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Besseres als Gewalt Interkulturelle Studien aus Religion, Kirche und Gesellschaft Herausgegeben von Moritz Fischer
Besseres als Gewalt
Interkulturelle Studien aus Religion, Kirche und Gesellschaft


Herausgegeben von Moritz Fischer

Dieter Becker

Lembeck
EAN: 9783874766166 (ISBN: 3-87476-616-0)
304 Seiten, paperback, 15 x 23cm, 2010

EUR 24,00
alle Angaben ohne Gewähr

Umschlagtext
Angehörige vieler Religionen beobachten eine Zunahme an Gewalt auf Kosten von friedlichem, gewaltfreiem Zusammenleben. Die „Dekade zur Überwindung von Gewalt" des Ökumenischen Rates der Kirchen macht sich seit 2001 zur Aufgabe, dieser Angst und dem tatsächlichen Einsatz von Gewalt entgegenzuwirken. Es zeichnet sich vor dem Ende der Kampagne ab, dass auf die Herausforderungen weltweit diagnostizierter und lokal praktizierter Gewalt weiterhin ungenügend reagiert wird.

Dieter Becker ist einer der wenigen Theologen, welche sich seit längerem mit Nachdruck der Gewaltthematik in religions- und kulturwissenschaftlicher Hinsicht widmen. Die meisten seiner diesbezüglich erarbeiteten Studien werden mit diesem Band gesammelt, aktualisiert und neu herausgegeben: Im ersten Teil werden kultur- und religionswissenschaftliche Fragen hinsichtlich der Großreligionen erörtert. Weitere Beiträge beleuchten die Gewaltthematik durch Fallstudien, in denen eine historische bzw. kirchengeschichtliche Perspektive hinsichtlich des religionspolitisch pluralistisch verfassten Archipels Indonesien eingenommen wird. Abschließend greift Becker intensiv in die aktuelle Debatte um die Ursachenanalyse von Gewalt in kulturanthropologischer, soziopolitischer und theologischer Hinsicht ein.
Rezension
Dieser Band behandelt die Gewaltthematik in religionswissenschaftlicher Hinsicht. Nicht nur der Heidelberger Ägyptologe Jan Assmann hat die Frage nach dem Zusammenhang von Religion und Gewalt populär gemacht: Im Zusammenhang einer Semantik der Gewalt fragt Assmann bekanntlich danach, wieweit die monotheistischen Religionen mit ihren Unterscheidungen zwischen wahr und falsch, sei es durch Selbstabgrenzung wie das Judentum oder durch die Bestimmung eines ungläubigen Außen wie in Christentum und Islam, Gewalt generieren und Intoleranz in die Welt bringen. Auch die vielfältigen Fundamentalismen in den (monotheistischen) Religionen, - nicht nur im Islam, auch in Judentum und Christentum -, lassen heute zwingend nach dem Zusammenhang von Religion und Gewalt fragen. Säkularisierung und Globalisierung bringen Religionen dazu, sich von der Kultur abzulösen, sich als autonom zu begreifen und sich in einem Raum neu zu konstituieren, der nicht mehr territorial festgelegt und damit anscheinend nicht mehr der nationalen Politik unterworfen ist. Seit dem 11. September 2001 ist damit eine religiös motivierte politische Radikalisierung bei schwindender Bereitschaft zur Toleranz feststellbar.

