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Chinesisches Denken der Gegenwart Schlüsseltexte zu Politik und Gegenwart
Chinesisches Denken der Gegenwart
Schlüsseltexte zu Politik und Gegenwart




Daniel Leese, Shi Ming (Hrsg.)

Verlag C. H. Beck oHG
EAN: 9783406800436 (ISBN: 3-406-80043-2)
640 Seiten, paperback, 14 x 21cm, Mai, 2023

EUR 29,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Daniel Leese und Shi Ming haben Schlüsseltexte von führenden chinesischen Intellektuellen der Gegenwart ausgewählt, erstmals in Deutsche übersetzt und für eine hiesige Leserschaft kommentiert. Das Spektrum reicht von regimekritischen bis hin zu staats- und parteinahen Beiträgen, der Zeitraum ihrer Publikation erstreckt sich von der Weltfinanzkrise bis zur unmittelbaren Gegenwart. Eine unabdingbare Orientierungshilfe für all jene, die verstehen wollen, was in China gedacht und worüber dort gestritten wird.

Daniel Leese ist Professor für Sinologie an der Universität Freiburg. Bei C.H.Beck sind von ihm die Bücher „Die chinesische Kulturrevolution. 1966-1976“(2016) und „Maos langer Schatten. Chinas Umgang mit der Vergangenheit“(2020) erschienen. Letzteres war für den Deutschen Sachbuchpreis 2021 nominiert.

