:innen der digitalen Revolution - primär in den USA und in China - zu interviewen. Darunter sind u.a. Professor:innen wie Nick Bostrom und Intellektuelle wie Jaron Lanier, Unternehmer:innen sowie Politiker:innen. Ihre Aussagen ordnet Kœnig gekonnt philosophiegeschichtlich ein und analysiert sie (ideologie)kritisch. Dabei erinnert er an Leibniz` mathesis universalis, Spinozas Ethica more geometrico, Benthams quantitativen Utilitarismus, Poppers kritischen Rationalismus, von Hayeks Neoliberalismus, Searles Gedankenexperiment vom „Chinesischen Zimmer“, postmoderne Abgesänge auf das Subjekt, Kahnemans Kognitionspsychologie, sowie an Konfuzius` Weisheitslehren.
Überzeugend gelingt es Kœnig mit Verweis auf den Philosophen Daniel Dennett die ethische und politische Bedeutung einer kompatibilistischen Position der Willensfreiheit aufzuzeigen. Kœnig plädiert für die „Einführung eines Rechts auf Eigentum am personenbezogenen Daten, das die Herrschaft des Individuums über seine Daten voll und ganz wiederherstellen und zugleich die Entstehung eines Marktes erlauben würde“(S. 343). Dieses begreift er als zentrales Element eines dritten „europäischen Wegs“ zwischen dem amerikanischen Hyperutilitarismus und dem chinesischen Überwachungsstaat.
Dass Kœnig in seinem Buch zu ähnlichen Ergebnissen wie deutschsprachige Vertreter:innen eines kritischen Diskurses über Digitalisierung wie Byung-Chul Han, Julian Nida-Rümelin oder Harald Welzer kommt, ohne diese explizit zu nennen, demonstriert nur, wie dringend eine kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der unsere gesamte Lebenswelt durchdringenden digitalen Revolution ist. Lehrkräfte der Fächer Philosophie, Ethik und Politik werden durch Kœnigs Monographie geradezu aufgefordert, in einem problemorientierten Unterricht mit Schüler:innen die philosophischen, gesellschaftlichen und politischen Folgen der Digitalisierung zu diskutieren.
Fazit: Gaspard Kœnig leistet mit seinem Buch „Das Ende des Individuums“ einen wichtigen Beitrag zur Entlarvung von Mythen im digitalen Kapitalismus. Außerdem liefert er ein überzeugendes Plädoyer für ein uneingeschränktes Recht auf informationelle Selbstbestimmung.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Das Ende des Individuums
Reise eines Philosophen in die Welt der künstlichen Intelligenz
Übersetzt von: Tobias Roth
Die philosophische Antwort auf die Herausforderung der Künstlichen Intelligenz
Um herauszufinden, wie es um die Zukunft im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz steht, begibt sich Gaspard Koenig auf eine Weltreise. In mehr als 120 Gesprächen mit Wissenschaftlern, Politikern, Unternehmern, Investoren, Aktivisten und einem Zauberer lotet er die künstliche und die menschliche Intelligenz aus. Er erforscht, was den freien Willen und die Werte der Aufklärung bedroht, und skizziert eine Politik, die dem Ende des Individuums begegnen kann.
Wer nutzt heute noch einen Stadtplan, anstatt Google Maps? Dabei denken wir nicht daran, dass die KI hinter der App uns zum Wohle aller nicht immer auf den schnellsten Weg führt. KI kann süchtig machen und uns manipulieren. Ausgehend von unseren Daten analysiert sie unser Verhalten, personalisiert Empfehlungen, lenkt unsere Aufmerksamkeit. Klingt gruselig, ist aber längst Teil unseres Alltags.
Wir lassen uns unsere Entscheidungen von Technologien abnehmen. Warum auch nicht, wenn sie für uns perfekte Partner oder passende Jobs findet, wenn sie uns besser kennt, als wir uns selbst? KI vereinfacht unser Leben, aber sie stellt uns auch vor grundlegende Fragen: Wird ein Computer meine Arbeit übernehmen? Wer haftet für die Entscheidungen der Maschine? Wieso klicke ich so oft auf »Akzeptieren«? Auf der Suche nach Antworten geht es Koenig um den Menschen, nicht um die Maschinen. Er will herausfinden, wie KI unsere Gesellschaft formt und wie wir sie formen müssen, um dem Ende des freien Willens und damit dem Ende des Individuums entgegentreten zu können.
Inhaltsverzeichnis
HOMO DEUS 7
I DER SCHACHTÜRKE 21
Warum dieKI eine Illusion ist 21
Vom Baron von Kempelen zuAmazon 24
Die Wirklichkeit und ihre Kopie 40
Bedank dich nicht beim Roboter 5o
II DER MYTHOS DER SUPERINTELLIGENZ 67
Warum dieKI nichtdie Weltvernichten wird
(und auch nichtIhrenArbeitsplatz) 67
Keine Superintelligenz ohne Superorganismus 76
Nichts ist auf der Welt (für Roboter) schlechter verteilt
als der gesunde Menschenverstand 89
Polanyis Paradox 99
III DAS PRINZIP DREHKREUZ 125
Warum Sie keine Wahlmehrtreffen müssen 125
Die Wissenschaft gegen den freien Willen 128
Der universale nudge 137
Ein meta-utilitaristischer Wind 157
Den Menschen verbrennen 172
IV VERSCHIEDENE EINFLÜSSE 180
Warum sich alles ändert 180
Eine Kunst ohne Künstler 181
Eine Wissenschaft ohne Kausalität 184
Eine Ökonomie ohne Markt 191
Ein Rechtssystem ohne Schuldige 196
Eine Gesellschaft ohne Vorurteile 204
Ein Rechtsstaat ohne Demokratie 214
Eine Philosophie ohne Subjekt 229
Eine Theologie ohne Gott 233
V GEOPOLITIK DER Kl 237
Warum China die Welt beherrschen wird 237
China oder der Triumph des Konfuzius 240
Europa oder der stoische Freitod 265
Die USA oder die Krämpfe der protestantischen Moral 279
Digitaler Imperialismus 285
VI PRIME DIRECTIVE 293
Wie wir die Kontrolle zurückbekommen 293
Die Schlacht um das Individuum 297
Willensfreiheit vs. freier Wille 308
Widerstände 323
Für ein Recht auf Eigentum an personenbezogenen Daten 336
Ein Manifest für Europa 354
DIE BESTIE MENSCH 361
Dank 363
Anmerkungen 365
Verzeichnis der Gesprächspartner 381
Auswahlbibliographie 387
Personenregister 389