Thomas Bernhard, lehrerbibliothek.de
Verlagsinfo
Angehörige vieler Religionen beobachten heute eine Zunahme an Gewalt auf Kosten von friedlichem, gewaltfreiem Zusammenleben. Die »Dekade zur Überwindung von Gewalt« des Ökumenischen Rates der Kirchen macht sich seit dem Jahr 2001 zur Aufgabe, dieser Angst und dem tatsächlichen Einsatz von Gewalt entgegenzuwirken. Ein Jahr vor dem Ende dieser Kampagne im Jahre 2011 wird nach ihrem Erfolg gefragt. Es zeichnet sich ab, dass auf die Herausforderungen weltweit diagnostizierter und lokal praktizierter Gewalt weiterhin ungenügend reagiert wird. Daneben erleben wir die militante Neuformulierung des Religiösen in einem säkularisierten Raum, die dem Religiösen seine Autonomie und damit die Bedingungen für seine Ausbreitung gegeben hat. Säkularisierung und Globalisierung bringen Religionen dazu, sich von der Kultur abzulösen, sich als autonom zu begreifen und sich in einem Raum neu zu konstituieren, der nicht mehr territorial festgelegt und damit anscheinend nicht mehr der nationalen Politik unterworfen ist. Seit dem 11. September 2001 ist damit eine religiös motivierte politische Radikalisierung bei schwindender Bereitschaft zur Toleranz feststellbar. Zudem verschärft der »Krieg gegen den Terrorismus« Spannungen und schafft neue Konflikte. Damit geht eine Zunahme der vielfältigen Diskurse über Gewalt einher. Diese beziehen sich auf eine angeblich religiös motivierte, ideologische Radikalisierung der Weltgesellschaft.

Dieter Becker, Lehrstuhlinhaber für Interkulturelle Theologie / Religions- und Missionswissenschaften an der Evangelischen Augustana-Hochschule in Neuendettelsau, ist einer der wenigen Theologen, welche sich seit längerem mit Nachdruck der Gewaltthematik in religions- und kulturwissenschaftlicher Hinsicht widmen. Er feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Die meisten seiner diesbezüglich erarbeiteten Studien werden mit diesem Band gesammelt, aktualisiert und neu herausgegeben. Sie sind in drei inhaltlich konsistente Abschnitte gegliedert: (I) Zunächst werden kultur- und religionswissenschaftliche Fragen hinsichtlich der Großreligionen erörtert. (II) Dann folgen Beiträge, welche die Gewaltthematik mehr induktiv behandeln durch Fallstudien im Gebiet des religionspolitisch pluralistisch verfassten Archipels Indonesien. (III) Abschließend greift der Autor intensiv in die aktuelle Debatte ein, welche um die Ursachenanalyse von Gewalt in kulturanthropologischer, soziopolitischer und theologischer Hinsicht entbrannt ist.

Dieter Becker, Professor, Lehrstuhl für Missionstheologie und Religionswissenschaft an der Augustana Hochschule in Neuendettelsau
Inhaltsverzeichnis
Vorwort 7

I Problemfelder

Kultur und Gewalt
Vom Sinn blutiger Spiele in Antike und Gegenwart 13

Hexerei, Magie und Gewalt
Eine sozialanthropologische Perspektive 25

Erleuchtung und Gewalt
Ein Blick auf den Buddhismus 41

Wenn Gottes Wort zur Waffe wird
Muslime, Hindus und Christen als „Fundamentalisten"? 55

Streit und Wettstreit
Das Projekt der Aufklärung im Spiegel des Islam 73

II Konkretionen

Indonesisches Christentum - Indonesischer Islam
Welche Vielfalt kennzeichnet die Religionen? 91

Die Kirchen und der Pancasila-Staat
Indonesische Christen zwischen Konsens und Konflikt 111

Eine Kirche in der Krise
Leitungskonflikte in Nordsumatra im Jahr 1993 131

Streiten ohne Ende?
Die Batak-Kirche zwischen 1988 und 1998 153

Radikalisierung anstelle von Toleranz?
Terror als Reaktion auf die Krise des Islamismus 185

Indonesien - multiethnisch, multireligiös, unregierbar?
Gewalt in Politik und Religion 199

„Sie werfen Satans Bande und ihre Götzen fort"
Traditionelle Versöhnungsriten auf der Insel Nias 207

Interreligiöser Dialog in Indonesien
Ein Potential für den Frieden? 225

III Wegmarkierungen

Der Westen gegen den Rest?
S. P. Huntington in ökumenischer Perspektive 251

Gewalterfahrung und christlicher Sendungsauftrag
Erwägungen im Anschluss an Rene Girard 273

Models of Coexistence of Religious Communities 285


Veröffentlichungsnachweis 295
Ergänzende Literatur 297