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Darwin und kein Ende Kontroversen zu Evolution und Schöpfung
Darwin und kein Ende
Kontroversen zu Evolution und Schöpfung




Horst Bayrhuber, Astrid Faber, Reinhold Leinfelder (Hrsg.)

Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH , Klett
EAN: 9783780010780 (ISBN: 3-7800-1078-X)
240 Seiten, hardcover, 22 x 24cm, 2011

EUR 29,95
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Evolution und Schöpfung kontrovers

Die auf Charles Darwin zurückgehende Evolutionstheorie hat die Biologie revolutioniert. Sie wurde seit dem 19. Jahrhundert enorm weiterentwickelt und vielfältig abgesichert, hat aber das menschliche Welt- und Selbstverständnis so nachhaltig beeinflusst, dass sie bis heute Gegenstand heftiger Diskussionen und Kontroversen ist. Von religionsfundamentalistischer Seite wird die Evolutionstheorie abgelehnt; von szientistischer Seite wird sie oft zur Widerlegung des religiösen Glaubens angeführt.

In diesem Buch setzen sich Biologen und Theologen in 12 Beiträgen mit dem Thema „Evolution und Schöpfung“ auseinander, wobei kein Widerspruch zwischen naturwissenschaftlichen Aussagen zur Evolution und theologischen Aussagen zur Schöpfung gesehen wird.

Die sehr lebendigen Kontroversen zu Evolution und Schöpfung, zu Atheismus und Intelligent Design sind auch in Schulen Unterrichtsthema. Lehrkräfte erhalten in diesem Buch profunde Hintergrundinformationen, wobei auch aktuelle Untersuchungen zu Einstellungen und Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern dargestellt werden. Das umfangreiche Bild- und Textmaterial des Bandes unterstützt eine fächerverbindende Bearbeitung des Themas.



Prof. Dr. Horst Bayrhuber ist Biologiedidaktiker und Herausgeber des Schulbuches Linder Biologie. Er war bis 2007 Direktor am IPN in Kiel.

Astrid Faber ist Diplom-Biologin und arbeitet im Bereich der Museumspädagogik am Museum für Naturkunde, Berlin.

Prof. Dr. Reinhold Leinfelder ist Paläontologe und Geobiologe an der Humboldt Universität zu Berlin und war bis 2010 Generaldirektor des Museums für Naturkunde, Berlin.
Rezension
Der Kreationismus als wörtlich verstandener, auf biologische Phänomene übertragener biblischer Schöpfungsglaube stellt die christlich-fundamentalistische Reaktion auf das Erscheinen von Charles Darwins Artenbuch (1859) dar und breitet sich heute von den USA ausgehend auch in Deutschland aus. An Darwin entzünden sich also auch ca. 150 Jahre später die Geister: Evolution und Schöpfung / Naturwisenschaft und Religion / Schöpfungsmythen und Kreationismus. Der hier anzuzeigende, auch äußerlich überaus ansprechend gestaltete Band, bietet eine umfassende, alle Aspekte berücksichtigende, differenzierte und didaktisch aufbereitete Darstellung der Problematik, die sich insbesondere auch für den gymnasialen Oberstufen-Unterricht (Religion / Biologie) zur Problematik anbietet und als Lehrer-Handbuch unbeingt empfehlenswert ist.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 6

1 Evolution im Kontext der Schöpfung

Horst Bayrhuber
Enzaubert Wissenschaft die Natur? 10
Evolution und Schöpfung – eine Übersicht 12

Reinhold Leinfelder
Kultur vor 35.000 Jahren: die Venus vom Hohlen Fels 20
Biologische und kulturelle Evolution: Missverständnisse und Chancen 22

Martina Kölbl-Ebert
Erzähl mir keine Märchen … von der Entstehung der Arten 36
Zufall und Design: Fachsprachen und ihre Fallstricke 38

Harald Lesch
Wir sind Sternenstaub 46
Evolution und Physik 48

Uwe Hoßfeld
Biologische Vielfalt 60
Haeckel und die Folgen 62

2 Schöpfung im Kontext der Evolution

Richard Schröder
Architectus mundi 80
Schöpfung und Evolution 82

Hansjörg Hemminger
Im Staub der Erde: Anpassung oder Strafe Gottes? 96
Gegen ein geschlossenes Weltbild – gegen Kreationismus und Szientismus 98

