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Billard um halb zehn
Roman
Sonderausgabe 2017
Heinrich Böll
Deutscher Taschenbuch Verlag
EAN: 9783423146074 (ISBN: 3-423-14607-9)
336 Seiten, hardcover, 12 x 19cm, Oktober, 2017
EUR 12,00 alle Angaben ohne Gewähr
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Umschlagtext
Eine deutsche Familie
Drei Generationen einer rheinischen Architektenfamilie werden sich an diesem 6. September 1958 versammeln, um den achtzigsten Geburtstag ihres Oberhauptes zu feiern. Heinrich Fähmel hatte 1907 den Auftrag erhalten, die Abtei St. Anton zu erbauen. Sein Sohn Robert - er spielt täglich von halb zehn bis elf im Hotel Prinz Heinrich Billard - hat als Sprengmeister der Wehrmacht diese Abtei in den letzten Kriegstagen zerstört. Der Enkel Joseph wird am Wiederaufbau beteiligt. In den Gesprächen Roberts mit dem Hotelboy, in Rückblenden und Erinnerungen seines Vaters verknüpfen sich Vergangenheit und Gegenwart, werden die Situationen der einzelnen Zeitabschnitte deutlich.
Der Grundkonflikt, den Böll dabei mit der Symbolik vom »Lamm« und vom »Büffel« thematisiert, ist der Konflikt zwischen den selbständig denkenden und handelnden einzelnen und der opportunistischen Mehrheit.
Heinrich Böll, geboren am 21. Dezember 1917 in Köln, nahm nach dem Abitur eine Lehre im Buchhandel auf, die er bald abbrach. Nach einem gerade begonnenen Studium der Germanistik und klassischen Philosophie wurde Böll 1939 zur Wehrmacht eingezogen.1945 kehrte er aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft nach Köln zurück, wo er sein Studium wieder aufnahm und in der Schreinerei seines Bruders arbeitete. Ab 1947 publizierte er in Zeitschriften und wurde 1951 für die Satire ›Die schwarzen Schafe‹ mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet. Fortan war er als freier Schriftsteller tätig und veröffentlichte Romane, Erzählungen, Hör- und Fernsehspiele sowie Theaterstücke. Außerdem übersetzte er, gemeinsam mit seiner Frau Annemarie, englische und amerikanische Literatur (u. a. George Bernard Shaw und Jerome D. Salinger).
Als Publizist und Autor führte Heinrich Böll Klage gegen die Grauen des Krieges und seine Folgen, polemisierte gegen die Restauration der Nachkriegszeit und wandte sich gegen den Klerikalismus der katholischen Kirche, aus der er 1976 austrat. In den sechziger und siebziger Jahren unterstützte er die Außerparlamentarische Opposition. 1983 protestierte er gegen die atomare Nachrüstung. Insbesondere engagierte sich Böll für verfolgte Schriftsteller im Ostblock. Der 1974 aus der UdSSR ausgewiesene Alexander Solschenizyn war zunächst Bölls Gast. Ab 1976 gab er, gemeinsam mit Günter Grass und Carola Stern, die Zeitschrift ›L’76. Demokratie und Sozialismus‹ heraus. Der Verband deutscher Schriftsteller wurde 1969 von ihm mitbegründet, und er war Präsident des Internationalen PEN-Clubs (1971 bis 1974).
Böll erhielt zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Georg-Büchner-Preis (1967), den Nobelpreis für Literatur (1972) und die Carl-von-Ossietzky-Medaille (1974).
Heinrich Böll starb am 16. Juli 1985 in Langenbroich/Eifel. Sein gesamtes Werk liegt im Taschenbuch bei dtv vor.
Rezension
Zum 100. Geb. von Heinrich Böll erschienen im dtv-Verlag seine wichtigsten Werke in begrenzten Sonderausgaben, darunter auch dieses: Der 1959 erschienene Roman "Billard um halb zehn" erzählt die Geschichte einer rheinischen Architektenfamilie, die gleichzeitig das deutsche Schicksal der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts symbolisiert: Verantwortungsbewußte und Opportunisten finden sich auch in diesen drei Generationen. Im Nachkriegsdeutschland wurde die Erinnerung so weit wie möglich vernichtet, - nicht nur in der Architektur: Ein Sittengemälde der Deutschen in eine Kamiliensaga gekleidet. - 2017 wäre Heinrich Böll 100 Jahre alt geworden. Der deutsche Schriftsteller Heinrich Böll (1917-1985), Georg-Büchner-Preis 1967, Nobelpreis für Literatur 1972, ist einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur. Er wurde als Sohn eines katholischen Schreiners und Bildhauers in Köln geboren. Die 1937 begonnene Buchhändlerlehre brach er nach kurzer Zeit ab, es folgten erste schriftstellerische Versuche. 1939 wurde er zur Wehrmacht einberufen und erst 1946 konnte er sein zuvor begonnenes Studium der Germanistik in Köln wieder aufnehmen. Geprägt durch Krieg und Nazi-Zeit verkörperte er den Typus des gesellschaftlich engagierten kritischen Intellektuellen, dessen Werke auch im schulischen Deutschunterricht regelmäßig gelesen wurden. Spätestens seit Anfang der 60er Jahre war Böll der meistgelesene und meistübersetzte deutsche Nachkriegsautor. Zugleich geriet die Person, "der gute Mensch von Köln" und "der Anwalt der kleinen Leute", der Humanist Böll, der Zeit- und Gesellschaftskritiker Böll, oft vor das Werk des Literaten Böll, das selbst immer eng mit der Zeitgeschichte verwoben ist.
Jens Walter, lehrerbibliothek.de
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