|
Christen und Heiden
Quellentexte zu ihrer Auseinandersetzung in der Antike
Michael Fiedrowicz (Hrsg.)
Wissenschaftliche Buchgesellschaft
EAN: 9783534157907 (ISBN: 3-534-15790-7)
799 Seiten, hardcover, 17 x 25cm, 2004
EUR 79,90 alle Angaben ohne Gewähr
|
|
Umschlagtext
Seit dem 2. Jahrhundert suchten Christen einen Disput mit den nichtgläubigen Denkern, um ihre christlichen Auffassungen zu erläutern. Diese Entscheidung, den eigenen Wahrheitsanspruch vor dem Forum der Vernunft argumentativ zu begründen, zeigt sich literarisch erstmals in den Schriften der Apologeten.
Michael Fiedrowicz stellt anhand repräsentativer Quelilntexte die Auseinandersetzung zwischen Christen und Heiden vom 2. bis zum 5. Jahrhundert umfassend dar.
Michael Fiedrowicz, geb. 1957, Studium der Katholischen Theologie, Philosophie und Klassischen Philologie in Berlin, Paderborn und Rom, seit 2001 Professor für Kirchengeschichte des Altertums, Patrologie und christliche Archäologie an der Theologischen Fakultät Trier, zahlreiche Veröffentlichungen, u.a. zu den frühchristlichen Apologeten.
Rezension
Das frühe Christentum bis zum Beginn des 4. Jhdts., der sog. Konstantinischen Wende, steht in einem schwierigen und konfliktreichen Verhältnis zur paganen Umwelt, das sich in lokal begrenzten Christenverfolgungen und (wechselseitiger) Mißachtung von Christentum und römischer Religion und Philosophie zeigt. Für die polytheistische römische Religion waren die monotheistischen Christen quasi Atheisten ... Aber auch über die Zeit Konstantin d.Gr. hinaus muss sich das Christentum zunächst einmal um den Dialog mit den (gebildeten) Heiden bemühen, um als Gesprächspartner allererst akzeptiert zu werden. Das ist wesentlich die Aufgabe der sog. Apologetik, die sich im Christentum des 2. Jhdts. herauszubilden beginnt und die den christlichen Glauben gegenüber den Heiden zu verteidigen sucht. Dieser voluminöse Band dokumentiert dsbzgl. die wesentlichen Quellentexte. Der Autor hat auch ein Handbuch der kirchlichen Apologetik veröffentlicht, das mittlerweile als Standardwerk gilt. Dies ist quasi das Quellenbuch zu diesem Handbuch.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
WBG-Preis EUR 49,90
Buchhandelspreis EUR 79,90
Seit dem 2. Jh. suchten Christen einen Disput mit den nichtgläubigen Denkern, um ihre christlichen Auffassungen zu erläutern. Diese Entscheidung, den eigenen Wahrheitsanspruch vor dem Forum der Vernunft argumentativ zu begründen, manifestiert sich literarisch erstmals in den Schriften der Apologeten. Fiedrowicz stellt anhand repräsentativer Quellentexte, viele erstmals ins Deutsche übersetzt, die Auseinandersetzung zwischen Christen und Heiden vom 2. bis zum 5. Jh. umfassend dar. Der Band eignet sich sowohl zum Selbststudium als auch für den akademischen Unterricht.
Die vorliegende Quellensammlung dokumentiert erstmals umfassend große intellektuelle Kontroversen zwischen Heiden und Christen während der ersten Jahrhunderte. Anhand repräsentativer Texte werden in historisch-systematischer Gliederung zunächst die verschiedenen Anlässe, Phasen und Protagonisten der Auseinandersetzungen vom 2. bis 5. Jahrhundert vorgestellt, anschließend die unterschiedlichen Argumentationsstrategien und Hauptthemen des zwischen Christengegnern und Apologeten ausgetragenen Disputs veranschaulicht. Die Fremdwahrnehmung des frühen Christentums und dessen argumentative Begründung des eigenen Wahrheitsanspruchs kommen dabei ebenso zur Sprache wie die religiös-philosophischen Hintergründe der Kritik, die heidnische Denker gegen jenes christliche Selbstverständnis formulierten. Das Buch ist ein Kompendium zentraler Quellentexte, die durch Einleitungen, Kommentare und Bibliographien für das eigene Studium erschlossen werden, aber auch im akademischen Unterricht, der zunehmend auf Übersetzungen angewiesen ist, Verwendung finden können. Viele Quellentexte sind erstmals ins Deutsche übersetzt.