Dirk Evers
Gott eine Illusion? 110
Gott als Grund der Wirklichkeit und die Entwicklung der Lebewesen 112

3 Evolution und Schöpfung im Kontext der Fachdidaktik

Marcus Hammann, Roman Asshoff
Evolutionstheorie – eine Frage der Einstellung? 128
Einstellungen zur Evolutionstheorie 130

Britta Klose
Bilder der Evolution 144
Kreationismus, Wissenschaftsgläubigkeit und Werthaltung Jugendlicher 146

Martin Rothgangel
Evolutionstheorie – nur eine Theorie? 152
Kreationismus und Szientismus: Didaktische Herausforderungen 154

Annette Upmeier zu Belzen
Jeden Morgen geht die Sonne auf 170
Lebensweltliche Vorstellungen und wissenschaftliches Denken 172

4 Textsammlung zu Evolution und Schöpfung

Evolutionstheorie

Jostein Gaarder: … ein Boot, das mit Genen beladen durchs Leben segelt … 184
Ernst Haeckel: Natürliche Schöpfungsgeschichte 188

Der Einfluss des Menschen auf die Evolution

Vom Menschen verursachte Evolution: Vorstellungen und Einstellungen 190
„Der Mensch sorgt für ein Massensterben“ – Interview mit Marc Schauer 192

Naturwissenschaft und Religion

Charles Darwin: Zur Vervollkommnung der Schöpfung 194
Charles Darwin: Brief an Asa Gray 195
Charles Darwin: Über Religion 196
Albert Einstein: Naturwissenschaft und Religion 198
Karl Barth: Brief an seine Nichte 200
Stephen Jay Gould: Nonoverlapping Magisteria 201
Richard David Precht: Die Uhr des Erzdiakons. Hat die Natur einen Sinn? 202
Erkenntnisinteressen und Methoden der Naturwissenschaften 204
Erkenntnisinteressen und Methoden der Theologie 205
Die Weltbilder nach Ptolemäus, Kopernikus und Tycho Brahe 206
Textsammlung zu Evolution und Schöpfung
Das Alter der Erde: geologische Perspektive 210
Das Alter der Erde: kreationistische Perspektive 211
William Paley: Natürliche Theologie 212
Daniel C. Dennett: Himmelshaken und Kräne 212
Bertrand Russell: Gibt es einen Gott? 214
Richard Dawkins über die Gotteshypothese 214
Monika Maron: Animal triste 216

Schöpfungserzählungen und -gedichte

Genesis: Die Schöpfungserzählung der Bibel 218
Der Schöpfungshymnus der Hopi-Indianer 220
Der Schöpfungshymnus des Rigveda (Indien) 222
Hymnus auf den Weltschöpfer Amun (Ägypten) 223
Joseph Haydn: Die Schöpfung 224
Heinrich Heine: Schöpfungslieder 225

Kreationismusstreit in den USA

Zeitleiste zum Kreationismus in den USA 226
Der „Affenprozess“ 1925 (Scopes Trial) 227
Kreationismus und Intelligent Design im Museum 228
Kreationismus und Intelligent Design im Film 229
Prozess um Dover: Der Trick der Bibeltreuen 230
Gerichtsurteil Kitzmiller gegen Dover Area
School District (2005) 231
The Church of the Flying Spaghetti Monster 232