Shi Ming arbeitete als Sprecher, Übersetzer und Journalist bei Radio Beijing und wechselte später in die chinesische Wirtschaft. Als Folge der blutigen Niederschlagung der Proteste in Peking im Jahr 1989 lebt und arbeitet er seitdem als freier Journalist und Publizist für deutschsprachige Medien.
Rezension
Seit Zhào Tīngyángs Buch „Alles unter dem Himmel“(2020) wird auch in der deutschen Öffentlichkeit intensiv über chinesische Philosophie diskutiert. Es entsteht dabei der Eindruck, dass chinesische Philosophie nur im Dienste der chinesischen Regierung zur Legitimation ihrer Politik diene. Damit wird man aber der Vielfalt der intellektuellen Stimmen in China, auch solcher der Kritik am chinesischen Staat und seiner Regierung, in keinster Weise gerecht.
Umso verdienstvoller ist es zu bewerten, dass bei C.H. Beck ein Band mit dem Titel „Chinesisches Denken der Gegenwart. Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft“ erschienen ist. Herausgeben wird dieser von Daniel Leese, Professor für Sinologie an der Universität Freiburg, und von Shi Ming, freier Journalist und Publizist, welcher China wegen des Tian’anmen-Massakers 1989 verlassen hat. Erstmals werden zentrale Texte chinesischer politischer, juristischer und philosophischer Diskurse in deutscher Sprache zugänglich gemacht, welche in chinesischen Zeitschriften im Zeitraum von 2005 bis 2020 publiziert wurden. Die Textsammlung enthält primär Beiträge von Professor:innen unterschiedlicher Fachdisziplinen zum Verhältnis von Staat, Politik und Gesellschaft.
Zu Worte kommen in dem Buch Vertreter:innen der Regierung und auch Regimekritiker:innen, die zum Teil von der Regierung aus ihrem Professorenamt an den chinesischen Hochschulen entlassen wurden. Dadurch wird multiperspektivisch das Selbstverständnis der chinesischen Nation, chinesisches Staatsdenken, die Legitimität der Staatsführung, Debatten über ländliche Modernisierung, das chinesische Social-Credit-Sytem und die Kritik an der chinesischen Regierung beleuchtet. Dabei wird auch die unterschiedliche Konfuzius-Rezeption in der gegenwärtigen chinesischen Philosophie deutlich. Ein Beitrag von Zhào Tīngyán ist in dem Buch nicht vorhanden. Auszüge aus den Texten des vorliegenden Bandes lassen sich produktiv m.E. im Ethik-, Philosophie-, Politik- und Chinesischunterricht produktiv verwenden. Lehrkräfte der Fächer Chinesisch, Philosophie, Ethik und Politik motiviert das vorliegende Buch, sich mit dem chinesischen Denken im Unterricht problemorientiert auseinanderzusetzen.
Fazit: Der Band „Chinesisches Denken der Gegenwart“ leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung über die Vielfalt intellektueller Positionen im gegenwärtigen China.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Leese, Daniel / Shi, Ming
Chinesisches Denken der Gegenwart
Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft.
Mit dem hier vorgelegten Band wird Neuland betreten. Die China-Experten Daniel Leese und Ming Shi haben dazu prägnante Texte aus der Feder führender chinesischer Intellektueller der Gegenwart ausgewählt, erstmals ins Deutsche übersetzt und für eine hiesige Leserschaft kommentiert.
Das Spektrum reicht von regimekritischen bis hin zu staats- und parteinahen Beiträgen, der Zeitraum ihrer Publikation erstreckt sich von der Weltfinanzkrise bis zur unmittelbaren Gegenwart. Maßgebliches Auswahlkriterium war, dass der jeweilige Text einen substanziellen Beitrag zum Verständnis zentraler Probleme der chinesischen Politik und Gesellschaft bietet. Um in Zukunft sinnvoll über die Entwicklungen in der Volksrepublik China debattieren zu können, muss sich die deutsche Öffentlichkeit darüber im Klaren sein, worüber in China selbst diskutiert wird, was die Kernargumente zentraler Diskurse sind und wie diese vor einem breiteren Panorama der chinesischen Geschichte und Politik eingeordnet werden können.
Inhaltsverzeichnis
EINLEITUNG:
Politik und Gesellschaft Chinas im Spiegel
aktueller Kontroversen
Daniel Leese 11
TEIL I:
CHINESISCHES SELBSTVERSTÄNDNIS
1. Wann debattierte China darüber, was China ist?
(2017)
Ge Zhaoguang 50
2. Staatsvolk, Nationalitäten und ethnische Grup-
pen: Wie die Nationalitäten Chinas zu einem
Staatsvolk werden könnten (2017)
Xu Jilin 75
3. Die zweite Generation der Nationalitätenpolitik:
Das Verschmelzen und Aufblühen der Nationali-
täten als organische Einheit vorantreiben (2011)
Hu Angang und Hu Lianhe 103
4. Nationale Sicherheit und die Verfassung (2020)
Chen Duanhong 128
5. Was ist wahrer Patriotismus? (2009)
Zhang Qianfan 143
TEIL II:
STAATSDEN KEN UN D H ERRSCHAFTSLEGITIMATION
6. «Das Verbinden der drei Traditionen» in der neuen
Ära: Die Verschmelzung von drei Traditionen
und das Wiedererstarken der chinesischen Zivi-
lisation (2007)
Gan Yang 175
7. Links und Rechts überwinden, die drei Traditio-
nen verbinden und den Parteistaat erneuern: Eine
konfuzianische Interpretation des chinesischen
Traums (2015)
Chen Ming 191
8. Das Wiederaufleben des Konfuzianismus und die
moderne Politik (2012)
Liu Qing 221
9. Repräsentationsbruch und Post-Parteien-Politik
(2014)
Wang Hui 245
10. Philosophie und Geschichte: Eine Interpretation
der «Ära Xi Jinping» auf Basis des Berichts auf
dem 19. Parteitag der Kommunistischen Partei
Chinas (2018)
Jiang Shigong 272
11. Die Geschichte der Debatte «Über die Frage von
Humanismus und Entfremdung» (2008)
Cui Weiping 329
TEIL III:
BAUERN FRAGE UND LÄNDLICHE MODERNISIERUNG
12. Eine Dekonstruktion der Modernisierung (2005)
Wen Tiejun 354
13. Sechs Debatten über bäuerliche Bodenrechte
(2007)
Qin Hui 375
14. Wer ist ein Bauer? (2016)
He Xuefeng 407
15. Das Problem der Bauern-Arbeiter ist ein dörf-
licher Kummer, aber auch ein nationaler
Kummer (2018)
Guo Yuhua 419
TEIL IV:
ZUKUN FTSPERSPEKTIVEN
16. Die Agenda systemischer Reformen vorantreiben
(2010)
Hu Shuli et al. 442
17. Kapitalismus, Sozialismus und Frauen: Warum
China erneut eine marxistisch-feministische
Kritik etablieren muss (2012)
Song Shaopeng 468
18. Die Regierungsform des königlichen Weges
ist der demokratischen Regierungsform über-
legen (2015)
Jiang Qing 497
19. Algorithmische Verwaltung: Das Governance-
Paradigma des Sozialkreditsystems und seine
Verrechtlichung (2020)
Yu Qingsong 528
20. Stärken und Schwächen des chinesischen Systems:
Über die zwei Seiten der Leistungsfähigkeit zen-
tralisierter Machtstrukturen (2020)
Fang Ning 556
21. Das wütende Volk lässt sich nicht länger ein-
schüchtern (2020)
Xu Zhangrun 567
SCH LUSSESSAY:
Gelehrte, Getriebene, Gestalter –
Die unterschiedlichen Rollen chinesischer
Intellektueller
Shi Ming 590
ANHANG
Originaltexte 613
Kurzbiographien 615
Danksagung 618
Auswahlbibliographie 620
Register 624