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Christentum I Von den Anfängen bis zur Konstantinischen Wende Die Religionen der Menschheit, Band 28/1
Christentum I
Von den Anfängen bis zur Konstantinischen Wende


Die Religionen der Menschheit, Band 28/1

Dieter Zeller (Hrsg.)

Kohlhammer
EAN: 9783170147874 (ISBN: 3-17-014787-0)
474 Seiten, Festeinband mit Schutzumschlag, 16 x 24cm, 2002

EUR 89,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
In diesem Band wird beschrieben, wie sich das Christentum aus jüdischen Wurzeln, aber auch in Abgrenzung gegen das Judentum zu einer eigenständigen Religion in der spätantiken Welt entwickelte. Mit der so genannten „Konstantinischen Wende" ist ein Einschnitt erreicht: Das Christentum wird vom Staat als gleichberechtigte Religion neben den anderen Kulten anerkannt.

Der Neutestamentler und Religionswissenschaftler Dieter Zeller fasst den Ertrag der historisch-kritischen Erforschung der Gestalt Jesu und der ersten Phasen christlichen Glaubens und Lebens zusammen. Spezialisten der Kirchengeschichte (W. M. Gessel, W. Kinzig, A. Merkt, G. Schöllgen, J. Ulrich, M. Wallraff) stellen die Herausbildung der theologischen Reflexion in Auseinandersetzung mit der hellenistischen Kultur, die Kultvollzüge und Strukturen der Gemeinde, die gesellschaftliche Stellung der Christen und ihre Jenseitshoffnung dar.



Die Autoren:

Professor Dr. Dieter Zeller, Mainz; Professor Dr. Wilhelm M. Gessel, Augsburg; Professor Dr. Wolfram Kinzig, Bonn; Professor Dr. Andreas Merkt, Regensburg; Professor Dr. Georg Schöllgen, Bonn; Privatdozent Dr. Jörg Ulrich, Erlangen; Privatdozent Dr. Martin Wallraff, Bonn.
Rezension
Wer die Geschichte der Alten Kirche kennt, - kennt die Geschichte der Kirche ... Dieser Band schreitet die Entwicklung der ersten drei Jahrhunderte ab, von den Anfängen der Entstehung des Christentums bis hin zur sog. Konstantinischen Wende, wo unter Kaiser Konstantin das Christentum zur erlaubten Religion wird. - Die Darstellung ist im 1. Teil notwendig komprimiert, aber klar und verständlich wird der Bogen von Jesus über die palästinensische Urgemeinde hin zum Heidenchristentum und Paulus geschlagen. Die Konsolidierung des Christentums wird im 2. Teil beschreiben: Abfassung der Evangelien, Abgrenzung vom Judentum, Gemeindeentwicklung, kirchliche Ämter etc. Und auch Teil 3 ist sehr klar gegliedert und kompetent abgefasst - wie ein Blick auf das Inhaltsverzeichnis unschwer verrät. Ein gediegener Band - zu gediegenem Preis.

Thomas Bernhard für lehrerbibliothek.de
Inhaltsverzeichnis
Einführung 1
Literaturverzeichnis 7
Zeittafel 12

1. Teil: Die Entstehung des Christentums (DIETER ZELLER) 15

I. Zeit und Welt des Jesus von Nazaret. 15

A) Angefochtene jüdische Identität 15
1. Von politischer Unabhängigkeit zur Fremdherrschaft 15
2. Soziale Desintegration. 18
3. Tempel und Gesetz - Identitätsfaktoren im Widerstreit 19
B) Verschiedene Widerstands- und Erneuerungsbewegungen . 21
1. Die „Frommen" und apokalyptische Kreise. 21
2. Die Essener und die Gemeinschaft von Qumran 22
3. Die Pharisäer 23
4. Militante Bewegungen 23
5. Propheten des nationalen Heils 25
6. Unheils- und Bußpropheten. 26