Literaturempfehlungen 234

Herausgeber und Autoren dieses Bandes 236
Quellenverzeichnis 238



Vorwort

Im Jahr 2009 jährte sich Charles Darwins Geburtstag zum 200. Mal,
das Erscheinen seines Buches On the Origin of Species zum
150. Mal. Der Erscheinungstermin dieses Buches markiert den
Beginn der modernen Evolutionstheorie und hat die Art und
Weise, wie Menschen die Welt und sich selbst sehen, revolutioniert.
Die Evolutionstheorie wurde seither mit neuen Methoden enorm
weiterentwickelt und vielfältig abgesichert. Dennoch wurde
sie von Anfang an immer wieder angefeindet und zweckentfremdet.
Darwins Buch hat Kontroversen ausgelöst, die bis
heute andauern, weil die Theorie von der Entstehung der Arten
in einem scheinbaren Widerspruch steht zum Glauben an Gott.
Eine neue Aktualität hat die Debatte erreicht, seit die Intelligent-
Design-Bewegung versucht, alte kreationistische Denkweisen in
ein wissenschaftliches Gewand zu hüllen und sie als Alternative
zur Evolutionstheorie auch im Schulunterricht zu behandeln.
Allerdings ist strikt zu trennen zwischen nachprüfbaren naturwissenschaftlichen
Aussagen der Evolutionstheorie über die
Entstehung und allmähliche Veränderung der Lebewesen und
nicht nachprüfbaren theologischen Aussagen über den Sinn
und das Ziel des menschlichen Lebens. Biologische und theologische
Argumente geraten dann nicht in Widerspruch. Dementsprechend
lassen die großen Kirchen in Deutschland in der
Regel keinen Zweifel an der Gültigkeit der Evolutionstheorie
aufkommen.
Die Aussage, dass Naturwissenschaften und Gottesglaube
sich nicht ausschließen, ist allerdings auch in der Biologie umstritten.
Eine Gruppe Evolutionsbiologen im Gefolge von riCharD
Vorwort
7
Dawkins glaubt aus der Evolutionstheorie Atheismus ableiten zu
können. Gemäß dieser biologistisch-szientistischen Auffassung
lassen sich alle Fragen mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden
beantworten. Sie verkennen, dass sich die Frage, ob Gott
die Welt erschaffen hat, mit naturwissenschaftlichen Methoden
weder beweisen noch widerlegen lässt.
In den Schulen befassen sich der Biologieunterricht mit Evolution
und der Religionsunterricht mit Schöpfung. Eine Ver netzung
der beiden Thematiken findet im Unterricht in aller Regel nicht
statt; denn nur wenige Lehrkräfte haben sowohl Theologie als
auch Biologie studiert. Das vorliegende Buch hat das Ziel, zwischen
den beiden Fachgebieten eine Brücke zu schlagen. Biologen,
Theologen, Biologiedidaktiker und Religionspädagogen
stellen verschiedene Dimensionen der Kontroversen zu Evo lution
und Schöpfung dar. Das Buch hilft Lehrkräften und anderen
Interessierten, grundlegende Ergebnisse der Schöpfungs theologie
und der Evolutionsbiologie zu erarbeiten. Eine reiche Materialsammlung
enthält Texte zum Thema, die auch gewinnbringend
im Unterricht eingesetzt werden können.
Im ersten Teil des Buches wird Evolution von Naturwissenschaftlern
im Kontext der Schöpfung erläutert. Anhand konkreter
Beispiele wird in basale Konzepte eingeführt. Außerdem wird
die Thematik im größeren Rahmen von biologischer und kultureller
Evolution diskutiert und aus physikalischer und wissenschaftstheoretischer
Sicht beleuchtet. Am Beispiel haeCkels wird
vor allem auf gesellschaftspolitische Implikationen der Kontroverse
um Evolution und Schöpfung eingegangen.
Im zweiten Teil erläutern Theologen Schöpfung im Kontext der
Evolution. Schöpfungserzählungen, insbesondere die biblischen
Schöpfungserzählungen, werden Erkenntnissen der Evolutionstheorie
gegenübergestellt. Es wird erläutert, was Menschen ausdrücken,
die sich zu einem Schöpfer bekennen. Weiterhin wird
deutlich gemacht, dass die Frage nach einem Schöpfer nicht
mit Mitteln der Naturwissenschaften beantwortet werden kann,
sondern eng mit der Frage nach dem Selbstverständnis des
Menschen zusammenhängt. Demgemäß gibt es weder einen
naturwissenschaftlichen Beweis für noch einen Beweis gegen
die Existenz eines Schöpfers.
Jugendliche und Erwachsene haben eigene Vorstellungen von
und Einstellungen zu Evolution und Schöpfung. Diese können
sich förderlich oder hemmend auf das Verständnis der biologischen
und theologischen Aussagen auswirken. In diese Problematik
wird im dritten Teil, in dem es um Evolution und Schöpfung
im Kontext der Fachdidaktik geht, anhand von Ergebnissen
empirischer Studien eingeführt.
Die Textsammlung, die im vierten Teil zusammengestellt ist,
enthält weitere Informationen und Standpunkte zum Thema
Evolution und Schöpfung. Schwerpunktmäßig geht es um das
Verhältnis von Naturwissenschaft und Religion sowie den Kreationismusstreit
in den USA. Diese Materialsammlung soll als
Anregung zur Gestaltung eines fachübergreifenden Unterrichts
zur Thematik „Evolution und Schöpfung“ dienen.
Horst Bayrhuber, Astrid Faber, Reinhold Leinfelder