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Interkulturelle Philosophie
Interkulturelle Philosophie




Franz Martin Wimmer, Franz Martin Wimmer

UTB
EAN: 9783825224707 (ISBN: 3-8252-2470-8)
263 Seiten, kartoniert, 15 x 22cm, Januar, 2004

EUR 20,90
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Diese Einführung präsentiert Ansätze der komparativen und interkulturellen Philosophie, wie sie in den letzten Jahrzehnten verstärkt entwickelt worden ist. An hermeneutischen und ethischen Fragestellungen wie derjenigen nach der Universalität von Menschenrechten wird gezeigt, dass die Situation der Globalisierung angesichts kulturell unterschiedlicher Traditionen von Philosophie eine Neuinterpretation der Philosophiegeschichte erfordert und eine inhaltliche Orientierung möglich und nötig ist.
Rezension
Angesichts der Globalisierung der Welt wird der Eurozentrismus in der Philosophie zurecht in Frage gestellt. Franz Martin Wimmer, Professor für Philosophie an der Universität Wien, plädiert daher für eine „interkulturelle Philosophie“ bzw. „Philosophie in interkultureller Orientierung“(S. 7). Inkulturalität wird von dem Wissenschaftler von Multi- und Transkulturalität abgegrenzt. Ein multikultureller Ansatz unterlässt es, das „Verhältnis zwischen den Vielen“ zu beleuchten, ein transkulturelles Vorgehen beschränkt sich auf Universalien (S. 18f.). Interkulturelle Philosophie dagegen geht es um den Dialog oder wie es Wimmer bezeichnet um den „Polylog“ zwischen den einzelnen kulturabhängigen Philosophien (S. 66-73). Als „positive Regel“ des Polylogs formuliert Wimmer:„Suche wo immer möglich nach transkulturellen Überlappungen von philosophischen Begriffen, da es wahrscheinlich ist, dass gut begründete Thesen in mehr als nur einer kulturellen Tradition entwickelt worden sind.“(S. 67) Der Wiener Philosophieprofessor versucht mit seinem interkulturellen Konzept von Philosophie, das „Dilemma der Kulturalität jeder Philosophie“(S. 9) zu überwinden.
Daher kritisiert Wimmer auch in seinem verständlich geschriebenen Buch die Eingrenzung der Philosophie auf den okzidentalen Raum. Zunächst erinnert er an Karl Jaspers These von einer „Achsenzeit der Weltgeschichte“. Der Existenzphilosoph bezeichnete damit die Zeit zwischen 800 und 200 v. Chr., in der sich Philosophie nicht nur bei den griechischen Vorsokratikern, sondern auch im asiatischen Kulturkreis im Buddhismus, Konfuzianismus, bei den Upanischaden und den jüdischen Propheten heraubildete. In einem eigenen Kapitel geht Wimmer in seinem Buch auch auf die „Ursprünge der Philosophie in China, Indien und im Islam“(S. 183-215) ein. Jaspers Ansatz, so Wimmer, vernachlässigt philosophische „Anregungen“ aus dem afrikanischen und zentralamerikanischen Raum (S. 42). Deshalb tritt der Wiener Philosophieprofessor auch für eine interkulturelle Neuinterpretation der Philosophiegeschichte ein. Dazu erfahren bei ihm die Begriffe „Hermeneutik und Interdisziplinarität“ eine interkulturelle Ausrichtung.
Dass die Auseinandersetzung mit der interkulturellen Philosophie nicht auf einen internen philosophischen Diskurs beschränkt ist, unterstreicht Wimmer in einem Kapitel zu der Frage, ob den Menschenrechten eine universale Geltung zukommt (S. 163-182). Dabei geht er auch auf die im Zusammenhang mit der Scharia diskutierte Frage der Religionsfreiheit ein. Dieses Thema ist nicht nur für den Ethik-, sondern ebenso für den Geschichts- und Politikunterricht von aktueller Bedeutung. Besondere Erwähnung verdient auch das Glossar des Buches, in dem zentrale Begriffe aus Philosophien unterschiedlicher Kulturkreise kurz aber prägnant bestimmt werden.
Der Wiener Philosophieprofessor gibt in seinem bei „UTB“ erschienenen Buch „Interkulturelle Philosophie“ eine hervorragende Einführung in ein Forschungsfeld der Philosophie, dessen Bedeutung in nächsten Jahren noch zunehmen wird. Wimmers Buch erinnert zudem Philosophie- und EthiklehrInnen daran, dass im schulischen Unterricht interkulturelle Aspekte von Philosophie nicht zu marginalisieren sind.

Dr. Marcel Remme, für lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Diese Einführung präsentiert Ansätze der komparativen und interkulturellen Philosophie, wie sie in den letzten Jahrzehnten verstärkt entwickelt worden ist. Auch neuere Ansätze, in denen schwarzafrikanische, lateinamerikanische und andere Traditionen verstärkt eingearbeitet sind, werden vorgestellt. Die Globalisierung dieses Diskurses, der längst nicht mehr nur von euro-amerikanischen Paradigmen bestimmt ist, wird herausgearbeitet. Darüber hinaus erläutert der Band zentrale Themen der philosophischen Diskussion, wie hermeneutische, logische und ethische Fragestellungen sowie die politische Auseinandersetzung zur Universalität von Menschenrechten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 7
Das Thema: Philosophie 8
Die Situation: Globalisierung 13
Der Anlass: Zentrismen 15
Das Ziel: Philosophieren mit und zwischen Differenzen 17
Die Fragen: Kulturen, Geschichten, Normen 21
Der Text 23

1 Begriffe: Philosophie - Kultur - interkulturelle Philosophie 25
1.1 Philosophie und Philosophien 25
1.2 Kultur und Kulturen 43
1.3 Begriff interkultureller Philosophie 50

2 Ansätze interkultureller Philosophie 53
2.1 Zentrismuskritik 53
2.2 "Entkolonialisierung philosophischer Begriffe" 63
2.3 Polylog als Idee 66

3 Philosophie als historischer Gegenstand in interkultureller Perspektive 75
3.1 Thesen zur Philosophiehistorie 89
3.2 Gattungen der Philosophiehistorie 117

4 Hermeneutik und Interdisziplinarität 135
4.1 Nichtverstehen - Missverstehen - Verständigung 136
4.2 Wissenschaften vom kulturell oder religiös Fremden 153

5 Universalität von Normen: Menschenrechte als Thema interkultureller Philosophie 163
5.1 Inkonsistenzen der Praxis 165
5.2 Inkonsistenzen der Theorie 167
5.3 Regionaler Ursprung versus universale Geltung 168
5.4 Beispiel: Religionsfreiheit

6 Ursprünge der Philosophie in China, Indien und im Islam 183
6.1 China 184
6.2 Indien 200
6.3 Islamisch-arabische Philosophie 215


Literaturverzeichnis 233
Glossar 257