II. Jesu Verkündigung und Wirken 27

A) Ankündigung und Realisierung des Reiches Gottes 28
B) Annahme der Sünder - ethischer Rigorismus. 37
C) Das Israelprojekt und sein Scheitern 43
D) Die Gestalt Jesu im religionsgeschichtlichen Vergleich .... 50

III. Das Ende als Neuanfang: Das palästinensische Urchristentum 58

A) Der christliche Osterglaube 58
B) Messiasbekenntnis, Kreuzesverständnis und Erwartung des Menschensohnes63
C) Das Leben der Urgemeinde 67
D) Auf dem Weg zur jüdischen Sekte: die „Hellenisten" 70
1. Ihre Stellung zu Gesetz und Tempel am Beispiel des Stephanus 7l
2. Die Öffnung für die Heiden 73

IV. Von der gemischten Gemeinde zum Heidenchristentum 75

A) Die antiochenische Gemeinschaft von Juden und Heiden in Christus 75
1. Eine neue Sozialgestalt der Gemeinde: urban und gemischt 75
2. Die Rettung der Heiden durch Christus, den Herrn der Welt 77
3. Christologische Entwicklungen 83
B) Paulus, Missionar der Heiden 88
1. Der umgedrehte Eiferer für das Gesetz 89
2. Die Rechtfertigungslehre als Rechtfertigung der Heidenmission 93
3. Theologische Entfaltung des Sühnetods Christi und seiner Wirkung. 97
4. Religionsgeschichtliche Modelle für die Christusgemeinschaft 100
a) Zum In-Christus-Sein 100
b) Zum „Leben mit" Christus 102
c) Zum „Sterben mit Christus". 104
d) Die Gemeinde als „Leib Christi" 106
C) Selbstverständnis und Erscheinungsbild der heidenchristlichen Gemeinde 107
1. Sie beerbt Israel in seinen Auszeichnungen 107
2. Analogien aus der paganen Umwelt 109
a) Christengemeinden als Kultvereine?. 109
b) Die Taufe als Initiationsritus 110
c) Eucharistie und Kultmähler, vor allem in den Mysterien. 111
d) Zusammensetzung, Struktur und Verhältnis nach außen 115
3. Das eschatologische Ethos der Christenheit aus den Heiden 119

2. Teil: Konsolidierung in der 2./3. Generation (DIETER ZELLER) 124

I. Sicherung des Ursprungs: Jesus in den Evangelien 125

1. Die Enthüllung des Sich-Verbergenden im Markusevangelium. 126
2. Begründung der Gottessohnschaft Jesu in der geistgewirkten Empfängnis. 130
3. Verteidigung des Christusglaubens gegenüber den Juden im vierten Evangelium 133
4. Doketistische Christologie und ihre Bekämpfung: ein Ausblick 140

II. Selbstfindung im Gegenüber zum Judentum 144

1. Zwischen den Fronten: die Judenchristen. 144
2. Heilsgeschichtliche Einordnung des Übergangs zu den Heiden bei Matthäus und Lukas 147
3. Schwierige Koexistenz in den Städten des römischen Reiches 150
4. Theologische Enteignung Israels in Schriften für Heidenchristen 151

III. Adaptationen der Hoffnung 157

1. Zuspruch und Mahnung in der synoptischen Tradition . 157
2. Retardierende Entwürfe 160
a) Die Völkermission vor dem Ende 160
b) apokalyptische Vorbedingungen 162
3. Naherwartung in apokalyptischer Geschichtsschau 163
4. Naherwartung im Dienst der Paränese 166
5. Apologetik der Parusieverzögerung. 167
6. Gnostisierende Verinnerlichung der Eschata 169
7. Warum das Ausbleiben der Eschata keine größere Krise hervorrief (Schlussüberlegungen) 172

IV. Auseinandersetzung und Ausgrenzung innerhalb der Gemeinden 176

1. Gruppenbildung und Konkurrenz im paulinischen Missionsfeld 176
2. Charismatiker im palästinensisch-syrischen Raum 177
3. Christen in Kleinasien zwischen jüdischer Observanz und besonderer „Erkenntnis". 178