Michael Fiedrowicz, geb. 1957. Studium der katholischen Theologie, Philosophie und Klassischen Philologie in Berlin, Paderborn und Rom; seit 2001 Professor für Kirchengeschichte des Altertums, Patrologie und christliche Archäologie an der Theologischen Fakultät Trier, zahlreiche Veröffentlichungen.
Rezensionen
»Die hier nicht genug zu lobende Quellensammlung nimmt sich Texte des 2. bis 5. Jahrhunderts vor – teilweise erstmalig ins Deutsche übertragen – um anhand dieses patristischen Florilegiums ein Doppeltes aufzuzeigen: zum einen die Argumentationsfiguren christlicher Apologetik, zum anderen den ›Ort‹ der vernünftigen Glaubensbegründung ... hat der Autor seine Quellen im wahrsten Sinne des Wortes offengelegt und es wird den damaligen Kritikern schwer fallen, der Textsammlung ihre Aufmerksamkeit zu versagen, denn sie wird ein Standardwerk im akademischen Unterricht sein. Jedem Nachwuchstheologen, der nicht mit der Prämisse an sein Studium herangeht, er betreibe sowieso nur Theologiegeschichte, wird das Buch zu denken geben. Der 1957 geborene und Trierer Ordinarius der katholischen Fakultät Michael Fiedrowicz hat mit dieser Arbeit wahre Schätze gehoben, Schätze der Tradition ... Selten hat man die Lehre von der Unveränderlichkeit der katholischen Doktrin besser ausgebreitet gefunden wie hier. Ein systematischer Teil und präziser Kommentar durchdringen den patristischen Stoff meisterhaft. Dieses Buch gehört in jede Theologenbibliothek.« Kirchliche Umschau
»Fiedrowicz ist aufgrund seiner gründlichen Kenntnis der antiken Quellen und seiner hohen philologischen Kompetenz das Kunststück gelungen, ein Lesebuch für Fachleute wie Laien gleichermaßen vorzulegen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung
»... eine sehr reichhaltige und lehrreiche Sammlung von Textstücken in Übersetzung von mehr als 70 antiken Schriftstellern... ein vorzügliches und brauchbares Arbeitsinstrument.« Ianus
»... ein äußerst nützliches Kompendium für Theologen, Klassische Philologen, Philosophen, Historiker und Religionswissenschaftler.« Theologische Literaturzeitung
»Die Benutzerfreundlichkeit wird erhöht durch die gute Lesbarkeit der Quellentexte, sodass man das Buch nicht nur Theologen oder ›Fachleuten‹ für antike Geschichte, sondern auch einem weiteren Kreis interessierter Leser nachdrücklich empfehlen kann.« Theologische Beiträge
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Erster Teil: Historischer Überblick
A) Ansätze und Modelle in der Schrift, im Judentum und in nachapostolischer Zeit
I. Ansätze im Neuen Testament
II. Jüdische Modelle
III. Das ›Kerygma Petri‹
IV. Die Martyrerakten
B) Das Entstehen der ersten Apologien (2. Jh.)
I. Historischer Kontext
II. Die ersten Apologien
C) Die Entfaltung der apologetischen Literatur. (Wende vom 2. zum 3. Jh.)
I. Die Anfänge literarischer Polemik
II. Celsus: die erste systematische Kritik
III. Neue Formen der christlichen Apologie
D) Die Auseinandersetzung mit dem Neoplatonismus und Synkretismus
I. Anti-christliche Propaganda
II. Porphyrius
III. Christliche Reaktionen
IV. Neue Angriffe
E) Die Apologie in der diokletianisch-konstantinischen Epoche
I. Laktanz
II. Eusebius von Cäsarea
III. Ps.-Justin (Marcell von Ancyra?)
IV. Athanasius
V. Firmicus Maternus
F) Die pagane Restauration unter Kaiser Julian Apostata (361 – 363)
I. Julians Abwendung vom Christentum
II. Christliche Reaktionen
III. Weitere Auseinandersetzungen mit dem Hellenismus: Theodoret von Cyrus
G) Die Auseinandersetzung mit der römischen Senatsaristokratie (Ende 4. Jh.)