V. Die Ausbildung kirchlicher Ämter 184

1. Die Autorität der Apostel und ihrer Schüler. 184
2. Die Entwicklung der Leitungsgremien 187
3. Der charismatische Rest: Lehrer und Propheten 192
4. Zunehmende Institutionalisierung 194

VI. Ethische Orientierung. 198

1. Die „Gebote des Herrn" in der Taufkatechese 198
2. Von jüdischen zu stärker hellenistischen Konzepten .... 200
a) anthropologische Grundannahmen 200
b) Grundhaltungen. 201
c) Leitlinien im Verhältnis zum Nächsten. 206
d) Sexualmoral 209
e) Unterweisungen für Gruppen in Haus und Gemeinde 212

VII. Hellenisierung des Christentums? (eine Zwischenbilanz) 215

1. Das Christentum in der Konkurrenz mit synkretistischen Religionen des Ostens. 215
2. Vom Affront gegen griechische Weisheit zur Anknüpfung 216
3. Das Ziel „Gottähnlichkeit" - aber Widerstand gegen Vergöttlichung des Kaisers 218

3. Teil: Selbstbehauptung und Inkulturation in feindlicher Umwelt:
Von den Apologeten bis zur „Konstantinischen Wende" . . . 223


I. Theologische Entwicklungen (JÖRG ULRICH) 223

Einleitung: Theologie und Dogma in vorkonstantinischer Zeit 223
A) Das Entstehen der Theologie der „Mehrheitskirche" 225
1. Organisationsformen und Trägerkreise. 225
2. Autoritäten und Autorisierungsvorgänge 230
B) Die wichtigsten Themen der „wissenschaftlichen" Theologie der „Mehrheitskirche" 239
1. Die Vernünftigkeit und Kulturkonformität christlicher Theologie 239
2. Der eine Gott. 242
a) Der Rückgriff auf die griechische Philosophie. 244
b) Der Monarchianismus 246
3. Die Christologie 250
a) Die Logostheologie 250
b) Der Doketismus 253
4. Das christliche Leben (Die Ethik) 255
5. Die christliche Kirche (Die Ekklesiologie) 260
6. Die christliche Hoffnung (Die Eschatologie) 264
a) Die Vorstellungen vom Gericht 264
b) Die Auferstehung der Toten 266
c) Naherwartung im Montanismus 272
C) Die Gnosis 274
1. Definitionsprobleme 274
2. Organisationsformen, Trägerkreise, Autoritäten 278
3. Die Themen gnostischer Theologie (n) 280
4. Gnosis als Entwurf einer synkretistischen Theologie des Christentums 289
5. Markion 291
D) Das Judenchristentum im 2. und S.Jahrhundert 294
1. Definitions- und Quellenproblematik 294
2. Judenchristliche Gemeinschaften und judenchristliche Theologie 295
Schluss: Antike christliche Theologie zwischen Inkulturation, Identitätsfmdung und Abgrenzung 298

II. Organisation, Formen des Gemeindelebens
(WILHELM M. GESSEL) 301

Überblick über die Ausbreitung des Christentums im 2./3. Jahrhundert 301
A) Amter und übergreifende Strukturen 304
1. Die Ortskirche 304
a) Die Episkopalverfassung 306
b) Die Presbyteralverfassung 307
c) Episkopen und Presbyter 308
d) Die Ignatianen als eindeutiges Zeugnis für den Monepiskopat 311
e) Die Kirchenordnung des Hippolyt von Rom 313
f) Von der Vielfalt zum Amterternar: der Monepiskopat 314
g) Frauen in Amtern 317
h) Sonstige Gemeindedienste: Karitas 318
2. Überörtliche Strukturen 319
a) Innerkirchliche Kommunikation 319
b) Synodalwesen - Metropolitanverfassung 320
c) Der Anspruch des Bischofs von Rom 322
d) Ein Beispiel innerkirchlicher Konfliktbewältigung: der Osterfeststreit324
B) Die Gemeinde als sozialer Organismus 325
C) Gottesdienst 326
1. Die Eucharistiefeier und ihre Form 326
2. Das Verständnis der Eucharistie 329
3. Der Ort der Gemeindeversammlung 330

III. Das Christentum des 3.Jahrhunderts zwischen Anspruch und Wirklichkeit
(WOLFRAM KINZIG/MARTIN WALLRAFF) 331

A) Die Taufe 332
1. Die Anfänge 332
2. Entfaltung des Katechumenats und der Taufe 339
3. Der Taufritus 348
4. Das Problem der Ketzertaufe 352
B) Buße und Vergebung. 356
1. Vom Umgang mit der Sünde nach der Taufe 356
2. Anfänge der institutionalisierten Buße 359
3. Das Problem der in der Verfolgung Abgefallenen 361
4. Der theologische Sündenbegriff 365
C) Formen christlicher Frömmigkeit 367
1. Gebet und Gottesdienst 368
2. „Volksfrömmigkeit" und „Synkretismus" 372
3. Magie 375
D) Der Montanismus 377
1. Montanus und seine Lehre. 379
2. Die Reaktion der Großkirche 382
3. Die weitere Entwicklung 384
E) Asketen und Anachoreten 385

IV. Integration und Abgrenzung: die Christen in der städtischen
Gesellschaft (GEORG SCHOLLGEN) 389

1. Die Stellung zur paganen Religion 390
2. Enthaltung vom politischen und gesellschaftlichen
Leben der Stadt 392
3. Das Verhältnis zum römischen Staat 397
4. Schulbildung und Literatur 402
5. Probleme des Familienlebens 404
6. Integration ins Wirtschaftsleben 406

V. Die Profilierung des antiken Christentums angesichts von Polemik und Verfolgung
(ANDREAS MERKT) 409

A) Pagane Reaktionen auf das frühe Christentum:
Diffamierung und Polemik, Pogrome und Verfolgungen . . 409
1. Die Christen in den Augen der Umwelt: Aberglaube und Pseudophilosophie 409
2. Pogrome und Verfolgungen 412
a) Die Situation bis zur Mitte des S.Jahrhunderts: lokal und zeitlich begrenzte Verfolgungen... 412
b) Die Großen Verfolgungen: Ursache, Intention und Verlauf 414
c) Die Bedeutung der Christenverfolgungen für die Ausbildung der historischen Identität des Christentums 418
B) Die apologetische Selbstdefinition des Christentums 420
1. Die geistesgeschichtliche Einordnung des Christentums: zum Vorwurf der Neuheit 420
2. Christentum als vera religio: zu den Vorwürfen
des Atheismus, der Staatsfeindlichkeit und der Sittenlosigkeit 422
3. Das Christentum als wahre Philosophie: zum Vorwurf der Irrationalität 425
4. Christentum als wahre paideia: zum Vorwurf der
niederen Herkunft der Christen und der Kulturlosigkeit der Bibel. 426
5. Die Logik des Kreuzes: zu den Vorwürfen der Logosfeindlichkeit und der Todessehnsucht .... 428
C) Gründe für den „Erfolg" des Christentums 430

VI. Zeugnis bis zum Tod, Hoffnung über den Tod hinaus
(WILHELM M. GESSEL) 434

A) Martyriumsfrömmigkeit und Märtyrerverehrung 434
1. Begrifflichkeit und Verständnis des Martyriums 434
Exkurs zum Sprachgebrauch von Märtyrer und Konfessor 438
2. Entwicklung und Formen der Märtyrerverehrung 439
B) Begräbnissitten und Totenglaube. 449
1. Christliche Bestattungsbräuche 449
2. Der Zwischenzustand bis zur Auferstehung. 451
3. Ein heidnisches Erbe: das Totenmahl 455
4. Die Katakomben und ihre Ausstattung 458

Schlusswort (DIETER ZELLER) 463

Verzeichnis der wichtigsten Namen und Sachen 467