I. Aristokratischer Konservativismus in Rom
II. Christliche Entgegnungen
III. Die Kontroverse um den Victoria-Altar
IV. Die Gewinnung der ›letzten Heiden‹
H) Geschichtstheologische Apologetik gegenüber neuen Angriffen nach dem Fall Roms (410)
I. Augustinus
II. Orosius
Zweiter Teil: Systematische Darstellung
A) Formen und Methoden der Auseinandersetzung
I. Grundorientierung der Apologeten
II. Formen christlicher Selbstdarstellung
III. Das Bemühen um Argumente
IV. Die moralischen Voraussetzungen der Wahrheitserkenntnis
B) Christliche Lebenspraxis als apologetisches Argument
I. Die Moralität der Christen
II. Die Religiosität der Christen
III. Die Loyalität der Christen
IV. Das Christentum als Förderer des Staates
V. Die christliche Reichstheologie und Romideologie
C) Geschichte als apologetisches Argument
I. Der Vorwurf des Traditionsbruchs
II. ›Warum so spät?‹
III. Der Altersbeweis
IV. Die Plagiatsthese
V. Die Schwächen des Altersbeweises und der Plagiatstheorie
VI. Die Verteidigung der Neuheit des Christentums
VII. Die Ausbreitung des Christentums als Wahrheitsargument
VIII. Das Christentum als wiedergefundene Urphilosophie
D) Vernunftgemäßer Glaube als apologetisches Argument
I. Die Option für den Logos gegen den Mythos
II. Der Disput mit der Philosophie
III. Die Kontroverse um die Bibel
IV. Das Christentum als die ›wahre Philosophie‹
E) Der universale Wahrheitsanspruch des Christentums
I. Konfrontation mit dem religiös-philosophischen Pluralismus und Synkretismus
II. Der christliche Absolutheitsanspruch
Kommentar
Quellen- und Literaturverzeichnis
Register
Stellen
Namen
Sachen und Begriffe
Leseprobe:
Justin, 2 apologia 10,1 – 3; 13,2 – 6
»10 (1) Offenbar ist also unsere Lehre jeder menschlichen Lehre überlegen, weil die Fülle des Logos in Christus, der unseretwegen erschien, Leib, Vernunft und Seele geworden ist. (2) Denn, was auch immer die früheren Philosophen und Gesetzgeber Treffendes ausgesprochen und entdeckt haben, das ist von ihnen durch Forschung und Untersuchung geleistet worden, die nur von einem Teil des Logos geleitet waren. (3) Da sie jedoch nicht das Ganze des Logos, der Christus ist, erkannten, sprachen sie oft auch Widersprüchliches aus.
13 (2) Dass ich mich als Christ erweise, darum, so bekenne ich, bete und ringe ich aus aller meiner Macht, nicht weil die Lehren Platons denjenigen Christi völlig fremd sind, wohl aber deshalb, weil sie ihnen nicht in allem gleich kommen; ebenso wenig die der anderen: der Stoiker, der Dichter und Geschichtsschreiber. (3) Denn jeder von ihnen hat kraft seines Anteils an dem Samenkörner (der Wahrheit) austeilenden göttlichen Logos erkannt, was ihm verwandt ist, und insoweit treffende Aussagen gemacht; doch haben sie in den wichtigeren Fragen einander widersprochen und damit erwiesen, dass sie kein unfehlbares Wissen und keine unwiderlegliche Erkenntnis besitzen. (4) Was sich hingegen bei allen an zutreffenden Aussagen findet, das kommt uns Christen zu; denn wir verehren und lieben mit Gott den von ihm, dem ungewordenen und unaussprechlichen Gott, ausgegangenen Logos. Ist er doch um unseretwillen Mensch geworden, um auch an unseren Leiden teil zu haben. (5) All die Schriftsteller konnten kraft der ihnen innewohnenden Aussaat des Logos nur schattenhaft das Seiende schauen. (6) Denn es ist ein Unterschied zwischen dem Samen, der Nachbildung einer Sache, wie sie entsprechend der Aufnahmefähigkeit verliehen wird, und der Sache selbst, um derentwillen Teilnahme und Nachbildung überhaupt zustande kommen.«
(aus: Das Christentum als die ›wahre Philosophie‹)
|
|
|